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Heike Herder

Die Elemente des Menschen

Biblische Anthropologie





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80331 München

Einleitung

Liebe ist lediglich eine chemische Reaktion des Körpers.“ Auf diese provozierende Aussage meines Physiklehrers folgte stürmische Entrüstung der ganzen Klasse. Diese Reaktion zeigt, dass, obwohl es nicht in das geltende naturalistische Weltbild passt, der Mensch intuitiv weiß, dass er nicht nur als Körper existiert, sondern auch aus einem nicht-materiellen Teil besteht. Die Bibel bezeugt diese Wahrheit ebenfalls. Aber wie genau sieht dieser nicht-materielle Teil aus? Besteht er aus verschiedenen Teilen oder nur aus einem Teil? Kann man verschiedene Funktionen unterscheiden? Was genau bezeugt die Bibel über dieses Thema? Die Beantwortung dieser Fragen bildet das Ziel der vorliegenden Arbeit.

 

Dazu soll zunächst eine Beschreibung von Definition und Arbeitsbereichen der biblischen Anthropologie erfolgen, danach soll ein kurzer geschichtlicher Abriss zur Lehre über die Elemente des Menschen gegeben werden. Sodann sollen die im Alten und Neuen Testament verwendeten Begriffe betrachtet und die gängigen Theorien über die Elemente des Menschen definiert und diskutiert werden. Danach soll nach einer kurzen hermeneutischen Erörterung eine Auswertung der entsprechenden Bibelstellen erfolgen, der Vorgang bei Wiedergeburt und Heiligung betrachtet werden, die Herkunft des nicht-materiellen Teils des Menschen erörtert werden sowie Tod und Auferstehung im Bezug auf die Elemente des Menschen diskutiert werden.

 

Im folgenden Abschnitt sollen Definition, Bedeutung und Arbeitsbereiche der biblischen Anthropologie betrachtet werden.

 

1 Die biblische Lehre vom Menschen

1.1  Definition, Bedeutung und Arbeitsbereiche

 

1.2  Abriss der Geschichte der Anthropologie

 

1.1 Definition, Bedeutung und Arbeitsbereiche der biblischen Anthropologie

1.1.1  Definition

 

1.1.2  Bedeutung

 

1.1.3  Die Arbeitsbereiche der biblischen Anthropologie

1.1.1 Definition

Die Anthropologie allgemein ist „die Wissenschaft, die sich mit dem Menschen beschäftigt“ bzw. „die Lehre von den Eigenschaften und Verhaltensweisen des Menschen, die ihm allgemein zukommen sollte.“ „Der Begriff Anthropologie geht auf den griechischen Philosophen Aristoteles zurück, der darunter offenbar eine Art Naturgeschichte des Menschen verstand.“ (Joanneum Research / TU-Graz: PC-Bibliothek 3.0 Rev.1. Wuppertal: Brockhaus / Langenscheidt, 1993-2001, s.v. „Anthropologie“.) Die biblische Anthropologie ist daher die Wissenschaft, die sich mit den Aussagen der Bibel über den Menschen, seine Eigenschaften und Verhaltensweisen beschäftigt.

1.1.2 Bedeutung

Die (biblische) Anthropologie bildet einen gemeinsamen Gegenstand im Gespräch mit der ungläubigen Welt, auch wenn die Erkenntnisbasis der weltlichen und biblischen Anthropologie nicht die gleiche ist. Jedoch räumt auch der Apostel Paulus dem natürlichen Menschen eine gewisse Erkenntnis seiner selbst ein. So sollen auch die naturwissenschaftliche Anthropologie und Psychologie, die vom Glauben oder Unglauben nicht berührt sind, vom Christen in seine Lehre miteinbezogen werden. Da jedoch die theologische Anthropologie den Menschen als wesenhaft auf Gott bezogen versteht, sollen diese anderen Betrachtungsweisen zwar Raum finden, jedoch kann der Mensch nur in seiner Gottesbeziehung seinem Wesen nach richtig erkannt werden.

 

Darüber hinaus dient die Anthropologie als Basis für die soziale Ethik, denn jede Form der sozialen Ethik setzt voraus, dass dem Menschen Wert zugesprochen wird, der wiederum Ergebnis der (biblischen) Anthropologie ist. Auch politische und soziale Theorien oder Postulate entstammen einem bestimmten Menschenbild, so liefern z.B. die Menschenbilder des Liberalismus, des Totalitarismus oder des Kommunismus Alternativen zum christlichen Menschenbild.

 

Auch die Evangeliumsverkündigung setzt ein Grundverständnis des Menschen voraus. Jedes seelsorgerlich-missionarische Gespräch zielt auf Selbsterkenntnis und verwertet natürlich-psychologische Erkenntnisse vom Menschenwesen. Allerdings wirkt Sünde Selbsterkenntnis verhindernd bzw. verdunkelnd, weil der Mensch sich durch Offenbarung nicht aufdecken lassen will, sondern sich Bilder von sich selbst macht, die entweder naturalistisch entschuldigen oder idealistisch schönfärben. Nur der von der Christuswahrheit getroffene Mensch kann sich selbst gegenüber wahrhaftig werden.

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Anthropologie ein wichtiger Berührungspunkt für die Auseinandersetzung mit der Welt bildet und eine Basis darstellt für Evangelisation und Seelsorge. Daher ist es die Aufgabe der biblischen Anthropologie, aufgrund der Offenbarung in der Bibel sorgfältig ein qualifiziertes, christliches Menschenbild zu erarbeiten.

1.1.3 Die Arbeitsbereiche der biblischen Anthropologie

Die biblische Anthropologie untersucht die Offenbarung der Bibel zum Menschen bezüglich seiner heilsgeschichtlichen Dimension, der persönlich geschichtlichen Dimension sowie seines sozialen Umfelds.

 

Dabei umfasst die heilsgeschichtliche Dimension die Schöpfung des Menschen, seine Eigenart als Geschöpf Gottes, sein elementarer Aufbau, seine Beziehung zur restlichen Schöpfung, die Geschlechtlichkeit des Menschen, die Ebenbildlichkeit Gottes, den Zustand des Menschen vor dem Sündenfall, seine Veränderung durch den Sündenfall und seine Eigenart als gefallenes Geschöpf, das Menschsein Jesu Christi, Prädestination und Freiheit, die Veränderung des Menschen durch die Wiedergeburt (und Geistestaufe), das Leben als erlöstes Geschöpf auf Hoffnung hin, Gericht, Verdammnis sowie die endgültige Erlösung des Menschen durch die zweite Auferstehung.

 

Die persönlich-geschichtliche Dimension des Menschen erörtert die eventuelle Präexistenz des Menschen, Gestaltung des Individuums durch Gott in der Schwangerschaft, Geburt, soziale Entwicklung des Menschen, Leiden, Krankheit, Sterben und Tod.

 

Der Mensch in seinem sozialen Umfeld versucht die Aussagen der Schrift zu erfassen zu den Beziehungen des Individuums zu Staat, Arbeit, Kirche/Gemeinde, Ehe und Familie sowie Freundschaften.