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Michael Haase

Alamannen

Sturm auf Rom


Die "Alamannen" sind ein teils fiktives Werk, welches auf histoischen Fakten, wie die Regierungszeit von Kaiser Gallienus und dem in diese Epoche stattfindenden Alamanneneinfall im Jahre 259 nach Christus beruht. Hierbei geben die Geschichtsbücher wenig Auskünfte über das Ausmaß des Angriffes, noch weniger ist über die Anführer der Germanen bekannt. Das Buch soll aber nicht als Geschichtsbuch gesehen werden, vielmehr möchte der Autor Geschichte lebendig werden lassen und seine Leser in die Welt der Römer und Germanen einführen, ihnen die verschiedenen Charaktere und seltsamen Mythen dieser vergessenen Welt näherbringen.


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80331 München

Alamannen - Sturm auf Rom

 

 

 

 

Michael Haase

 

Alamannen – Sturm auf

Rom

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Ende des Königs

Ängstlich blickte er sich um. Tagelang nun schon auf der Flucht vor seinen Verfolgern und seine Glieder schmerzten fürchterlich. Ganz auf sich allein gestellt, fühlte er sich nicht mehr so mächtig wie in früheren Tagen, dazu kam, dass ihm die Fremde Unbehagen bereitete.

Warum? Warum das alles?

Immer wieder die quälenden Fragen. Wenn er sich bewegte, war er frei, kam er dagegen zur Ruhe, schossen die Zweifel aus den Untiefen seines Bewusstseins empor und erfüllten ihn mit großer Angst.

Meine Brüder, meine Familie. Nie wieder.

Hinter sich hörte er die Häscher und wusste, er war verloren. Vor sich die Schlucht und der rauschende Fluss – diesmal gab gab es kein Entkommen.

„Da ist er, wir haben ihn!“

Freudige Stimmen, Jubellaute und Hundegebell durchdrangen den Wald. Sie waren sich ihres Sieges sicher. Der Wolf bleckte die Zähne. Erneut ging er alle Möglichkeiten durch, doch die Strapazen der letzten Tage und das hohe Alter machten einen weiteren Kampf unmöglich. Starr blickte er seine Verfolger an und erwartete das Ende. Gedanken an frühere Tage kamen ihm in den Sinn. Sein langes, ereignisreiches Leben spulte sich mit nie geahnter Klarheit vor dem inneren Auge ab.

Kindheit, Raufereien, der Vater, die Mutter, seine erste Liebe, Freya! Sie war seine erste und letzte Liebe. Nichts hatte er so geliebt wie sie, nichts war ihm heiliger. Bewundernswert waren ihre Schönheit, ihr langes pechschwarzes Haar, ihre grünlich – schimmernden Augen und ihre vollen, wollüstigen Lippen. So jung sie gestorben war, hatte er sie in seiner Erinnerung behalten und niemals vergessen, niemals mehr eine andere geliebt.

Seine Söhne. So verschieden, wie zwei Menschen nur sein konnten. Er war stolz auf sie, wenn er sie auch nicht geliebt hatte. An die Jagd erinnerte er sich am liebsten. Die fliehende Beute, das Adrenalin in seinem Körper, der Zusammenhalt des Rudels, schließlich das Stellen, das Erlegen...

Das Rudel ist nicht mehr.

Sie hatten es abgeschlachtet, wie sie auch ihn abschlachten würden. Alles, was er aufgebaut hatte, hatten sie binnen weniger Tage zerstört. Nichts würde jemals mehr so sein, wie es einmal war. Ein Pfeil flog an ihm vorbei, hinab in die Schlucht. Er machte einen Satz zur Seite.

Getroffen.

Kraftlos sank er auf die Knie und hielt den Schaft des Pfeiles, der aus seinem Bauch ragte. Voller Schmerz spürte er weitere Treffer und krümmte sich vor Schmerz. Sein Blick wurde glasig, nur die Stimmen der Häscher konnte er noch hören, auch, wenn er sie nicht verstand.

Plötzlich diese Stimme hinter ihm.

„Komm!“, sagte ein Mann, dessen Stimme ebenso liebenswürdig, als auch gebieterisch klang. „Hier rüber, zur Schlucht. Lebend willst du ihnen doch nicht in die Hände fallen, oder?“, fragte er und winkte.

„Ein Satz, ein kleiner Schritt nur.“

Der Mann lachte.

Er erkannte ihn.

„Loki..“, flüsterte er aber der andere schüttelte den Kopf und bedeutete ihm, zu schweigen.

„Ich habe viele Gesichter, doch ich bin hier, um dir zu helfen. Ich zeige dir den Weg nach Walhall, zur großen Tafel.“

Ihm wurde warm ums Herz. Er lächelte.

Unter heftigen Schmerzen gelang es ihm aufzustehen und seinen Stand zu stabilisieren, dann setzte er zum Sprung an, seinem letzten. Der Mann breitete seine Arme aus und einen Moment lang schien es, als würde er ihn auffangen.

Dann löste er sich in Luft auf und der Wolf stürzte. Er warf einen letzten Blick auf die Verfolger, die ihm über den Rand der Schlucht nachblickten, dann genoss er das Gefühl des Fluges und lächelte.

Wer hat gesagt, wir könnten nicht fliegen?

Der Wolf war glücklich und fühlte sich erhaben. Für eine kurze Zeit spürte er keine Zweifel, keine Schmerzen mehr, nur noch Glück und eine unendliche Freiheit.

Dann schlug er auf dem Grund auf und der harte Aufprall raubte ihm den Atem, presste die Luft aus seinen Lungen und verwandelte seinen geschundenen Körper in eine breiige Masse.

Im Reich der Wölfe

Es war ein regnerischer Wintermorgen. Die Sonne hatte man seit Tagen nicht mehr gesehen, wie eine riesige graue Decke lag der wolkenverhangene Himmel über den Hügeln des südlichen Germaniens. Zum dichten Nebel und der allgegenwärtigen Finsternis der dunklen Jahreszeit gesellte sich überdies ein eisiger Wind, der unaufhörlich blies und die Wachen am Haupttor der Donarsburg vor Kälte schlottern ließ.

Missmutig und gelangweilt stand ein alter Krieger mit Namen Wulff auf dem kleinen Wachturm, der sich direkt neben dem Tor befand. Stumm und gelangweilt blickte er auf das vor ihm liegende Tal. Nichts außer Nebel und ein paar Baumspitzen waren zu sehen und die bedrückende Stille wurde nur gelegentlich vom Krähen eines Raben oder dem Jaulen eines hungrigen Wolfes unterbrochen.

Von diesen gelegentlichen Zerstreuungen abgesehen, langweilte Wulff sich furchtbar. Seine Hauptbeschäftigung war es, sich den Hintern zu kratzen und seinen Körper von Läusen zu befreien. Seit vierzehn Tagen und Nächten war der Hauptsitz der Sueben nun schon in die graue Finsternis eingehüllt und - soviel wusste der Alte - es würde noch einige Zeit dauern, bis das Licht die Dunkelheit besiegen und den Menschen wieder Wärme, Kraft und Freude bringen würde.

Sonne, Wärme. Fast glaubte der Alte, sie zu spüren und ihm wurde warm ums Herz. In drei Nächten war das Fest der Wintersonnenwende, das alle Völker nördlich der großen Berge feierten. Wintersonnenwende war für sie die Geburt der Sonne und der Beginn des neuen Jahres. Auf die Wintersonnenwende folgten die zwölf Rauhnächte, in denen Donar mit den Geistern der Verstorbenen über das Land streifte.

Es war die Zeit, in der die Menschen abends Krüge mit Met und Töpfe mit Haferbrei oder Fleisch vor ihre Tür stellten um die launischen Götter und die Geister der Toten zu besänftigen. Niemand war so töricht, in dieser Zeit seinen Wohnsitz zu verlassen, denn selbst die tapfersten Krieger der Sueben fürchteten sich vor dem dichten Nebel, den Dämonen und den furchtbaren Geistern, welche die Dunkelheit beherbergte. Statt auf die Jagd zu gehen, saßen sie in ihren Hütten herum, tranken Met und schauten ihren Frauen bei der Hausarbeit zu.

Sie betrachteten anerkennend die gewebten Stoffe, tauschten die Schäfte ihrer Speere aus, bemalten die Schilde neu und trafen sich an manchen Abenden mit anderen Kriegern ihres Stammes um die Erinnerungen an vergangene Kämpfe und Heldentaten wach zu halten. Bei diesen Zusammenkünften lauschten sie den Gesängen der Barden und erzählten sich Geschichten von Königen und Helden vergangener Tage.

Dies waren die Abende, an denen der Met in Strömen floss und die Sorgen und Nöte aus den Herzen der Krieger vertrieb. Bei diesen Gelegenheiten wurde gescherzt, gespielt und selten endeten solche Zusammenkünfte ohne eine ausgewachsene Rauferei. Für eine kurze Zeit verdrängten die Männer den harten, entbehrungsreichen Winter und füllten ihre Herzen mit dem Glanz alter Erinnerungen und Heldentaten. Wulff lächelte.

Eines wusste Wullf, der mit fünfunddreißig Jahren dem Ende eines erfüllten Lebens entgegenging: Das Jahresrad dreht sich jedes Jahr aufs Neue und ein Jahr gleicht stets dem anderen. Obwohl sich die Menschen jedes Jahr neue Dinge vornehmen und nach neuen Herausforderungen suchen, bleiben der Kreislauf der Sonne und der Ablauf der Ereignisse immer gleich.

Nach der Schneeschmelze im Frühjahr, wenn die warmen Strahlen der Sonne in die mit Reet gedeckten Häuser scheinen, verwandeln sich die gutherzigen, oftmals faulen Männer in unruhige, launische Wesen. Wenn erst die Saat ausgebracht ist, kann nichts und niemand sie in ihren Häusern, bei ihren Frauen und Kindern festhalten.

Ähnlich wie die Tiere, werden sie jedes Jahr aufs Neue von den warmen Sonnenstrahlen geweckt und sehnen sich nach neuen Herausforderungen und Abenteuern. Das ist die schönste Zeit des Jahres, die Zeit, in der es in der Burg nicht mehr so ruhig und beschaulich war wie jetzt. Das Lachen der Kinder, das Hämmern der Schmiede, die lauten Rufe der Männer.

Es gab vieles, das Wulff vermisste. Sehnsüchtig schwelgte er in Erinnerungen an den vergangenen Sommer.

Plötzlich wurde er traurig. Wehmütig dachte er an jenen herrlichen Tag kurz vor Beltane, als König Chrocus und einige seiner Krieger die Burg verlassen hatten, um niemals wiederzukehren. Seitdem hatte niemand etwas von ihm gehört. Roderich, der Sohn des Königs, hatte die Königswürde an sich genommen und seither als starker Herrscher erwiesen.

Kurz vor Beltane musste es gewesen sein, überlegte Wulff und schob sich die Fellmütze etwas tiefer ins Gesicht, weil der Wind gerade heftig blies. Dann überlegte er, wann die Krieger dieses Jahr aufbrechen würden und wohin ihr Weg sie diesmal führen mochte. Die rätische Provinz war völlig ausgeblutet, lange schon gab es dort schon nichts mehr zu holen.

Gallien hatte sich als lohnendes Ziel für die Beutezüge der Sueben erwiesen, allerdings musste man zuerst den großen Strom überqueren und das war keine einfache Sache. Außerdem warteten in der Ferne stärkere Garnisonen auf die Eindringlinge, als in der rätischen Provinz.

Wulff seufzte.

Viele Winter waren vergangen seit seinem letzten Kampf. Voller Gram schweiften seine Gedanken zurück an den Tag, an dem ihm ein römischer Gladius das Kniegelenk verstümmelt hatte. Täglich betete er, Wotan möge ihn endlich zu sich nach Walhall holen, doch seine Gebete blieben vorerst ungehört und jüngere, bessere Männer zogen statt seiner ins Reich der Götter und Helden.

Mittlerweile schmerzten seine Glieder bei jeder Bewegung. Die ergrauten Haare fielen in großen Büscheln aus und der schreckliche Husten, der ihn Tag und Nacht quälte, brachte ihn schier um den Verstand.

Walhall.

Wulff wurde beim Gedanken an die große Festhalle warm ums Herz und er lächelte, als er auf die Umrisse des kleinen Weges blickte, der sich von der Burg hinunter ins Tal schlängelte. Es schien als sei die übrige Welt an diesem Tag überhaupt nicht vorhanden, als habe der listige Loki sie in einen weißen Mantel eingehüllt.

Wulff rieb sich die alten, faltigen Hände und seufzte. Sehnsüchtig wartete er auf die Ablösung und das wärmende Lagerfeuer in seinem kleinen Häuschen. Fröstelnd zog er den alten, abgetragenen Mantel aus zusammengenähten Schafpelzen enger an seinen Körper, der ansonsten nur von einem dünnen Leinenhemd bedeckt war. Plötzlich stutzte er.

Was war das?

Im Nebel glaubte er eine Gestalt zu erkennen, die sich langsam der Burg näherte.

Erst dachte er, es sei ein Baum oder ein Reh, dann aber erkannte er deutlich einen Menschen, der in einen Kapuzenmantel eingehüllt war und sich langsam und schwankend auf ihn zu bewegte.

„Halt!“, rief er, doch der andere reagierte nicht und schleppte sich weiter den Berg herauf. Wulff wiederholte seine Forderung und wurde nervös. Was hatte das zu bedeuten? Wer war bei solch einem Wetter unterwegs, wenn er nichts Böses im Sinn hatte? Nervös betrachtete er den Mann, der sich jetzt schon bis auf zwanzig Fuß angenähert hatte..

Der Mann sah schaurig aus, wie ein Bote aus Hel, der Unterwelt. Die Kapuze hüllte sein Gesicht fast vollständig ein. Wulff bemerkte das Gesicht des Mannes, welches völlig entstellt war. Dies, in Verbindung mit der Tatsache, dass dem Mann ein Arm fehlte führte dazu, dass sich Wulffs Nackenhaar vor Angst sträubten.Was, wenn der fremde Wanderer in Wahrheit ein Bote Lokis war, oder gar der Gott selbst?

Der alte Mann war sehr gläubig und fürchtete nichts so sehr wie den Zorn der Götter.

Was also war zu tun? Wulff trippelte unschlüssig hin und her und schaute von seinem Turm hinunter. Niemand niemand war zu sehen. Vermutlich bummeln die anderen wieder oder sie schlafen, dachte er verdrossen und holte seine Schleuder hervor.

Sorgfältig nahm er Maß und feuerte in Richtung des Mannes. Dann bemerkte er zufrieden wie der Stein kurz vor diesem auf dem Weg einschlug und seinen schwarzen Umhang mit Schnee bespritzte. Erschrocken blieb der Mann stehen und hob zitternd seinen Arm.

„Ortwin!“, hörte Wulff die krächzende, brüchige Stimme.

„Der Krieger Ortwin, ich komme aus Gallien!“ Wulff grübelte, doch er konnte sich an keinen Krieger mit einem solchen Namen erinnern. Langsam griff er nach seinem Glücksamulett, einem Hammer, der an einem dünnen Lederbändchen um seinen Hals hing. Er sendete ein Stoßgebet an Donar, den Gott der Krieger, nahm seinen Speer und quälte sich die morsche Leiter hinunter.

„Warum schicken sie einen alten Mann wie mich überhaupt noch auf den Turm? Meine Augen sind trübe und die Glieder schmerzen bei jeder Bewegung, vor allem jetzt – in der dunklen Jahreszeit!“, fluchte er und fiel fast herunter, weil er plötzlich heftig niesen musste.

Unten in einer kleinen Lehmhütte saßen zwei junge Männer und wärmten sich am Feuer. Sie warfen kleine Steine gegen die Wand, lachten und scherzten und bemerkten den eintretenden Wulff gar nicht.

Er machte sich bemerkbar, indem er einem von ihnen, mit dem Schaft seines Speeres auf den Kopf schlug. „Verfluchte Bastarde, ihr sollt die Burg bewachen und nicht bummeln!“, herrschte er sie zornig an, während er die verglimmende Glut bemerkte, die vor wenigen Stunden ein loderndes Feuer gewesen war.

Gerade wollte der andere etwas zu seiner Entschuldigung bemerken, als auch er einen mächtigen Faustschlag erhielt.

„Ihr habt das Feuer ausgehen lassen“, brummte der Alte und zeigte zur Tür.

„Vor dem Tor steht jemand und wartet auf Einlass. Raus mit euch, macht euch nützlich!“

Die jungen Männer, hasteten zur Tür und waren so perplex, dass sie sogar vergaßen, ihre Mäntel anzulegen. Wulff dagegen kniete sich ans Feuer und legte einige kleine Holzscheite auf, dann blies er bis es wieder brannte und erwärmte seine durchgefrorenen Glieder.

„Verfluchte Bengel, sollen sie sich doch um den Kerl kümmern“, murmelte er und rieb sich die kalten Hände. Derweil hatten die beiden Männer den großen Eichenbalken entfernt, mit dem das Eingangstor verriegelt war. Langsam öffneten sie das Tor und erschraken über das Aussehen des sonderbaren Gastes.

Am meisten beunruhigte die Männer der Teil seines Gesichts, der unter der Kapuze hervorschaute. Der Mann hatte nur ein Auge, seine Gesichtshaut war vernarbt und sah aus, wie nach einer Verbrennung. Dort, wo früher einmal das andere Auge gewesen war, sahen sie nur noch eine leere, blutverkrustete Höhle.

„Wer bist du, Fremder?“, fragte der mutigere der beiden Wächter, unfähig die Angst in seiner Stimme zu unterdrücken, während der andere zitternd den Speer auf ihn richtete.

„Keine Angst, ihr Burschen!“, krächzte der Mann und hob den Kopf um die beiden anzusehen.

„Ich bin der Krieger Ortwin, aus dem Gefolge von König Chrocus und begehre Einlass!“, fügte er nach einer kurzen Unterbrechung hinzu und ließ den Blick wieder zum Boden schweifen.

Die Erwähnung von König Chrocus machte auf die beiden Wachleute großen Eindruck. „Wenn du aus dem Gefolge des Königs kommst, dann sage uns doch, wo er ist!“ Wulff war im Tor erschienen und warf dem Fremden einen misstrauischen Blick zu.

„Bist du bewaffnet?“, herrschte er ihn an. Als Ortwin zur Antwort einen Dolch hervorholte winkte Wulff ihn heran. „Gib den Dolch ab und du kannst eintreten. Natürlich bleibst du erst unter Bewachung, bis König Roderich entschieden hat, was weiter mit dir geschehen soll!“

„Ihr solltet mich lieber sofort zu Roderich führen, denn was ich zu sagen habe duldet keinen Aufschub. Ich bin nicht den langen Weg von Gallien bis hierher gelaufen um von euch Tölpeln wie ein Verbrecher behandelt zu werden!“, fluchte Ortwin und warf den Dolch mit voller Wucht gegen das Tor, wo dieser schließlich dicht neben Wulffs Kopf stecken blieb.

Wulff erschrak und richtete den Speer auf Ortwin, aber dieser verzerrte seinen Mund zu einer grausigen Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen sollte. Besänftigend hab er den verbliebenen Arm. „Ich will euch nichts tun. Habt ihr etwa Angst von einem alten Krüppel?“, fragte er und humpelte an den Männern vorbei ins Innere der Burg. Wulff wollte ihn im Wachgebäude unterbringen, aber Ortwin hatte andere Pläne und quälte sich den Berg hinauf.

„Seht zu, dass das Feuer nicht wieder ausgeht!“, schärfte Wulff den jungen Männern ein und hatte danach einige Mühe, dem Fremden zu folgen.