Haftungsausschluss:
Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.
Sicherheitstipps:
In diesem Buch sind nur Reiter abgebildet, die mit splittersicherem Kopfschutz reiten. Das ist ausdrücklich zur Nachahmung empfohlen.
Achten Sie bitte immer auf entsprechende Sicherheitsausrüstung für sich selbst: Reithelm, Reitstiefel/-schuhe, Reithandschuhe und gegebenenfalls eine Sicherheitsweste beim Reiten.
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Genehmigung durch den Verlag.
eISBN 978-3-8404-6209-2
INHALT
1
Einführung
Wissen ist aktiver Tierschutz
Sachkunde nutzt allen!
2
Pferdeverhalten und Umgang mit Pferden
Die Entwicklungsgeschichte des Pferdes
Pferdeverhalten
Zeitbudget zur Beurteilung von Verhaltensweisen
Haltung und Verhalten
Verhaltensgerechter Umgang mit Pferden
Typisch Pferd
Bewegen von Pferden
Pferde verladen und transportieren
Das passende Gefährt
Vor dem Verladen
Verladen, Transport und Entladen
3
Pferdefütterung
Individuelle Ernährung
Anatomie und Physiologie der Verdauung
Versorgung mit Wasser, Nähr- und Ballaststoffen
Wichtiges Raufutter
Kraftfutter in Maßen!
Wasserversorgung
Futtermittel und Qualitätsbeurteilung
Kraftfutter
Raufutter
Gutes Heu, schlechtes Heu?
Das macht gute Silage aus
Zusatzfuttermittel
Rationsgestaltung
Fütterungstechnik
Gesundheitliche Probleme
Futterlagerung
4
Ställe und Nebenräume, Bewegungsflächen
Aufstallungsarten
Innenboxen
Gruppenhaltung
Stallklima
Stalleinrichtung und Nebenräume
Sattelkammer
Putzplatz und Krankenboxen
Mistlagerung
Reithalle
Auslauf und Weide, Weidehygiene
Auslauf
Weide
Einzäunung
Tore
5
Pferdegesundheit und Hygiene
Anatomie und Physiologie des Pferdes
Gebiss und Hufe
PAT-Werte und Darmgeräusche
Vorbeugung von Krankheiten
Impfungen
Wurmbefall
Zahnkontrolle
Erkennung von Krankheiten und Erste Hilfe
Fell- und Hufpflege
Fellpflege
Hufpflege
Ausrüstung
Lederpflege
6
Rechtliche Grundlagen und Tierschutz
Einschlägige tierschutzrechtliche Vorschriften
Das Tierschutzgesetz
Verstöße gegen das Tierschutzgesetz
Die „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“
Kontakt und Bewegung
Witterungsschutz, Stallklima und Fütterung
Die Art der Aufstallung
Richtmaße
Tierschutz in anderen Regelwerken
7
Betriebsführung und Organisation des Pferdebetriebs
Grundlagen der Betriebsführung und Umgang mit Kunden
Reitbetriebe, deren Inhaber natürliche Personen sind
Handelsgesellschaften
Juristische Personen
Die Kunden
Organisation des Betriebs
Lehr-, Pensions- und Gastpferde
Kostengünstige und zeitsparende Haltungsformen
Rechtsfragen
Sicherheit, Gesundheitsschutz und Arbeitsschutzgesetz
Vertragsformen und Versicherungsfragen
Haftungsfragen
Dienst- und Werkverträge
Krankheits- und Unfallversicherungen
Literatur
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EINFÜHRUNG |
Nur wer die Bedürfnisse seines Pferdes kennt, kann es optimal halten.
Wissen ist aktiver Tierschutz
Wer Tiere hält, übernimmt damit immer auch die Verantwortung für ihr Wohlergehen. Dies ist nicht nur eine moralische Pflicht, sondern sogar gesetzlich geregelt. Der Tierschutz hat heute einen höheren Stellenwert als früher und ist inzwischen sogar Staatsziel. Die im Tierschutzgesetz relevanten Regelungen beruhen auf dem im Paragraf 1 niedergelegten Grundsatz: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Wahrscheinlich jeder Pferdefreund musste allerdings schon erfahren, dass gegen diesen doch so einleuchtenden und eigentlich selbstverständlichen Grundsatz verstoßen wurde. Häufig ist aber nicht etwa böser Wille, Rohheit oder Unvernunft dafür der Grund, sondern schlicht Unkenntnis: Wer nicht weiß, wie er mit einem Pferd umzugehen hat, wer seine Ansprüche an Fütterung und Haltung nicht kennt, vernachlässigt oft seine elementarsten Grundbedürfnisse.
Der Gesetzgeber hat deshalb vor die gewerbsmäßige Pferdehaltung eine kleine Hürde eingebaut. Wer mit der Haltung von Pferden Geld verdienen möchte, muss zumindest Grundkenntnisse über artgerechte Haltung und Umgang mitbringen – er muss beweisen, dass er „sachkundig“ ist.
Sachkunde nutzt allen!
Für diesen „Führerschein“ für gewerbliche Pferdehalter gibt es bislang keinen verbindlichen Fragenkatalog oder bundesweit einheitliche, detaillierte Anforderungen. Allerdings haben alle wichtigen Reitsportvereinigungen Lehrpläne erarbeitet, die als Grundlage für mehrtägige Lehrgänge mit abschließender Prüfung dienen. Die Kurse richten sich aber nicht nur an den Personenkreis der gewerbsmäßigen Pferdehalter, sondern sind auch für alle anderen Pferdefreunde eine gute Gelegenheit, sich Grundkenntnisse rund um sachgerechte Pferdehaltung anzueignen – ein weites Fachgebiet, das im Reitunterricht und in anderen Weiterbildungsangeboten rund ums Pferd oft zu kurz kommt. So startet man mit einem beruhigenden Wissensvorsprung in das Abenteuer „eigenes Pferd“ oder „Pferde in Eigenregie halten“, selbst wenn man die Pferdehaltung nie gewerbsmäßig betreiben wird.
Der Sachkundenachweis Pferdehaltung ist also im Grunde angewandter Tierschutz.]
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PFERDEVERHALTEN |
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und Umgang mit Pferden |
Auch die modernen Warmblüter stammen vom Urpferd Eohippus, einem fuchsgroßen Waldbewohner, ab.
Die Entwicklungsgeschichte des Pferdes
Die Entwicklungsgeschichte des Pferdes nahm vor etwa 70 Millionen Jahren im Eozän ihren Anfang, als ein fuchsgroßer Laubfresser namens Eohippus („Morgenrötepferdchen“) die Urwälder der Vorzeit bevölkerte. Der Waldbewohner sollte sich im Verlauf der nächsten Jahrmillionen über mehrere Zwischenstufen zum Pliohippus entwickeln, einem einhufigen Grasfresser. Während im Pleistozän, vor ein bis zwei Millionen Jahren, die Vorpferde auf dem amerikanischen Kontinent ausstarben, entwickelten sich die Vorfahren der echten Pferde in Eurasien weiter. Manche Zweige starben im Verlauf der Evolution aus, zwei Urformen wurden jedoch zu den Stammvätern der Hauspferde sowie den Vorfahren der Zebras und Esel.
Die Domestikation der Pferde begann vor ungefähr fünf Jahrtausenden in Zentralasien. Forscher meinen, dass sich unsere Hauspferdrassen auf vermutlich vier Grundtypen zurückführen lassen: Nordpony, Tundrenpferd, Urwarmblüter und Uraraber. Gemeinsam sind ihnen allen die Merkmale des Einhufers, des Steppen bewohnenden Grasfressers und Herdentieres, sie differieren jedoch im Körperbau, der Körpergröße, der Futterverwertung, der Wetterhärte und in wichtigen Aspekten des Verhaltens.
Heute unterscheiden wir unter den Equiden das einzige überlebende Urpferd, das Przewalskipferd, die Hauspferdrassen, Halbesel, Wildesel, domestizierte Esel sowie Zebras. In Deutschland leben zurzeit zwischen 500.000 und 700.000 Pferde.
Pferdeverhalten
Viele Eigenschaften des Pferdes veränderten sich unter dem Einfluss des Menschen, da mit dem Beginn der Zucht auf bestimmte Merkmale selektiert wurde. In seinem Verhaltensinventar jedoch ist jedes moderne Hauspferd immer noch ein steppenbewohnendes Fernwanderwild, ein Flucht- und sozial lebendes Herdentier. Daraus lassen sich die Grundbedürfnisse des Pferdes ableiten.
Vom edelsten Lipizzaner bis zum knuffigsten Shetty – in ihren arttypischen Bedürfnissen sind alle Pferde gleich.
Pferde benötigen:
Insbesondere die beiden letztgenannten Aspekte stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem natürlichen Verhalten unserer Pferde.
Pferde zeigen nur bei artgerechter Haltung ein normales Verhalten. Es ist nachvollziehbar, dass es unter manchen Haltungsbedingungen nicht möglich ist, diese Grundbedürfnisse zu erfüllen. Immer noch werden deutschlandweit etwa 80 Prozent aller Pferde dauerhaft in Boxen gehalten, eine Haltungsform, die ihren Bedürfnissen nicht entspricht und die deshalb zu zahlreichen Problemen führt. Da der Pferdehalter seine Pferde artgerecht unterbringen muss, spielen die Ansprüche des Pferdes an seine Haltung eine bedeutende Rolle im Rahmen des Sachkundenachweises.
Herdenhaltung auf der Weide entspricht den arteigenen Bedürfnissen aller Pferde am meisten.
Zeitbudget zur Beurteilung von Verhaltensweisen
Das Verhalten eines Pferdes ist von seiner Aufstallungsform nicht zu trennen. Als Kriterium dafür, wie artgerecht eine Haltungsform ist, kann man fragen: Haben die Pferde die Möglichkeit, alle genetisch angelegten Verhaltensweisen auszuleben? In der Praxis benutzt man dazu beispielsweise das Zeitbudget (time budget) als Maßstab. Die zeitliche Verteilung des Verhaltens von aufgestallten Pferden wird mit dem wild lebender Artgenossen verglichen. Je mehr das Zeitbudget des aufgestallten Pferdes dem eines Wildpferdes entspricht, desto artgerechter ist die Haltungsform.
Wild lebende Pferde verbringen
Bei einer Aufstallung im Laufstall mit ständigem Zugang zu Raufutter sieht das Zeitbudget so aus:
Das Zeitbudget entspricht also dem des frei lebenden Artgenossen weitgehend.
Auch bei Kälte sollte sich jedes Pferd täglich im Freien aufhalten dürfen.
Steht ein Pferd dagegen in einer Einzelbox und bekommt das Raufutter portioniert zugeteilt, sieht sein Tag so aus:
Seine Grundbedürfnisse (Licht, Luft, Bewegung, Artgenossen) werden nicht annähernd befriedigt. Vor allem die Untä-tigkeit hat einen negativen Einfluss auf Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit.
Die dauernde Haltung in der Innenbox hat zur Folge, dass die Gefahr bestimmter Erkrankungen stark ansteigt, vor allem von:
Haltung und Verhalten
Aus den arttypischen Bedürfnissen des Pferdes ergeben sich zwingend bestimmte Ansprüche an seine Haltung.
Klima (Luft, Temperatur, Niederschläge): Ernährung:
Pferde sind Steppentiere mit großer Toleranz gegenüber hohen und niedrigen Temperaturen sowie Temperaturschwankungen. Sie vertragen trockene Standorte besser als feuchte, sind gegenüber Schadgasen und Staub sehr empfindlich und benötigen für ihr Wohlbefinden, ein gesundes Knochenwachstum und geregelt ablaufende Hormonfunktionen natürliches Sonnenlicht.
Bewegung: Hauptgangart des Pferdes ist der langsame Schritt, nur bei der Flucht oder im Spiel zeigt es schnellere Gangarten. In der Ruhe bevorzugt es Stellen, die eine gute Rundumsicht erlauben. Auf beängstigende Umweltreize reagiert das Pferd mit Flucht, wodurch gleichzeitig Spannung abgebaut wird.
Ruhe: