e9783442247660_cover.jpg

Inhaltsverzeichnis

Titel
Widmung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
EPILOG
Copyright

EPILOG

Wenn es noch einen Körperteil gab, der ihm nicht weh tat, wäre es Corran Horn jedenfalls nicht aufgefallen. Am schlimmsten waren die Schultern. Er konnte die Fesseln spüren, die ihm die Arme auf den Rücken banden und ständig Druck ausübten, um seine Ellbogen enger zueinander zu bringen. Man hatte seine Arme von den Fingerspitzen bis zu den Ellbogen mit Metall umgeben — diese Art von Fesseln waren bei CorSec seit langem verboten.

Er lag auf dem Bauch, auf einer harten Pritsche, im Dunkeln. Er war nackt bis auf die Fesseln, und es war ziemlich kühl. Eine geringfügige, kaum merkliche Vibration erschütterte die Pritsche und produzierte ein tiefes Summen, das er manchmal, je nachdem, wie er den Kopf wandte, hören konnte. Er strengte sich an, irgend etwas zu sehen, aber es war vollkommen dunkel.

Corran merkte, daß es ihm schwerfiel, sich zu konzentrieren, und er nahm an, daß man ihn unter Drogen gesetzt hatte. Dieses Gefühl, zusammen mit den Fesseln, seiner Nacktheit und der Dunkelheit, die ihn umgab, führte unweigerlich zu dem Schluß, daß er Gefangener des Imperiums war. Dunkelheit und Drogen sollten ihn daran hindern, sich zu orientierten. Die Nacktheit verunsicherte ihn — oder sollte es zumindest. Er erinnerte sich an ein CorSec-Fortbildungsseminar über Methoden, die Entführer anwandten, um den Widerstand ihrer Opfer zu brechen. Jetzt war er selbst einer solchen Behandlung ausgesetzt.

Die kühle Luft und die Vibration ließen darauf schließen, daß er sich in einem Raumschiff befand, das im Hyperraum unterwegs war. Er wußte, die Imps würden von Coruscant fliehen, und einen Augenblick lang hatte er keine Ahnung wieso. Dann erinnerte er sich, daß die Flotte der Allianz vor dem Planeten erschienen war. Wenn die Imps fliehen, haben wir gewonnen. Er runzelte die Stirn. Aber wenn wir gewonnen haben, wieso bin ich dann gefangen?

Er versuchte, sich an seine letzten bewußten Augenblicke auf Coruscant zu erinnern. Er hatte die Kontrolle über seinen Headhunter verloren, und die manuelle Überbrückung hatte nicht funktioniert. Dann hatte eine Warnlampe am Schaltpult angekündigt, daß der Beschleunigungsausgleich nicht mehr funktionierte. Das Schiff war extrem schnell nach oben geschossen, und dann konnte er sich an nichts mehr erinnern. Ohne Beschleunigungsausgleich habe ich die volle Wirkung des schnellen Aufstiegs abbekommen. Das Blut ist mir aus dem Hirn gewichen, und ich muß bewußtlos geworden sein.

Corran drehte sich nach links, dann zog er die Knie an die Brust. Er schaukelte ein wenig und schaffte es, sich hinzuknien. Sofort begann die Welt, sich zu drehen, was noch schlimmer wurde, weil er in der vollkommenen Dunkelheit, die ihn umgab, den Blick auf nichts fixieren konnte, nichts seine Aufmerksamkeit ablenkte. Er neigte den Kopf, aber er ließ sich nicht wieder fallen. Es war ganz gleich, wie schrecklich er sich fühlte, er hatte es bis auf die Knie geschafft und weigerte sich, in die Bauchlage zurückzufallen.

Lichter blitzten auf und stachen ihm wie Messer in Augen und Hirn. Er hörte eine Luke zischen, dann das entschlossene Klacken von Schuhen auf Metallgitter, aber er unternahm keinen Versuch, in die Richtung der Geräusche zu sehen. Er weigerte sich hinzusehen, denn er wußte irgendwie, wer immer dort hereingekommen war, legte es auf einen großen Auftritt an, und Corran gratulierte sich zu seiner Selbstbeherrschung.

Er wartete, bis das Geräusch der Schritte verklungen war, ehe er langsam den Kopf hob. Er ließ die Augen fast geschlossen; Wimpern und Tränenflüssigkeit schützten seine Augen gegen das Licht. Aus dem rechten Augenwinkel konnte er einen roten Fleck erkennen, also wandte er diesem langsam den Kopf zu und blickte auf. Schon bevor er die verschiedenfarbigen Augen entdeckte, wußte er, wer sie war, und gab sich einen Augenblick der ungerechtfertigten Hoffnung hin, sie sei nur eine Halluzination.

Ihre ersten Worte waren kalt und gleichmütig, nur mit einem winzigen Hauch von Neugier versehen. »Ich hatte Sie mir irgendwie furchterregender vorgestellt.«

»Kleider machen Leute«, sagte er. Jedenfalls glaubte er, es gesagt zu haben. Er hörte, wie Geräusche aus seinem Mund drangen, eine Art rauhen Krächzens, das eher nach Huttisch als nach Basic klang. Hätte er noch Spucke gehabt, um zu gurgeln, hätte man ihn ganz bestimmt für einen Hutten halten können.

»Ah, der berühmte Humor der Horns.«

Corran öffnete die Augen ein bißchen weiter und rutschte auf den Knien herum, um ihr besser ins Gesicht sehen zu können. »Das meiste davon habe ich auf dem Freien Coruscant gelassen.«

Sie hob die Hände und applaudierte leise. »Ich bin erstaunt, daß ein Mann in Ihrer Verfassung noch Witze machen kann.« Sie beugte sich vor und schlug ihn mit der flachen Hand, ehe er die Bewegung auch nur hätte ahnen können. »Ich bin erstaunt, daß ein Mann in Ihrer Situation überhaupt auf eine solche Idee kommt.«

Corran tastete mit der Zunge über seine aufgesprungene Lippe. »Lieutenant Corran Horn, Allianzstreitkräfte, Sonderstaffel.«

Ysanne Isard richtete sich wieder auf, aber er machte sich nicht die Mühe, mit dem Blick ihrer Bewegung zu folgen. »Widerstand. Sehr gut. Ich mag Widerstand.«

»Wenn das stimmen würde, könnten Sie auf Coruscant alles finden, was Sie wollen.«

»Das mag schon sein. Aber das braucht Sie nicht zu interessieren.« Ihr leises Lachen erfüllte die Kabine und ließ sie noch kälter werden. »Ich möchte Sie davon informieren, daß die Rebellenstreitkräfte Imperial City tatsächlich eingenommen haben. Sie haben allerdings — wenn auch noch nicht in vollem Ausmaß — erkennen müssen, daß Imperial City eine verseuchte Welt ist, ein kranker Planet. Imperial City ist ein Schwarzes Loch, aus dem sie nicht mehr entkommen können. Diesmal haben sie mehr abgebissen, als sie schlucken können, und sie werden daran ersticken.«

»Ich bin nicht geneigt, Ihren Informationen zu vertrauen.« Corran legte so viel Verachtung in diesen Satz, wie ihm möglich war, aber ihre Worte hatten ihn verstört. Shiel und Nawara Ven und Portha waren tatsächlich krank geworden und hatten an den letzten Aktionen der Staffel nicht mehr teilnehmen können. Er hätte nicht gedacht, daß jemand tatsächlich wissentlich eine Seuche auf einen Planeten loslassen würde, aber er hätte auch nie angenommen, jemand würde eine Waffe, die ganze Planeten zerstören konnte, auf eine bewohnte Welt richten. Das Imperium hatte das letztere bereits getan, also schien es nur eine logische Weiterentwicklung imperialen Vorgehens, biologische Waffen zu benutzen, um Lebewesen zu töten, dabei aber Gebäude und technische Einrichtungen intakt zu lassen.

»Ob Sie mir glauben oder nicht, ist mir gleich. Was immer Sie denken, hat für mich keine Bedeutung. Sie gehören jetzt mir, und ich werde mit Ihnen machen, was ich will.«

Corran hob trotz der Schmerzen den Kopf. »Was haben Sie mit Tycho Celchu gemacht, damit er mich verriet? Er muß Ihnen die Codes für mein Schiff gegeben haben. So haben Sie mich erwischt.«

Sie sah ihn an und kniff die Augen ein wenig zusammen. »Gut gemacht, Horn, sehr gut. Ich könnte das natürlich abstreiten, aber die letzten Nachrichten aus Imperial City besagen, daß Tycho Celchu vom Geheimdienst der Allianz verhaftet wurde, weil man ihm Verrat und Mord vorwirft. Insbesondere den Mord an Ihnen.«

»Unter diesen Umständen stellt das kaum einen Justizirrtum dar.«

»Wahrscheinlich nicht, aber ich werde eine Möglichkeit finden, es auszunutzen. Wenn sie Celchu verurteilt und hingerichtet haben, werde ich Sie zurückschicken. Sein Tod wird dann an ihrem Gewissen nagen und bei den Bürgern Zweifel an der moralischen Überlegenheit der Rebellion aufkommen lassen.«

»Ich werde ihnen die Wahrheit sagen.«

»Die einzige Wahrheit, die Sie kennen werden, wird die sein, die ich Ihnen gebe.« Sie lächelte grausam. »Wir sind auf dem Weg nach Lusankaya, meiner kleinen Werkstatt für Leute wie Sie. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, wird Ihr Geist mir gehören, und Sie werden nur noch wollen, was ich auch will.«

Corran schüttelte entschlossen den Kopf und hoffte, der Schmerz würde schlimm genug sein, ihn wieder ohnmächtig werden zu lassen. Aber das geschah nicht. »Nie werde ich meine Freunde verraten.«

Sie lachte abermals. »Dieses Lied habe ich schon öfter gehört, und dennoch klingt es immer wieder süß. Sie werden sie verraten, Corran Horn, ebenso wie Tycho Celchu Sie verraten hat. Sie werden das Werkzeug zur Zerstörung der Sonderstaffel sein und einen heftigen Schlag gegen die zerbrechliche Einheit der Allianz führen. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, kleiner Mann, werden Sie das Werkzeug der Rache des Imperators sein, und nichts und niemand wird Sie aufhalten können.«

Der Autor möchte den folgenden Personen für ihre Beiträge zu diesem Buch danken:

 

Janna Silverstein, Tom Dupree und Ricia Mainhardt haben mir diesen Schlamassel überhaupt erst eingebrockt;

Sue Rostoni und Lucy Autrey Wilson haben mir in diesem Universum vieles durchgehen lassen;

Kevin J. Anderson, Timothy Zahn, Kathy Tyers, Bill Smith, Bill Slavicsek, Peter Schweighofer, Michael Kogge und Dave Wolverton haben mir mit ihrem Rat zur Seite gestanden;

Lawrence Holland und Edward Kilham haben die X-Flügler- und TIE-Jäger-Computerspiele entworfen;

Chris Tylor hat mich darauf hingewiesen, welches Schiff Tycho in Star Wars VI: »Die Rückkehr der Jedi-Ritter« flog, und Gail Mihara hat mich vor Kontroversen gewarnt, die ich lieber vermieden habe; meine Eltern, meine Schwester Kerin, mein Bruder Patrick und seine Frau Joy haben mich tatkräftig unterstützt (wie schon zuvor bei so vielen anderen Büchern);

Dennis L. McKiernan, Jennifer Roberson und besonders Elizabeth T. Danforth haben sich Teile dieser Geschichte, während sie geschrieben wurde, geduldig angehört und es mit ermutigendem Lächeln über sich ergehen lassen.

1

Noch bevor die Sensoren seines X-Flüglers das neue Schiff identifiziert und gescannt hatten, wußte Corran Horn, daß etwas nicht in Ordnung war. Dieses Wissen hatte nichts damit zu tun, daß das Schiff unangekündigt im Realraum des Pyria-Systems aufgetaucht war; in dem einen Monat, seit die Rebellenallianz dem Imperium den Planeten Borleias abgerungen hatte, waren mehr Schiffe, als Corran lieb waren, zu einer kurzen Erkundung der Lage ins System gesprungen. Einige kamen in diplomatischer Mission, von Welten, die sich bereits der neuen Republik angeschlossen hatten, und wollten nur die jüngste Eroberung besichtigen. Andere waren von Regenten ausgesandt worden, die der Propaganda beider Seiten nicht trauten und sich selbst Informationen beschaffen wollten, bevor sie beschlossen, ob sie in diesem galaktischen Bürgerkrieg die Seiten wechselten.

Aber es waren auch imperiale Schiffe gekommen, auf Spionagemission, und die meisten anderen waren Allianzschiffe gewesen, die hier tatsächlich etwas zu tun hatten. Alle hatten sie überprüft und die feindlichen unter ihnen vertrieben werden müssen, aber bisher war es zu keinen ernsten Zwischenfällen und Verlusten gekommen. Das wiederum hatte die Piloten selbstzufrieden gemacht, was einem langen Leben nicht zuträglich war, aber selbst Corran fand es schwierig, wachsam zu bleiben, wenn er sich nicht ernsthaft bedroht fühlte.

Die Ankunft des neuen Schiffes drang wie eine Vibroklinge in seinen Seelenfrieden. Die Sensoren meldeten einen umgebauten Frachtkreuzer, der seine Existenz als Rendili Star Drive-Schiff begonnen hatte — allerdings nicht in der Neutronen-Klasse von Großraumfrachtern, sondern bestenfalls mit einem Viertel dieser Größe. Das alles war kein bißchen bemerkenswert oder ungewöhnlich; Dutzende von Schiffen dieser Bauart waren seit der Eroberung des Systems hier vorbeigekommen. Der Name, Rache Derra IV, folgte den Benennungsbräuchen der Neuen Republik, sich auf Ereignisse des Bürgerkrieges zu berufen. Und das Schiff war sogar auf dem Kurs und mit der Geschwindigkeit aufgetaucht, die die Rebellen ihrem Frachtverkehr vorschrieben.

Trotzdem, irgendwas stimmt hier nicht. Als Corran noch beim corellianischen Sicherheitsdienst Schmuggler und andere Kriminelle gejagt hatte, hatte er gelernt, sich in solchen Dingen auf seinen Bauch zu verlassen. Sein Vater Hal und sogar sein Großvater — beide ebenfalls Offiziere bei CorSec — hatten ihn ermutigt, in gefährlichen Situationen auf seine Instinkte zu hören. Aber die Unklarheit dieser Gefühle verunsicherte ihn; es war, als hätte er nichts Greifbares als den schwachen Duft einer Blüte vor sich, der sich jeder Identifikation entzog.

Es reicht, daß ich weiß, daß irgendwas nicht in Ordnung ist. Um was es sich handelt, ist im Augenblick zweitrangig. Corran aktivierte das Komm. »Sonder Neun an Champion Fünf, kümmern Sie sich um den Funkverkehr. Warten Sie hier mit Sechs. Ich gehe mal näher ran.«

»In Ordnung, Neun, aber wir sollen alle Frachtangelegenheiten in diesem Gebiet möglichst schnell erledigen. Und sie sind noch nicht im Funkbereich.«

»Tun Sie mir den Gefallen, Fünf.«

»Zu Befehl, Neun.«

Die Patrouillen waren aufgeteilt worden, sich um vier Zonen rund um Borleias zu kümmern. Zur Zeit war der Sektor, in dem Corran und zwei Y-Flügler-Piloten aus General Salms Verteidiger-Geschwader Dienst taten, der lebhafteste, weil der Mond des Planeten diesen Bereich vor zwei Tagen verlassen hatte.

»Pfeifer, sieh mal nach, ob du unsere Sensoren verstärken und ungewöhnliche Daten von diesem Frachter auffangen kannst.«

Die grünweiße R2-Astromech-Einheit schnatterte gereizt zurück.

»Schon gut, schon gut, es ist sehr wahrscheinlich, daß vieles mit dem Frachter nicht stimmt.« Corran runzelte die Stirn, während er den X-Flügler beschleunigte und auf den Frachter zuflog. »Ich dachte an so etwas wie unerwartete Waffen oder andere Ungereimtheiten.«

Als er näher an das Schiff kam, gab es auch visuelle Daten. Der Frachter war insgesamt 150 Meter lang und hatte die sanften Kurven kleinerer Schiffe oder der größeren Mon-Calamari-Kriegsschiffe. Die Brücke befand sich in einer Ausbuchtung am Bug und fiel gegen den schmaleren Mittschiffsbereich ab. Vor dem Heck wurde der Rumpf wieder breiter, um Platz für den Antrieb zu bieten. Eine Reihe von Antennen befand sich direkt hinter der Brücke, und Vierfachlaser ragten in einem Ring im Mittschiffsbereich aus dem Rumpf.

Pfeifer schickte einen Bericht über das Schiff auf Corrans Hauptmonitor. Er stimmte mit dem Rendili-Entwurf überein: ein Frachter der Zwergen-Klasse. Er konnte etwa fünfzehnhundert Tonnen laden, hatte eine vierhundertköpfige Crew und war mit neun Vierfachlasern und einem Traktorstrahl ausgerüstet, der Ladung in den mittschiffs gelegenen Laderaum ziehen konnte. Die Bewaffnung und die Ladekapazität hatten dieses Modell sehr beliebt bei Händlern gemacht, die bereit waren, in Bereichen der Galaxis zu arbeiten, in denen die Autorität unklar war oder imperiale Präsenz ein Problem darstellen konnte.

»Hier Champion Fünf, Sonder Neun.«

»Ich höre, Fünf.«

»Ich habe die Rache angerufen, und sie hat einen gültigen Code angegeben.«

Das überraschte Corran, weil er das Gefühl nicht los wurde, daß mit dem Schiff etwas nicht stimmte. »Haben sie schon beim ersten Versuch geantwortet?«

Das Komm konnte die Überraschung nicht aus der Stimme des Bomberpiloten herausfiltern. »Nein, beim zweitenmal. Warum?«

»Sag ich Ihnen später. Bleiben Sie, wo Sie sind, aber lassen Sie von Borleias eine Fähre raufschicken. Und Sie und Sechs halten sich bereit; es könnte Probleme geben.«

»Zu Befehl, Neun.«

Pfeifer zirpte fragend.

»Ja, ich glaube, es ist genau wie damals.« Auf Corellia hatten Corran und seine Partnerin Iella Wessiri in einer Reihe von Einbrüchen ermittelt, bei denen Wertgegenstände aus Häusern gestohlen worden waren, aber ohne jegliche Anzeichen gewaltsamen Eindringens. Die Alarmanlagen stammten von unterschiedlichen Firmen und waren auch von unterschiedlichen Unternehmen installiert und überwacht worden. Die Lösung des Falls bestand darin, daß die in den Anlagen verwendeten ROMs alle vom selben Hersteller kamen. Ein Angestellter hatte den Code geknackt, der den Chips eingebrannt war, und wenn ein bestimmtes Paßwort für die Schlösser benutzt wurde, gab das System den korrekten Code bekannt. Beim zweiten Versuch konnte der Dieb also diesen Code eingeben, eindringen und das Haus ausrauben.

Die Y-Flügler der Allianz waren alt, aber immer noch funktionsfähig, und die meisten waren Flickwerk aus alten und neuen Systemen. Es war nicht einfach, an Ersatzteile zu kommen, und was auch immer verfügbar war, wurde schnell eingebaut, um die Schiffe wieder einsatzfähig zu machen. Es war durchaus möglich, daß eine Sensor/Komm-Einheit mit einem Chip ausgerüstet worden war, der Codes abrufen konnte, wenn er sie angeblich überprüfte. Und es war der Geheimdienstchefin des Imperiums, Ysanne Isard, durchaus zuzutrauen, so etwas in die Wege zu leiten, vor allem, wenn sie dadurch verhindern konnte, daß die Rebellenallianz Coruscant, die Hauptwelt des Imperiums, eroberte.

Corran schaltete sein Komm auf die Frequenz, die der Frachter benutzte. »Rache Derra IV, hier spricht Lieutenant Corran Horn von der Sonderstaffel. Schalten Sie die Triebwerke ab. Ich werde an Bord kommen.«

Der Frachter verlangsamte nicht einmal seine Geschwindigkeit. »Gibt es Probleme, Lieutenant?«

Corran zielte mit dem Visier des oberen Bildschirms auf einen Bereich direkt vor dem Frachter, dann schoß er ihm eine Vierfachsalve roten Laserfeuers vor den Bug. »Rache, stoppen Sie sofort. Sie werden mit Sicherheit Probleme kriegen, wenn Sie meinen Befehlen nicht Folge leisten.«

»Wir stoppen.«

Der Frachter kippte nach backbord und wendete Corran damit die Oberseite zu. Übel. »Fünf und Sechs, Protonentorpedos bereithalten. Feuer verbinden und den Frachter ins Visier nehmen.«

»Neun, die haben doch nichts getan!

»Noch nicht, Fünf, noch nicht.«

Hinter der Rache kamen vier TIE-Sternjäger hervor und schossen auf Corrans X-Flügler zu. Er wartete nicht erst auf den Angriff, sondern drückte den Knüppel nach rechts und brachte das Schiff auf die Steuerbord-S-Fläche. Die TIEs drehten sich ihrerseits nach backbord und begannen mit dem Sturzflug, sein Ausweichmanöver vorwegnehmend. Corran trat das linke Ruderpedal durch und riß das Heck seines Schiffs nach steuerbord, dann schoß er davon, genau entgegengesetzt der vermuteten Richtung.

»Neun, es wurden zwei TIE-Bomber ausgestoßen.«

»Fünf, feuern Sie auf die Rache, dann kümmern Sie sich um die Hummeln. Ich hab es hier mit Taranteln zu tun. Melden Sie der Basis auf Borleias, daß es hier Schwierigkeiten gibt.« Er wußte, die Y-Flügler würden den Hummeln — wie die Piloten die imperialen Doppelrumpf-Bomber nannten — leicht entkommen können. Wenn er die TIEs beschäftigt hielt, würden sie keine Gelegenheit bekommen, ihrerseits die Y-Flügler zu verfolgen. Wenn die Raketen, die die Y-Flügler auf die Rache abschossen, genügen sollten, die vorderen Schilde zu überlasten, würde der Captain des Frachters vermutlich die Flucht befehlen, was wiederum die TIE-Piloten ablenken sollte, denn ohne den Frachter steckten sie im Pyria-System fest.

Jede Menge wenns. Es wird Zeit, ein paar davon in die Tat umzusetzen. Er riß den Jäger wieder auf die Steuerbord-Stabilisatorfläche, dann flog er einen langgezogenen Bogen, der ihn nach unten brachte, wo ihn die Masse der Rache vor den TIEs verbarg. Mit Hilfe des Ruders zog er sein Schiff gerade und direkt auf den Frachter zu. Das brachte ihn in die richtige Position, die Treffer der Protonentorpedos der Y-Flügler am Bug des Frachters zu beobachten. Jede Rakete traf die Schilde wie eine Nova.

Der Astromechdroide pfiff ein Requiem für den Bugschild der Rache.

Nun schoß Corran seinerseits eine Vierfachsalve auf die Brücke des Frachters ab. Ohne abzuwarten, wieviel Schaden er angerichtet hatte, drehte er sein Schiff auf die Backbord-S-Fläche, flog auf die Mitte des Frachters zu und riß den Steuerknüppel zurück, um die Nase des Jägers nach oben zu bringen. Das Fadenkreuz seines Visiers befand sich haarscharf über dem Horizont des Frachterrumpfs.

Ein TIE-Jäger, auf der Flucht vor den Explosionen am Bugschild, kam hinter dem Frachter hervor und direkt in Corrans Ziellinie. Corran schoß eine Lasersalve auf ihn ab, die die Tarantel an der backbord gelegenen, stahlverstärkten Solarfläche traf und das Sechseck in mehr als ein Dutzend Stücke schnitt. Eine zweite Explosion legte die Vermutung nahe, daß einer der Ionenantriebe beschädigt war; eine Vermutung, die bestätigt wurde, als der Jäger in den Weltraum davontrudelte.

Corran drehte sein Schiff auf die linke S-Fläche und ließ sich einen Herzschlag lang nach backbord treiben, bevor er rasch auf die Steuerbord-Fläche kippte und den Steuerknüppel zurückriß. Das Manöver gestattete ihm, dem Laserfeuer der Rache auszuweichen. Es brachte ihn auch in den Vektor, den der TIE-Jäger benutzt hatte, als er den Frachter umflog. Etwas weiter nach steuerbord noch, ein weiterer Ruck am Knüppel, und er war am beschädigten Bug des Frachters vorbei und einem weiteren TIE auf der Spur.

Die Tarantel brach nach links aus, aber Corran versetzte seinen Jäger in eine Korkenzieherbewegung, die ihn dicht am Ziel hielt. Er feuerte zweimal. Der erste Schuß ging daneben, aber der zweite traf das kugelförmige Cockpit des gegnerischen Schiffs. Corran tauchte im Sturzflug unter der Treibstoffexplosion hindurch, dann wendete er und beschleunigte wieder.

»Fünf, Meldung.«

»Eine Hummel ist tot, eine schläft.«

Corran lachte laut. Gute Schüsse, Fünf, und schnelles Denken. Die Y-Flügler-Piloten hatten die Geistesgegenwart besessen, ihre Ionengeschütze einzusetzen. Die Waffen standen Lasern an Schlagkraft zwar nach, aber sie hatten den Vorteil, durch Überladung die Elektronik eines Schiffs lahmlegen zu können. So konnte man mit einem Ionengeschütz ein Schiff kampfunfähig machen; den gegnerischen Piloten konnte man später aufsammeln.

Wahrscheinlich wird er sich aber eher umbringen, als in Gefangenschaft zu gehen. Trotzdem, aus dem Schiff werden wir einiges lernen können.

»Neun, der Frachter will abhauen. Brauchen Sie Hilfe bei den Taranteln?«

»Negativ, Fünf.«

Pfeifer schalt ihn mit lautem Gezwitscher.

»Nein, ich halte mich nicht für so gut, Pfeifer, ich weiß einfach, wie schlecht die anderen sind.« Hilfe bei einem Kampf gegen zahlenmäßig überlegene Feinde abzulehnen, wurde im allgemeinen als Aufgeblasenheit oder tödliche Dummheit betrachtet, aber Corran hatte einen dritten Grund. Die Y-Flügler-Piloten waren zwar anständig ausgebildet und begierig, sich in den Kampf zu stürzen, aber nicht erfahren genug im Kampf Mann gegen Mann, um ihm wirklich helfen zu können. Wenn sie am Kampf teilnahmen, würde er sich auch noch um sie kümmern müssen. Ohne ihre Einmischung waren die einzigen möglichen Ziele imperiale Schiffe, und das gab ihm einige Freiheit.

»Neun, wir übernehmen die Rache.«

»Negativ, Fünf, eindeutig negativ.« Wenn sie näher kommen, wird der Frachter sie in Stücke schießen. »Bleiben Sie, wo Sie sind, und versuchen Sie, die TIEs mit der Torpedo-Zielvorrichtung anzupeilen.«

Nach einem kurzen Blick auf die Sensordaten markierte er die Positionen der Y-Flügler, dann ging er in den Sturzflug. Wütende grüne Laserblitze durchschnitten das Dunkel vor ihm, aber kein Schuß der TIEs traf. Die Sensoren meldeten, daß mindestens zwei Taranteln gerade ein Kreuzundquer-Manöver durchgeführt hatten und wendeten, um sich wieder auf ihn zu stürzen. Das zeigte ihm, daß zumindest zwei der Piloten gut genug waren, um mehr als einen Kampf in ihren Schiffen überlebt zu haben.

Sie setzten ihre Doppelhelixbewegung fort, und Corran schoß mitten durch ihre Spirale. Er trudelte nach rechts, kam dicht an einem der beiden vorbei und riskierte einen hastigen Schuß. Der TIE-Pilot steckte den ein und schoß seine Laser auf den Heckschild des X-Flüglers ab. Corran ignorierte Pfeifers schrilles Kreischen, verstärkte den Heckschild, rollte herum und begann mit dem Sturzflug.

Die Tarantel machte sich an die Verfolgung. Corran drosselte die Geschwindigkeit, dann schoß er steil nach unten. Er behielt diesen Kurs für ein paar Sekunden bei, drehte sich dann wieder und stieg. Erneut auf dem ursprünglichen Kurs, war er nun hinter dem TIE, der ihn zunächst verfolgt hatte, und feuerte seinerseits.

Die Tarantel wich in letzter Sekunde seitlich aus, so daß die Laser nur die Kante der Solarflügel kappten. Der Jäger trudelte davon, explodierte aber nicht. So beschädigt würde das Schiff ein leichtes Ziel sein, aber der verbliebene TIE beschoß Corran jetzt ebenfalls und stellte eine unmittelbare Gefahr dar.

Da der Beschuß von links kam, drehte sich Corran nach rechts und wich dann nach unten aus. Der TIE flog aufwärts, drehte dann und kam in einem entgegengesetzten Bogen nach unten, um sich an Corrans Heck zu setzen. Corran ließ den X-Flügler nach rechts trudeln, aber erst, als die Tarantel zum erstenmal schoß. Pfeifer kreischte, dann flackerten eine Reihe von Lichtern über den Bildschirm.

Mist! Die Schilde sind unten. Corran trat das rechte Ruder durch und schwang damit die Nase des Jägers in diese Richtung, dann drehte er sich auf dem Backbord-Stabilisator und zog den Steuerknüppel zurück. Während sein Schiff nach oben stieg, brachte ihn eine weitere Kippbewegung nach links in rechtem Winkel zum ursprünglichen Kurs und weg von seinem Verfolger. »Pfeifer, bau die Schilde wieder auf, und zwar schnell.«

Eine Anzeige erschien auf dem Hauptschirm und begann, von anderthalb Minuten an rückwärts zu zählen.

»Übel, übel.«

Der Hauptvorteil, den ein X-Flügler gegenüber einem TIE hatte, waren seine Schilde. Was die Geschwindigkeit anging, standen sich beide in nichts nach, und die TIEs waren etwas wendiger. Schilde erlaubten den X-Flüglern, mehr Treffer einzustecken, und beim Kampf Mann gegen Mann kam es darauf an, bis zum Ende und darüber hinaus zu überleben. Corran glaubte zwar, dem TIE-Piloten gut genug ausweichen zu können, aber ungeschützt in diesen Kampf zu gehen, erfüllte ihn nicht gerade mit Selbstvertrauen.

Er gab Vollschub und trieb den Jäger durch eine Reihe von Wendungen und Loopings, die ihn vom Gegner wegbrachten, aber nicht dichter an die Y-Flügler heran. Die Zeit schien sehr langsam zu vergehen, jede Sekunde auf der Anzeige brauchte in Corrans Vorstellung eine ganze Minute. Der TIE-Pilot gab sich damit zufrieden, aufzuschließen, dann brach er aus und flog von unten her auf die Y-Flügler zu.

»Nase hoch, Fünf. Umdrehen, eine Tarantel ist im Anflug.«

Die Y-Flügler führten die Drehung wie erwartet durch, während Corran Energie, die ansonsten in die Schilde geflossen wäre, dem Vorwärtsschub zuführte. Das gab ihm die Möglichkeit, die Tarantel beinahe einzuholen.

»Neun, ich hab ihn im Raketenvisier.«

»Schießen, Sechs, schießen.«

Der Y-Flügler ließ einen Protonentorpedo los, aber er schoß an der Tarantel vorbei und hätte Corrans Schiff getroffen, wenn er es nicht schnell zur Seite abgekippt hätte. »Seitlich ausbrechen, Champions!«

Die Y-Flügler-Piloten befolgten Corrans Befehl, aber langsam. Der TIE setzte Champion Fünf nach und pumpte grellgrünes Laserfeuer in beide Schilde des Bombers. Der Y-Flügler-Pilot setzte seinen Sturzflug fort, und der TIE korrigierte seinen Kurs und folgte ihm weiter, in einem flachen Bogen.

Jetzt gehörst du mir. Corran zog den Steuerknüppel zurück und brachte den Imperialen Millimeter um Millimeter ins Visier der Zielvorrichtung.

Pfeifer kreischte warnend.

Hinter mir? Wer? Er warf einen Blick auf die Sensordaten und sah den zweiten TIE hinter sich. Am liebsten wäre er seitlich ausgewichen. Aber das geht nicht, sonst ist Fünf erledigt.

Corran drückte den Auslöser und schickte rote Energieblitze in die Fluglinie des TIE. Noch während er sah, daß die Laser die Flügel und das Cockpit des Gegners trafen, erwartete er, daß die Schüsse des zweiten TIE sein Schiff in Stücke rissen. Er sah sein Ziel explodieren und grüne Blitze auf seinen Jäger zurasen. Er wußte, daß er ein toter Mann war.

Er war auf das Nichts vorbereitet.

Und er wurde nicht vollkommen enttäuscht.

Nichts geschah.

Corran kippte sein Schiff nach links und stieg auf. »Such ihn, Pfeifer.«

Der Droide gab negativen Bescheid.

»Was ist mit der Rache

Pfeifer meldete, daß sie zu Lichtgeschwindigkeit übergegangen war.

Jetzt haben wir hier wenigstens Ruhe. Corran spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief. Er hob die linke Hand und berührte durch den Stoff seines Overalls ein goldenes Medaillon, das er um den Hals trug. Sieht so aus, als wäre mein Glück noch nicht vollständig aufgebraucht.

»Fünf, Sechs, was ist aus der anderen Tarantel geworden?«

»Die hab ich erwischt, Neun.«

»Womit, Sechs?«

»Mit der Rakete, die ich abgeschossen habe.«

Corran brauchte einen Augenblick, um diese Antwort zu verstehen. Dann erinnerte er sich an den Torpedo, der ihn beinahe getroffen hätte, als er den TIE verfolgte. »Sechs, haben Sie etwa auf den zweiten TIE gezielt?«

»Jawohl, Sir, Lieutenant. Habe ich etwas falsch gemacht?«

Corran hätte ihn am liebsten angebrüllt, er hätte sich lieber dem bedrohlicheren Gegner widmen sollen — dem, der näher heran war und sein Ziel vermutlich eher getroffen hätte —, aber dann hielt er sich zurück. »Nicht falsch, Sechs, aber es hätte richtiger sein können.«

»Jawohl, Sir«, war die nervöse, beflissene Antwort. »Nächstes Mal, Sir.«

»Ja, wir können dankbar sein, daß es ein nächstes Mal geben wird.«

Mit triumphierendem Blöken meldete Pfeifer, daß die Schilde des X-Flüglers wieder funktionierten.

Corran lächelte. »Ja, ich weiß es zu schätzen, daß du sechs Sekunden schneller warst als berechnet, Pfeifer. Er aktivierte das Komm. »Fünf, Sechs, merken Sie sich die Koordinaten der schlafenden Hummel, dann machen wir uns auf den Heimweg. Wir werden wohl Berichte schreiben müssen, aber die Tatsache, daß wir das noch können, ist vermutlich Grund genug zum Feiern.«

2

Wedge Antilles begrüßte die beiden Piloten in seinem Büro mit Handschlag. »Tut mir leid, daß ich Sie warten ließ, aber offenbar haben die Imperialen wieder versucht, ins System vorzustoßen. Es ist zu keinen größeren Kämpfen gekommen, aber wir mußten uns in Bereitschaft halten.« Er ging zur anderen Seite seines Transparistahl-Schreibtischs, dann zeigte er auf die beiden Stühle davor. »Willkommen bei der Sonderstaffel.«

Beide Piloten setzten sich und dankten ihm.

Wedge sprach als erstes die Sullustanerin an. »Captain Nunb, ich hoffe, Sie betrachten die Tatsache, daß Sie vor einem halben Jahr nicht für die Sonderstaffel ausgewählt wurden, nicht als Mangel an Respekt für Ihre Fähigkeiten als Pilotin.«

Aril Nunb schüttelte den Kopf so heftig, daß ihr dünner brauner Zopf von einer Schulter zur anderen flog. »Das hätte ich nie angenommen, Commander.«

»Aber es ist Ihnen bewußt, daß ich Captain Tycho Celchu an Ihrer Stelle zu meinem Stellvertreter ernannt habe?«

Ein purpurnes Glitzern flackerte in ihren großen Granataugen auf. »Es gab Gerüchte dieses Inhalts, aber darum habe ich mich nicht gekümmert, Sir.«

Wedge lächelte. Ehrlich und pragmatisch. Das mag ich. »Diese Gerüchte entsprachen den Tatsachen, Captain. Meine Gründe waren ...«

»Entschuldigen Sie, Sir, aber Sie brauchen mir Ihre Gründe nicht zu erläutern.«

»Ich denke, Sie werden beide feststellen, daß die Sonderstaffel gute Piloten hat. Unsere Disziplin ist ein wenig lockerer als in anderen Einheiten, und ich neige dazu, Befehle zu erklären, wenn das möglich ist, denn wir müssen uns gut aufeinander verlassen können. Wir schrecken hier vor keiner Aufgabe zurück, ganz gleich, wie gefährlich sie auch sein mag. Ich halte es für wichtig, daß alle in der Staffel wissen, wo sie stehen.«

Die mausohrige Sullustanerin nickte. »Jawohl, Sir.«

»Ich habe viel von Ihnen und Ihrem Bruder gehört, vor allem natürlich die Geschichten, wie es Ihnen gelang, von der SoroSub Corporation Vorräte zu stehlen und den Rebellen zu übergeben. Ich habe selbst miterlebt, wie gut Ihr Bruder fliegt, als er den Millenium Falken in den zweiten Todesstern gelenkt und es Lando und mir gestattet hat, den Reaktor zu sprengen. Damals, und später bei der Überprüfung Ihrer Simulatorergebnisse, habe ich sehen können, daß Sie beide über angeborene Talente verfügen, die Sie zu glänzenden Kampfpiloten machen und die weder erlernt noch gelehrt werden können. Da der Aufbau der Sonderstaffel es erforderte, Piloten zu immer höheren Leistungen zu trainieren, glaubte ich nicht, daß Sie während dieser Trainingszeit für uns von großem Nutzen sein könnten.«

»Ich verstehe, Sir.«

Was sie nicht aussprach, bewies Wedge, daß sie erheblich mehr über die Lage in der Galaxis wußte, als sie sagen wollte. Die Sonderstaffel hatte in den vergangenen sechs Monaten vier Piloten verloren, ein volles Drittel ihrer Stärke. Unter normalen Umständen wären neue Piloten aufgenommen und bis zum Effizienzniveau der Staffel trainiert worden, aber eine solche Ausbildung brauchte Zeit. Die Ereignisse in der Galaxis ließen den Streitkräften der Neuen Republik nicht viel Zeit, also wurden die Ersatzpiloten unter den besten Kandidaten ausgesucht, die Interesse daran geäußert hatten, der Einheit beizutreten.

Wedge wandte sich dem rothaarigen Mann neben der Sullustanerin zu. »Ich war überrascht, Captain Cracken, Ihren Namen auf der Bewerberliste zu sehen. Sie haben Ihre eigene Einheit in den Randwelten, und Sie sind daran gewöhnt, A-Flügler zu fliegen. Werden wir für Ihren Geschmack nicht ein bißchen zu langsam sein?«

»Ich hoffe nicht, Sir.« Pash Cracken runzelte die Stirn.

Wedge nahm einen Augenblick lang an, die Frage hätte den jungen Piloten verärgert, aber Crackens Stimme hatte bei der Antwort ganz neutral geklungen. Cracken war der Sohn von General Airen Cracken, einem der legendären Führer der Allianz und der Antwort der Neuen Republik auf Ysanne Isard. Airen Cracken hatte seinem Sohn gefälschte Papiere verschafft, die es ihm ermöglicht hatten, in die Flottenakademie des Imperiums einzutreten. Bei seinem ersten Auftrag nach dem Abschluß war Pash mit seinem gesamten TIE-Geschwader zur Allianz desertiert. Sie waren als »Crackens Flüchter« bekannt geworden, und ihr Sieg über einen Sternzerstörer der Sieges-Klasse hatte die Einheit und ihren Kommandanten zur Legende werden lassen.

»Warum, wenn ich fragen darf, haben Sie sich entschlossen, Ihre Leute zurückzulassen und zu uns zu kommen?«

Crackens Stirnrunzeln wurde intensiver, und er blinzelte nervös. »Das ist ziemlich schwer zu erklären, Sir.«

»Aber es müssen triftige Gründe sein, wenn Sie dafür sogar einen Rangverlust in Kauf nehmen.«

»Das weiß ich, Sir.«

Wedge spreizte die Finger. »Was Sie den anderen in der Staffel mitteilen, Mr. Cracken, ist mir gleich, aber ich muß wirklich wissen, wieso Sie zur Sonderstaffel wollen.«

Aril Nunb beugte sich vor. »Vielleicht sollte ich gehen, Sir?«

Pash schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht nötig.« Er biß die Zähne zusammen und holte tief Luft. »Es wird sich nur sehr merkwürdig anhören.«

»Vielleicht, aber das werden wir erst genau wissen, wenn Sie es uns erzählen.«

»Jawohl, Sir.« Pash seufzte. »Mein Vater hat ziemlich früh erkannt, daß ich einigermaßen begabt zum Fliegen war; schon, als ich als Junge mit einem alten Z-95 Headhunter rumspielte. Er hat mein Interesse daran gefördert und mir die Möglichkeit gegeben, erst Simulatoren und dann echte Sternjäger zu benutzen. Ich machte meinen ersten Alleinflug noch vor der Pubertät, und in Simulatorkämpfen habe ich ein paar ziemlich gute Piloten besiegt. Ich wußte, daß ich gut war, aber nicht wie gut, weil ich annahm, daß die Leute mich lobten, um sich mit meinem Vater gut zu stellen.

Als ich auf die Akademie kam, lernte ich, mein Können einzuschätzen. Ich war schon zu Anfang besser als die meisten Instruktoren, und als ich meinen Abschluß machte, konnte mir keiner von ihnen mehr das Wasser reichen. Wir flogen TIE-Sternjäger, und meine Staffeln verloren nicht einen Piloten. Ich machte meinen Abschluß in der Spitzengruppe der Klasse, und die Leute, die bessere Leistungen als ich erzielten, waren diejenigen, die ich aus ihren Simulatoren herausgezerrt und auf akademische Studien gehetzt hatte.«

Cracken ballte die Fäuste; seine Stimme klang angestrengt. »Als wir desertierten, als wir die Blutsauger zerstörten, folgten all meine Leute meinem Vorbild, und die meisten von uns überlebten. Wir haben im Lauf der Zeit Verluste gehabt, deshalb sind wir jetzt ein Teil von Commander Varths Geschwader, aber diejenigen, die die ganze Zeit bei mir waren, glauben, daß ich über eine Art Zauber verfüge. Sie glauben, daß ich sie nie im Stich lassen werde und daß ich unbesiegbar bin. Allen, die abgeschossen wurden, wird einfach unterstellt, zur falschen Zeit das Falsche getan zu haben, und in einigen Fällen stimmt das sogar, aber ich habe Leute in den Tod geschickt.

Die Neuen in der Staffel nehmen den Mythos von meiner Unbesiegbarkeit sofort auf. Meine Piloten werden achtlos, und das wird sie eines Tages umbringen. Ich weiß, daß wir nicht alle überleben können, aber wegen dieser Legende, die mich umgibt, kann ich meine Leute einfach nicht dazu bringen, mir zuzuhören oder zu tun, was sie tun sollten. Wenn ich bei meiner alten Einheit bleibe und irgendein Imp schlauer ist als ich, werden sie alle mit mir draufgehen.«

Wedge lehnte sich zurück und nickte bedächtig. In den Einheitsannalen der Sonderstaffel waren eine Menge Namen aufgelistet, und abgesehen von einem Jedi-Ritter, ein paar Piloten, die nun als Ausbilder tätig waren, und einigen ganz wenigen, die die Einheit aus anderen Gründen verlassen hatten, waren alle, die nicht aktiv im Dienst standen, tot. Biggs Darklighter, Jek Porkins, Dak Ralter und Bror Jace hatten zu den begabtesten und bekanntesten Piloten gehört, die Opfer des Imperiums geworden waren, aber Wedge konnte zu jedem Namen auf den Listen ein Gesicht vor sich sehen, und er wußte von jedem einzelnen, wie er oder sie umgekommen war. Daß sie unter seinem Kommando den Tod gefunden hatten, machte ihm manchmal schwer zu schaffen, und so fiel es ihm leicht, Pash Crackens Dilemma zu verstehen.

»Ich würde sagen, Lieutenant, daß eine Veränderung Ihnen gut tun wird. Ihre Einheit wird in Ihrer Abwesenheit neue Strategien finden müssen, und das wird Ihren Piloten nicht schaden.« Wedge versuchte, in Crackens Miene zu lesen, aber das war unmöglich. »Ich glaube allerdings, daß es auch jede Menge anderer Einheiten gibt, die einen Piloten von Ihren Fähigkeiten willkommen heißen würden — und die meisten davon sind A-Flügler-Einheiten.«

»Jawohl, Sir, das stimmt, aber sie sind nicht die Sonderstaffel.«

»Wieso ist es für Sie so wichtig, in der Sonderstaffel zu sein?«

Crackens Schultern sackten ein wenig nach unten — nicht so sehr, daß Wedge gesagt hätte, er sei zusammengesunken, aber Cracken hatte sich offenbar entschieden, nichts zurückzuhalten. »Bei jeder anderen Einheit wäre ich sofort kommandierender Offizier, und das würde nichts ändern. Wissen Sie, wegen der Situation, von der ich gesprochen habe, kann ich überhaupt nicht mehr einschätzen, wie gut ich fliege. Ich fange an, mich selbst und meine Leistungen in Frage zu stellen, und das bedeutet, daß ich nur um Haaresbreite von Selbstzweifeln entfernt bin. Ich muß wissen, ob ich noch so gut fliege wie bisher, aber wenn ich mein Selbstvertrauen verliere, verliere ich alles.

Hier bei der Sonderstaffel kann ich mich mit den besten Leuten messen, die unsere Seite zu bieten hat.«

Wedge legte die Handflächen aneinander, Fingerspitze an Fingerspitze. »Was hält Ihr Vater von dieser Veränderung?«

Crackens Züge entgleisten einen Augenblick, dann flackerte ein Feuer in seinen grünen Augen auf. »Mein Vater hat mit dieser Entscheidung nichts zu tun.«

»Aber Sie haben mit ihm darüber gesprochen?«

»Ja.«

»Und er ist damit einverstanden?«

Cracken hob ruckartig den Kopf. »Er empfindet Ihnen gegenüber die allergrößte Hochachtung, Commander Antilles.«

»Gut zu wissen.« Wedge runzelte die Stirn, zog die Brauen dicht zusammen. Die Eroberung des Pyria-Systems hatte zwei Anläufe gebraucht, weil der Geheimdienst der Allianz wichtige Einzelheiten des imperialen Sicherheitssystems auf Borleias übersehen hatte. Der Gedanke, daß Verräter im Dienst des Imperiums die Rebellen in diese Falle gelockt hatten, konnte nicht ignoriert werden, und eine Untersuchung solcher Verdächtigungen würde General Cracken und seinen Leuten zufallen.

Obwohl Wedge absolut keine Vorbehalte gegen seine Piloten hatte, teilten andere in der Allianz dieses Vertrauen nicht. General Salm, der Kommandant des Verteidiger-Geschwaders, mißtraute Captain Tycho Celchu schon lange. Salm hatte zwar zugegeben, er wisse, daß Tycho dem Imperium keine Informationen über den ersten Angriff der Rebellen auf Pyria geliefert hatte, aber er hielt den Captain trotzdem für einen imperialen Agenten, der die Allianz zum geeigneten Zeitpunkt auf die übelste Weise verraten würde.

Die Eroberung des Pyria-Systems hatte der Rebellenallianz den Weg für einen Schlag gegen Coruscant, den imperialen Hauptplaneten, geebnet. Coruscant zu übernehmen, würde der Neuen Republik genau die Legitimität verleihen, die sie in den Augen vieler imperialer Untertanen noch nicht hatte. Wer die Lage im Imperium kannte, sah oft wenig Unterschiede zwischen den Rebellen und den imperialen Kriegsherren, die jetzt ihre eigenen Reiche ausriefen. Sie mochten vielleicht die Behauptungen aus Coruscant nicht glauben, daß die Allianz oder Leute wie der Kriegsherr Zsinj nur eine geringfügige Bedrohung darstellten, aber sie hielten das Imperium noch lange nicht für einen Kadaver, der nur darauf wartete, daß die Aasfresser ihn unter sich aufteilten.

Coruscant war der Schlüssel, um die Neue Republik als die neue regierende Kraft in der Galaxis zu etablieren. Diese Welt zu übernehmen erforderte einen mutigen Schritt — ein schwieriges Spiel, bei dem Tausende von Einzelfaktoren in die richtige Position gebracht werden mußten, damit die Rebellen gewinnen konnten. Da Wedge auf Admiral Ackbars Befehl hin an den Diskussionen des Provisorischen Rates über das Projekt teilgenommen hatte, wußte er, daß die Sonderstaffel heftig in diese Kampagne verstrickt werden würde. Das mußte auch Airen Cracken bekannt sein.

An seiner Stelle würde ich es darauf anlegen, einen Agenten in die Sonderstaffel einzuschleusen, der Ausschau nach verdächtigen Aktivitäten hält. Aber würde ich meinen eigenen Sohn schicken? Wedge sah den jungen Cracken einen Augenblick lang an und las Enttäuschung in seinen Zügen, keinen Zorn oder verletzten Stolz. Ich wäre wütend und beleidigt und würde der Andeutung, ich könnte ein Spion sein, unter Berufung auf meine Ehre entgegentreten. Pash tut das nicht. Ist er unschuldig oder nur der Sohn eines Vaters?

Er beugte sich vor und stützte die Unterarme auf den Schreibtisch. »Vertrauen ist der Schlüssel zu dieser Einheit, aber das bedeutet nicht, daß Sie Ihren Kameraden Ihre intimsten Geheimnisse mitteilen müssen. Die Leute hier sind die besten, und ich bin sicher, Sie werden beide gut zu uns passen. Noch einmal herzlich willkommen.«

»Danke, Sir.«

Wedge reichte jedem der beiden einen Plastikstreifen. »Die Unterbringung hier ist ein wenig bequemer als das, woran wir gewöhnt sind — hier hat Evir Derricote kommandiert, bis wir die Basis übernommen haben. Er hatte eine Vorliebe für ein gewisses Maß an Bequemlichkeit. Captain Nunb, Sie haben Ihr eigenes Zimmer. Lieutenant Cracken, Sie werden Ihr Quartier mit Nawara Ven, einem Twi’lek, teilen. Ich denke, Sie werden ihn mögen.«

Pash nahm die Streifen und reichte einen davon an Aril weiter.

Wedge warf einen Blick auf seinen Datenblock, dann verzog er das Gesicht. »Mir bleibt noch eine Stunde, und ich habe einen Termin auf der Heimat Eins. Ich werde unsere Lambda-Fähre nehmen, weil ich General Salm mitnehmen will. Lieutenant Cracken, Sie können solange meinen X-Flügler haben — wir sollten innerhalb einer Woche einen anderen für Sie reparieren und bereitstellen können. Captain Nunb, ich werde Sie jetzt Captain Celchu vorstellen. Wegen seines Status werden Sie in meiner Abwesenheit die eigentliche Kommandantin der Einheit sein. Tycho wird Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.«

Er erhob sich. »Gibt es noch etwas, was wir besprechen sollten?«

Die Sullustanerin schüttelte den Kopf. »Nein, Sir.«

Wedge sah Pash an. »Und Sie?«

»Nichts, Sir.«

»Und wenn ich bei der Besprechung Ihrem Vater begegnen sollte?«

Pash lächelte. »Sagen Sie ihm nur, er hatte recht, als er argwöhnte, Sie würden mich ordentlich in die Zange nehmen, und lassen Sie ihn wissen, daß ich bestanden habe.«

»Mit Vergnügen, Lieutenant.« Wedge lächelte, als er die beiden zur Tür führte. »Ich glaube, Sie werden feststellen, daß meine Befragung ein Kinderspiel war, verglichen mit dem Leben in der Sonderstaffel, aber ich habe keine Zweifel, daß Sie damit ebensogut zurechtkommen werden.«