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Inhaltsverzeichnis

Titel
Widmung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Dank
Copyright

Dank

Der Autor möchte den folgenden Personen für ihre unterschiedlichen Beiträge zu diesem Buch danken:

 

Janna Silverstein, Tom Dupree, Pat LoBrutto und Ricia Mainhard dafür, dass sie mir diesen Schlamassel eingebrockt haben.

 

Sue Rostoni, Allan Kausch und Lucy Autrey Wilson dafür, dass sie mich weiterhin im StarWars-Universum arbeiten lassen.

 

Peter Schweighofer, Peet Janes, Bill Slavicsek, Patty Jackson, Dan Wallace und Steve Sansweet für Material, das sie entwickelt, Ideen, zu denen sie mich ermuntert, und Ratschläge, die sie mir gegeben haben.

 

Aaron Allston und Timothy Zahn dafür, dass sie mich mit Personen spielen ließen, die sie geschaffen haben.

 

Paul Youll für ein weiteres hinreißendes Titelbild.

 

Lawrence Holland und Edward Kilham für die X-Wing- und TIE-Jäger-Computerspiele.

 

Chris Taylor dafür, dass er mich auf das Schiff hingewiesen hat, das Tycho in Star Wars VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter geflogen hat. (Es handelt sich um den zweiten A-Wing, der den Todesstern verließ, um die Verfolger abzulenken.)

Meinen Eltern Jim und Janet, meiner Schwester Kerin, meinem Bruder Patrick, seiner Frau Joy und Faith, meiner Nichte, für ihren Zuspruch und ihre Unterstützung.

Jennifer Roberson und ganz besonders Elizabeth T. Danforth dafür, dass sie sich, während diese Geschichte geschrieben wurde, Teile davon anhörten und sich diese Misshandlung mit unendlicher Geduld haben gefallen lassen.

1

Verdammter Shit! Als sein X-Wing in den Realraum zurückfiel, ehe der Zeitmesser den Nullpunkt erreicht hatte, wusste Corran Horn, dass es Thrawn wieder irgendwie gelungen war, die Neue Republik auszutricksen. Die Sonderstaffel hatte an dem Täuschungsmanöver mitgewirkt, das den Eindruck erwecken sollte, die Neue Republik würde den Stützpunkt des Allgegenwärtig-keitszentrums auf Tangrene angreifen, aber Thrawn hatte ganz eindeutig den Köder nicht geschluckt.

Der Mann ist unglaublich. Ich würde wirklich gern seine Bekanntschaft machen und ihm die Hand schütteln. Corran lächelte. Und ihn anschließend natürlich töten.

Nach zwei Sekunden im Realraum war das Ausmaß von Thrawns Genialität nicht mehr zu übersehen. Die Streitkräfte der Neuen Republik waren von zwei Interdictor-Kreuzern aus dem Hyperraum gerissen worden, die sich in diesem Augenblick bereits wieder in Richtung auf die imperialen Linien zurückzogen. Das bedeutete, dass die Schiffe der Neuen Republik jetzt ein gutes Stück von den Bilbringi-Werften entfernt waren und sich einer voll einsatzbereiten imperialen Flotte gegenübersahen. Die beiden Interdictors, die sie aus dem Hyperraum gezerrt hatten, waren mit ein kleiner Bestandteil einer größeren Streitmacht, die jetzt in tief gestaffelter Schlachtordnung dafür sorgte, dass die Schiffe der Neuen Republik sich nicht würden zurückziehen können.

»Gefechtsalarm!«, hallte die Stimme von Captain Tycho Celchu über die Kom-Anlage. »TIE-Interceptors im Anflug — Peilung Zwei-Neun-Drei, Marke Zwanzig.«

Corran drückte den Sprechknopf seines Kom. »Rotte Drei, übernehme. Kurs halten, und erledigt mir ein paar von den Schielaugen.«

Die Abfangjäger mit ihren Deltaflügeln stürzten sich auf die Sonderstaffel. Corran riss seinen X-Wing über die Backbordfläche in die Höhe und schaltete seine Laser auf Vierlingsbeschuss. Das würde zwar seine Schussfolge verlangsamen, aber damit hatte jeder einzelne Feuerstoß eine bessere Chance, eines der Schielaugen zu erledigen. Und davon gibt es im Moment eine ganze Menge, die es abzuschießen gilt.

Corran schob den Knüppel leicht nach rechts und richtete sein Fadenkreuz auf einen Abfangjäger, der Kurs auf Admiral Ackbars Flaggschiff genommen hatte. Er drückte den Feuerknopf und jagte vier rote Laserstrahlen in sein Ziel. Sie trafen die gegnerische Maschine an der Steuerbordseite, zwei davon durchdrangen das Cockpit, während die beiden anderen die Stützstrebe der rechten Tragfläche verdampften. Die sechseckige Fläche riss in einem Funkenregen ab, während die Überreste der Maschine in einer langen Spirale in Richtung der äußeren Ränder des Systems trieben.

»Neun, Backbord.«

Als die schrille Stimme des Gand über das Kom zu hören war, riss Corran seinen X-Wing nach links und zog dann den Steuerknüppel hart nach hinten, um einen Looping zu fliegen. Ein Interceptor fegte durch das Stück Weltraum, das Corrans Maschine gerade noch eingenommen hatte, und Ooryl Qyrggs X-Wing jagte dicht dahinter her. Ooryls Laser flammten nacheinander auf und stickten eine rot glühende Naht aus Energiepfeilen über die feindliche Maschine. Beide Tragflächen wurden getroffen und von breiten Furchen durchzogen, während die beiden anderen Laserstrahlen das Cockpit dicht über den zwei Ionenmotoren durchbohrten. Die Antriebsaggregate wurden abgerissen, rasten durch den Bug des Schielauges und explodierten dann in einem silbernen Feuerball, der den Rest des imperialen Jägers verschlang.

»Danke, Zehn.«

»War mir ein Vergnügen, Neun.«

Whistler, die grün-weiß lackierte R2-Einheit, die hinter Corran kauerte, gab einen triumphierenden Laut von sich, und gleich darauf strömte ein Datenfluss über den Hauptschirm des Jägers und informierte ihn in allen Einzelheiten darüber, was sich im Weltraum um ihn herum jetzt ereignete. Die Streitkräfte der Neuen Republik waren in ihrer üblichen Kegelformation in das System eingeflogen, einer Formation, die ihnen den maximalen Einsatz ihrer Feuerkraft ermöglichte. Thrawn hatte seine Streitkräfte in einer etwa schüsselförmigen Formation angeordnet, an deren äußerem Rand Interdictor-Kreuzer postiert waren, die den Rückzug in den Hyperraum verhinderten und die Einheiten damit praktisch bewegungsunfähig machten. Außerdem hatten die imperialen Streitkräfte offenbar sehr konkrete Zieleinweisungen bekommen und setzten den kleineren Versorgungsschiffen in Ackbars Flotte heftig zu.

Corran fröstelte. Und selbst wenn es uns gelänge, die Formation der Imps zu durchdringen, müssten wir uns immer noch mit den golanischen Weltraumverteidigungsstationen auseinander setzen, die die imperialen Werften beschützen. Thrawn, der sich schon öfter als genialer Feldherr erwiesen hatte, hatte der Neuen Republik einen perfekten Hinterhalt gelegt. Die Werften von Bilbringi waren für die imperiale Kriegsführung von entscheidender Bedeutung, da hier eine große Zahl von Schiffen gebaut wurde, und ihr Verlust würde für Thrawns Operationen, die die Vernichtung der Neuen Republik zum Ziel hatten, einen schweren Rückschlag darstellen. Und genau das war Thrawn natürlich auch klar, und deshalb wusste er, dass wir hier aufkreuzen würden.

Bis Thrawn aus den Unbekannten Regionen aufgetaucht war und den Wiederaufbau des Imperiums vorangetrieben hatte, hatte Corran geglaubt, die wirklich entscheidenden Schlachten seien bereits geschlagen und gewonnen und die Neue Republik müsse jetzt bloß noch Säuberungsaktionen gegen die letzten verbliebenen Reste der imperialen Streitmacht durchführen. Und jetzt sieht es so aus, als stünden uns die eigentlich schwierigen Schlachten noch bevor und warteten nur darauf, von uns verloren zu werden.

Mit einem leichten Daumendruck glättete Corran seine Schilde vorn und achtern und schoss dann im Sturzflug auf ein Paar Abfangjäger zu, das sich eine Angriffsfregatte der Neuen Republik als Ziel ausgewählt hatte. Sein Fadenkreuz glitt über den hinteren der beiden Abfangjäger, als dieser gerade zum Gleitflug über den Rumpf der Fregatte ansetzte. Der Feuerstoß aus seinen Vierlingslasern erfasste die Backbordtragfläche voll und verwandelte sie im Bruchteil einer Sekunde in flüssiges Metall. Das geschmolzene Metall gefror in der eisigen Weltraumkälte zu einem Gewirr schwarzer Fetzen, die wie Spaghetti hinter dem beschädigten Jäger flatterten. Der Pilot riss seine Maschine nach rechts, um Corran auszuweichen, aber das lenkte ihn geradewegs in einen Feuerstoß eines der Turbolaser der Fregatte und vaporisierte das Schielauge im Bruchteil einer Sekunde.

Der vordere Abfangjäger kippte nach Backbord ab und verschwand hinter der Rumpfkrümmung der Fregatte. Corran entdeckte einen roten Farbklecks auf einer der Tragflächen des Interceptors und nickte. »Sieht so aus, als ob der einmal zur Einhunderteinundachtzigsten imperialen Jägergruppe gehört hätte. Die waren einmal gefürchtet. Vielleicht sollte ich nachsehen, warum.« Whistler gab einen klagenden Laut von sich.

»Ja, ich weiß, was ich tue.«

Der Droide blökte streng.

»Ja, ich bin schon vorsichtig. Wir wollen beide nicht wissen, was Mirax mit dem Überlebenden anfängt, wenn wir sterben.« Corran blinzelte der Holografie seiner Frau zu, die an der Seitenwand seines Cockpits fixiert war, kippte dann den X-Wing zur Seite und nahm die Verfolgung des Schielauges auf. Er wand sich geschickt durch das Turbolaserfeuer der Fregatte und schoss dann in der Nähe der Antriebsaggregate des Schiffes in den freien Weltraum hinaus.

Noch bevor Whistler eine Warnung geben konnte, zog das Zischen über seine Heckschilde fegender Laserstrahlen Corrans ganze Aufmerksamkeit auf sich. Sein Sekundärmonitor zeigte an, dass der Interceptor sich an sein Heck geheftet hatte. Der muss abgebremst und in der Nähe der Antriebsaggregate auf mich gewartet haben. Der Kerl versteht sein Handwerk.

Corran pumpte zusätzliche Energie in seine Schilde und riss den X-Wing dann über die S-Fläche nach oben. Er zog den Knüppel zu sich heran, um zu einem Looping anzusetzen, hielt ihn drei Sekunden lang fest und nahm dann Gas weg. Den Knüppel zu sich heranziehend beendete er seinen Looping und rollte dann nach Steuerbord. Als die Nase seines Jägers auf den Interceptor gerichtet war, ließ der gegnerische Pilot sein Fahrzeug seitwärts abkippen und schoss davon. Der corellianische Pilot setzte zur Verfolgung an, reduzierte sein Tempo aber auf fünfundsiebzig Prozent. Wie von ihm erwartet, bremste der Imp ebenfalls ab, in der Hoffnung, Corran würde an ihm vorbeirasen. Aber Corran gab einen schnellen Feuerstoß ab, der die Backbordtragfläche des Imp traf und ein schwarzes Loch durch den roten Streifen brannte. Dann trat er sein rechtes Seitenruder durch, richtete seine Laser auf das Schielauge und setzte eine weitere Lasersalve auf den Interceptor ab.

Alle vier rubinroten Strahlen durchbohrten die Backbordtragfläche und drangen tief ins Cockpit ein. Ein grelles Licht blitzte durch das Loch, das die Laser aufgerissen hatten, und Corran erwartete, dass die Maschine explodieren würde, aber das tat sie nicht. Vielmehr ging sie buchstäblich in Stücke, gerade als hätte der helle Blitz sämtliche Niet- und Schweißnähte aufgelöst.

Corran lenkte seinen X-Wing in einem weiten Bogen von dem todgeweihten Schielauge weg, aber ehe er sich den nächsten Interceptor vornehmen konnte, hörte er die Stimme von Commander Wedge Antilles, die über den Taktikkanal der Staffel hereinkam. »Sonderstaffel, alle auf Kurs Eins-Zwei-Fünf, Markierung Eins-Sieben umschwenken. Die Golan-Raumverteidigungsstation ist als grün gekennzeichnet. Sie gehört uns.«

»Uns, Commander?« Gavin Darklighters Stimme drückte die gleiche Überraschung aus, die Corran verspürte. »Das ist aber ein schweres Ziel.«

»Dann müssen wir uns eben ein wenig Mühe geben, nicht wahr, Sechs?«, hallte Wedges Stimme voll Ironie zurück. »Wenn wir es schaffen, die Werft zu erreichen, müssen sich die Imps etwas Besseres einfallen lassen, als unsere Flotte zu zertöppern. Außerdem kommen uns da Freunde entgegen. Rotte Eins übernehme ich. Fünf, du übernimmst Rotte Zwei. Neun, du die dritte.«

»Zu Befehl, Führer.« Corran setzte seinen Jäger auf den vorgeschriebenen Kurs und gab das Ziel in seinen Computer ein. »Geschätzte Ankunftszeit in vierzig Sekunden. Packen wir’s, Rotte Drei.«

Ooryl brachte seinen X-Wing an Corrans Steuerbordseite auf gleiche Höhe mit ihm; Inyri Forge zog an der Backbordseite nach, und Asyr Sei’lar mit Sonderstaffel Elf bezog ein Stück hinter Inyris Backbordtragfläche Position. Corran beschleunigte leicht und wandte sich ihrem Ziel zu, wobei er sich darauf verließ, dass die anderen ihn informieren würden, falls von hinten Imps auftauchen sollten.

Ziemlich unwahrscheinlich, dachte er, die haben genug zu tun. Überall in der Schüsselformation, in die die Flotte der Neuen Republik eingedrungen war, konnte man Energieblitze hin und her fegen sehen, die das ganze Areal wie ein Feuerwerk beleuchteten. Corran hätte sich das Schauspiel gern angesehen, aber die Tatsache, dass jeder dieser Blitze den Tod bringen konnte, ließ die Schönheit des Schauspiels vor seinen Augen verblassen. Hinter der Staffel herrschte ein wildes Durcheinander aus Y-Wings, A-Wings und B-Wings, mit Interceptors, TIE-Jägern und Bombern dazwischen, von denen immer wieder einer in einem strahlenden Feuerball explodierte.

Die größeren Fahrzeuge explodierten freilich nicht so schnell, wenn sie getroffen wurden. Vielmehr trieben ihre vom Feuer geschwärzten Wracks durch das Schlachtfeld, und ihre Atmosphäre verbrannte, wenn sie durch den zerfetzten Rumpf nach außen strömte. Manche Turbolasertreffer rissen die Panzerung auf und verwandelten die Panzerplatten in durch das All treibende Metallklumpen, die schnell im Vakuum des Weltraums aushärteten. Dann gab es auch Fälle, dass die Schüsse die getroffenen Schiffe einfach durchlöcherten oder ihre Aufbauten oder den Bug zum Verdampfen brachten.

Die Raumverteidigungsstation von Golan wurde jetzt vor ihnen immer größer. Lichter blitzten fast einladend auf. Die Anlage war über zwei Kilometer lang, etwa halb so breit und hoch und starrte von Turbolaserbatterien, Protonentorpedowerfern und Traktorstrahlstationen. Ihre Masse war größer als die eines imperialen Sternenzerstörers, und wenn sie auch nicht so schwer bewaffnet war, verfügte sie doch über genug Protonentorpedowerfer, um einem Angreifer ernsthaften Schaden zuzufügen. Der Station würde es keine Mühe bereiten, jedes einzelne Schiff der Neuen Republik zu erledigen, das etwa die imperialen Formationen durchdrang.

Corran justierte seine Waffenkontrolle auf Protonentorpedos und Koppelfeuer, um mit einem einzigen Knopfdruck zwei Torpedos abfeuern zu können. Whistler aktivierte die Zielprojektion, sodass die Weltraumplattform jetzt vor Corrans Augen von einem grünen Rahmen umgeben war. Der Droide fing eindringlich zu piepen an und bemühte sich um eine Zielkoppelung, dann wurde das Zieldisplay rot, und Whistlers Piepen ging in einen gleichmäßigen Pfeifton über.

»Neun hat Zielerfassung und sendet. Auf mein Kommando, Rotte Drei. Drei, zwei, eins, los!«

Alle vier X-Wings feuerten ihre Protonentorpedos gleichzeitig ab und ließen sie von Whistlers Zielerfassung lenken. Eine Kampfstation wie Golan verfügte über äußerst starke Schilde, die individuell abgefeuerte Protonentorpedos unter keinen Umständen durchdringen konnten. Acht Torpedos, die gleichzeitig am gleichen Punkt aufkamen, würden freilich die Schilde überlasten und ihre Energie absorbieren. Auf diese Weise würde eine kritische Phase entstehen, während der die Schilde geschwächt waren oder vielleicht sogar gänzlich ausfielen und neu aufgebaut werden mussten.

Whistler setzte einen weiteren kräftigen Ton ab. »Rotte Drei, zweite Salve. Auf mein Kommando. Drei, zwei, eins, Feuer.«

Acht weitere Protonentorpedos schossen auf das Ziel zu, noch ehe die acht ersten es getroffen hatten. Die ersten acht Torpedos detonierten am oberen Backbordschild der Station. Der Schild selbst wurde opak, nahm eine milchig weiße Farbe an, als er versuchte, die Energie der Torpedos abzulenken. Aber jetzt schossen von den Schildprojektoren Funken in die Höhe, und ein Plasmaball tänzelte über die Hülle und versengte dabei deren graue Farbe.

Die nächsten acht Geschosse trafen dicht hintereinander auf und explodierten im grellen Flammenschein an der Mittelpartie der Station. Flammen zuckten in den Weltraum hinaus, als einer der Treffer ein drei Decks tiefes Loch aufriss und Atmosphäre ausströmen ließ. Panzerplatten wirbelten halb geschmolzen und verkrümmt in den Weltraum. Turbolaserbatterien platzten auf, hinterließen dort schwarze Löcher und zerfetztes Metall, wo sie einmal mit der Station verankert gewesen waren.

Corran riss seinen Jäger in die Höhe, wendete und sah zu, wie ein Turbolaserstrahl unter seiner Kanzel hinwegschoss. Er schaute auf sein Heckdisplay, lächelte und drückte den Komschalter. »Wir haben sie für euch weich geklopft ...«

»Sehr aufmerksam, Sonderstaffel, dann wollen wir jetzt unsere Arbeit tun.«

Zwei Angriffsfregatten der Neuen Republik, die Tyrant’s Bane und die Liberty Star, näherten sich der Golan-Station. Obwohl jedes der beiden Schiffe nicht einmal ein Drittel der Länge der Station hatte, starrten sie förmlich von Laserkanonen und überschütteten jetzt die Golan mit Terajoules kohärenten Lichts. Scharlachrote Laserstrahlen durchstachen die zusammengebrochenen Schilde der Station, deren Panzerplatten jetzt Blasen zogen. Stützträger knickten ein und gaben unter dem gegnerischen Feuer den Geist auf. Während sie zusammenbrachen, sackten ganze Turbolaserbatterien in sich zusammen und zerschmolzen zu Schlacke.

Die Soldaten an Bord der Golan wehrten sich tapfer, hatten aber keine Chance. Protonentorpedos explodierten dicht hintereinander und erschütterten die Station in ihren Grundfesten. Die Soldaten feuerten vergeblich auf die Jäger und konzentrierten ihr Feuer dann auf die Fregatten. Die größeren Schiffe boten zwar ein besseres Ziel, dafür boten ihnen aber ihre intakten Schilde einen besseren Schutz, als die Station ihn jetzt hatte. Und nach jeder Salve der Angreifer nahm die Zahl der Waffen ab, die das Feuer erwiderten. Jetzt blitzte es grell an der Backbordseite der Station auf, und dann wurde es dunkel.

Energieversorgung zusammengebrochen. Die Hälfte der Station ist tot. Corran drückte den Sprechschalter seines Kom. »Rotte Drei, mir nach, wir lassen die Station hinter uns und nehmen Kurs auf die Werft. Jetzt müssen die Imps sich beeilen, wenn sie uns noch erwischen wollen.«

Corran gab sich alle Mühe, zuversichtlich zu klingen. Mit einem Raumjäger durch eine Schiffswerft zu rasen und auf jedes Ziel zu schießen, das sich ihm bot, würde ziemlich leicht sein, aber er wollte sich nicht vormachen, mit einem solchen Angriff könnten sie das Imperium dazu veranlassen, den Kampf gegen die Rebellenflotte einzustellen. Thrawn würde vielleicht nicht gefallen, was die Sonderstaffel jetzt machte, aber er kann sich dann später um uns kümmern, wenn er alle anderen Schiffe erledigt hat.

Tychos Stimme hallte aus seinem Lautsprecher. »Anführer, hier Zwei. Die imperiale Formation löst sich auf.«

»Was?« Corran drückte einen Knopf und schaltete das Display seines Hauptmonitors auf systemweiten Scan. Die imperiale Schüssel, die sich um den Rebellenkegel geschlossen hatte, begann sich jetzt aufzulösen. Die Stormhawk und die Nemesis gingen auf Außenkurs, während Thrawns Flaggschiff, die Chimaera, wendete, um die kleineren Schiffe der Flotte davon abzuhalten, die Verfolgung aufzunehmen.

Wedges Stimme klang ungläubig. »Vorsicht, Sonderstaffel. Thrawn hat bestimmt irgendeine Schweinerei vor.«

Janson lachte. »Das sieht mir nach einem kompletten Rückzugsmanöver aus. Die sammeln ihre Jäger ein.«

Corran studierte sein Display. Der Rebellenkegel weitete sich jetzt am rückwärtigen Teil aus, schloss zur Spitze auf. Die Schiffe der Neuen Republik hielten sich in respektvoller Distanz zu den imperialen Schiffen und begannen mit Bergemanövern. Der Rückzug der Imperialen vollzog sich jetzt in solcher Eile, dass ein paar angeschlagene Schiffe im Weltraum hängen blieben. Und damit überlassen sie die Bilbringi-Werft uns, und das ist ganz bestimmt nicht in Thrawns Sinn.

Ein Frösteln überlief Corran. »Was ist hier los, Führer?«

»Keine Ahnung, Neun.« Wedges Stimme klang fest und sicher. »Ich habe gerade von Admiral Ackbar Rückrufbefehl bekommen. Wir sollen ein Rendezvous-Manöver mit der Home One fliegen.«

»Und dann wird er uns sagen, was los war?«

»Könnte sein, Corran, aber ich bezweifle es.« Wedges X-Wing setzte sich vor die übrigen Maschinen und nahm Kurs zurück zur Flotte. »Für den Augenblick sollten wir froh darüber sein, dass Thrawn offenbar etwas Besseres vorhat. Halten wir uns für ihn bereit, wenn er wieder kommt.«

2

Wedge Antilles war so müde, dass er Mühe hatte, die Augen offen zu halten, als Admiral Ackbar sich räusperte. Der Pilot hatte vor dem Büro des Admirals gewartet und gar nicht gehört, wie dessen Tür sich geöffnet hatte. Er wollte aufspringen, aber seine verkrampften Muskeln machten ihm einen Strich durch die Rechnung, sodass er sich nur langsam wie eine schwere Fahne in einer schwachen Brise entfalten konnte.

»Verzeihen Sie bitte, Admiral.« Wedge blickte auf den Stuhl, von dem er sich gerade erhoben hatte. »Ich wollte nicht ...«

Die Mundpartie Ackbars versuchte ein menschliches Grinsen nachzuahmen. »Kein Grund, sich zu entschuldigen. Ich habe Sie zu lange warten lassen. Der Bericht über Thrawns Taktik liest sich einfach faszinierend, und dann gab es auch noch ein paar andere wichtige Dinge. Und bei den vielen Informationen ist mir einfach die Zeit zerronnen.«

»Verständlich, Admiral.« Wedge folgte dem Mon Calamari in dessen Büro. Wie das bei allen Kabinen auf Sternenschiffen der Fall war, war der Raum knapp, aber die großen Sichtluken ließen kein Gefühl der Enge aufkommen. In der Ecke hing eine Wasserkugel in einem Anti-Gravitationsfeld. Beim genauen Hinsehen konnte man Fische in allen Farben des Regenbogens darin schwimmen sehen. Die Wasserkugel trug zu der hohen Feuchtigkeit im Raum bei, aber Wedge machte das nichts aus. Nach all den Jahren, die er mit dem Admiral zu tun hatte, empfand er das Raumklima nicht mehr als drückend.

Ackbar deutete mit seiner Flossenhand auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch und nahm dann selbst mit dem Rücken zu der schwarzen Nacht des Weltraums draußen Platz. »Ich möchte Ihnen und Ihren Leuten mein Lob für Ihren Angriff auf die Golan-Station aussprechen. Die Angriffsfregatten haben der Station zwar den Rest gegeben, aber Ihre Leute haben die Schilde geknackt und der Golan auch sonst schweren Schaden zugefügt. Sie sollten sich eine Golan auf das Leitwerk Ihrer Maschinen pinseln lassen.«

Wedge lächelte und fuhr sich mit der Hand durch sein braunes Haar. »Das wird die Sonderstaffel sicher freuen. Hat mir gut getan, dass Sie den Angriff freigegeben haben.«

»Das Risiko mussten wir eingehen.«

»Es hat sich ja anscheinend gelohnt.« Wedges braune Augen verengten sich. »Ich kann es bloß immer noch nicht glauben, dass wir diejenigen waren, die Thrawn verjagt haben.«

Der Mon Calamari lehnte sich zurück und drehte seinen Sessel halb herum, sodass er jetzt zu der Wasserkugel mit den Fischen hinübersah. »Das hat er auch nicht — womit ich keineswegs Ihre und Ihrer Leute Leistung schmälern will. Ein Teil der Verzögerung hier rührt daher, dass ich mir Codenachrichten von Wayland ansehen musste.«

»Wayland?«

»Das ist offenbar eine Welt, auf der der Imperator eine Klonanlage versteckt hatte. Thrawn hat sie benutzt, um sich Soldaten zu beschaffen. Außerdem hat er einen Klon eines Jedi-Meisters eingesetzt, um seine militärischen Operationen zu koordinieren, und dieser Klon hatte seinen Stützpunkt auf Wayland. Luke und Leia waren dort, um sich mit ihm auseinander zu setzen. Außerdem hat Leia ein gutes Verhältnis zu den Noghri hergestellt. Das ist eine Spezies, die das Imperium mit raffinierten Tricks dazu gebracht hatte, als Agenten und Attentäter tätig zu sein. Die Noghri haben für Thrawn gearbeitet, aber als sie dahinter kamen, dass das Imperium sie getäuscht hatte, haben sie einen Noghri in Thrawns Umgebung dazu eingesetzt, ihn zu töten.«

Wedge schoss ruckartig auf seinen Stuhl nach vorn. Seine Müdigkeit war wie verflogen. »Thrawn ist tot? Sind Sie sicher?«

Ackbar zuckte etwas unbehaglich mit den Achseln. »Sicher wissen wir es nicht, weil der Noghri-Attentäter sich nicht mehr bei seinen Vorgesetzten gemeldet hat. Man nimmt an, dass er bei dem Versuch, von der Chimaera zu entkommen, getötet worden ist. Möglicherweise ist Thrawn also auch nur verletzt worden, und einer seiner Untergebenen hat an seiner Stelle das Kommando übernommen und den Rückzug angeordnet, aber fest steht jedenfalls, dass die Noghri in der Vergangenheit bei Attentaten spektakuläre Leistungen vollbracht haben. Dieser Runk stand Thrawn etwa so nahe, wie das bei Chewbacca und Han Solo der Fall ist, und wenn der Wookiee es sich in den Kopf setzen würde, Han zu töten, habe ich keine Zweifel, dass ihm das gelingen würde.«

Der corellianische Pilot atmete tief durch und ließ sich dann langsam in seinen Sessel zurücksinken. »Thrawn tot. Das bricht den Resten des Imperiums das Rückgrat, oder nicht?«

»Jedenfalls tut es ihm weh. Es gibt immer noch Warlords dort draußen — Terradoc, Harssk, Krennel — und ein paar andere ehemalige Imperiale, die sich selbständig gemacht haben und Piratenbanden führen. Und dann gibt es noch Ansammlungen loyaler imperialer Systeme, die ziemlich autark sind, die aber offenbar für die Neue Republik keine besondere Bedrohung darstellen. Wir werden weiterhin gegen die Warlords kämpfen müssen, und ich habe keine Zweifel daran, dass dort draußen noch massenhaft imperiale Vernichtungswaffen darauf lauern, über uns herzufallen, aber das Schlimmste haben wir wohl hinter uns.«

Wedge schüttelte langsam den Kopf. »Ich kämpfe jetzt seit acht oder neun Jahren gegen das Imperium. Manchmal dachte ich, mein letztes Stündlein wäre gekommen, und die ganze Zeit habe ich nicht einmal im Traum daran gedacht, dass ich so lange überleben und einen solchen Sieg miterleben würde. Das war immer mein Ziel, aber jetzt, wo es so weit ist ...«

Er verstummte, spürte, wie seine Gefühle ihn übermannten. Eine Anwandlung unglaublicher Erleichterung überkam ihn. Ich lebe, habe das tatsächlich erlebt. Die Freude über die Zahl seiner Kameraden, die ebenfalls mit ihm überlebt hatten, schloss sich an, dicht gefolgt von der Trauer über diejenigen, die gefallen waren: Biggs, Dack, Ibtisam, Riv, Jesmin, die Nichte des Admirals, Grinder, Castin Dann, Peshk, jek Porkins — zu viele, viel zu viele.

Doch dann verdrängte ein Gefühl der Freude alles andere. Die Rebellion hatte es tatsächlich geschafft, hatte tatsächlich das Imperium besiegt und Billionen geknechteter Leute befreit. An die Stelle der Unterdrückung war Hoffnung getreten, an die Stelle des Leids die Freiheit. Der feste Wille so vieler hatte den Erfolg der Rebellion möglich gemacht, und Wedge bereitete es große Genugtuung, dass er selbst dazu einen wichtigen Beitrag geleistet hatte.

Er blickte zu Ackbar auf. »Ich hatte nie den Mut, weiter als bis zum nächsten Gefecht zu denken, und jetzt sieht es tatsächlich so aus, als wäre der Krieg zu Ende. Ich weiß gar nicht, was ich mit mir anfangen soll.«

Ackbars Lippenfäden zuckten. »Gesprochen wie ein Mann, der vor der Pensionierung steht.«

»Pensionierung? Ich bin noch nicht einmal dreißig.«

»Das Kriegshandwerk ist ein Beruf, aus dem man sich gar nicht zu jung zurückziehen kann, Commander.«

»Das haben Sie gut gesagt, Admiral.« Wedge lächelte. »Vielleicht könnte ich in den Ruhestand gehen — nicht sofort natürlich. Ich weiß tatsächlich nicht, was ich dann mit mir anfangen sollte. Vielleicht meine Memoiren schreiben oder ein wenig zur Schule gehen. Ich wollte immer schon Architekt werden, und der Friede könnte bedeuten, dass viel gebaut werden muss.«

Ackbar nickte. »Sie könnten sich ja eine Gefährtin suchen und ein kleines Rudel Kinder großziehen?«

Wedge rümpfte die Nase. »Ich weiß nicht, von wegen Rudel, aber ein oder zwei sicher. Doch das hat wohl noch eine Weile Zeit.«

»Allerdings.« Ackbar drehte sich zu ihm herum und stützte beide Arme auf den Schreibtisch. »Es gibt da ein Problem, für das ich Sie brauche.«

»So?«

»Ich möchte, dass Sie mit sofortiger Wirkung die Beförderung zum General annehmen.«

Wedge schüttelte den Kopf. »Hey, ich habe die Wette mit der Gespensterstaffel gewonnen.«

»Ja, das haben Sie — und Sie haben Ihre Sache auch sehr gut gemacht.« Ackbar legte seine beiden Hände aneinander. »Commander, wir beide treiben dieses Spiel jetzt schon eine ganze Weile. Sie wollen sich nicht befördern lassen, weil Sie nicht aus der Kanzel Ihres X-Wing heraus wollen. Es ist ja nicht so, dass ich Ihnen das nicht nachfühlen könnte, aber zugleich weiß ich auch, dass Sie das Zeug dazu haben, größere Verantwortung zu übernehmen. Und mit dieser Beförderung wäre der Weg zu einer solchen höheren Verantwortung frei.«

»Inwiefern denn? Ich verstehe mich am besten darauf, die taktischen Operationen kleiner Einheiten zu planen.«

»Ah, dann war die Eroberung von Thyferra also eine taktische Operation einer kleinen Einheit?«

Wedge zögerte. »Na ja, irgendwie schon.«

Ackbar schüttelte den Kopf. »Ich habe mich mit dieser Gespensterstaffel-Geschichte ablenken lassen und schätze Sie hoch genug ein, um ernsthaft in Erwägung zu ziehen, Sie weiterhin als Kommandeur einer Jägereinheit operieren zu lassen.«

»Die Sonderstaffel? Oder muss ich ein ganzes Geschwader befehligen, so wie General Salm?«

»Die Sonderstaffel reicht für den Augenblick.«

Der Corellianer sah seinen Vorgesetzten mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Wenn Sie mir weiterhin die Leitung der Sonderstaffel überlassen wollen, dann brauche ich doch eigentlich nicht befördert zu werden.«

Der Mon Calamari beugte sich mit halb geschlossenen Augen vor. »Doch, das muss sein, Commander. Es ist notwendig, dass Sie befördert werden, und zwar sehr schnell.«

»Warum?«

Ackbar seufzte. »Weil Ihre Leute in Ihrer Staffel auch jede Beförderung ablehnen. Die richten sich dabei nach Ihnen, und das spricht durchaus für Ihre Führungsqualitäten und auch für die Einstellung Ihrer Leute zu Ihnen, aber es ist den Leuten gegenüber nicht fair. Captain Celchu sollte zumindest Colonel sein — das war die Position, die er eingenommen hat, als er die Sonderstaffel geleitet hat, während Sie die Gespenster geführt haben. Hobbie und Janson sollten Major sein, Horn zumindest Captain und Darklighter ebenfalls, und der Rest Ihrer Leute — die sollten auch keine gewöhnlichen Flight Officers sein.«

Wedge saß mit halb offenem Mund da. »Ich denke, darüber habe ich wohl nie genügend nachgedacht.«

»Zum Nachdenken war auch nicht viel Zeit, bei allem, was Sie und Ihre Staffel durchgemacht haben.« Ackbar spreizte die Hände. »Die Befreiung von Thyferra hat es uns auch recht schwer gemacht, Beförderungen vorzunehmen, weil es nicht so aussehen sollte, als würden wir Sie dafür belohnen, dass Sie eine Regierung gestürzt haben. So etwas könnte andere Einheiten leicht dazu ermuntern, auf anderen Welten Ähnliches zu versuchen. Und die Aufgabe, die Sie mit den Gespenstern erfüllt haben, hatte wegen der Wette, die wir abgeschlossen hatten, einen ähnlichen Effekt. Dann tauchte Thrawn auf, und Beförderungen traten gegenüber anderen wichtigeren Dingen in den Hintergrund. Aber jetzt, wo diese Gefahr beseitigt ist, müssen wir diese alten Ungerechtigkeiten aus der Welt schaffen.«

»Richtig. Ich bin sicher, dass es den Bothans gefallen würde, wenn Asyr mindestens zum Captain befördert würde.«

»Und darüber hinaus würden sie sie gern zurückhaben, damit sie bei ihnen fliegt.«

»Ja, das könnte ich mir gut vorstellen.« Wedge schüttelte den Kopf. Wie konnte ich nur so blind sein? Meine Leute haben alle Großartiges geleistet und sich eine Beförderung verdient — in viel höherem Maße als eine Menge Leute, die man an ihnen vorbei befördert hat. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, die Rebellion nicht zu enttäuschen, und habe sie dabei vernachlässigt. »Ich nehme an, ich muss ein paar Berichte schreiben, damit die Beförderungen eingeleitet werden können, oder?«

Ackbar drückte einen Knopf auf dem in seine Schreibtischplatte eingelassenen Holoprojektorfeld. Holografische Bilder der Piloten der Staffel tauchten darüber auf. Der Admiral berührte Tychos Bild, worauf dieses zu einer ausführlichen Datei aufblühte. »Emdrei hat die Routineberichte für Sie eingetragen, einschließlich der Leistungsbeurteilungen und dergleichen. Es wäre kein Schaden, wenn Sie Ihre persönlichen Bemerkungen hinzufügen würden, ganz besonders, wenn diese von General Antilles unterschrieben sind.«

Wedge nickte langsam und lächelte dann. »Wann sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, dass Sie meine Leute einsetzen könnten, um mich rumzukriegen? Ich meine, es hat sich doch keiner von ihnen beklagt, oder?«

»Nein, das hat keiner.« Ackbars breiter Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Offen gestanden habe ich sogar das Gefühl, dass denen diese Situation ein diebisches Vergnügen bereitet hat. Und wenn Sie wissen wollen, wie ich darauf kam, dass ich Sie auf die Weise dazu bewegen könnte, die Beförderung anzunehmen — das ist mir eingefallen, während Sie auf Thyferra tätig waren. Sie sind zu Ihren Leuten ebenso loyal wie diese zu Ihnen.«

»Na schön.« Wedges Augen verengten sich. »Und wo Sie mich jetzt dazu gebracht haben, die Beförderung anzunehmen, ist es wohl auch Zeit, dass Sie mir sagen, was da sonst im Gange ist.«

Ackbar zögerte kurz und nickte dann. »Also gut, General. Was hat Sie darauf gebracht, dass die Flut immer noch im Steigen ist?«

»Ich kenne Sie gut genug, Admiral, um zu wissen, dass Sie mich niemals dazu gedrängt hätten, einen höheren Rang zu akzeptieren, wenn das nicht unbedingt nötig wäre. Wenn das Problem darin gelegen hätte, dass meine Leute befördert werden, hätten Sie mich einfach dazu gebracht, mit ihnen zu reden. Sie wollen, dass ich General werde, und ich vermute, der Grund dafür ist, dass ich diesen Rang auch ausspielen muss.«

»Ein völlig korrekter Schluss, und das bestätigt mir nur, dass Sie genau der richtige Mann für das sind, wofür ich Sie brauche.« Der Mon Calamari legte beide Hände flach auf den Tisch. »Thrawns Überfall war in Wirklichkeit der letzte Versuch eines geeinten Imperiums, die Rebellion zu vernichten. Aber es gibt eine ganze Menge Warlords, die jeder für sich eine größere Zahl von Sternsystemen kontrollieren. Wir müssen diese Systeme und Welten befreien. Im Augenblick ist die Sonderstaffel so ziemlich die einzige Einheit in der Neuen Republik, die mit solchen Operationen Erfahrung hat.«

»Wegen unserer Erfolge bei Thyferra.«

»Genau.«

Wedge nickte. »Die Befreiung von Sternsystemen wird viel Fingerspitzengefühl erfordern. Wenn wir mit zu großem Materialeinsatz auftreten, wird man uns mit dem Imperium vergleichen. Wenn wir halbherzig vorgehen und besiegt werden, dann wird uns das Verluste an Menschen und Material eintragen und unsere Glaubwürdigkeit bei den Mitgliedsstaaten der Neuen Republik beeinträchtigen. Wenn wir es aber richtig machen, dann macht das die anderen Warlords nachdenklich und vielleicht für friedliche Verhandlungen aufgeschlossen.«

»Damit haben Sie jetzt ziemlich genau fünf Stunden Diskussionen des Provisorischen Rates auf den entscheidenden Punkt gebracht. Wir müssen uns mit den Warlords auseinander setzen, und der Erste von ihnen wird ziemlich bald fallen müssen.«

»Hast war im Krieg noch nie von Nutzen.« Wedge runzelte die Stirn. »Es wird schon schwierig genug sein, das richtige Ziel auszuwählen. Die Kriterien dafür werden stundenlange Debatten erfordern.«

»Die haben wir bereits hinter uns.« Ackbar drückte einen anderen Knopf an seinem Holoprojektor, und ein neues Bild trat an die Stelle dessen von Tycho. Der Mann hatte kurz gestutztes weißes Haar und durchdringende blaue Augen, aus denen die nackte Grausamkeit leuchtete. Unter dem Porträt des Mannes war auf einem kleinen Computerbild eine rechte Handprothese zu sehen. Eine Liste mit den Spezifikationen der Hand war darunter zu erkennen. »Sie hatten schon einmal mit diesem Mann zu tun.«

»Admiral Delak Krennel.« Wedge spürte eine Gänsehaut auf seinem Arm. »Er hat die Zivilbevölkerung auf Axxila von TIE-Jägern beschießen lassen und uns Widerstand geleistet, als wir versuchten, Sate Pestage von Ciutric zu befreien.«

»Ja. Er hat Sate Pestage ermordet und seinen Besitz an sich gebracht — die ciutrische Hegemonie. Das verschaffte ihm die Herrschaft über ein Dutzend Welten und reichliches Kriegsmaterial. Er hat sich formal nicht Thrawn angeschlossen, aber er hat ihn finanziell unterstützt. Er regiert von Ciutric aus und verfügt über eine Flotte, die aus etwa einem Dutzend kapitaler Schiffe besteht, darunter auch seine Reckoning.«

Wedge lächelte. »Alles wieder hübsch instand gesetzt, wie?«

»Ja, so sieht es aus.«

»Er hat sich in letzter Zeit recht ruhig verhalten — ganz und gar nicht wie Terradoc. Wie können Sie rechtfertigen, gerade ihn anzugreifen?« Wedge runzelte kurz die Stirn und lachte dann laut auf. »Werden wir ihn wegen des Mordes an Pestage der Gerechtigkeit zuführen?«

»Dafür, und für den Mord an der Familie von Pestage. Als Krennel die Herrschaft übernahm, hat er sämtliche Angehörigen von Pestage, die er finden konnte, getötet. Allein bei dieser Säuberungsaktion sind über hundert Menschen umgekommen, und anschließend gab es weitere Säuberungsaktionen, die sicherstellen sollten, dass er an der Macht blieb. Das reicht durchaus aus, um ihn uns vorzuknöpfen.«

»Und die Tatsache, dass er den Zuständigkeitsbereich eines imperialen Offiziers an sich gerissen und in eine Art persönliches Reich umgewandelt hat, zeigt anderen, die auf ähnliche Gedanken kommen könnten, dass alles, was früher einmal dem Imperium gehört hat, jetzt uns gehört. Wer sich uns widersetzt, kann alles verlieren.«

Ackbar drehte den Kopf halb herum und starrte Wedge mit einem seiner großen gelben Augen an. »Politische Analyse, Wedge? Wenn ich gewusst hätte, dass Sie so leicht in die Rolle eines Generals schlüpfen, hätte ich schon früher darauf bestanden, dass Sie befördert werden.«

»Politik zu begreifen, Admiral, ist Lichtjahre davon entfernt, dass man sie auch mag oder sich darauf versteht. Trotzdem, Thyferra war mir eine große Lehre. Wenn wir es richtig anstellen, vermeiden wir vielleicht in Zukunft lange Kämpfe.« Wedge stand auf und salutierte. »Ich denke, ein General muss den Blick für das große Ganze haben. Solange ich danach handle, sorge ich dafür, dass meine Leute am Leben bleiben. Und, ganz gleich, welchen Rang ich bekleide, das ist diejenige meiner Pflichten, die mir am wichtigsten erscheint.«