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Erster Band der Marasin-Trilogie

 

Im Schutz des Paladin

 

von Rüdiger Schäfer

 

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Kleines Who is Who

 

Atlan – der Lordadmiral der USO trifft eine alte Bekannte

Balek Seminak – der ertrusische Gangster hegt Rachegelüste

Consainee Nottify – ein Dandel kämpft gegen Dämonen und wächst über sich hinaus

Decaree Farou – Atlans Partnerin und Stellvertreterin muss sich allerlei anhören

Dimitris Kladidis, Hari Lennard und Wendell Binsky – drei ZGU-Techniker warten auf den kalten Tod

Hoyka Kah – die USO-Generalin rügt ihren obersten Chef

Innis – der Hohrugk-Züchter sieht schwarz

Jamanastan – eine Hohrugk-Kuh erwartet Nachwuchs

Kalil Turu – das Schiff des Obersts bringt Atlan nach Ertrus

Lemut Halet – ein ertrusischer Junge erzählt Geschichten

Leutnant Dart Hulos – der Waffeningenieur des Thunderbolt-Teams kann den Darmtrakt einer siganesischen Gürtelraupe energetisch versiegeln

Major Amos Rigeler, Captain Cool Aracan, Captain Mirus Tyn und Oberleutnant Drof Retekin – vier kleine Männer in einem Ungeheuer

Major Gyn Burkardt – der Chef der USO-Vertretung auf Ertrus gibt Alarm

Major Harl Dephin – der Kommandant des Thunderbolt-Teams ist um das Wohl seines Chefs besorgt

Nubiraa Hattafur – der Erste Wühler bläst zum Angriff

Oloonga Salamhir und Zhemonta Hegesthek – die Berater des Ersten Wühlers bekommen einen neuen Herrn

Seena »Shylock« Belt – die Chefin des ertrusischen Syndikats riskiert alles

Sergeant Barak Kelim – der junge ertrusische USO-Offizier steht dem Lordadmiral zur Seite

Sergeant Morten Fey – ein Wachoffzier in Quinto-Center bringt sich durch Übereifer in die Bredouille

Thork Halet – Lemuts Ziehvater sieht Stühle und Tische zu Bruch gehen

Trilith Okt – die Psi-Kämpferin ist geheimnisvoller denn je

Kapitel 1

 

Die erste Rakete detonierte mehrere hundert Meter nordöstlich der aktuellen Position des Einsatzteams, doch die von ihr ausgelöste Explosion war so gewaltig, dass selbst der über drei Tonnen schwere Körper des Majors für Bruchteile von Sekunden aus dem Gleichgewicht geriet. Einen Moment lang brach der mit gut einhundert Stundenkilometern über die fache Ebene jagende Riese nach rechts aus, durchschlug mit seinem nach vorn gestreckten Schädel eine Formation aus massiven säulenähnlichen Felsnadeln und schwenkte sofort wieder auf den ursprünglich berechneten Kurs ein.

»Unter zehn Kilotonnen TNT-Äquivalent«, drang die sachliche Stimme von Dart Hulos wie aus weiter Ferne an das Ohr des Kommandanten. »Die schießen mit kleinem Kaliber und maximaler Streuung.«

»Schirmbelastung bei drei Prozent«, meldete sich Mirus Tyn. Der Hochenergie-Ingenieur des Thunderbolt-Teams klang wie immer so, als würde er jeden Moment einschlafen. »Wenn das alles ist, was die draufhaben, wird das ein Spaziergang.«

Als wäre die abfällige Bemerkung des Siganesen ein Signal gewesen, schlugen innerhalb weniger Sekunden vier weitere Raketen ein – diesmal deutlich näher, die letzte gerade noch vierzig Meter entfernt.

USO-Spezialist und Gefühlsingenieur Harl Dephin spürte, wie ihn die gegenläufigen Druckwellen auseinanderzureißen drohten. Der ihn umgebende Panzer aus Super-Atronital-Compositum, einer extrem belastungsresistenten Verbundlegierung mit der mehr als zwanzigfachen Stabilität von gewöhnlichem Terkonitstahl, schien sich aufzublähen wie ein Luftballon. Dephin ignorierte das unangenehme Ziehen und Reißen in seinen Gliedern, denn er wusste, dass diese Empfindungen nichts weiter waren als die von der eng an seinem Schädel anliegenden SERT-Haube als Rückkopplung wahrgenommenen Steuerimpulse seines eigenen Gehirns. Führende Mikrotechniker auf Siga, der Heimatwelt des Majors, versuchten schon seit vielen Jahrzehnten diese Nebeneffekte der simultanen Emotio- und Refex-Transmission in den Griff zu bekommen, doch die Erfolge, die sie dabei bislang erzielt hatten, waren vernachlässigbar.

Der vier Meter hohe, der Statur eines Haluters nachempfundene Paladin II kippte nach vorn und beschleunigte. Durch den Einsatz der beiden kräftigen Beine und der zwei in Brusthöhe angebrachten Laufarme war der Roboter in der Lage, eine Geschwindigkeit von über 160 Stundenkilometern zu erreichen. Die Augen des Siganesen suchten – unterstützt von einer Batterie optischer Sensoren – die monotone Landschaft ab. Die Hauptpositronik des Paladin verarbeitete in jeder Sekunde gewaltige Datenmengen, die von einigen hundert Messgeräten im und am Körper des stählernen Riesen geliefert wurden. Komplexe Filter und spezielle Rechenalgorithmen trennten Wichtiges von Unwichtigem, bereiteten die Informationen situationsgerecht auf und reduzierten sie auf ein Volumen, das Harl Dephins Verstand erfassen und handhaben konnte.

»Die brüten etwas aus!«

Drof Retekin, Mathelogiker sowie Chef der Rechen- und Ortungszentrale, traf seine Feststellung mit der in Jahrhunderten gewachsenen Gelassenheit, die jedes einzelne Mitglied des Thunderbolt-Teams im Laufe der Zeit entwickelt hatte. Die sechs Siganesen bildeten seit dem ersten gemeinsamen Einsatz im April 2436 – damals noch mit der Vorgängerversion des Kampfroboters – eine Art Schicksalsgemeinschaft. Eine Gruppe hochspezialisierter und perfekt ausgebildeter USO-Agenten, die seit beinahe siebenhundert Jahren im Dienst der größten unabhängigen Polizeiorganisation der Milchstraße stand und dabei so manches Himmelfahrtskommando überstanden hatte.

»Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann sagen Sie es, Oberleutnant«, zischte Harl Dephin. Er hasste Retekins unterschwelligen Hang zur Theatralik.

»Ich empfange Funkbefehle aus Richtung unserer Zielkoordinaten«, reagierte der Angesprochene prompt. »Parallele Modulation und unverschlüsselt. Für mich hört sich das an wie ein Synchronisationsmuster. Wie gesagt: Die kochen da ein ziemlich unbekömmliches Süppchen zusammen.«

»Ersparen Sie uns Ihre Küchenweisheiten«, knurrte der Kommandant. »Leutnant Hulos, kann ich mit Ihrer Klarmeldung noch vor Sonnenuntergang rechnen?«

»Waffen einsatzbereit, Sir«, sagte Dart Hulos. Das mit knapp 15 Zentimetern nicht nur kleinste, sondern auch jüngste Teammitglied saß nur ein Deck über der Hauptsteuerzentrale im Polbereich des 50 Zentimeter durchmessenden Roboterschädels.

»Darf ich fragen, worauf ich schießen soll?«

»Unser Däumling ist ungeduldig.« Amos Rigeler kicherte über Funk. Er war kaum mehr als einen Zentimeter größer als Hulos, ein Umstand, den er zu jedem passenden und unpassenden Zeitpunkt für seine Sticheleien nutzte. Der Platz des Maschinenbauingenieurs war das auf Schulterhöhe gelegene Deck 3, auf dem unter anderem die komplizierte Verteilerschaltung der Bewegungsanlage des Paladin untergebracht war.

»Noch ein Wort von Ihnen, das nichts mit Ihrem Fachgebiet zu tun hat, Captain«, sagte Harl Dephin ruhig, »und ich garantiere Ihnen, dass Sie auf Ihre nächste Beförderung mindestens weitere fünfhundert Jahre warten werden.«

Für lange Sekunden herrschte ein beinahe peinliches Schweigen, und Dephin erlaubte sich ein humorloses Grinsen. Die Tatsache, dass jeder der sechs Thunderbolts bereits seit mehreren Jahrhunderten auf eine Versetzung in den nächsthöheren Rang wartete, war immer wieder ein hitzig diskutiertes Thema innerhalb der Gruppe. Der Major hielt sich dabei so weit es ging bedeckt, denn er kannte den wahren Grund für die anhaltende Nichtberücksichtigung seiner Männer in Sachen Beförderung. Seit dem Tod Lemy Dangers vor nunmehr über zehn Jahren war das Hüten des kleinen Geheimnisses noch schwieriger geworden. Irgendwann würde er dem Team die Wahrheit enthüllen müssen, eine Wahrheit, die neben ihm nur noch Lordadmiral Atlan und der Mausbiber Gucky kannten.

»Ortung!«

Gleichzeitig mit der Stimme von Drof Retekin signalisierte ein dumpfer Summton, dass der Roboter seinen Kampfstatus von Gelb auf Rot erhöhte. Von einem Augenblick auf den anderen waren alle etwaigen Reibereien und dadurch womöglich erzeugte Missstimmungen zwischen den Teammitgliedern vergessen. Die sechs Siganesen schienen mit den Systemen des Roboters zu verschmelzen, was zumindest im Hinblick auf Harl Dephin auch im Wortsinn den Tatsachen entsprach. Über seine SERT-Haube steuerte er den Koloss nicht nur, sondern wurde selbst zu jenem technischen Wunderwerk, das Siganesen, Terraner und Posbis vor rund siebenhundert Jahren entwickelt, konstruiert und seitdem immer weiter verbessert hatten. Paladin II verwandelte sich in das, was er letztlich war: eine Waffe von immenser Präzision und Zerstörungskraft, die problemlos gegen eine gut ausgerüstete konventionelle Armee bestehen konnte.

Der Gefühlsingenieur spürte, wie die Reservereaktoren der drei Kraftwerke auf Volllast schalteten. Auch im Rückentornister des grünen Kampfanzugs, den der Paladin trug, begannen die Meiler zu arbeiten. Nach kaum mehr als drei Sekunden fluteten rund dreihunderttausend Kilowatt Leistung durch die künstlichen Adern des Roboters – und damit auch durch die Adern des USO-Majors.

Es waren diese Momente, die Harl Dephin über alles liebte. Kein Mensch, der es nicht selbst erlebt hatte, konnte sich vorstellen, was es bedeutete, diese unglaubliche Kraft in sich zu fühlen, diese absolute Gewissheit, es mit dem gesamten Universum aufnehmen und sich in Gedankenschnelle in eine Feuer und Verderben speiende Festung verwandeln zu können. Es war wie ein Rausch, wie ein Sturm, der alle Zweifel und Ängste hinwegfegte und nichts zurückließ als Klarheit und das Bewusstsein der eigenen Stärke.

So schnell, wie ihn die Euphorie zu überwältigen drohte, hatte der Siganese den emotionalen Orkan allerdings auch wieder unter seine Kontrolle gezwungen. Als Gefühlsingenieur war er speziell für diese Art von Arbeit ausgebildet. Die Macht, die ihm der Paladin verlieh, war wertlos, wenn er sie nicht in die richtigen Bahnen lenkte. Wer Macht ohne Verantwortung gebrauchte, scheiterte früher oder später an der eigenen Hybris. Harl Dephin erinnerte sich oft an einen Ausspruch, den Lemy Danger ihm gegenüber einmal getan hatte: Ohne Demut ist Macht nichts weiter als ein Brecheisen. Wahre Macht fügt zusammen, gleicht aus, baut Brücken und schützende Dächer. Wahre Macht ist die Macht über sich selbst und die Freiheit, sie auszuüben.

Lordadmiral Atlan hatte dieses Zitat während der Trauerzeremonie für den USO-General in seiner Grabrede verwendet und im nachfolgenden Schweigen war Harl Dephin klar geworden, dass die Bedeutung von Dangers Worten viel umfassender und allgemeingültiger war, als er bisher angenommen hatte. Möglicherweise musste man ein bestimmtes Alter erreichen, um dem Leben so etwas wie einen Sinn abzugewinnen. Im Vergleich zu den meisten anderen Völkern der Milchstraße hatte ein gnädiges Schicksal den Siganesen dafür eine überaus großzügig bemessene Zeitspanne zur Verfügung gestellt. Vielleicht war das der Grund, warum man ihm und seinen Artgenossen allgemein eine hohe ethische Reife attestierte. Moral und Prinzipien spielten in der siganesischen Kultur eine maßgebliche Rolle, weit mehr, als sie es beim Stammvolk der Terraner taten.

Auf jeden Fall war Harl Dephin fest davon überzeugt, dass es seit Anbeginn der Zeit einige unveränderliche Grundsätze gab, die für die Existenz intelligenten biologischen Lebens galten. Evolution war nur ein anderes Wort für Bewegung, und wer sich dieser Bewegung entzog, der wurde irgendwann aus dem Gedächtnis des Universums getilgt.

»Ein-Mann-Jäger!« Der Ausruf Drof Retekins riss Dephin aus seinen Gedanken.

»Fünf Stück. Sie nähern sich von Süden mit hoher Geschwindigkeit.«

Noch bevor der Ortungschef seinen Satz beendet hatte, tauchten die fünfzehn Meter langen Torpedos als schwarze Punkte am Horizont auf. Sie hoben sich deutlich gegen die schneebedeckten Gipfel einer ausgedehnten Gebirgskette ab und kamen schnell näher. In spätestens dreißig Sekunden würden sie auf Schussweite heran sein.

»Empfangen Sie Individualimpulse?«, wollte Harl Dephin wissen.

»Nein«, antwortete Retekin. »Die Vögel sind unbemannt.«

»Gut«, sagte der Kommandant zufrieden. »Leutnant Hulos, Sie haben freie Hand.«

»Verstanden.«

Dephin richtete den Paladin auf und korrigierte den Kurs geringfügig. Mit dem rechten Handlungsarm zog er den überschweren Kombistrahler aus der Gürteltasche. Zwischen den beiden Laufarmen öffnete sich ein rundes Panzerschott und Drof Retekin fuhr die dort installierte Impulskanone aus. Auch im Schädel des Roboters schoben sich zwei schwere Stahlplatten zur Seite und entließen einen vollbeweglichen Raketenwerfer, der Fusionsgeschosse mit einer Explosivwirkung von beachtlichen fünfhundert Megatonnen Vergleichs-TNT verfeuerte.

Dann waren die Gegner heran. War die Jägerstaffel bei der Annäherung noch in fester Formation geflogen, brach diese jetzt auseinander. Die mathematische Präzision, mit der die Maschinen auffächerten, um die Zielerfassung zu erschweren, bewies noch einmal, dass es sich hier um ferngesteuerte Einheiten handelte. Drei der Jäger drehten in einer engen Kurve ab, gingen in den Steilflug über und rasten mit dem spitzen Bug voran in Richtung des Paladin. Augenblicklich begannen die starr eingebauten Impulskanonen zu feuern.

Harl Dephin ließ den Roboter ein paar Haken schlagen, wohl wissend, dass diese Taktik nicht lange vorhalten würde. Die Feuerleitpositroniken der Jäger würden sich schnell auf die Bewegungen des Paladin einstellen, und sofern der Gegner seine Salven koordinierte, war ein Wirkungstreffer nur eine Frage der Zeit.

Die mächtigen Stiefel des Paladin gruben sich wie Raupenketten in den harten Untergrund, als der Gigant neuerlich die Richtung wechselte. Sand und Felssplitter stoben nach allen Seiten. Die beiden Jäger, die sich nicht am ersten Angriff beteiligt hatten, waren inzwischen eine weite Schleife geflogen und im Rücken des Kampfroboters angelangt. Dephin stieß sich mit beiden Beinen ab, katapultierte sich mehrere Meter nach vorn und aktivierte noch im Sprung den Kombistrahler. Für einen halben Atemzug standen mehrere grellweiße Lichtbahnen wie brennende Gitterstäbe in der Luft. Kein einziger Schuss ging daneben, doch die Schutzschirme der Angreifer absorbierten die Waffenenergie mühelos.

Hinter und neben dem Paladin schlugen die feindlichen Treffer ein und hinterließen tiefe Krater im Boden. Bevor sich die fünf Jäger neu formieren konnten, stürmte der USO-Major los und rannte auf ein Geröllfeld zu, das sich als schmaler Streifen einige hundert Meter vor ihm über die Ebene zog und beinahe wie eine Straße wirkte. Ein sanftes Zittern durchlief den Roboterkörper, als Drof Retekin das erste Dutzend Raketen abschoss. Die chemisch angetriebenen Projektile besaßen einen Kern aus hochverdichtetem Deuterium und Tritium, deren Fusion zu Helium und freien Neutronen durch einen Nuklearzünder in Mikrobauweise in Gang gesetzt wurde. Außerdem waren die Geschosse mit Spürgeräten ausgestattet, die sich sowohl auf Wärmeechos, als auch auf Bewegung und verschiedene Strahlungsspektren kalibrieren ließen.

Am wolkenverhangenen Himmel gingen plötzlich zwölf neue Sonnen auf. Sekunden später fegten die Druckwellen über die Ebene. Ein Platzregen aus Staub und Steinen prasselte auf den Paladin nieder und verglühte zischend und knallend in seinem HÜ-Schirm.

»Abschuss«, meldete Retekin emotionslos. »Einen habe ich erwischt. Ich werde … verdammt!«

»Was ist los, Oberleutnant?«, fragte Harl Dephin.

»Hyperenergetische Störfelder, Sir«, kam die Stimme des Waffeningenieurs aus der Bordsprechanlage. »Die automatische Zielerfassung ist ausgefallen. Wir müssen …«

»Ich übernehme«, unterbrach der Kommandant knapp. Mit einem Gedankenbefehl übertrug er die Impulsleitung der Waffensysteme des Paladin auf die Steuermatrix der SERT-Haube. Theoretisch wäre er durchaus in der Lage gewesen, sämtliche Systeme des Kampfroboters auf einmal zu kontrollieren. Allerdings war ein solcher Kraftakt mit erheblichem Stress und massivem psychischen und physischen Kräfteverschleiß verbunden. Aus diesem Grund war der Paladin mit einem Team aus Spezialisten besetzt, das ihm Arbeit abnahm und es ihm so erlaubte, sich auf die wichtigen Aufgaben zu konzentrieren.

Die verbliebenen Jäger hatten sich inzwischen neu geordnet und gingen wieder auf Angriffskurs. Dephin durfte keine Zeit verlieren. Auf seinem Gesicht hatte sich ein dünner Schweißfilm gebildet. Die Augen waren geschlossen, und die lindgrüne Haut wirkte fleckig und blass. Ein unbeteiligter Beobachter hätte sich vermutlich ernsthafte Sorgen um die Gesundheit des Mannes gemacht, der kaum die Größe einer durchschnittlichen terranischen Hand erreichte, doch diese Sorge wäre unbegründet gewesen. Alle sechs Thunderbolts wurden permanent medizinisch überwacht und im Bedarfsfall von sogenannten Medodrohnen mit allem versorgt, was sie benötigten. Die knapp eineinhalb Zentimeter durchmessenden Kugelsonden waren nur einer der zahlreichen kleinen und größeren Unterschiede zwischen Paladin II und seinem Vorgängermodell.

Harl Dephin atmete tief ein und wieder aus.

»Dann wollen wir unseren Freunden mal zeigen, wozu unser Baby fähig ist«, flüsterte der Siganese so leise, dass es außer ihm niemand verstand.

Der Major leitete einen Großteil der verfügbaren Energiereserven in die Generatoren der Schutzschirme, bremste den Robotgiganten scharf ab und aktivierte gleichzeitig die Flugaggregate. Aus dem Schädel des Paladin lösten sich in schneller Folge zwanzig Raketen, die sich zu einem Kreis gruppierten und nur fünf Sekunden später rund zweihundert Meter über der Planetenoberfläche detonierten. Dephin versetzte den Roboter in eine langsame Rotation und gab Vollschub. Sekundenlang war das Innere des Paladin vom Dröhnen der weit über Maximum laufenden Kraftwerke erfüllt. Dann griffen die Notfallschaltungen und gaben die Reserven der Zusatzspeicher frei.

Um Harl Dephin herum tobte ein Glutorkan. Das zugehörige energetische Chaos hatte die vier Jäger vorübergehend taub und blind gemacht. Hätten in ihren Steuerkanzeln lebende Piloten gesessen, hätte sich diesen ein unglaubliches Schauspiel geboten. Der Paladin brach wie ein flammender Racheengel aus einem Ring aus Feuer hervor und begann augenblicklich zu schießen. Die Gegner hatten nicht den Hauch einer Chance. Schwere Impulstreffer verwandelten die Schirme der Ein-Mann-Jäger in Sphären aus irrlichternder Energie. Grüne Überschlagsblitze zuckten durch die kochende Atmosphäre und verloren sich in den nur träge verwehenden Schleiern aus aufgewirbeltem Staub und nachglühenden Luftmolekülen. Noch bevor sich die ersten Strukturrisse in den 5-D-Feldgittern der HÜ-Schirme bilden konnten, explodierten weitere Raketen, die der Paladin nun in ununterbrochener Folge ausspuckte. Kurz nacheinander wurden die Jäger von den auf sie einhämmernden Urkräften zermalmt und verwandelten sich in schnell expandierende Atomwolken. Der gesamte Vorgang hatte kaum länger als dreißig Sekunden gedauert.

»Was ist mit der Kuppel?«, wandte sich Harl Dephin an Drof Retekin.

»Ist zwei Kilometer entfernt«, kam die prompte Meldung. »Mehr kann ich nach dem, was Sie da draußen gerade angerichtet haben, noch nicht sagen. Die Sensoren spielen völlig verrückt. Das war eine tolle Show, Sir!«

»Okay«, ignorierte der Kommandant die letzte Bemerkung seines Ortungschefs. »Lassen wir denen keine Zeit, sich neue Schweinereien auszudenken. Wir fliegen direkten Zielkurs. Ich will in zehn Sekunden die Klarmeldung aller Abteilungen.«

Wenig später stand fest, dass der Paladin keinerlei Schäden davongetragen hatte. Zufrieden lehnte sich Harl Dephin in seinem Sessel zurück und gönnte sich einen Moment der inneren Sammlung. Dann straffte sich sein durchtrainierter Körper wieder. Paladin II nahm Fahrt auf. In diesem Augenblick knackte es im Empfänger des Bordfunks.

»Major Dephin«, hörte der Siganese die markante Stimme des Regierenden Lordadmirals der USO. »Brechen Sie die Übung ab und kehren Sie umgehend zur Basis zurück. Ich wiederhole: Übung abbrechen und umgehend zur Basis zurückkehren.«

Kapitel 2

 

»Ich halte den Abbruch der Übung nach wie vor für einen schweren Fehler, Sir.«

Hoyka Kah hatte ihre muskulösen Arme hinter dem Rücken verschränkt und sah mich aus ihren hellbraunen Augen trotzig an. Die Paronerin reichte mir mit ihren 1,65 Metern zwar nur gerade bis zum Kinn, doch was ihr an Körpergröße fehlte, machte sie mit ihrer Ausstrahlung mühelos wieder wett.

»Das habe ich bereits zur Kenntnis genommen, Generalin«, sagte ich und bemühte mich gar nicht erst, das Missfallen in meinem Ton zu verbergen. »Meine Entscheidung steht jedoch. Sie haben zwei Stunden, um mit Major Dephin und seinem Team die Manöverkritik abzuhalten. Danach brechen der Paladin und ich mit der CRYPTO nach Quinto-Center auf.«

»Ich stelle Ihre Entscheidung nicht infrage, Lordadmiral«, entgegnete die Frau ruhig, »sondern treffe lediglich eine Feststellung. Wir veranstalten Einsatzübungen wie die von Ihnen vorzeitig beendete nicht zum Vergnügen. Ich muss Ihnen sicher nicht erklären, dass wir erhebliche Finanzmittel in die Umrüstung des Paladin gesteckt haben – und ich würde mich gerne mit eigenen Augen davon überzeugen, dass wir einen entsprechenden Gegenwert bekommen.«

»Reicht Ihnen das, was Sie gerade eben gesehen haben, etwa nicht aus?«, wollte ich wissen. Ich drehte meinem Gegenüber demonstrativ den Rücken zu und starrte aus dem Panoramafenster, das sich über die gesamte Rückwand des Büros erstreckte. Von hier besaß man einen phantastischen Ausblick auf Munroes, die Hauptstadt des Planeten. Ich war bereits vor drei Tagen auf USTRAC eingetroffen, um die bevorstehenden Tests mit dem Paladin persönlich zu überwachen und, wie so oft war ich von den zahlreichen Veränderungen, die sich seit meinem letzten Besuch ergeben hatten, beeindruckt.

USTRAC stand für United Stars Training Center und war der dritte Planet einer gelben Sonne namens Impron. Die USO hatte die einstige Wüstenwelt im Jahr 2359 für ihre Zwecke nutzbar gemacht und sie in den kommenden Jahrhunderten zur modernsten militärischen Schulungseinrichtung der Milchstraße ausgebaut. Fast alle USO-Spezialisten verbrachten hier die letzten Monate ihrer Ausbildung und wurden auf das vorbereitet, was sie später während ihrer Einsätze an den Brennpunkten der Galaxis erwartete. Ich hatte bei der Entwicklung und Gestaltung der sich annähernd gleichmäßig über die gesamte Planetenoberfläche verteilenden Einrichtungen persönlich mitgewirkt und mich dabei unter anderem an den Erfahrungen orientiert, die ich einst an der Galaktonautischen Akademie von Iprasa hatte sammeln dürfen. Dort hatte ich vor über zehntausend Jahren meine eigene Ausbildung erhalten, die zu dieser Zeit als die beste und härteste im arkonidischen Imperium bekannt gewesen war.

USTRAC bestand zum Großteil aus gewaltigen, von energetischen und natürlichen Barrieren begrenzten Arealen, innerhalb derer man alle nur denkbaren Umweltbedingungen simulieren konnte. Von der Eiswüste über dichten Dschungel bis hin zur Tiefseelandschaft inklusive aktiver Unterwasservulkane war so ziemlich jedes Szenario verfügbar, das sich die USO-Instrukteure für ihre Rekruten auszudenken vermochten. Hinzu kamen Lehranstalten und Fachakademien für mindestens drei Dutzend wissenschaftliche Disziplinen sowie eine Reihe hochmoderner Kliniken, die nur noch von den Medokomplexen auf Tahun übertroffen wurden. Neben dem rund viertausend Lichtjahre entfernten Quinto-Center war USTRAC gewissermaßen die zweite tragende Säule der United Stars Organisation.

»Was ich gesehen habe, war ohne Frage bemerkenswert, Lordadmiral«, hörte ich die dunkle Stimme Hoyka Kahs hinter mir, »aber nicht einmal annähernd ausreichend für eine taugliche Beurteilung der wahren Gefechtsleistung des Roboters. Sie kennen das Programm, Sir. Es waren mindestens acht weitere Übungen mit wechselnden Bedingungen und zunehmendem Anforderungsprofil geplant.«

»Das Thunderbolt-Team besitzt fast sieben Jahrhunderte Einsatzerfahrung«, sagte ich trotzig. »Daran werden ein paar Übungen mehr oder weniger nichts ändern.«

»Die Modifikationen, die an Paladin II vorgenommen wurden, sind teilweise grundlegender Natur«, widersprach die Paronerin. »Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie selbst es waren, der die vorgeschlagene Übungsreihe ergänzt und erweitert hat.«

»Das ist zwar nett von Ihnen«, entgegnete ich spöttisch, »aber dank meines fotografischen Gedächtnisses nicht notwendig.«

Ich drehte mich wieder um und blickte auf die Generalin herab. Auf ihrem haarlosen Schädel spiegelte sich das Licht der Deckenstrahler. Im Vergleich zu ihren Artgenossinnen war Hoyka Kah ungewöhnlich hochgewachsen. Im Schnitt wurden die umweltangepassten Bewohner des zu neunzig Prozent von Ozeanen bedeckten Planeten Paron nur anderthalb Meter groß. Die Frau wirkte auf den ersten Blick zierlich, ja beinahe verletzlich, doch dieser Eindruck täuschte. Die beweglichen, semimagnetischen und von einem implantierten Mikrochip gesteuerten Tätowierungen an beiden Armen und im Nacken waren modisch der aktuell letzte Schrei auf Terra und vielen anderen Welten des Solaren Imperiums. Ich persönlich hatte nie verstanden, warum sich intelligente Lebewesen freiwillig Löcher in den Körper stechen oder Farbe unter die Haut schießen ließen. Vielleicht war ich in dieser Hinsicht aber auch einfach nur der altmodische und konservative Arkonidenadmiral, zu dem mich jene Medienvertreter gerne machten, die der USO kritisch gegenüberstanden.

Wie auch immer: Die geometrischen Formen und unverständlichen Symbole, die Hoyka Kah auf ihrem Körper zur Schau trug und die sich wie ein Heer winziger Insekten über ihre gebräunte Haut bewegten, ließen mich jedes Mal unterbewusst erschauern, ohne dass ich einen konkreten Grund dafür hätte benennen können.

Allerdings waren es nicht die Tätowierungen allein, die das Bild des Grazilen und Elfenhaften zerstörten, das man gemeinhin mit den Paronern verband. Die Beine der Frau waren mit derart vielen und teilweise schlecht verheilten Narben bedeckt, dass man hätte meinen können, sie wären aus Leichenteilen zusammengenäht worden. Zudem bestand der gesamte rechte Oberarm aus einer Art Kokon aus transparentem Stahlplast. Darin waren Muskel- und Sehnenstränge, Fettgewebe und ein Teil des Oberarmknochens zu erkennen. Dazwischen verliefen dünne, silberne Fäden, die wie die Stützstreben einer architektonisch gewagten Dachkonstruktion aussahen. Offenbar war die Generalin irgendwann schwer verletzt worden und hatte sich anstelle einer üblichen Bioregenerierung für diese außergewöhnliche Prothese entschieden. Ich hatte sie einmal darauf angesprochen, doch schnell gemerkt, dass ihr das Thema Unbehagen bereitete. Auch der Lebenslauf in ihrer Personalakte sparte den Vorfall, der zu ihrer Verletzung geführt hatte, merkwürdigerweise aus.

Hoyka Kah trug eine ärmellose, knapp geschnittene Uniform, schwarze Handschuhe und schwarze Stiefel. An ihrem Gürtel war ein breites Holster angebracht, in dem ein Kombistrahler mit ungewöhnlich schmalem und langem Lauf steckte. Ohne Zweifel eine Sonderanfertigung, die nicht billig gewesen war.

»Ich mache Ihnen einen Vorschlag zur Güte«, lenkte ich ein, denn mir war sehr wohl klar, dass vieles von dem stimmte, was die Paronerin gesagt hatte. »Begleiten Sie mich und die Thunderbolts nach Quinto-Center. Der Flug wird sechs Stunden dauern. Das gibt Ihnen ausreichend Zeit, mit dem Major und seinen Männern zu sprechen.«

»Morgen früh treffen hier zweihundert angehende USO-Spezialisten ein«, erwiderte die Generalin mit unüberhörbarem Vorwurf. »Verzeihen Sie meine Offenheit, Sir, aber ich habe Verpflichtungen, die ich nicht einfach ignorieren kann, weil mir danach ist. Die Qualität der Ausbildung, die diese Frauen und Männer auf USTRAC erhalten, entscheidet später womöglich über Leben und Tod.«

Für einen Moment hatte ich eine scharfe Erwiderung auf der Zunge. Die letzten Sätze der Paronerin bewegten sich für meinen Geschmack gefährlich nahe an der Grenze zur Insubordination. Ich war nie ein Freund von Duckmäusertum und Heuchelei gewesen. Blinder Gehorsam und bedingungslose Unterordnung waren unter USO-Mitarbeitern weder erwünscht, noch wurden sie gefördert. Allerdings erschienen mir das abweisende Gebaren der Generalin und die unausgesprochenen Vorwürfe, die zwischen ihren Sätzen schlummerten, doch ein wenig zu viel des Guten zu sein. Der warnende Impuls des Extrasinns ließ mich innehalten.

Diese Frau mag dich nicht, wisperte mein zweites Ich. Du solltest ihr negatives Bild von dir nicht dadurch verfestigen, dass du auf ihre subtilen Provokationen anspringst.

Seit wann gehört die Mitarbeiterführung zu deinen Kernkompetenzen?, dachte ich ärgerlich. Ich verlange von meinen Untergebenen keine Zuneigung, sondern Respekt vor getroffenen Entscheidungen.

Genau den bringt dir Hoyka Kah entgegen, ließ sich der Logiksektor nicht irritieren. Sie kritisiert lediglich – und nicht ganz zu unrecht – deine Sprunghaftigkeit. Du hast zehn Jahre auf ein Zeichen von ihr gewartet. Warum kommt es jetzt plötzlich auf ein paar Tage an? Außerdem weißt du nicht einmal, ob der Rafferimpuls etwas mit den damaligen Ereignissen zu tun hat.

Major Burkardt hätte sich nicht gemeldet, wenn es nicht wichtig wäre, widersprach ich. Er hat explizite Anweisungen. Außerdem: In vier Tagen ist der 1. Juni.

Du belügst dich wieder einmal selbst, Arkonide, flüsterte der Extrasinn. Es geht dir nicht um das Begleichen alter Rechnungen oder die Beantwortung offener Fragen. Du hast damals auf Cebus eine Niederlage eingesteckt, die dich bis heute nicht loslässt.

Ich schüttelte unwillig den Kopf. Dann erst bemerkte ich das Befremden im Gesicht der Generalin. Hoyka Kah hatte die Stirn in Falten gelegt und musterte mich zurückhaltend. Ich wusste, dass ich während der stummen Dialoge mit meinem zweiten Ich manchmal in einer Art milder Trance versank und auf meine Umgebung geistesabwesend wirkte.

»Entschuldigen Sie«, sagte ich eine Spur zu laut. Dann hatte ich mich wieder gefangen.

»Die CRYPTO startet pünktlich um 18.00 Uhr terranischer Standardzeit. Ich überlasse es Ihnen, ob Sie an Bord sind oder nicht.«

Kurz sah es so aus, als wolle Hoyka Kah noch etwas sagen. Ihre Hände mit den langen schlanken Fingern und den dazwischen deutlich erkennbaren Schwimmhäuten öffneten und schlossen sich schnell hintereinander. Schließlich nickte sie mir knapp zu.

»Ich danke Ihnen, Lordadmiral. Erlauben Sie, dass ich mich zurückziehe?«

»Selbstverständlich.«

Als sich das Schott des Büros hinter der Paronerin geschlossen hatte, seufzte ich leise. Ich begegnete Hoyka Kah keineswegs zum ersten Mal und hatte ihre latente Feindseligkeit mir gegenüber bereits früher registriert. Die Frau hatte innerhalb der USO eine Musterkarriere hinter sich gebracht und von allen Vorgesetzten nur beste Beurteilungen erhalten. Sie galt als die Expertin in Sachen Strategie und Xeno-Psychologie. So hatte sie im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit den Vorfällen um Rhaen Tolsom und meinen Erlebnissen auf der Höllenwelt eine Reihe wertvoller Szenarien ausgearbeitet. Dank ihrer brillanten Analyse und der damit verbundenen Handlungsempfehlungen hatten wir den politischen Schaden, den die Affäre um meine ehemalige Geliebte angerichtet hatte, auf ein Minimum begrenzen können.

Ich ging um den großen und bis auf eine Interkomanlage völlig leeren Schreibtisch herum und ließ mich in einen schweren Kontursessel fallen. Oberst Trent ter Leick, der derzeitige kommandierende Offizier auf USTRAC, hatte mir den Raum für die Zeit meiner Anwesenheit zur Verfügung gestellt. An das Büro schlossen sich großzügig bemessene Wohnräume an, in die sogar ein kleiner Fitnessbereich mit diversen Trainingsgeräten und einer Schwerkraftkammer integriert war. Ich ließ mir von einem Servoroboter einen Kaffee bringen und richtete die Blicke einmal mehr auf das vor mir liegende Panorama der Stadt.

Die Dächer und Kuppeln Munroes schimmerten im Licht der untergehenden Sonne. In der Ferne konnte ich die beiden mächtigen Türme der ASAC-Zentrale erkennen. Die Installationen der Hyperinpotronik dehnten sich über ein kreisförmiges Areal von rund einhundert Kilometern Durchmesser aus, waren gut zwölfhundert Meter hoch und reichten teilweise tief in die Planetenkruste USTRACS hinein. Von dort wurden so gut wie alle normal- und hyperenergetischen Vorgänge auf der Ausbildungswelt koordiniert, gesteuert und überwacht. Insbesondere die komplexen Umweltsimulationen in den Trainingsarealen bedurften einer permanenten Nachjustierung und rechenintensiven Kontrolle. Die Abkürzung ASAC bedeutete nichts weiter als Absolute Simulation of Alien Conditions und wies unverkennbar auf das hin, wofür der Superrechner einst konstruiert worden war. Im Laufe der Zeit war ASAC in immer kürzeren Abständen erweitert und ausgebaut worden; der Name jedoch war geblieben.

Im Norden Munroes lag der Raumhafen, auf dem unter anderem die CRYPTO, ein Schwerer Kreuzer der TERRA-Klasse auf mich wartete. USTRAC gehörte – wie auch Quinto-Center und der Medoplanet Tahun – zum sogenannten Sicherheitskreis Alpha, was unter anderem bedeutete, dass Personen und Raumschiffe sowohl bei der Ankunft als auch beim Verlassen eine Reihe von strengen Kontrollen zu durchlaufen hatten. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Versuche feindlicher Mächte gegeben, Agenten einzuschleusen. Erst vor wenigen Monaten war ein Angriff mit heimtückischen Computerviren abgewehrt worden. Angesichts der sich ständig verschärfenden Gefahrenlage innerhalb der Milchstraße war es schwer, keine Paranoia zu entwickeln. Unter den Mitgliedern der oberen USO-Führungsebene setzten sich immer mehr jene Kräfte durch, die einen deutlich schärferen Kurs gegenüber den autonomen Kolonialreichen befürworteten. Dass sie damit genau das Gegenteil von dem erreichen würden, was sie beabsichtigten, schien sie nicht sonderlich zu stören.

Perry Rhodan und ich waren uns seit langem einig, dass eine auf militärische Stärke und offene Konfrontation ausgerichtete Politik des Solaren Imperiums und der USO zu keiner Lösung führte, sondern die Blockbildung innerhalb der freien Staaten nur fördern würde. Doch genau hier lag das Problem. Unsere Gegner wie das Imperium Dabrifa, die Zentralgalaktische Union oder der Carsualsche Bund rüsteten massiv auf und verweigerten sich allen Bemühungen, diese Entwicklung auf diplomatischem Weg aufzuhalten. Also liefen auch die Werften auf Luna, Olymp, Haiprit und den anderen wichtigen Industriewelten des Solaren Imperiums auf Hochtouren. Manchmal kam es mir bei den wöchentlichen Lagebesprechungen der Stabsabteilungen so vor, als wäre die gesamte Milchstraße zu einer einzigen gigantischen Waffenfabrik geworden.

Ich stürzte den Rest des inzwischen nur noch lauwarmen Kaffees hinunter und knallte den Becher so energisch auf die Schreibtischplatte, dass einige Tropfen der Flüssigkeit nach allen Seiten spritzten. Sofort schwebte ein leise summender Servo herbei, ließ das Trinkgefäß in einer seiner diversen Körperöffnungen verschwinden und beseitigte die Spuren meines Temperamentsausbruchs mit einem rotierenden Schwämmchen.

Ich war unzufrieden. Seit den Ereignissen auf Reddeye und Ereshkigal, der Höllenwelt, hatte sich die Situation in der Galaxis weiter verschlechtert. Im Februar hatte es eine Reihe von Überfällen auf Frachtkonvois der GCC gegeben. Die Piraten unbekannter Herkunft waren dabei mit außergewöhnlicher Brutalität vorgegangen und hatten die Besatzungen der Transportschiffe regelrecht hingerichtet. Die Präzision, mit der die Angriffe ausgeführt worden waren, ließ zudem darauf schließen, dass die Täter über detaillierte Informationen zu Ladung, Route und Bewaffnung der GCC-Raumer verfügt hatten. Homer G. Adams hatte schließlich keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als die USO offiziell um Hilfe zu bitten.

Nach fast vier Monaten Ermittlungsarbeit und achtzehn weiteren Überfällen mit insgesamt 166 Todesopfern waren meine Leute noch keinen Schritt weitergekommen. Festzustehen schien, dass es bei der GCC einen Maulwurf gab, doch die Bemühungen, diesen aufzuspüren, waren ausnahmslos ins Leere gelaufen. Selbst eine mehrwöchige und lückenlose Überwachung des Datenverkehrs in der Zentralen Registratur des Riesenkonzerns auf Terra hatte keinen Hinweis erbracht. Unser Gegner ließ sich von alldem nicht im Geringsten stören und verübte ungerührt einen Raubzug nach dem anderen.

Mein Armbandkom summte leise, und ich aktivierte die Sprechverbindung. Auf dem winzigen Bildschirm erschien das Gesicht von Sira Chalek. Die Terranerin war Erster Offizier an Bord der CRYPTO.

»Major Dephin und sein Team sind eingetroffen, Sir«, hörte ich die angenehm weiche Stimme der ausnehmend hübschen Frau. »Sie erwarten Ihre Befehle.«

»Laufen die Startvorbereitungen nach Plan?«, wollte ich wissen.

»Es wird bestimmt keine Verzögerungen geben«, antwortete Sira Chalek.

»Bitten Sie die Thunderbolts in Konferenzraum 1«, gab ich Anweisung. »Sie sollen dort auf mich warten. Ich bin in zehn Minuten da.«

»Verstanden, Sir.«

Nachdem ich die Verbindung unterbrochen hatte, saß ich einfach nur da und horchte in mich hinein. Mein alter Lehrmeister Fartuloon hatte mir einmal gesagt, dass die Antworten auf alle Fragen des Universums in einem selbst verborgen lägen. Man müsse nur lange und intensiv genug lauschen. Nach einer halben Minute verzogen sich meine Lippen zu einem melancholischen Lächeln.

»Tut mir leid, alter Mann«, sagte ich leise. »So viel Zeit habe ich nicht.«

Kapitel 3

 

Major Harl Dephin und seine Männer hatten es sich auf dem Konferenztisch bequem gemacht. Als ich den Raum betrat, sprangen sie auf, nahmen Haltung an und salutierten so zackig, dass ich das Knallen ihrer Stiefelabsätze zu hören glaubte.

»Schon gut.« Ich winkte wie üblich ab, wusste ich doch, dass es keinen Zweck hatte, Dephin zu einem weniger förmlichen Verhalten zu animieren. Siganesen legten von Natur aus viel Wert auf Etikette, was man schon allein daran erkannte, dass sich der Major und die übrigen Thunderbolts auch nach fast siebenhundert Jahren noch immer siezten.

»Gute Arbeit, da draußen«, sagte ich und machte eine unbestimmte Geste mit der Rechten.

»Danke, Sir«, erwiderte Harl Dephin. »Ich darf jedoch in aller Bescheidenheit hinzufügen, dass der Paladin weit mehr kann, als er bislang gezwungen war zu zeigen.«

Seine Stimme besaß einen leicht blechernen Unterton, was womöglich daran lag, dass er – wie alle Siganesen, die sich außerhalb ihrer Heimatwelt aufhielten – einen Verstärker am Kehlkopf trug. Ohne dieses technische Hilfsmittel wären die Worte des Gefühlsingenieurs für Lebewesen meiner Größe kaum mehr als ein unverständliches Flüstern gewesen.

Die umgekehrte Wirkung hatte dagegen der sogenannte Reducer, eine Art längliche Spange, die quer über dem Schädel lag und die Umgebungslautstärke dämpfte. Siganesen besaßen ein äußerst feines Gehör und waren sogar in der Lage, Ultraschallwellen wahrzunehmen. Eine menschliche Stimme in normaler Lautstärke bedeutete für sie einen unerträglichen Lärmorkan.

Ich lächelte und setzte mich den Siganesen gegenüber. Der Anblick der im Schnitt nicht einmal zwanzig Zentimeter großen Kolonialterraner faszinierte mich jedes Mal aufs Neue. Die Vorfahren der Thunderbolts waren bereits im Jahr 2003 ausgewandert und auf dem zweiten Planeten von Gladors Stern gelandet. Siga zählte somit zu den ältesten Kolonien Terras. Durch eine bis zum heutigen Tag nicht in allen Einzelheiten erforschte hyperphysikalische Komponente in der Strahlung der grünen Sonne hatte sich die Körpergröße der Kolonisten von Generation zu Generation verringert. Gleichzeitig war die Lebenserwartung der Siganesen rasant angewachsen. Legionen von Forschern hatten sich an diesem scheinbaren Paradoxon bereits die Köpfe zerbrochen, denn die physiologische Schrumpfung hätte eigentlich den gegenteiligen Effekt haben müssen. Bis heute waren zahlreiche Fragen zu diesem Themenkomplex unbeantwortet. So hätte zum Beispiel das winzige Gehirn eines Siganesen aufgrund der auf engstem Raum komprimierten elektrischen Aktivität permanent überhitzen müssen. Stattdessen wich seine durchschnittliche Körpertemperatur nur unwesentlich von der eines Terraners ab.

»Das ist mir durchaus bewusst«, sagte ich. »Deshalb würde ich Sie auch gerne auf einen kleinen Ausflug mitnehmen.«

»Ein Ausflug, Sir?«

»Sagt Ihnen der Name Trilith Okt etwas?«, wollte ich wissen.

»Natürlich. Ich studiere die Geheimberichte des Stabes sehr aufmerksam.«

»Gut. Dann wissen Sie auch, dass sich die Dame vor zwölf Jahren einen der letzten Zellaktivatoren angeeignet hat, die seinerzeit vom Fiktivwesen ES in der Milchstraße ausgestreut wurden. Im Juni 3103 verschwand Trilith Okt spurlos.«

»Und nun ist sie wieder aufgetaucht, Sir?«, fragte Harl Dephin.

»Das weiß ich nicht«, antwortete ich. »Nach den Ereignissen auf Shahimboba brachte Trilith Okt mich mit der GAHENTEPE nach Terra. Wir vereinbarten, uns ein Jahr später auf Ertrus wieder zu treffen, allerdings ist sie niemals dort aufgetaucht. Nach eigenen Angaben wollte sie nach weiteren Spuren der Illochim und ihrer eigenen Herkunft suchen.«

»Zellaktivatorträger leben gefährlich, Sir«, entfuhr es dem Major. Sofort nahm sein Gesicht eine dunkelgrüne Farbe an. »Verzeihen Sie, Lordadmiral«, stieß er hervor. »Ich wollte damit natürlich nicht ausdrücken, dass Sie … ich meine, Sie persönlich …«

»Sie müssen sich nicht entschuldigen.« Ich lachte. »Außerdem haben Sie recht. Auf fast alle Unsterblichen wurden bereits Anschläge verübt, die den Diebstahl ihres Aktivators zum Ziel hatten. Perry Rhodan und ich profitieren natürlich von der Tatsache, dass unserer Geräte auf ihre individuellen Träger geeicht und somit für andere nutzlos sind.«

Harl Dephins Gesichtsfarbe normalisierte sich wieder. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Drof Retekin breit grinste.

»Aber zurück zum Thema«, sagte ich. »Der Umstand, dass es in der Milchstraße neben den allseits bekannten Aktivatorträgern eine weitere Unsterbliche gibt, ist nur einer Handvoll Eingeweihten bekannt. Die Existenz Trilith Okts sowie die wenigen gesicherten Erkenntnisse zu den Illochim unterliegen der höchsten Geheimhaltungsstufe. In den vergangenen zehn Jahren gab es genau drei bestätigte Sichtungen der Frau. Ich bin jeder einzelnen persönlich nachgegangen. Ohne Erfolg.«

»Und jetzt gibt es eine neue Spur?«, fragte der Major.

»Möglicherweise.« Ich nickte. »Major Gyn Burkardt, der Leiter der USO-Niederlassung auf Ertrus, ist einer der gerade erwähnten Eingeweihten. Für den Fall, dass Trilith Okt eines Tages doch noch auf der Hauptwelt des Carsualschen Bundes erscheint oder es zumindest Anhaltspunkte für ihre Anwesenheit gibt, wurde ein Kodewort vereinbart. Dieses Kodewort hat der Major vor rund fünf Stunden gesendet.«

»Ich verstehe, Sir«, sagte Harl Dephin. »Darf ich fragen, warum wir nicht direkt nach Ertrus fliegen?«

»Angesichts der ohnehin angespannten Verhältnisse im Führungszirkel auf Quinto-Center möchte ich die Stabschefs nicht erneut übergehen«, erläuterte ich. »Außerdem können wir den Aufenthalt nutzen, um die CRYPTO entsprechend auszurüsten, Versorgungsgüter für die USO-Station zu laden und uns ein genaues Bild über die Verhältnisse am Zielort zu machen. Ich bin sicher, dass Major Burkardt bereits an einem entsprechenden Sonderbericht arbeitet. Wenn Trilith tatsächlich auf Ertrus ist und mich sehen will, dann wird sie warten.«

»Das Thunderbolt-Team fühlt sich geehrt, Sie begleiten zu dürfen, Sir«, sagte der Major etwas steif. »Wenn ich mich richtig erinnere, ist die USO-Vertretung auf Ertrus öffentlich, nicht wahr?«

»Ja«, bestätigte ich. »Wir unterhalten trotz aller Empfindlichkeiten nach wie vor diplomatische Beziehungen mit der Regierung und dem ihr vorstehenden Triumvirat.«

»Dennoch wird der Paladin einiges an Aufsehen erregen, wenn er in Baretus auftaucht«, warf Dephin ein. »Ein Haluter ist auf den meisten bewohnten Planeten der Milchstraße nach wie vor ein seltener Anblick.«

»Deshalb halten Sie sich zunächst auch im Hintergrund«, sagte ich. »Auch ich werde meinen Besuch nicht offiziell machen, sondern eine Maske tragen, auch wenn ich unsere drei ertrusischen Freunde durchaus gerne ein wenig in Aufregung versetzen würde.«

Harl Dephin wusste natürlich, von wem ich sprach. Im Jahr 2909 war es dem damaligen ertrusischen USO-Spezialisten Nos Vigeland gelungen, vier Zellaktivatoren zu erbeuten, von denen er zwei seinen alten Freunden Runeme Shilter und Terser Frascati überlassen hatte. Dadurch hatte der Verräter sich praktisch in die Elite des diktatorisch geführten Carsualschen Bundes eingekauft. Vigeland hatte während der Second-Genesis-Krise mehrere Mutanten getötet, Menschen, die ich teilweise zu meinen engen Freunden gezählt hatte.

Es war mir alles andere als leicht gefallen, einige Jahre später Verhandlungen mit dem regierenden Triumvirat aufzunehmen und unter anderem eine ständige USO-Vertretung in Baretus, der Hauptstadt von Ertrus zu etablieren, doch aufgrund der engen Zusammenarbeit des Bundes mit dem Imperium Dabrifa war mir keine andere Wahl geblieben. Shalmon Kirte Dabrifa, Kolonialterraner und ebenfalls mit einem Zellaktivator ausgestattet, betrieb eine aggressive Expansionspolitik und hatte bereits mehrere Hundert autonome Welten unter dem Dach seines Sternenreichs vereint. Sein unverhohlener Hass gegen Perry Rhodan und dessen Solares Imperium machte es nahezu unmöglich, die dringend benötigten Geheimdienstinformationen direkt zu sammeln. Nosmo, der dritte Planet der Sonne Normon und die Hauptwelt des Imperiums Dabrifa, gehörte zu den am besten gesicherten Orten der Galaxis und die wenigen Agenten, die die USO bisher hatte einschleusen können, waren meist schon nach kurzer Zeit enttarnt worden.

Also hatten wir uns auf Ertrus konzentriert. Auch wenn sich das Solare Imperium und der Bund nicht unbedingt als Freunde gegenüberstanden, so hielten sich die gegenseitigen Ressentiments doch soweit im Rahmen, dass man auf bestimmten Gebieten durchaus fruchtbar zusammenarbeitete. Es gab verschiedene Wirtschaftsabkommen mit der GCC, einige gemeinsame Kulturprojekte und einen regen Austausch auf touristischer Ebene. Allein in Baretus, mit seinen sechs Millionen Einwohnern, hielten sich fast ständig rund achtzigtausend Terraner auf.

»Gibt es sonst noch etwas, Sir?«, erkundigte sich Harl Dephin.

»Nein, Major«, sagte ich. »Sie und Ihre Männer sollten die Zeit bis zur Ankunft auf Quinto-Center zur Erholung nutzen. Wir wissen nicht, was uns auf Ertrus erwartet.«

»Verstanden, Sir.«

Auf einen Wink des Siganesen hin erhoben sich die sechs Thunderbolts mittels ihrer Mikroantigravs in die Luft und glitten lautlos aus dem Konferenzraum hinaus. Ich schaute ihnen versonnen nach.

Mein Entschluss, den Paladin in die bevorstehende Operation mit einzubeziehen kam, nicht von ungefähr. Ich erinnerte mich noch gut an die teilweise dramatischen Abenteuer, in die ich vor rund einem Jahrzehnt durch Trilith Okt verwickelt worden war und die schließlich in den Minen des Planeten Shahimboba ihren Höhepunkt gefunden hatten. Dort hatten wir die Schreckensherrschaft des entarteten Illochim Malotuffok gebrochen, der Zehntausende von Sklaven zum Abbau eines wertvollen Mineralerzes, des sogenannten Arrachiedas gezwungen hatte. Trilith hatte Malotuffok, der sich selbst als Navigator bezeichnete, dank ihrer Parafähigkeiten besiegt und von dem sterbenden Illochim erfahren, dass sie ein künstlich gezüchtetes Schemawesen war und dass es neben ihr selbst noch eine unbekannte Anzahl weiterer Exemplare ihrer Gattung gab. Die Aufgabe dieser Gruppe genetisch veränderter und über lange Zeiträume speziell trainierter Lebewesen sollte nach den Worten Malotuffoks die Suche nach den Letzten der Hohrugk sein.

Natürlich hatte ich damals sofort an die auf Lepso ansässigen Hohrugk-Kühe gedacht, doch die anschließenden Nachforschungen hatten nichts ergeben. Sowohl die auf Lepso lebenden Angehörigen dieser seltsamen Spezies als auch die gesamte Bevölkerung ihres Heimatplaneten Hohrugkheim waren von einem Tag auf den anderen verschwunden gewesen.

Für mich erweckte das den Eindruck einer überstürzten Flucht. Aber wovor? Die Hohrugk hatten in der jüngeren Geschichte der Milchstraße keinerlei Rolle gespielt. Sie verfügten weder über eigene Raumschiffe noch über sonstige technische Hilfsmittel. Die kleine Gruppe, die sich auf Lepso niedergelassen hatte, war viele Jahre zuvor an Bord eines Springerraumers eingereist. Hohrugkheim selbst war eine unwirtliche, von Wüsten und schroffen Gebirgszügen beherrschte Welt, und ihre Bewohner hatten ausschließlich unterirdisch gelebt. Zudem schienen die Hohrugk seit jeher ein zahlenmäßig sehr kleines Volk gewesen zu sein. Meine Experten schätzten, dass es kaum mehr als hunderttausend Exemplare gegeben hatte.

Ich hatte lange darüber nachgegrübelt, ob es tatsächlich eine Verbindung zwischen den Illochim und den geheimnisvollen Kühen gab, und wenn ja, wie diese wohl beschaffen sein mochte. Aber ohne weitere Fakten war dieses Rätsel nicht zu lösen. Insofern war es kein Wunder, dass mich die Nachricht von Ertrus regelrecht elektrisierte. Falls Trilith wirklich wieder aufgetaucht war, dann hatte sie womöglich genau die Informationen, die ich brauchte, und auch wenn mir klar war, dass ich diese nicht umsonst bekommen würde, sah ich einer neuerlichen Begegnung mit der Psi-Kämpferin nicht ohne eine gewisse Vorfreude entgegen.