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Christof Tannert

Biokrieg





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Kapitel 1 Kripoparty

 

 

Stilz, Kriminalhauptkommissar im Ruhestand, ärgerte sich, weil er sich langweilte, und er langweilte sich, weil er nichts verstand. Ringsum brodelten Gespräche, und im Vordergrund spielte eine Jazzband. Die spielte sogar gut, fand er; also hätte er sich nicht zu langweilen brauchen, wären da nicht die vielen plaudernden Kollegen -natürlich auch einige Kolleginnen- gewesen, deren Gespräche er ums Verrecken nicht verstand und nur allzugerne verstehen wollte. Aber er hatte nunmal dieses Problem mit dem Hören, hatte es schon einige Jahre, und je älter er wurde, umso weniger gelang es ihm etwas herauszuhören, wenn da ein gewisser Geräuschpegel überschritten war. Cocktailpartyschwerhörigkeit nannten es die Ärzte und sagten ihm, dass es technisch nicht zu beheben ginge, nicht einmal durch ein modernes elektronisches Hörgerät, weil es keine Fehlfunktion des Gehörs sei, sondern der Intelligenz. Keine akustische Frage, ein Intelligenzfehler eben. - Intelligenzfehler, und das ihm! Natürlich wollten sie damit nicht sagen, dass er zu verblöden begonnen hätte; das nun doch nicht. Er höre sogar ziemlich gut, meinten die Akustikexperten, aber er nehme eben alles Gehörte gleich stark wahr. Das sei das Problem. Sein Gehirn, könne Geräusche nicht gut genug filtern. Auszugleichen ginge dieses Manko praktisch nicht auf der Hörebene, aber zu mindern, und zwar auf der Ebene der Wahrnehmung, indem er lerne, den Leuten von den Lippen abzulesen, ihnen „aufs Maul zu schauen“, hätte Martin Luther dazu gesagt. Und so pflegte er nun sein Gegenüber anzustarren, wenn da Hintergrundgeräusche waren, und Hintergrundgeräusche gab es fast immer.

 

Jetzt allerdings war er völlig chancenlos. Seine Abteilung -ehemalige Abteilung, genauer gesagt- war zu einem geselligen Essen gegangen und hatte ihn, den Ruheständler, ihr knurriges „Rumpelstilzchen“, dazu eingeladen. Was ja nett von ihnen war, das wollte er nicht verkennen. Nur war es hier eben lärmig, und das ließ ihn nichts verstehen, was ihn ziemlich bald verdrießlich und mit zunehmendem Abend immer verdrießlicher machte. Das hätten sie doch nun allmählich wissen müssen, dass er da nichts mehr verstand! Da hätten sie doch einen abgeschirmten Winkel für ihn finden oder arrangieren müssen! Er war wiedermal kurz davor, seinem Spitznamen Ehre zu machen und aufzustampfen wie der Märchenzwerg, klein und cholerisch. Er war nämlich kein Riese und neuerdings auch ein bisschen rundlich geworden, genau genommen immer schon gewesen, nur hatte das in letzter Zeit zugenommen.

 

Nun tauchte auch noch Elle auf, seine noch immer ledige Tochter Ella, und natürlich im zu kurzen Rock! Obwohl das normalerweise das Fass zum Überlaufen brachte - denn er konnte nunmal nicht verwinden, dass sie gegen seinen ausdrücklichen Willen Gerichtsmedizinerin und somit eine Art respektabler Kollegin geworden war, statt, wie er das gewollt hatte, Allgemeinärztin-, unterdrückte er einen Rüffel. Vielmehr erklärte er ihr wehleidig sein Problem. Wenigstens sie musste ihn doch verstehen, diese Tochter, die ja immerhin Ärztin war; wenn auch nur Forensikprofessorin und im Öffentlichen Dienst. Und schlecht angezogen.

 

Ella verstand ihren Vater wieder einmal sofort, und wenig später komplimentierte ihn sein früherer Assistent und nunmehriger Kriminalkommissar Werner an einen stiller gelegenen Tisch. Werner entschuldigte sich allerdings gleich: er müsse ihn kurz allein lassen. Immerhin ist das mit dem Lärm beigelegt, dachte Stilz und blieb trotzdem unzufrieden, denn er verstand auch da nichts von dem, was ihn so brennend interessierte, dem eifrigen Gerede der Kollegen, weil die jetzt einfach zu weit weg waren. Also hielt er sich weiter am Whisky fest, bis Ella wieder zu ihm kam, und wenig später auch der Werner.

 

„Was liegt denn so an?“ Nebenher fragte er das und als ob es ihn nichts anginge. „Naja“, meinte Werner, „das Übliche, Messerstechereien in Kneipen, Körperverletzungen bei Kleingarteneinbrüchen, Angriffe auf Kollegen. Neulich haben wir allerdings was Besonderes reingekriegt, ein mysteriöser -wie soll ich unvoreingenommen sonst sagen- Todesfall.“ Stilz´ berüchtigte linke Augenbraue hob sich, als er entgegnete: „Mysteriös, mein lieber Werner, ist ein Wort für Theologen. Ein Kriminalist kennt nur geklärte oder ungeklärte Fälle. Sonst nichts! Sollten Sie bei mir eigentlich gelernt haben.“ „In Ordnung Chef, ich werd´s wieder tun, aber immer ohne Absicht. Der Tote ist ein Exilpolitiker. Tschetschene. Und gestorben ist er ... `ungeklärt´, will sagen, dass er irgendwie rapide krank wurde, rasanten Haarausfall bis zur Totalglatze hatte, regelrecht verfallen ist mit seinen 56 Jahren und seiner trainierten Konstitution und schließlich trotz Intensivmedizin nicht gerettet werden konnte. Freunde aus der Botschaft (es war keine reguläre Botschaft, noch nicht jedenfalls) haben es angezeigt und meinen, dass es Mord war; Giftmord glauben sie. Aber die Autopsie hat nichts in der Richtung hergegeben, und so ist er mittlerweile kremiert worden. Die Urne haben sie in seine Heimat geschickt; trotzdem halten diese ... Freunde die Anzeige aufrecht und weisen auf ... ungeklärte ... Umstände seines Todes hin. Da die Sache politisch sein könnte, hat der Staatsanwalt Untersuchung angeordnet. Die Frau Professorin weiß übrigens auch nichts Genaues.“

 

Ella zuckte kaum merklich unter Stilz´ kritischem Blick, der überhaupt nicht mehr ihrem Rock galt. Sie mochte den Werner. Wie er sich im Dienst hochgerappelt hatte, nötigte ihr Achtung ab; aber ein Nachfolger, der ihres Vaters große Fußstapfen auszufüllen vermöchte – das war er denn doch nicht! Immerhin war nun wenigstens seine ewige Akne verheilt; nur Spuren davon, Narben, waren im Gesicht noch zu sehen. Auch war er manchmal immer noch kurzschlüssig.

 

Sie hatte bisher zu dem in Rede stehenden Fall nichts gesagt, denn tatsächlich hatten sie kein Gift gefunden, kein ihnen bekanntes jedenfalls. Allerdings war der Mann vielleicht trotzdem keines natürlichen Todes gestorben, denn er war noch nicht sonderlich alt und hatte einen durchtrainierten Körper gehabt. Das sagte sie nun, und auch ihre linke Augenbraue hatte sich gehoben. Kaum merklich, aber wer sie kannte, und noch viel mehr, wer ihren Vater kannte, musste wissen, dass er sich nun warm anziehen musste. „Mein lieber Herr Kollege“, antwortete sie denn unterkühlt, „was ich weiß oder nicht weiß – da rätseln Sie gerne weiter. Möglich, dass der Mann ermordet wurde. Nicht zufällig totgeschlagen, sondern vorsätzlich umgebracht. Fest steht, dass es kein konventionelles Gift war. Fest steht, dass er nichts Verdächtiges im Magen oder im Fettgewebe hatte. Für Laien: er hatte nicht einmal in den Speichergeweben eine für uns erkennbare Ablagerung, obwohl die uns oft noch lange nach dem Tode Hinweise auf ungewöhnliche Substanzen oder Gifte, die freiwillig oder unfreiwillig aufgenommen wurden, liefern können. Wie er verfallen und gestorben ist, das sieht eher nach einer Infektion aus. Welche, das hat man allerdings nicht mehr herausfinden können, auch weil der Körper ja ziemlich bald eingeäschert und die Asche außer Landes verbracht wurde. Nicht mal die Urne haben wir. Vielleicht sind Gewebeproben konserviert worden. Wenn nicht, müssen jetzt“, und hier setzte sie ein maliziöses Lächeln auf, bei dem ihre Kollegen (und nicht nur die) immer wieder zu erstarren pflegten, „nicht nur die Laborleute, sondern die so überaus klugen Kriminalisten `ran: Mit wem ist er zusammen gewesen, wer hatte ein Motiv? Und gleich noch ein Tipp, wenn´s auch nicht mein Fach ist: wie, von wem und warum ist die Urne so schnell nach Russland oder Tschetschenien oder sonstwohin - oder nirgendwohin?! - verbracht worden?“

 

Stilz runzelte die Stirn, „Ella“, sagte er, „es geht hier womöglich um ungeklärten Mord, nicht um Recht behalten! Und, nebenbei gesagt, auch nicht um laienhafte Einmischung. Also, bitte, bleib bei deinen Leisten, Schusterin! Werner, jetzt hören Sie: sachlich liegt sie richtig. Gift ließ sich offensichtlich nicht oder nicht mehr nachweisen, jedenfalls nicht am Toten. Welche Sorte von Gift das gewesen sein könnte -falls überhaupt- ist den Medizinern offenbar unklar, die Symptomatik können sie nur ungefähr deuten. Was wiedermal typisch ist für diese Kollegen. Also kann sowohl Gift wie eine unbekannte Infektion im Spiele gewesen sein. Der Leib ist Asche, und die Asche ist weit weg gebracht worden. Oder auch nicht, was wissen wir denn; da ist Elle vielleicht berechtigterweise skeptisch! Bleibt tatsächlich nur die Möglichkeit, seine gewesenen Kontakte zu ermitteln und ob da seltsames Gift oder infektiöses Material zu finden ist und ob es da ein Motiv gegeben haben könnte. Routine sozusagen, nur dass die bisher nicht gegriffen zu haben scheint!“ „Chef“, entgegnete der so Gescholtene, „wir haben die Anordnung zum Ermitteln erst seit einer Woche.“ „Wieder falsch“, entgegnete Stilz, „schon seit einer Woche!“

 

Der Kellner brachte zum Glück in diesem Moment den alten Maccallan, den Werner dem Kneipier für seinen verehrten Hauptkommissar a.D. abgerungen hatte, denn der kam nicht so ohne weiteres auf den Tisch. Und weil er normalerweise nicht ausgeschenkt wurde, brachte der Ober die ganze Flasche und nannte den ungeheuerlichen Preis. Stilz grinste nur, gab seine Kreditkarte und verlangte „drei Whiskeygläser, aber echte!“ Er lebte spürbar auf, als er den guten Schnaps einschenken konnte.

 

„Elle“, setzte er wieder an, „welche seltenen Gifte gibt es? Wirklich selten, wirklich schwer zu beschaffen, aber auch in kleinsten Mengen wirksam und schlussendlich tödlich? Und kümmere dich um die Gewebeproben und die Infektionstheorie!“

 

Ella überlegte, Werner blickte erst ungläubig, dann staunend, dann bewundernd auf Tochter und Vater. „Litvinenko“, ließ er jetzt unsicher fallen, da Ella noch immer schwieg, „der russische Doppelspion, der in England an irgendwelchem Zeugs gestorben ist und kurz vor seinem Tode eine Vollglatze hatte. Gingen um die Welt, die Bilder.“ „Stimmt“, sagte Ella, „Werner, eins `rauf! Der ist mit Polonium vergiftet worden, und zwar mit dem radioaktiven Polonium-210. Ein rarer Stoff. Tödlich, wenn er inhaliert oder mit der Nahrung aufgenommen wird, aber im Körper kaum zu finden, wenn man nicht gezielt danach sucht. Die Symptome einer solchen akuten Vergiftung sind allerdings bekannt: Durchfall, Anämie, Blutungen aus Nase, Mund und After, allgemeiner Verfall, multiples Organversagen. Diese Symptome hat unser Toter, nach dem was die Krankenakte sagt, teilweise und in nicht sehr ausgeprägter Form tatsächlich gehabt. Nicht sehr auffällig und insoweit nicht eindeutig genug, um auf eine ungewöhnliche Ursache oder gar direkt auf Polonium zu schließen; auch schwere Bakterieninfektionen und -vergiftungen können sich ähnlich äußern.“ „Hehej“, meinte Stilz jetzt, „was ist mit dieser und anderen radioaktiven Sachen, Strontium zum Beispiel? Und mit Radioaktivität als krimineller Waffe überhaupt? Die politische Geheimpolizei der DDR, die berüchtigte Stasi, hat Regimegegner heimlich zu Tode bestrahlt, heißt es. Ist schon auffällig, wieviele missliebige DDR-Schriftsteller früh verstorben sind, der Bahro, der Fuchs, der Pannach, die Brüder Brasch, Schlesinger, Plenzdorf, Bartsch, Becker, Hilbig ... Meist hatten sie Krebs. Planungen der MfS-Abteilung zur Überwachung des Transitverkehrs sahen noch 1988 die Installation einer radioaktiven Quelle im Westberliner Wohnhaus von Jürgen Fuchs vor, und auch Verstrahlung von Manuskripten des Bahro soll wohl erwogen worden sein. Und noch heute sollen die türkischen Geheimdienste den lebenslang inhaftierten Kurdenführer Öcalan mit Strontium-90 vergiften, sagen manche. Wisst ihr was dazu?“

 

Ella schluckte. Nichts wusste sie dazu außer dem, was sie in den Tageszeitungen gelesen hatte. Natürlich würde sie sich kundig machen, aber dass sie Stilz, ihrem Vater, der eben auch ein Kollege, wenngleich im Ruhestand, war, immer noch einen solchen Triumph zugestehen musste wie früher schon, das war ihr wider den Strich. Jetzt auch noch zusätzlich, weil der Werner dabei war. Nicht dass sie sich aus dem etwas machte, als Mann schon ganz und gar nicht; soweit käm´s noch! Zwar war sie, wie sie es in ihrer und ihres Vaters Heimat auf dem Dorfe nannten, ein „Überständer“, eine unverheiratete und die meiste Zeit nicht einmal fest gepaarte Frau an die 40, aber der Werner kam überhaupt nicht in Frage. Leidigerweise war ausgerechnet der von ihrem Vater protegiert worden. Und dirigiert, das war ja nicht zu übersehen gewesen, und das deutete sich nun schon wieder an. Sie wusste jetzt trotzdem nichts Besseres, als sich auf die Unterlippe zu beißen und tanzen zu gehen. Bald war sie ganz verschwunden.

 

Stilz bemerkte den sang- und klanglosen Abgang der klugen und in Sachen Rechtsmedizin gelehrten Tochter und feixte nun den Werner an, nachdem beide deren Verschwinden registriert hatten. „Sagen Sie, mein Lieber“, begann er mit väterlichem Gestus neu und schenkte die Whiskygläser nach, „ich würde bei der Sache gerne mit anpacken. Nur sollte ich dafür einen Status bei euch bekommen. Die Abteilung hat ja, wissen Sie ja, so ein jährliches Pauschalbudget für alle Fälle. Mit Kostenstelle. Daraus kann man kleine Honorarverträge, Werkverträge auch, zahlen, falls Sie das noch nicht wussten. Ich will kein Geld, verstehn Sie mich nicht falsch, nur symbolisch, für einen Status in diesem Ermittlungsverfahren möchte ich es: Honorarmitarbeiter auf Zeit. Na, wie wär´s?“

 

Erstmals in ihrer langjährigen Zusammenarbeit sagte Werner sich, dass er jetzt unbedingt Flagge zeigen musste. „Ein toller Vorschlag“, setzte er zögerlich an, „aber wissen Sie, Chef, ich hab´ gerade mal angefangen, mich von Ihnen frei zu schwimmen, und Sie sind immer sowas wie ein Übervater für mich gewesen. Wenn ich mir Ihre Zuneigung zu mir und ich meine zu Ihnen erhalten soll -entschuldigen Sie das emotionale Wort Zuneigung, aber ich meine es nunmal so-, dann muss ich mich weiter abnabeln. Also ist die Antwort erstmal: Nein.“

 

„So?!“, sagte Silz mit schmalen Lippen und erhob sich. „Rufen Sie mir ein Taxi. Bitte!“ setzte er hinzu. „Jawoll, Chef!“, war Werners von früher gewohnte Antwort, aber anders hätte er jetzt auch gar nicht antworten wollen.

 

Kapitel 2 Sodbrennen


Zuhause angekommen fühlte Stilz sich unwohl. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendeinen unverdaulichen Gedanken hatte sein Unterbewusstes registriert, aber ihm war ums Verrecken nicht klar, was das gewesen sein könnte. Dummerweise konnte in genau dieser Situation Whisky am wenigsten helfen. Er entschloss sich also zum Lotossitz. Und so traf ihn seine Tochter an: meditierend. Sie kannte das und ging still in die Küche. Stilz hatte neben Whisky nämlich eine zweite Trinkleidenschaft: Tee. Er hatte eine Vielzahl Tee-Büchsen im Regal stehen; manche davon waren kostbar. Sie nahm nur die große Dose, den Grünen für normal. Der war nicht etwa zweite Wahl oder bestand gar aus Blättchen von unten am Teestrauch, aber etwas Besonderes war er auch nicht. Damit war sie jedenfalls auf der sicheren Seite, denn ihr Vater konnte die Tees aus den kleinen Büchsen geschmacklich wohl unterscheiden und hätte sie prompt zurechtgewiesen, wenn sie eine Rarität zur falschen Situation gebrüht hätte. Als sie dann mit der heißen Teekanne und den angewärmten Schalen ins Zimmer trat, war Stilz bester Laune. „Die Freunde“, sagte er, „Werner hat da Freunde des Ermordeten ins Spiel gebracht. Die waren es, die Anzeige erstattet haben, und die waren es vielleicht auch, die die Urne weggebracht haben – wer sind sie!?“ Die Frage schoss förmlich durch den Raum und prallte auf Ella, die abermals komplett passen musste, auch wenn sie da nun wirklich nicht zuständig war. Stilz aber stellte trocken fest, dass sich tatsächlich niemand mit der Frage befasst hatte. Wozu auch?! Wer einen Mordverdacht äußert und zur Anzeige bringt, ist ja wohl nicht selber der Täter oder dessen Auftraggeber, und das sagte Ella jetzt; und duckte sich in Gedanken, weil sie wusste, dass das so nicht stimmen musste.


Stilz reagierte kaum. Er war tief in Gedanken versunken. „Elle“,sagte er dann und benutzte wieder die alte Koseform ihres Namens, „sind diese `Freunde´ gesund?“ Die Frage war natürlich gänzlich unerwartet und schien Ella ohne jeden kriminalistischen Sinn. Also antwortete sie, dass sie auch das nicht wisse und sich dafür nie interessiert habe, aber Stilz forderte sie auf, zusätzlich zu den schon vergebenen Aufgaben, gerade das nun auch herauszufinden. „Soviel Mühe macht das ja nicht“, meinte er dazu noch.


Danach, nach diesem neuen Rechercheauftrag und nach ausgiebigem Teeritual, wirkte Stilz sichtbar entspannt und lud sie auf eine Partie Schach ein. Das war bei ihm, wer ihn kannte, eine versöhnliche Geste, denn Ella spielte schon lange viel besser als er und besiegte ihn regelmäßig. Wie er die Figuren nun allerdings setzte, energisch und bestimmt, fiel ihr auf. Es war nicht eigentlich effektiv im Sinne einer wohlüberlegten Gewinnstrategie, aber eindeutig ganz und gar auf Angriff gestimmt; seine gesamte Gemütslage schien das nun zu sein, auch nachdem er die Partie absehbar zu verlieren begann. „Wir klären den Fall auf!“, meinte er abrupt und ohne Überleitung, legte seinen König um und gab das Spiel auf.


Ziemlich