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Caspar de Fries

Narcocorrido

Die Söldner des Henkers





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Prolog

Caspar de Fries

Schriftsteller

 

Zitat:  Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben

 

Texte und Bildmaterialien:

Caspar de Fries

Alle Rechte vorbehalten

Tag der Veröffentlichung: 16.08.2013

 

 

 Die Handlung und die Namen der Darsteller sind frei erfunden, sonstige Ähnlichkeiten wären rein zufällig.

 

Sonderbüro der NATO, Fa. Zenit GmbH,

Wollzeile, Wien    

Leiter                     :  Major Jefferson Hailey

Büroleiterin             :  Jenny Harting

Computerspezialistin:  Concetta Minardi

Innendienst             :  Maria Wohlfahrt

Abhör-Elektronik      :  Jan Wouters

Sprengstoffe            :  Antonio de Castello

Waffenexperte         :  Jean Baptiste

Spuren – Labor        :  Johann van der Kerk

                                Hilde Wirths, Gregor Schulte,

                                Sebastian de Fries

Pilot u. Co-Pilot         :  Carlos Ramirez u.

                                Martin de Breu

Agenten                  :  Paul von der Brück,

                                Mehmet Salin

                               

Vorwort

Der Drogenkrieg zwischen mexikanischen Behörden und den paramilitärischen Banden der verschiedenen Drogenkartelle ebbt nicht ab. Jeden Tag sterben viele Menschen auf den Straßen der jeweiligen mexikanischen Bundesstaaten. Entweder lässt sich die organisierte Kriminalität auf offene Straßengefechte mit der Polizei ein, der Spezialtruppe der Armee, oder rivalisierende Drogenbanden kämpfen erbittert mit äußerst brutalen Mitteln um jedes Stück Terrain, welches sie nachher mit dem Abkassieren von Schutzgeldern und der Verbreitung von Drogen beherrschen. Inzwischen entwickelt sich die eskalierende Situation zu einer weiteren Steigerung von gnadenloser Brutalität. Eine neue Gruppe mit soldatischer Disziplin beherrscht die Szene nach Belieben. Sie nennen sich die „Los Zepas“, und fassen als neues Drogenkartell einen sicheren Stand durch Brutalität, sind effizient, schlagkräftig, sie morden, foltern, entführen und erpressen. Sie terrorisieren die Bevölkerung, indem sie die Leichen und abgeschlagene Köpfe ihrer Gegner auf Plätze und vor Amtsgebäude werfen. Ihr Ziel ist die Beherrschung des Drogenhandels und die Eliminierung anderer Kartelle, für die sie im Vorfeld arbeiteten, und deren operativen Techniken und Strategien sie genau beherrschen. Außerdem gehörten sie mal zur Eliteeinheit der Armee, die eine besonders schlagkräftige Truppe gegen die Drogenhändler aufbauten. Trainiert wurden sie seinerzeit von den Ausbildern der USA. Wer für die Einen ist, hat was gegen die Anderen. Selbst Musiker, die von den Auftritten leben, können sich nicht einfach zu Privatfeiern der Reichen engagieren lassen, um nicht in Gefahr zu laufen, als Gegner des anderen Kartells zu gelten und umgebracht zu werden. Das sogenannte „Narcocorrido“ ist das gefährlichste musikalische Genre der Welt. Texte, die mit Gewalt, Exzessen, Entführung und Mord zu tun haben, Lieder die bestimmte Rhythmen vereinen, etwas anklagen, sind nicht erwünscht, und können schon als Affront gegen eine bestimmte Gruppe gelten. Die Musiker werden dann entführt, gefoltert, die Köpfe abgeschlagen und dem Gegner als „Dreck“ vor die Füße geworfen.

 

Insel Sao Tomé

Paul von der Brück und seine Crew mit Mehmet Salin, Jan Wouters, Antonio de Castello, Carlos Ramirez und Martin de Breu verbrachten ein paar erholsame Tage auf der Insel Sao Tomé im Atlantischen Ozean. Die beiden Inseln Sao Tomé und Príncipe, gelegen im Golf von Guinea, gehören nach den Seychellen zu dem zweitkleinsten Staat Afrikas. Hier herrscht, zwei Kilometer nördlich des Äquators, feuchtes tropisches Klima mit Regen- und Trockenzeit. Die durchschnittliche Jahrestemperatur an der Küste beträgt 28° Celsius, im Landesinnern liegt sie so bei 20° Celsius. Neben der Landwirtschaft und dem Fischfang lebt das kleine Land vom Tourismus und vergebenden Lizenzen für die Erdöl- und Gasgewinnung. China und die USA sind die Länder, die hier am meisten um die Lizenzen ringen.

Die Männer um Paul saßen unter den übergroßen Sonnenschirmen vor einem großen Restaurant am Strand von Sao Tomé, und ließen sich die frischen Fischköstlichkeiten der guten Restaurantküche schmecken. Dabei beobachteten sie heimkehrende Fischer mit ihren traditionellen Langbooten, die sie aber bereits durch einen Außenbordmotor antrieben, anstatt wie früher mit reiner Muskelkraft und anschließendem Lateinersegel. Der Fang war gut, die einzelnen Familienclans nahmen sofort die Fische aus, um sie auf einem spontanen Markt an Ort und Stelle zu verkaufen. Jeder Koch der vielen Restaurants und Hotels beeilte sich, von den frischen Happen noch gute Stücke zu ergattern. Man feilschte um den Preis, während die Seevögel sich bereits die Fischinnereien holten, um so den weiten, weißen Strand zu säubern.

Mehmet frönte sich mal  wieder in seiner Filmleidenschaft, und filmte mit seinem Spezial-Smartphone so ganz nebenbei die anderen Leute, die am Strand promenierten, oder die zahlreichen Restaurants und Gasthäuser bevölkerten. Seine Bilder sendete sein Smartphone automatisch zur Zentrale nach Wien, um somit sofort die neusten Erkenntnisse aus dieser Filmerei zu gewinnen. Natürlich erhielten auch die teilweise sehr gewagt bekleideten jungen Damen einen anerkennenden Blick, wie sie Hüfte schwingend die Männergedanken betörten.

Paul fand es faszinierend, wenn die einheimischen Frauen ihre eingekaufte Last auf dem Kopf trugen, ein Baby, eingewickelt im Tuch, auf dem Rücken geschnallt, und dabei noch so grazil mit leichtem Hüftschwung und kurzen Schritten sich weiter bewegten. Dabei hatten sie noch ein leichtes Lächeln im Gesicht oder konnten sich mit einer Bekannten unterhalten.

Nachricht aus Wien: „Schaut auf das Nachbarrestaurant von euch rechts, die zwei Herren mit den weißen Hemden und den dunklen Brillen sind CIA-Agenten. Der dunkelhaarige Mann heißt John Denver, und ist Leiter der örtlichen Station. Der Andere kommt aus Mexiko und nennt sich Philippe Fernandez. Normalerweise ist er in Mexiko in der Drogenfahndung tätig.“

„So, so, hat die CIA auf so einem kleinen Inselstaat eine Niederlassung, “ meinte Mehmet und filmte in Ruhe weiter. Dabei fiel ihm eine Gruppe Chinesen auf, die sich auf die freiwerdenden Plätze unter den anderen Sonnenschirmen ihres Restaurants setzten. Sie schnatterten fröhlich mit einander, so wie es normale Touristen in ihrer freien Zeit, im Urlaub, eben taten. Nur Paul schien an ihrer ganzen Art etwas merkwürdig zu finden. Für seinen Geschmack betonten sie ihre urlaubsmäße Fröhlichkeit ein wenig zu sehr. Das waren keine normalen Touristen, die führten irgendetwas im Schilde. Sein Bauchgefühl setzte ihm zu, eine noch nicht erkannte Gefahr baute sich auf. Er schaute zu den CIA-Männern, die gerade von zwei hübschen jungen Damen beehrt wurden. Sie bestellten etwas zu trinken, dabei nestelte die eine junge Frau in ihrer Handtasche herum und umschloss etwas mit der rechten Hand. Diesen Gegenstand ließ sie ein paar Mal durch die Hand gleiten und befestigte ihn unter dem Tisch. Es sah aus, als wenn ein Knetgummi dieses Teil unter dem Tisch festklebte. Sie lehnte sich sehr entspannt zurück, zündete sich in Ruhe eine Zigarette an, und blies den Rauch ihrer Partnerin, gegenüber sitzend, ins Gesicht, was so viel hieß wie „Alles bereit“. Sie erhielten ihr Getränk, nippten etwas an den Gläsern, tranken dann ganz langsam ein paar Schlucke und blickten sich vielsagend an. Beide schauten auf die Uhr, sagten etwas zu den beiden CIA-Herren und verabschiedeten sich. Wie auf Kommando erhoben sich auch die Chinesen, und verließen ihre Plätze unter den Sonnenschirmen.

Paul schaute auf Mehmet, beide sprinteten los, hoben zusammen den Tisch an und warfen ihn auf einen freien Teil des Strandes. Keinen Augenblick zu früh, und eine enorme Explosion mit einer starken Druckwelle erfasste sie und riss sie um. Die beiden CIA-Leute saßen auf ihrem Hosenboden und schauten recht fassungslos auf das gerade Passierte. So langsam begriffen beide, wie nahe sie am Tod vorbeigeschlittert waren.

„Wenn sie wollen, setzen sie sich einen Moment an unseren Tisch.“ Mehmet schaute auf die Aufnahmen, und den Weggang der beiden Damen. Wer waren sie? Welches Spiel läuft hier?

Nachricht aus Wien: „ Wir hoffen, ihr lebt noch, denn den Knall konnte man symbolisch bis hierher hören. Die beiden jungen Damen sind Topagentinnen des pakistanischen Geheimdienstes, die eng mit der chinesischen Mafia, den Triaden, zusammenarbeiten, sie nennen sich Sarah Rumer und Benazir Khuttoh. Die werten Chinesen waren Angehörige der chinesischen Triade aus Taiwan, der Shih-Hai-Triade. Sie operieren weltweit, zu ihnen gehören mehrere 10000 Mitglieder. Sie kontrollieren einen großen Teil des Opiumhandels, inzwischen auch mit den Drogenkartellen in Amerika, bevorzugt Mexiko.“

„Wer sind Sie, dass Sie so gut über diese Leute Bescheid wissen?“ „Wir arbeiten im Auftrag der NATO und genießen hier unseren Urlaub.“ „Aber wieso konnten Sie wissen, was gleich passiert?“ „Das war wirklich Zufall, ich sah, dass die junge Dame etwas unter den Tisch klebte, um dann kurzum noch einen wichtigen Termin vorzutäuschen. Alles Weitere gehörte zur logischen Folge.“ „Mein Name ist John Denver, ich leite hier ein Entwicklungsbüro der USA. Das ist meine Kollege Philippe Fernandez, mein Assistent. Vielen Dank, dass Sie uns das Leben retten konnten, das war wirklich knapp. Aber wir müssen noch weiter, wir wünschen Ihnen noch einen schönen erholsamen Urlaub.“

„Hört mal Jungs, da sind wir durch Zufall in einen Konflikt hineingeraten, der uns eigentlich nichts anging. Nur sollten wir die beiden CIA-Männer so hinterhältig umkommen lassen? Aber diese Inseln scheinen mehr zu sein, als nur ein Urlaubsparadies?“ „Vielleicht kommen hier per Luftfracht die Opiumpakete an und werden von dem einen oder anderen Schiff weitertransportiert. Man sollte über Wien mal eine Anfrage stellen, welche Schiffe hier im Allgemeinen immer wieder festmachen, und wo geht ihre direkte Fahrt anschließend hin?“ „Gute Idee, vielleicht erfahren wir so ganz nebenbei noch etwas Neues, und können unseren Urlaub etwas spannender gestalten.“ „Aber ich glaube, unsere Ruhe ist jetzt zu Ende, denn dahinten kehren die Chinesen um, und kommen direkt auf uns zu. Haltet unter dem Tisch eure Waffen schussbereit. Gleich wird es etwas lauter.“

Die jetzt acht Chinesen taten wieder so, als wenn sie die fröhlichen Urlauber wären. Aber ein guter Beobachter merkte auch ihre Anspannung auf ein immer näher kommendes Ereignis. Paul und seine Leute saßen jetzt so, dass jeder von ihnen sich rechts oder links zur Seite fallen lassen konnte und sofort Feuer bereit war. Die Gruppe der Triaden schlenderte langsam näher. Jetzt sah man auch die Fingerzeichen, die einen bestimmten Code bedeuteten, also fertig zur letzten Hürde. „Jungs, der Mann, der vorne rechts geht, ist der Anführer. Er gibt die Fingerzeichen. Wenn sie sich auf gleicher Höhe zu uns befinden, wird er ein Fingersignal geben, dann sofort zur Seite fallen lassen.“ Die Chinesen ließen die Spannung offen, Geduld gehörte zu ihren Tugenden, das beherrschten sie meisterhaft. Es fehlten nur noch wenige Schritte, sie schauten kaum auf Paul und seine Männer, sondern konzentrierten sich voll auf ihren Anführer. Er hatte die rechte Hand in der Hosentasche, die linke Hand hing lose zur Seite. Behutsam drehte er den Kopf und schaute auf seine Begleiter, ob sie auf seine momentan erfolgenden Befehle reagieren würden. Ein leichtes Zucken im Gesicht markierte den Beginn seines Handelns. Dessen Handzeichen erfolgten, und jetzt ging alles sehr schnell. Sie rissen ihre Pistolen aus der Hosentasche und schossen fast gleichzeitig.

Parallel dazu ließen sich Paul und seine Leute seitlich vom Stuhl fallen und schossen sofort aus dem Liegen auf die Chinesen, die von der Reaktion ihrer Gegner recht überrascht wurden, denn ihre Kugeln schlugen in die leeren Stühle, während die halbautomatischen flachen Pistolen mit kurzen Schussfolgen den acht Chinesen aus dieser Distance keine weitere Chance gaben. Ihr erstaunter Gesichtsausdruck kurz vor dem Ableben zeigte ihre persönlichen Grenzen.

Die Polizei der Insel nahm ein Protokoll auf und fragte nicht weiter über die Herkunft der Waffen, sondern registrierte alles wie einen normalen Vorgang mit Notwehr. Paul instruierte die Zentrale in Wien über dieses Desaster und stellte zugleich die Anfrage über bestimmte wieder kehrende Schiffstransfers und deren Zielorte.

Ihren weiteren Aufenthalt organisierten sie nun genauer. Dazu gehörte auch ein Überwachen des Flughafens mit seinen ankommenden und abreisenden Gästen. Diese Arbeit übernahm Mehmet, der ganz einfach ein Auge für außergewöhnliche Momente hatte. Jan Wouters, Jean Baptiste und Antonio de Castello schlenderten durch die Stadt, um auf mögliche Verfolger aufmerksam zu werden. Paul, Carlos Ramirez und Martin de Breu wandelten an den Restaurants, Bars und Cafés vorbei, um auch hier für sie unliebsame Besucher zu treffen. Paul dachte immer noch daran, diese beiden Frauen aufzuspüren, um sie ein wenig auszufragen. Aber sie schienen die Insel verlassen zu haben.

Die beiden Pakistanerinnen checkten nach einer gewissen Zeit ein und bestiegen ihr Flugzeug nach Guatemala-Stadt. Mehmet wartete so lange, bis der Flieger abhob, und er sicher sein konnte, dass die beiden Topagentinnen tatsächlich in der Maschine saßen.

Nachricht aus Wien: „ Wir haben einen neuen Auftrag erhalten. Bitte beendet euren Urlaub und kommt nach Wien zurück. Gemäß eurer Anfrage der Schiffstransfers gibt es in der Tat verschiedene Parallelen zu bestimmten Schiffen. Sie fahren unter der Flagge Panamas und verkehren regelmäßig zwischen der Insel Sao Tomé und der mexikanischen Hafenstadt Veracruz an der Atlantikküste. Zwei Mal in der Woche landen Frachtflugzeuge aus Macao auf dem internationalen Flughafen der Insel. Sie bringen Fracht und nehmen Fracht mit. Zur gleichen Zeit kommen die Schiffe aus Veracruz, laden ihre Fracht aus und nehmen erneute Fracht wieder mit. Auftraggeber sind entsprechende Firmen auf der Insel Macao und eine große Agentur für Wirtschaftsinteressen in Guatemala-Stadt