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Caspar de Fries

Blutige Ernte

Leben, oder leben lassen





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Einleitung

Caspar de Fries

Schriftsteller

Zitat:  Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben

 

Texte und Bildmaterialien:

Caspar de Fries

Alle Rechte vorbehalten

Tag der Veröffentlichung: 05.09.2013

 

 Die Handlung und die Namen der Darsteller sind frei erfunden, sonstige Ähnlichkeiten wären rein zufällig.

 

 

 

Sonderbüro der NATO, Fa. Zenit GmbH,

Wollzeile, Wien    

Leiter                     :  Major Jefferson Hailey

Büroleiterin             :  Jenny Harting

Computerspezialistin:  Concetta Minardi

Innendienst             :  Maria Wohlfahrt

Abhör-Elektronik      :  Jan Wouters

Sprengstoffe            :  Antonio de Castello

Waffenexperte         :  Jean Baptiste

Spuren – Labor        :  Johann van der Kerk

                                Hilde Wirths, Gregor Schulte,

                                Sebastian de Fries

Pilot u. Co-Pilot         :  Carlos Ramirez u.

                                Martin de Breu

Agenten                  :  Paul von der Brück,

                                Mehmet Salin

Vorwort

Das organisierte Verbrechen findet immer neue Möglichkeiten, um auf Kosten der Allgemeinheit, ihrer Gesundheit, ihrer Freiheit, ihres Denkens und Handelns, ihrer Religion, ihrer Minderheit und ihrer Hilflosigkeit, utopische Gewinne aus teils geduldeten Verbrechen zu erzielen, die unsere normale Phantasie in ein Vielfaches übersteigt. Die Rede ist vom menschlichen Organraub, der weltweit, auf jeder nur möglichen Art betrieben wird. Wir kennen den Organspendenausweis, indem wir bekunden, unter gewissen Umständen nach unserem Tod der Medizin einen wahren Dienst zu ermöglichen. Diese Art der erweiterten Spende geht aber vielen Transplantationszentren zu langsam, denn die Nachfrage gut betuchter Patienten ist groß. Ob es eine Niere, eine Leber ein Herz, oder was auch immer für ein Organ ist, jede Leiche wird ausgeschlachtet und findet  Verwendung. Das auch Gewebe, wie Herzklappen, Haut und Knochen, Hornhäuten von Augen, Achillessehnen, Schrauben und Zapfen aus Knochen und ganze Hautbahnen ihre Abnehmer finden, geschieht mehr im Verborgenen, worüber selten diskutiert wird. Für die enorme Nachfrage an medizinischen Ersatzteilen gibt es riesige Datenbanken über jedes nur erdenkbare Teil. Nur, die Anzahl der Patienten ist so groß, dass man unter normalen Spendermöglichkeiten nur jeden 20. Erkrankten bedienen könnte. Reiche Patienten wedeln mit ihren Geldscheinen, und ermöglichen es, innerhalb von sehr kurzer Zeit das für sie geeignete Organ zu finden. Es gibt Organisationen, die im Verborgenen eine große Anzahl frische Organe für alle Blutgruppen jeder Zeit zur Verfügung stellen können. Nur wo kommen diese Organe her? Kennt man so viele unerkannte Spender und Lebensretter auf der Welt, oder bedient man sich wie auf einer Obstwiese, und bückt sich nach dem Fallobst?

Genau so ist es. Organe aus Menschen unter 40 Jahren werden bevorzugt und bringen den höchsten Gewinn, pro Niere bis zu 50.000 Euro. In den Flüchtlingslagern von Afrika, bei Straßenkindern in Moskau, Peking oder Buenes Aires, Mindergruppen in China, Strafgefangene in Lagern von Sibirien, einsitzende Verurteilte in den Todeszellen oder Bootsflüchtlingen aus Afrika werden die gesundaussehenden Kandidaten aussortiert und durch Todesschwadronen zu den entsprechenden Transplantationszentren gebracht, um sie dort auszuweiden. Der Rest wird verbrannt, die Asche verstreut.

Eine bekannte farbige Sängerin, Emilia Sagostini, die laut eigener Biographie aus den ärmsten Vierteln von New Orleans stammte, steckte einen großen Teil ihrer vielen verdienten Millionen in eine Stiftung, aus der verschiedene Kinderdörfer für Kriegs- und Flüchtlingswaisen in Afrika entstanden. Die sonst sehr chancenlosen Kinder sollten hier eine gute schulische Ausbildung und eine Perspektive für ihr späteres Leben haben. Jedes Jahr besuchte die Sängerin mit verschiedenen Begleitern ihre Projekte, um die Fortschritte „ihrer Kinder“ mit zu erleben. Sie gründete unter anderem in Musoma, eine Stadt in Tansania, zwei dieser Camps, mit über 1000 Kindern. Ihre Begleiter und sie fanden diese Camps leer vor, kein Kind spielte auf den großen Arealen, nur zwei Betreuerinnen, die sich vor Angst versteckten, konnten vom Abtransport der Kinder in verschiedenen LKW berichten. Wer wusste etwas über den Verbleib dieser Kinder?

                    

Frau Sagostini wandte sich an die Polizei, später an die UNO, und bat um Aufklärung.

Ein brisanter Fall

Major Jefferson Hailey, Leiter des geheimen Sonderbüros der NATO, der „Zenit“, in der Wollzeile in Wien, erhielt sehr hohen Besuch. Der ehemalige stellvertretende Generalsekretär der UNO Marc Browne wurde vorstellig, um die Zenit zu bitten, sich um ein sehr brisantes Thema der Kindesentführung in Tansania als neuen Fall zu kümmern. Im Vorfeld bat man bereits das NATO-Hauptquartier in Brüssel um Hilfe und um Aufklärung in einer außergewöhnlichen Massenentführung, die den Verdacht schürte, neue Kindersoldaten zu rekrutieren, oder die Kinder durch Todesschwadronen in sogenannte Auffanglager zu bringen, wo sie konsequent für Transplantationszwecke voruntersucht und weltweit in geheime Zentren verteilt wurden.

Im Konferenzraum der „Zenit“ trafen sich der gesamte Innendienst, sowie die Gruppe um Paul von der Brück, die sich inzwischen einen Namen im Aufklären schwieriger Themen machen konnte. „Meine Damen, meine Herren, ich möchte euch den ehemaligen stellvertretenden Generalsekretär der UNO, Mr. Marc Browne, vorstellen, der uns mit einem brisanten Fall aus Afrika bekannt machen möchte. Mr. Browne, bitte, Sie haben das Wort.“ „Vielen Dank, meine Damen und Herren, dass ich hier bei Ihnen sein kann, um einen möglichen, vielleicht sehr grausamen Fall von Massenkindesentführung schildern darf. Eine sehr bekannte Soulsängerin, Emilia Sagostini, aus den USA, genauer aus New Orleans, investierte einen Teil ihres Vermögens in eine Stiftung, um afrikanischen Kindern ein neues Zuhause mit schulischer Ausbildung und zukünftiger Perspektive zu bieten.

Etwas außerhalb von Musoma in Tansania am Victoriasee ließ sie zwei große Lager für rund 1000 Kinder aus allen Bereichen Afrikas aufbauen. Ihr inniger Kontakt zu ihnen bestand aus der jährlichen Rundreise, um ihre weitverstreuten Projekte aufzusuchen, sie zu verbessern, neuen Kindern Mut zu machen, sie aufzurichten und ihnen ihre Angst vor der Zukunft zu nehmen. Sie ist eine Frau mit viel Herz und Einsatzwillen. Bloß diesmal waren die beiden Lager in Musoma leer, nur zwei einheimische Betreuerinnen, die sich versteckten, berichteten, dass die Kinder und 50 weitere Betreuerinnen und Betreuer auf vielen Lastwagen abtransportiert wurden. Mehrere Jeeps mit bewaffneten Männern, Schwarze und Weiße, begleiteten den Tross. Sie fuhren in nördlicher Richtung davon. Ich habe die einheimischen Frauen und einen Dolmetscher mitgebracht, damit sie Ihnen noch genauere Details mitteilen können. Vielen Dank.“ „Ja, danke Mr. Browne, wer von euch fängt mit der Befragung der beiden Damen an? Paul?“ Die beiden einheimischen Betreuerinnen aus Tansania betraten recht schüchtern den Konferenzraum, ein männlicher Dolmetscher folgte ihnen und sah sich neugierig um. „Mr. Mwalimu Nyerere, Sie sind Dolmetscher, welche europäische Sprache beherrschen Sie besser, Englisch oder Französisch?“ „ Ich kann beide Sprachen gleichermaßen.“ „Gut, ich werde Sie auf Englisch ansprechen, und bitte Sie, alle Fragen oder Antworten, auch in aller Grausamkeit, wortgetreu zu übersetzen. Okay?“ „Ich werde mich bemühen.“

„Wir haben die ersten Bilder aus unserer Sammlung. Meine Damen, schauen Sie sich die Bilder genau an, manche Aufnahmen sind schon etwas älter.“ Beide jungen Frauen blickten aufmerksam auf jedes Bild und schreckten beide auf. „Der mit dem Hut ist der Mann mit der Reitpeitsche. Das ist der „Professor“ und der hinkende rothaarige Mann.“ Sie konnten noch sechs weitere Männer aus der Bewachungsmannschaft erkennen und identifizieren. „Fallen Ihnen noch weitere Dinge ein? Nein? Dann möchte ich Sie bitten, noch zwei Tage zu unserer Verfügung zu stehen, und gegebenenfalls noch einiges ergänzen. Sie sind natürlich solange unsere Gäste. Im nahen Hotel Interconti ist für Kost und Unterkunft gebucht.

Ich glaube nicht, dass die Chinesen ihre Finger im Spiel haben, sondern wir haben es mit einer neuorganisierten Mafia zu tun, die sich in einer aufstrebenden Gegend breit macht, wo gerade viel investiert wird. Ich denke an einen Wissenschaftsstandort mit einer Universität und Hochschulen, wo es natürlich ist, auch spezielle Transplantationszentren einzurichten, die dann auch von reichen Leuten gefördert und finanziert werden, und durch ihre Arbeiten aber auch Gewinne erzielen. Es wird ein neuer Treffpunkt der Reichen sein. Eine Stadt mit einem Hafen, gut zu erreichen, da wo auch Fährschiffe festmachen, denn ich glaube, dass diese Mafia ein Luxusschiff zu einem schwimmenden Hospital umgebaut hat, um direkt in verschiedenen Voruntersuchungen gewisse Erkenntnisse zu erlangen. Hoffentlich beginnen auf dem Schiff keine Tötungen.“ „Ich glaube inzwischen auch“, meinte Carlos Ramirez, „ dass wir es hier mit so einer Mafia zu tun haben. Wir sollten aber vorher mal klären, ob es speziell in Afrika noch weitere Entführungen dieser Art gibt. Vielleicht entdecken wir Parallelen. Dann wär ich dafür, an Hand von Satellitenbildern über der Stadt Kismaayo in Südsomalia das Landen von Transportflugzeugen und das Ankern und Wegfahren eines großen Schiffes zu erfassen. Vielleicht erfahren wir so etwas über die Richtung, die dieses Schiff ansteuert.“ „Eine gute Idee, die wir sofort aufgreifen sollten“, meinte Major Hailey.