Su Busson • Das Leben ist einfach kompliziert

Su Busson

Das Leben ist
einfach kompliziert

Sechs Schritte zu Glück und Leichtigkeit

ISBN 978-3-7015-0561-6
Copyright © 2012/2013 by Orac/Verlag Kremayr & Scheriau KG, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Covergestaltung: Sophie Weidinger, section.d
Grafische Gestaltung und Satz: Kurt Hamtil
Lektorat: Doris Schwarzer
Datenkonvertierung E-Book: Nakadake, Wien

Inhalt

Einführung

Es war einmal ...

Wie dieses Buch entstanden ist

Wie Sie dieses Buch am besten nutzen

Warum die ganze Mühe?

Schritt 1
Die innere Kraftquelle nutzen

Wer sind Sie wirklich?

Schon mal was von der Wahrheit gehört?

Allein oder All-Eins

Ihre wahre Natur

Zwei Lösungen liegen in Ihrer Hand

Wie gehorsam ist Ihr Kopf?

Ruhen Sie in Ihrer wahren Natur

Im Augenblick präsent sein

Schritt 2
Falsche Vorstellungen ablegen

Wie Ihr kleines „Ich“ lernt, wie es zu sein hat

Sie beginnen, Ihre Rolle zu spielen

Ihr Handeln hat Folgen

Haben macht glücklich

Kennen Sie das ungute Gefühl, nicht gut genug zu sein?

Schuld sind die anderen

Fünf gute Gründe, die volle Verantwortung zu übernehmen

Schritt 3
Destruktive Denkmuster auflösen

Über die Wirkung Ihrer Gedanken

Wie gehen Sie mit Ihren Gefühlen um?

Träumen Sie nicht vom ewigen Glücksgefühl

Der sinnvolle Umgang mit Ihren Gefühlen

Der Einfluss Ihrer Gedanken auf Ihre Gefühle

Wie Sie sich dauernd in eine Notlage bringen

Sinnloses Denken – und stopp

Sind Sie bereit, Ihre Sichtweise zu verändern?

Welche Perspektive wählen Sie?

Schritt 4
Liebevoll für sich selbst sorgen

Die Existenz braucht Sie

Wie gehen Sie mit sich um?

Akzeptieren Sie sich selbst

Bemühen Sie sich nicht länger, ein guter Mensch zu sein

Was tun gegen das Bedürfnis, es anderen recht machen zu wollen?

Ihr Wohlbefinden hat höchste Priorität

Wo ist Ihre Aufmerksamkeit?

Bitte ein bisschen konstruktiver

Schritt 5
Dem Weg der Freude folgen

Ihr Leben bewusst ausrichten

Wie weiß ich, was richtig für mich ist?

Finden Sie heraus, was Sie wirklich gerne tun

Finden Sie heraus, was Ihnen wirklich wichtig ist

Nutzen Sie Ihre Talente und Fähigkeiten

Gehen Sie „hin zu“ statt „weg von“

Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Leben

Schritt 6
Die Magie des Lebens zulassen

Warum Sie die Zügel getrost aus der Hand geben können

Was loslassen genau bedeutet

Suchen Sie nicht länger nach Lösungen für Ihre Probleme

Überlassen Sie die Lösung dem Leben

Drei Möglichkeiten, der Lösung im Weg zu stehen

Ihr Vertrauen ist gefragt

Inneren Druck abbauen

Achten Sie darauf, was Sie geben

Achten Sie darauf, was Sie haben

Ein paar Worte zum Schluss
Mein persönlicher Dank
Weiterführende Literatur

Einführung

Es war einmal …

… und lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende!

Erinnern Sie sich an die Gutenachtgeschichten aus Ihrer Kindheit? Stroh wird zu Gold, der Frosch zum Prinzen, und der Lampengeist erfüllt alle Wünsche. Ist die Stiefmutter noch so böse, die Hexe noch so grausam, es findet sich immer eine wunderbare Lösung. Ende gut, alles gut.

Als Kind glauben wir daran, dass auch im wirklichen Leben alles möglich ist – dass Märchen wahr werden. Dann werden wir erwachsen und sind mit einer Realität konfrontiert, die beim besten Willen nicht immer märchenhaft ist. Ernüchterung macht sich breit, Träume werden begraben und Abstriche gemacht. Unsere wahren Bedürfnisse bleiben oft auf der Strecke. Aber die Sache ist die: Tief in uns drinnen wohnt die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben und die Hoffnung, dass letzten Endes doch noch alles gut wird. Irgendetwas in uns scheint nicht aufgeben zu wollen. Dieser Teil in uns weiß, dass wesentlich mehr möglich ist, als wir denken, und drängt danach, das Beste aus unserem Leben zu machen.

Leider bringt uns in der Regel keiner bei, wie das geht. Wir lernen zwar zu sprechen, zu lesen, zu schreiben, zu rechnen, aber wir lernen nicht, wie es gelingt, unser Leben glücklich zu gestalten. Schlimmer noch: Wir lernen von klein auf, das Leben zu verkorksen und unser Glück über viele Umwege zu suchen. In unserem Kopf ist vieles gespeichert, was in Wirklichkeit nicht stimmt, uns aber daran hindert, ein wunderbares Leben zu genießen. Das macht das Leben einfach kompliziert.

Wie ist Ihr Leben? Sind Sie glücklich und zufrieden? Lieben Sie Ihr Leben? Machen Sie das Beste daraus? Falls nicht: In diesem Buch lernen Sie in sechs Schritten, wie Sie das Übel an der Wurzel packen und damit Platz für eine märchenhafte Lösung schaffen.

Michelangelo wurde 1501 von einer einflussreichen italienischen Familie beauftragt, eine kolossale Statue zu erschaffen. Ein riesiger Marmorblock wurde ihm dafür zur Verfügung gestellt. Drei Jahre lang bearbeitete er in seinem Atelier den wuchtigen Stein und meißelte daraus die weltberühmte David-Statue.

Als die Skulptur am Palazzo Vecchio feierlich enthüllt wurde, waren die Menschen tief beeindruckt von der unvergleichlichen Schönheit des David. Michelangelo wurde gefragt, wie er ein so wunderbares Kunstwerk erschaffen konnte. Darauf antwortete der Bildhauer: „Der David war immer schon da. Ich musste nur den überflüssigen Marmor beseitigen.“

(Quelle unbekannt)

Wie dieses Buch entstanden ist

Mit Anfang 20 träumte ich von beruflichem Erfolg. Mein Traumjob war „Werbung“ – cool, kreativ, innovativ und abwechslungsreich. Heather Locklear alias Amanda Woodward aus Melrose Place (TV-Serie aus den 90ern) war mein heimliches Vorbild. Ungefähr so wollte ich sein. Kaum fertig mit der Wirtschaftsuni, ging mein Wunsch in Erfüllung: ein Job als Kundenberaterin in einer der renommiertesten Werbeagenturen Österreichs. Schon bald durfte ich nationale und internationale Kunden eigenverantwortlich betreuen. Ich flog zu Meetings nach Paris, London, Zürich und Kapstadt. Eine tolle Herausforderung, viel harte Arbeit und auch jede Menge Spaß, aber irgendwie ist das Leben an mir vorbeigezogen. Ich investierte jeden Tag und so manche Nacht in den Job, auf der Suche nach etwas, das ich dort nicht finden konnte – mein Glück.

Im Gegenteil, nach fünf erfolgreichen Jahren in der Werbung war ich nahe am Burn-out. Vor lauter Arbeit machte ich keinen Sport, ernährte mich nur von Junkfood und rauchte Unmengen an Zigaretten. Mein Privatleben beschränkte sich auf fernsehen, essen und schlafen. Oft erschöpft und kränklich, fühlte ich mich in meinem Körper schon lange nicht mehr wohl. Meine Emotionen waren tief im Keller vergraben, meine Intuition lahmgelegt. So hatte ich mir mein Leben beim besten Willen nicht vorgestellt.

Es dauerte ein wenig, bis mir klar wurde, dass das nicht alles sein konnte und dass es höchste Zeit war für eine Veränderung. Ich nahm all meinen Mut zusammen, schmiss meinen Job hin und machte mich auf den Weg. Ich habe unzählige Ratgeber verschlungen, Ausbildungen gemacht, Seminare besucht, Selbsthilfeprogramme absolviert, mit einem Coach gearbeitet und stundenlang meditiert. Zunächst mit dem Ziel, mich zu verändern. Das hat nicht funktioniert, zumindest nicht auf Dauer. Die Lösung war viel naheliegender.

Werde du selbst: Finde heraus,
wer du wirklich bist, was du wirklich willst
und was dir wirklich Freude macht!

Diesen Prozess habe ich durchgemacht und lebe jetzt ein Leben, das ich liebe und das zu mir passt. Durch meine Arbeit als Beraterin und Coach durfte ich mittlerweile viele Menschen unterstützen, ebenfalls durch diesen Prozess zu gehen und Erfüllung zu finden.

Einfach sein, wer du bist, und leben, wie es sich richtig anfühlt!

Ja, diese Lösung ist wirklich nichts Neues und ich bin mir sicher, Sie kennen sie auch. Was theoretisch so einfach klingt, misslingt allerdings vielen in der Umsetzung. Nicht zuletzt, weil uns beigebracht wird, wie alle anderen zu sein. Einfach ist also nicht immer leicht. Einfach ist manchmal sogar am schwersten.

So unterschiedlich die Menschen sind, mit denen ich arbeiten durfte, den Wunsch nach einem authentischen Leben hatte jeder, und unterm Strich hatten alle mit sehr ähnlichen Problemen und Hindernissen zu kämpfen. Dabei glauben wir so oft allein zu sein, mit unseren Sorgen, Zweifeln, Ängsten und Nöten. Oft habe ich Sätze gehört wie „Das kann ich ja sonst gar niemandem erzählen …“, „Das ist mir wirklich peinlich zuzugeben …“ oder „Sie finden es sicher komisch, dass …“, um dann etwas zu erfahren, was viele Menschen plagt oder beschäftigt.

Im Laufe der Zeit verspürte ich immer öfter den Drang, zu diesem Thema zu schreiben, und so ist dieses Buch entstanden. Es enthält sechs Schritte mit zahlreichen Informationen, Strategien, Tipps, Geschichten, Praxisbeispielen und Übungen. Jedes große Kapitel beginnt mit einem Leitmotiv, das verdeutlicht, worum es geht und warum es sich auszahlt, dieses Kapitel zu verinnerlichen. Sie finden in diesem Buch keine fertigen Allroundlösungen, sondern den Schlüssel, um stets Ihre eigene Lösung zu finden. Mit den Schritten schaffen Sie die optimale Basis, um mehr und mehr zu werden, wer Sie sind, und so zu leben, wie es Ihrem Wesen entspricht.

Ich erzähle Ihnen, was mich mein Leben gelehrt hat, was ich in Ausbildungen oder von anderen Menschen gelernt und erfolgreich ausprobiert habe bzw. was meinen Klientinnen und Klienten geholfen hat. Seien Sie bitte kritisch! Was letztlich zählt, ist nicht die Frage, ob etwas objektiv richtig oder falsch ist, sondern ob sich Ihr Leben dadurch positiver entwickeln kann oder nicht. Nutzen Sie nur das, was für Sie funktioniert und Ihnen weiterhilft.

Niemand kann Ihnen sagen, was für Sie gut und richtig ist.
Die Lösung finden Sie nicht im Außen – Sie tragen sie in sich.

Unter einem Baum saßen zwei Landstreicher. Einer sagte zum anderen: „Ich bin hier gelandet, weil ich die Ratschläge der anderen nie befolgt habe.“

Und der andere sagte: „Bruderherz, und ich bin hier gelandet, weil ich die Ratschläge von allen immer befolgt habe.“

(Von Osho: „Das Buch vom Ego“)

Wie Sie dieses Buch am besten nutzen

Ganz unter uns, ich liebe Kochbücher und besitze eine Menge davon. Das Absurde daran: Ich probiere die Rezepte nie aus. Sie haben also mein vollstes Verständnis, wenn Sie dieses Buch nur lesen, ohne irgendetwas davon auszuprobieren oder umzusetzen. Allerdings wundere ich mich auch nie, warum bei mir immer das gleiche Essen auf den Tisch kommt. Wie heißt es so schön: „Wer immer nur das Gleiche tut, wird immer nur das Gleiche erleben!“

Wenn sich etwas verändern soll, finden Sie in diesem Buch reichlich Gelegenheit, über sich und Ihr Leben nachzudenken, Altes loszulassen und sich für neue Möglichkeiten zu öffnen. Nutzen Sie die Übungen oder Fragen zur Selbstreflexion. Lassen Sie sich davon ruhig durcheinanderbringen bzw. bringen Sie sich bitte selbst durcheinander. Verwirrung ist oft der erste Schritt zur Entwirrung und der Beginn von etwas Neuem.

Sie werden eine Menge Papier brauchen. Wer keine losen Zettel mag, legt sich am besten ein eigenes Notizbuch zu – Ihr persönliches „Buch der Erleichterung“.

Dieser Ratgeber lässt sich auf verschiedene Art und Weise verwenden. Zur Inspiration einige Möglichkeiten:

Auf herkömmliche Weise

Sie lesen und arbeiten das Buch einfach der Reihe nach durch.

Sie lesen das Buch einmal komplett und machen sich erst im zweiten Durchgang an die Arbeit.

Sie lesen das Buch durch und wählen dann gezielt die Übungen aus, die Sie für nützlich halten.

Kapitelweise

Sie wählen die Reihenfolge der Kapitel selbst aus. Sie beginnen einfach dort, wo Sie sich am meisten angesprochen fühlen. Querverweise helfen Ihnen, sich zurechtzufinden.

Intuitionsweise

Sie fragen sich: „Was ist jetzt wichtig für mich?“ und schlagen das Buch dann an irgendeiner Stelle auf und beginnen dort zu lesen.

Übungen und Selbstreflexion

Neben dem senkrechten blauen Strich finden Sie Übungen, für die Sie sich am besten regelmäßig Zeit nehmen, sowie Aufgaben und Fragenzur Selbstreflexion. Selbstverständlich können Sie alles nur im Kopf beantworten, aus Erfahrung weiß ich aber, dass es wesentlich effektiver ist, Ihre Antworten aufzuschreiben. Schreiben setzt oftmals einen Heilungsprozess in Gang. Sie müssen natürlich nicht auf jede Frage eine Antwort haben. Aber Achtung: „Ich weiß nicht!“ ist oft nicht wahr.

Sie wissen wesentlich mehr, als Ihr Verstand Ihnen im ersten Moment einreden will. Erlauben Sie sich, Ihre Antworten zu finden.

Geschichten zum Nachdenken
In dieser Schrift stehende Zeilen enthalten Geschichten,
Metaphern und Erzählungen, die mir zu Ohren gedrungen sind
und es wert sind, weiterzählt zu werden.

Diese kurzen Sinn- und Merksprüche sollen Ihnen
als positive Glaubenssätze dienen.

Am Ende des Buches finden Sie außerdem noch Buchtipps: Bücher, die ich Ihnen wärmstens empfehlen kann, wenn Sie sich in ein bestimmtes Thema vertiefen wollen.

Es war einmal ein junger Schriftgelehrter, der sich mit den Lehren Buddhas befasste. Er nahm eine weite Reise auf sich, um einen berühmten Meister aufzusuchen und ihn zu fragen, was denn die wichtigste Botschaft Buddhas sei.

Der Lehrer antwortete: „Schade niemandem und tue nur Gutes.“

„Ist das alles?“, rief der Schriftgelehrte empört. „Ich habe einen mühevollen Weg auf mich genommen, weil du ein weiser Lehrer sein sollst, und dann höre ich, was schon ein kleines Kind weiß.“

„Ja, vielleicht weiß das ein kleines Kind“, erwiderte der Meister. „Das Wissen in die Tat umzusetzen, ist allerdings schwer, selbst für einen alten Mann wie mich.“

(Buddhistische Weisheit)

Warum die ganze Mühe?

Du kannst alles erreichen, was du dir wünschst!
Du erschaffst deine eigene Realität!

Das predigen mittlerweile Hunderte von Ratgebern und Motivationstrainern. Ja, wir leben in einer wunderbaren und aufregenden Zeit! Nie zuvor in der Geschichte gab es so viele Möglichkeiten, das eigene Leben zu leben und bewusst zu gestalten. Das ist großartig, hat allerdings auch einen Nachteil: Nie zuvor gab es so viel Druck, alles perfekt hinzubekommen. „Ist doch kinderleicht – man muss es nur wollen.“ Dieser Eindruck wird zumindest oft geweckt. In unserer Alles-ist-möglich-Kultur ist die Gefahr groß, bitter enttäuscht zu sein, sich schlecht oder gar schuldig zu fühlen, wenn das Leben nicht nach Wunsch verläuft. Das ist kontraproduktiv. Gleich zu Beginn möchte ich daher drei wesentliche Punkte ansprechen:

1. Machen Sie sich keine falschen Hoffnungen!

Ich verspreche Ihnen in diesem Buch nicht, dass Sie alles erreichen werden, alle Ihre Wünsche in Erfüllung gehen und Ihr Leben nur noch rosig verläuft. Das würde ich gerne, aber das widerspricht meiner persönlichen Lebensanschauung, und die sollten Sie kennen, bevor Sie weiterlesen und sich falsche Hoffnungen machen. Ich bin überzeugt, dass viel mehr möglich ist, als die meisten Menschen denken, und wir sehr oft dazu neigen, uns selbst unnötig zu begrenzen. Gleichzeitig begegne ich dem Leben mit Demut. Der Mensch ist nur ein winzig kleiner Teil der Schöpfung – spätestens bei Naturkatastrophen wird uns das wieder bewusst. Die Wirklichkeit ist oft viel komplexer und das Leben unberechenbarer, als wir das wahrhaben wollen. Der Wunsch ist groß, das Leben zu kontrollieren – alles, was passiert, nach einem logischen System zu erklären, zu beurteilen und eine einfache Lösung parat zu haben. Wenn wir ehrlich sind, haben wir aber vieles nicht unter Kontrolle. Nicht alles ist logisch, nicht alles ist schwarz oder weiß, und nicht alles lässt sich nach unserem Willen steuern.

Worauf ich hinaus will: Viele Dinge lassen sich verändern. Viele Träume können wahr werden. Manchmal auf ganz andere Weise als gedacht. Viele Wünsche lassen sich verwirklichen. Manche nicht. Und manche Ereignisse lassen sich nicht verhindern. Sie treffen auch völlig „Unschuldige“ – auch wirklich guten, wunderbaren und positiv denkenden Menschen können schlimme Dinge widerfahren.

Sie können nicht immer beeinflussen, was Sie erleben.
Sie können aber immer beeinflussen,
wie Sie mit dem, was Sie erleben, umgehen
und was Sie letztlich daraus machen.
Das ist entscheidend.

2. Alles zu erreichen, was Sie wollen, ist nicht ganz so einfach, wie oft dargestellt!

Wenn Sie zu den Menschen gehören, die die Themen „Wünschen“ und „Gesetz der Anziehung“ schon nicht mehr hören können, dann werfen Sie das Buch jetzt bitte nicht gleich in die nächste Ecke. An dieser Stelle müssen wir uns kurz mit den zwei bekanntesten Konzepten der bewussten Realitätsgestaltung beschäftigen. Erstens, um klarzustellen, warum es nicht immer so reibungslos klappt. Zweitens, damit Sie wissen, warum Sie sich die Mühe machen sollten, ein Buch zu lesen, das nach Arbeit klingt und Ihren persönlichen Einsatz erfordert, wenn es doch angeblich viel leichter geht.

Damit kommen wir auch schon zur mit Abstand einfachsten Methode: Wünsch’ es dir einfach! Bestellen beim Universum! Ein klar formulierter Wunsch, loslassen, vertrauen, und schon kommt sie, die Lieferung. Wünschen und bekommen – so lautet das Versprechen. Das ist so einfach wie Pizza ordern beim Pizza Flitzer. Probieren Sie es – selbst wenn Sie nicht daran glauben! Es funktioniert tatsächlich! Manchmal zumindest. Aus meiner Erfahrung sind es meist die vermeintlich unbedeutenden Wünsche, die sich mit Leichtigkeit erfüllen: Die Ampeln sind grün, wenn ich es eilig habe. Ich finde einen Parkplatz an Orten, an denen üblicherweise keiner zu finden ist. Ich wünsche mir einen netten Nachmittag, und schon ruft meine Freundin an, ob wir gemeinsam einen Kaffee trinken wollen. Im ausgebuchten Restaurant bekomme ich ohne Vorreservierung meinen Lieblingstisch, weil gerade jemand abgesagt hat.

Ob Zufall oder nicht, in jedem Fall ist das sehr praktisch. Aber eines ist wahrscheinlich klar: Ein Parkplatz oder der Lieblingstisch im Restaurant machen noch kein authentisches und erfülltes Leben aus. Da geht es schließlich um die Verwirklichung Ihrer tiefsten Sehnsüchte. Leider ist das Wünschen-und-Bekommen weitaus schwieriger, wenn es um diese Herzenswünsche geht. Das funktioniert nicht so einfach. Die meisten „Universums-Besteller“ kommen irgendwann an den Punkt sich zu fragen: „Was ist mit den Bestellungen, die nicht geliefert werden? Warum bekomme ich Lieferungen, die ich ganz bestimmt (so) nicht bestellt habe? Ist das nicht doch alles Unsinn?“

Antworten sind in den Realitätsgestaltungskonzepten zu finden, die auf dem Gesetz der Anziehung beruhen: Gleiches zieht Gleiches an. Abhängig davon, was wir denken und wie wir uns innerlich fühlen, gestalten sich unsere äußeren Umstände. Mit jedem Gedanken, jedem Gefühl, jedem Wort und jeder Handlung senden wir eine bestimmte Frequenz aus. Menschen, Gegebenheiten, Situationen oder materielle Dinge, die der gesendeten Frequenz entsprechen, treten in unser Leben.

Unsere Gedanken und Gefühle – positive und negative –
spiegeln sich im Außen wider.

Wünsche können sich daher nur erfüllen, wenn sie mit unserer Schwingung übereinstimmen. Die Lösung auf den Punkt gebracht:

Denken Sie positiv, fühlen Sie sich gut, dann wird Ihr Leben wundervoll sein. So sei es.

Meine Hochachtung, wenn Sie zu den Menschen gehören, die das ganz locker hinbekommen. Falls nicht, plagen Sie sich bitte nicht mit Selbstvorwürfen. Den allermeisten fällt das schwer, und das ist normal. Wir sind keine einfach zu bedienende Maschine, die sich auf Knopfdruck beliebig steuern und verändern lässt. Oder sagen wir so: Viele wichtige Knöpfe sind versteckt oder nicht so leicht zugänglich und einige unserer Steuerungsprogramme laufen vollautomatisch ohne willentliche Kontrolle ab.

Wäre die Realisierung all unserer Wünsche so einfach wie manchmal dargestellt, hätte wohl keiner, der das „Geheimnis“ kennt, so etwas wie Beziehungsprobleme, Geldmangel, Sorgen im Job oder sonstige Ängste. Alle Eingeweihten würden nur so strahlen vor Glück. Die Realität sieht meist anders aus. Mit anderen Worten: Unsere Realität schaut nicht immer so aus, wie wir uns das wünschen.

3. Warum sich die Mühe lohnt

Es sind nun einmal nicht nur unsere besten, bewussten Gedanken und Gefühle, die unsere Realität gestalten. Alle unsere Gedanken, Gefühle und Einstellungen – bewusste und unbewusste – beeinflussen unser (Er-)Leben. Auch und gerade unsere oft gut verborgenen Ängste, Zweifel, Bedürfnisse und Unsicherheiten.

Entscheidend ist nicht, was wir uns einreden zu glauben oder zu fühlen, sondern das, was wir wirklich glauben und fühlen. Sich schnell mal was wünschen, ein wenig positiv denken und ein bisschen gut fühlen reicht vielleicht für die ein oder andere Wunscherfüllung, nicht aber für eine dauerhafte Änderung der erlebten Realität.

Stellen Sie sich vor, Sie haben Probleme im Job oder mit Ihrem Partner. Sie nehmen sich ein paar Tage Auszeit und verreisen allein. Im Urlaub fühlen Sie sich gut und haben sonnige Gedanken – fernab von Ihren Sorgen. Ihre Alltagsprobleme lösen sich dadurch nicht in Luft auf, die warten mit Sicherheit auf Sie, wenn Sie nach Hause kommen.

Ihre Gewohnheitsschwingung – die durchschnittliche Alltagsfrequenz, in der Sie sich die meiste Zeit befinden – ist ausschlaggebend für Ihr Leben. Ein vorübergehendes Hochgefühl kann nur einen vorübergehenden Aufschwung bewirken. Ein Feuer aus Stroh mag zwar schnell und hell brennen, aber eben nicht für lange Zeit. Oft ist dann die Enttäuschung groß und der Fall nach dem kurzen Hoch tief und schmerzhaft.

Doch wie kommt es zur Gewohnheitsschwingung? Im Laufe unseres Erdenlebens – vielleicht auch schon viele Leben davor – übernehmen wir Weltbilder und Glaubenssätze, sammeln Erfahrungen und bilden Überzeugungen. Wir lernen zu sein, wie wir sind. Dieses ganze „Lebenspaket“ bestimmt unsere Grundstimmung, mit der wir durchs Leben gehen, und bestimmt, wie wir die Welt erfahren. Wir nehmen nur jene Bereiche der Wirklichkeit wahr, die mit unserer Schwingung übereinstimmen. Ähnlich wie ein Fernseher empfangen wir im Leben den Sender, auf dessen Frequenz wir eingestellt sind. Etwas genauer und weniger esoterisch: Unsere subjektive Realität ist ein Konstrukt unseres Gehirns und unseres Nervensystems. Wir sehen nicht, was wirklich ist, sondern filtern die Wirklichkeit. Daher gibt es keine vom Betrachter unabhängige Realität. Ich erschaffe meine Realität, indem mein Gehirn die vorhandene Realität interpretiert, und das tun Sie auch, eben auf Ihre Weise.

Egal wie Ihr „Lebenspaket“ aussieht, es hat sich in Ihrer Gehirnstruktur festgesetzt. Ihre Denkweise und Ihre Verhaltensmuster haben sich eingeprägt – neuronale „Autobahnen“ sind entstanden. Diese oft unbewussten, alten Programmierungen lassen sich nicht so leicht ändern und das Leben lässt sich nicht austricksen.

Ich träumte, das Leben sei ein Paradies.

Ich erwachte und siehe, das Leben war Arbeit.

Ich tat diese Arbeit und siehe, das Leben war ein Paradies.

(Seneca)

Der Spiegel der Realität zeigt nicht nur, was wir gerade sehen wollen. Das ist eine unbequeme Wahrheit und der Grund, warum Sie sich mit Ihrem ganzen „Lebenspaket“ befassen müssen, wenn Sie Ihre Realität verändern wollen. Sie müssen in Ihrem Kopf aufräumen, entsorgen, was Sie nicht mehr brauchen, und Platz machen für neue Denkmuster und Verhaltensweisen. Vielleicht werden Sie auch feststellen, dass manche Lebenserfahrungen Sie auf bleibende Weise geprägt haben. Dann geht es darum, das Beste daraus zu machen.

In jedem Fall wird sich Ihre Mühe lohnen. Sie werden dadurch wesentlich mehr Angenehmes erleben und mit Unangenehmem merklich besser umgehen können. Außerdem ist diese Art der Veränderung im Grunde genommen simpel. Das Ziel ist nämlich nicht, dass Sie ein besserer Menschen werden oder all Ihre Schwächen ausmerzen müssen. Das Ziel ist, Ihr eigenes Wesen zur Entfaltung zu bringen.

Sie dürfen endlich so werden,
wie Sie wirklich sind!

Schritt 1

Die innere Kraftquelle nutzen

Leitmotiv 1
Ohne Verbindung zur universellen Quelle
leben wir wie ein Baum ohne Wurzeln.

Kennen Sie das Geheimnis von einem hohen, großen Baum?

Das Geheimnis seiner beeindruckenden Erscheinung ist sein unsichtbarer Teil: die tiefen Wurzeln, die wir nicht sehen können. Durch seine Wurzeln erhält er alle Nährstoffe, die er zum Leben und für sein Wachstum braucht. Sie geben dem Baum Halt und sorgen für einen sicheren Stand, so dass ihn nichts so schnell umhauen kann.

Im Außen zu wachsen und groß zu werden, ohne gleichzeitig tief zu werden, wäre für den Baum lebensbedrohlich. Seine sichtbare Form braucht die unsichtbare Wirklichkeit.

Wer sind Sie?

Jetzt, wo wir doch schon einige Seiten miteinander verbracht haben, möchte ich gerne erfahren, wer Sie sind.

Wer sind Sie?

Bitte nehmen Sie sich kurz Zeit und stellen Sie sich in wenigen Sätzen vor.

Wie beschreiben Sie sich?

Lesen Sie erst weiter, wenn Sie Ihre persönliche Vorstellung beendet haben.

Wer sind Sie wirklich?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit enthält Ihre Selbstbeschreibung Informationen wie zum Beispiel Name, Familienstand, Alter, Beruf, Ausbildung, Konfession, Staatsangehörigkeit, Wohnort, Größe, Gewicht, Haarfarbe, Augenfarbe, Besitz. Über diese Dinge definieren wir üblicherweise unsere Identität. Sind Sie sicher, dass Sie das sind? Ich stelle natürlich Ihre Angaben nicht in Frage, sondern nur, ob es wirklich das ist, was Sie ausmacht.

Angenommen, Sie ändern Ihren Namen, ziehen in ein anderes Land, färben Ihre Haare und ergreifen einen neuen Beruf. Wer sind Sie dann? Was ist von Ihnen dann noch übrig? Was wäre, wenn Sie gekündigt werden, Sie Ihr Vermögen verlieren oder sich Ihr Partner von Ihnen trennt. Ginge dann ein Teil von Ihnen verloren? Fühlten Sie sich nicht mehr ganz?

Lautet Ihre Antwort „Ich bin mein Körper!“, muss ich Sie daran erinnern, dass sich dieser ununterbrochen verändert. Zwischen zehn und 50 Millionen Körperzellen baut Ihr Körper ständig ab und ersetzt sie wieder. Im Dünndarm oder im Magen überlebt keine Zelle länger als eine Woche. Jeden Monat haben Sie eine neue Haut. Auch Ihre so stabil erscheinenden Knochen sind eine lebenslange Baustelle. Schon in wenigen Sekunden ist Ihr Körper nicht mehr derselbe und in sieben Jahren sind Sie ein neuer Mensch.

Vielleicht beschreiben Sie sich mit Eigenschaften wie ehrgeizig, intelligent, fürsorglich, leidenschaftlich, ungeduldig oder was auch immer in Ihren Augen auf Sie zutrifft. Wie können Sie sicher sein, dass das stimmt? Um das über sich sagen zu können, müssen Sie sich selbst beobachten und sich mit anderen vergleichen – von sich aus und ohne Vergleich wüssten Sie das nicht. Außerdem stellt sich die Frage: Sind Sie immer so oder können Sie auch anders sein?

Mit „Ich“ meinen wir fast immer die Person, die einen Namen, einen Körper, eine persönliche Geschichte und bestimmte Charaktereigenschaften hat. Dieses „Ich“ könnten wir auch unter dem Begriff „Ego“ zusammenfassen, wobei ich diesen Begriff nicht sonderlich gerne verwende, weil er meist negativ besetzt ist. Das Ego wird oft als etwas dargestellt, das es zu bekämpfen gilt. Was sinnlos ist, denn es ist an sich weder gut noch schlecht. Es ermöglicht uns, in dieser Welt individuelle Erfahrungen zu machen und in jedem Moment zu entscheiden und zum Ausdruck zu bringen, wer wir sind.

Nur leider entscheiden wir die meiste Zeit nicht von Augenblick zu Augenblick, wer wir sind und sein wollen, sondern sind automatisch so, wie wir gelernt haben zu sein. Wir handeln nicht aus vollem Bewusstsein heraus, sondern als konditionierte Persönlichkeit, und lassen damit die Vergangenheit über unser Sein entscheiden. Das ist nicht weiter verwunderlich: Schließlich sind wir genau so geworden, wie wir sind, weil wir irgendwann mit dieser Art zu sein am besten durchs Leben gekommen sind. Aber stimmt das, was früher einmal gepasst hat, wirklich noch? Oder stecken wir vielleicht in einer „alten Haut“? Passt sie vielleicht gar nicht mehr zu unserem heutigen Leben?

Schlangen haben es da einfach, die können an einem Baum ihre alte Haut einfach abstreifen und sich erneuern. Wir stecken scheinbar fest in unserer Haut und kommen da nicht so leicht heraus. „Verändere dich selbst, dann verändert sich das Leben“ ist leichter gesagt als getan und endet oft mit Aussagen wie: „Das bin ich!“, „Ich kann nicht anders!“, „So bin ich eben!“.

Unsere Prägungen, Meinungen und Überzeugungen über uns selbst und unser Leben sind somit wesentlich langlebiger als die meisten Zellen in unserem Körper. Wir wissen bereits, dass dieses Lebenspaket nicht so einfach zu verändern ist. Das ist aber gar nicht das Hauptproblem. Das größte Dilemma: Wir identifizieren uns damit und glauben, das zu sein. Dabei ist das, was wir in der Regel „Ich“ nennen, nicht mehr als eine Anhäufung von „stabilen“ Daten, vergangenen Erfahrungen, übernommenen Überzeugungen und angelernten Verhaltensmustern. In diesem meist starren Haufen versuchen wir Sicherheit und Halt zu finden, und das funktioniert nicht.

Fakt ist: Egal, womit Sie sich identifizieren,
es ist stets nur ein kleiner Ausschnitt Ihres wahren Selbst –
Sie sind weit mehr als das „Ich“, das Sie zu sein glauben.

Eine Puppe aus Salz reiste Tausende Kilometer über Land, bis sie schließlich ans Meer kam. Sie war fasziniert von dieser gewaltigen, sich bewegenden Wassermasse. So etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen.
„Wer bist du?“, fragte die Salzpuppe das Meer. Lächelnd erwiderte es: „Komm herein und sieh selbst.“

Also stieg die Puppe ins Meer und mit jedem Schritt löste sie sich mehr und mehr auf, bis nur noch ganz wenig von ihr übrig war. Bevor der letzte Rest verschwand, rief die Puppe erleichtert: „Jetzt weiß ich endlich, wer ich bin!“

(Nach Anthony de Mello: „Warum der Vogel singt“)

Schon mal was von der Wahrheit gehört?

Kommen wir zur Wahrheit! Lange Zeit war ich auf der Suche nach ihr. Einen nicht unwesentlichen Teil meiner Jugend verbrachte ich in einer katholischen Privatschule – nicht ganz freiwillig. Während meines Studiums beschäftigte ich mich mehr oder weniger intensiv mit den Lehren des Buddhismus – freiwillig. Jahre später besuchte ich leidenschaftlich gerne Satsangs. Für alle, die nicht wissen, was das ist: „Satsang“ ist ein Wort aus dem Sanskrit und bedeutet „sich treffen in der Wahrheit“. Die Wahrheit in diesem Zusammenhang ist die Wahrheit über dich – wer du bist – wirklich bist. Bei diesen Events trifft sich ein spiritueller Lehrer mit seinen Schülern. Der Lehrer ist im Idealfall „erleuchtet“ – also jemand, der sich an die Wahrheit erinnert und weiß, wer er wirklich ist. Die Schüler sind es in der Regel nicht, wollen es aber gerne sein. Falls Sie es nicht ohnehin schon geahnt haben: Ich war Schülerin und immer noch auf der Suche nach der Heil bringenden Antwort.

Unter den Unwissenden musste ich feststellen, dass die Vorstellungen, Meinungen und Überzeugungen darüber, was „Erleuchtung“ bedeutet und was die Folge davon ist, weit auseinander gehen. Für die echten Optimisten unter den Suchenden schien Erleuchtung wie eine Art goldene Pille, die man nimmt, und dann ist alles gut – ein Zustand immerwährender Glückseligkeit. Im ostasiatischen Buddhismus heißt es hingegen: Vor der Erleuchtung sind Bäume Bäume und Berge Berge. In der Erleuchtung sind Bäume keine Bäume und Berge keine Berge. Nach der Erleuchtung sind Bäume Bäume und Berge Berge. So weit muss man aber erst mal kommen. Schon bei der Frage, wie die Erkenntnis der Wahrheit erlangt wird, gibt es in den verschiedenen Kulturen, in den philosophischen oder religiösen Weltanschauungen erhebliche Unterschiede. Wenige Themen sind so Mythen umwoben und fern der Realität wie das Thema Erleuchtung und der angebliche Weg dorthin. Doch bei aller Uneinigkeit, unterm Strich verkünden doch alle Lehren dieselbe Wahrheit. Wahr ist eben wahr. Und die Wahrheit ist simpel, sie ist das Simpelste, was es gibt.

Alles ist Eins.

Das wissen Sie längst? Ja, ich gebe zu, diese Information ist uralt. Was östliche Philosophien wie Buddhismus, Hinduismus, Taoismus schon seit ewigen Zeiten lehren, wird mittlerweile von der modernen Physik, genauer der Quantenphysik, bestätigt: Alles ist voneinander abhängig und in einem Bewusstseinsfeld miteinander verbunden. Alles ist eine Manifestation derselben unteilbaren Wirklichkeit. Alles ist Bewusstsein, Energie, die Quelle, Gott, Liebe, Licht, universelle Intelligenz oder welchen Namen Sie auch immer diesem Einen geben wollen (in diesem Buch werden Sie verschiedene Namen dafür finden, gemeint ist immer dasselbe). Alles ist Es. In welcher Form auch immer es sich ausdrückt. Es ist die Quelle allen Lebens.

Alles ist das Eine. Ja und?

Kennen Sie das Gefühl des Eins-Seins mit allem, was existiert? Oder ein tiefes Gefühl von Verbundenheit? Glauben Sie, dass eine höhere Kraft in allem wirkt?

Welche Bedeutung hat dieses Wissen, dieses Gefühl oder diese Information für Ihr Leben? Welchen Einfluss hat das auf Ihr Sein? Verändert sich dadurch Ihr tägliches Leben?

Wenn ja: Was genau verändert sich in Ihrem Alltag, in Ihrem Beziehungsleben, im Job, im Alleinsein, im Umgang mit anderen etc. …?

Wenn nein: Was, glauben Sie, könnte das möglicherweise verändern?

Der Alles-ist-Ausdruck-des-Einen-Gedanke

(frei nach „Ein Kurs in Wundern“)

Die folgende Übung lässt sich problemlos in Ihren Alltag integrieren, denn sie ist wirklich überall durchführbar. Geben Sie sich täglich eine Minute Zeit und schauen Sie mit diesem Gedanken auf Ihre Umgebung:

Alles ist ein Ausdruck des Einen.

Wählen Sie bitte wieder den Namen, den Sie für das Eine gerne verwenden wollen, die Bezeichnung, die Ihnen liegt. Z. B.: Alles ist ein Ausdruck … des Universums – der Quelle – einer ordnenden Kraft – des reinen Bewusstseins – einer höheren Macht – Gottes – der Liebe – des Großen Ganzen – des Lichts.

In Ihrer Übungsminute wählen Sie jene Gegenstände, Pflanzen, Tiere oder Menschen aus, die sich in Ihrem unmittelbaren Umfeld befinden oder Ihnen gerade in den Sinn kommen. Ohne lange nachzudenken oder zu selektieren nehmen Sie einfach das, was auftaucht, und wenden diesen Gedanken an: Das ist so wie ich ein Ausdruck des Einen. Z. B.:

Dieser Kastanienbaum ist so wie ich ein Ausdruck der universellen Kraft.

Diese Parkbank ist so wie ich ein Ausdruck der universellen Kraft.

Diese Frau ist so wie ich ein Ausdruck der universellen Kraft.

Vielleicht wird Ihnen diese Übung anfangs schwerfallen oder Ihnen komisch oder etwas absurd vorkommen. Das macht nichts. Wenden Sie den Alles-ist-Ausdruck-des-Einen-Gedanken immer wieder an und beobachten Sie, was er verändert.

Es war einmal ein kleiner Fisch im Meer, der hatte davon gehört, wie wunderbar der Ozean sein sollte. So beschloss er, sich auf die Suche zu machen. Auf seiner Reise fragte er viele Fische nach dem Weg. Doch jeder sagte etwas anderes und keiner schien wirklich Bescheid zu wissen. Endlich traf er auf einen älteren Fisch, der sehr weise und zufrieden wirkte: „Entschuldigung, kannst du mir bitte weiterhelfen?“, fragte der kleine Fisch. „Ich suche den Ozean!“ Der Ältere lächelte und sagte: „Hör auf zu suchen! Du bist bereits da. Du schwimmst die ganze Zeit im Ozean.“ „Unsinn! Das ist doch nur Wasser! Ich aber suche den Ozean“, seufzte der Fisch und schwamm enttäuscht weiter.

(Nach Anthony de Mello: „Gib deiner Seele Zeit“)

Allein oder All-Eins

Wenn es darum geht, die Wahrheit in unserem Leben zu erkennen, haben wir zwei grundsätzliche Probleme:

Einerseits ist das, was wir sicher sind wahrzunehmen, gar nicht wirklich wahr. Mit unseren fünf Sinnen erfahren wir zwar unsere Realität, nicht aber die Wirklichkeit.

Andererseits können wir nichts erfassen oder erfahren, was außerhalb unserer Sinneswahrnehmung existiert. Wenn wir etwas nicht sehen, hören, spüren, riechen oder schmecken, können wir nicht mit Sicherheit wissen, dass es tatsächlich da ist.

Um das Ganze etwas anschaulicher zu machen: Hören Sie bitte kurz auf zu lesen und schauen Sie bewusst irgendeinen Gegenstand an.