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Nr. 4

 

Kidnapping auf dem Mars

 

Alarm im Solsystem – die Frau des Großadministrators wird entführt

 

von H. G. Ewers

 

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Die United Stars Organisation, kurz USO genannt, ist längst zur galaktischen Feuerwehr und Eingreifreserve des Solaren Imperiums der Menschheit geworden.

Zur Zeit ihrer Gründung – es war im Jahre 2115 terranischer Zeitrechnung, als die Galaktische Allianz noch bestand – fungierte die USO als überregionale Schutzmacht für alle humanoiden Völker der Milchstraße. Doch inzwischen – man schreibt auf der Erde Ende März des Jahres 2407 – hat USO-Gründer Atlan, Lordadmiral und Ex-Imperator des Arkonidenreiches, seine weitgespannten Pläne längst revidieren müssen. Sein Freund Perry Rhodan, der das Solare Imperium leitet, benötigt dringend die Hilfe von Atlans Organisation.

Es gärt in der Galaxis. Verschiedene Machtgruppen bekämpfen einander, das organisierte Verbrechertum droht überhandzunehmen, und die Menschheit ist in zunehmendem Maße heimtückischen Anschlägen ausgesetzt.

Atlan, der unsterbliche Arkonide, der sich bereits seit dem Untergang von Atlantis, vor rund zehn Jahrtausenden als Freund und Mentor der Terraner erwiesen hat, greift erneut zugunsten der Menschheit ein. Er mobilisiert seine Machtmittel und setzt seine Staragenten ein.

In diesem speziellen Fall gilt es zu verhindern, dass tefrodische Spitzenwissenschaftler ihre Erkenntnisse an die Condos Vasac, das galaktische Verbrechersyndikat, weitergeben können.

Die USO wirft einen Köder aus – und lädt ein zum KIDNAPPING AUF DEM MARS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Akkis Lakusha – Ein Kreuzerkommandant, der zu lange wartet.

Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.

Ronald Tekener – Der USO-Spezialist gilt als Mörder.

Sinclair M. Kennon – Sein neuer »Körper« ist 48 Millionen Solar wert.

Shana Markon – Mory Rhodan-Abros Double.

Ehret Jammun – Geheimdienstchef von Lepso.

Urbta-Noce – Neuer Vertreter der Condos Vasac auf Lepso.

Hyk Grato – Kapitän des Frachtraumers MARS QUEEN.

1.

 

Der Radiosturm zeichnete sich auf den Bildschirmen der Panoramafront als permanente Explosion von Farben und Lichtblitzen ab. Oberstleutnant Akkis Lakusha drehte mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Regelknöpfen der extern-akustischen Übertragung und atmete hörbar auf, als der Geräuschpegel zu einem dünnen Pfeifen absank.

Nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte, wandte er sich um. Sein Blick begegnete dem von Captain Alraune Viilas. Auf dem Gesicht der Bordpsychologin lag ein ironisches Lächeln.

Lakusha fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund.

»Worüber machen Sie sich lustig, Captain?«, fragte er herausfordernd. »Über mich etwa ...?«

Alraune Viilas streckte die Hand aus. »Geben Sie mir eine Zigarette ..., Sir!«

Der Oberstleutnant zögerte unmerklich. Dann warf er ihr seine Packung zu. Im nächsten Augenblick reute ihn seine Schroffheit. Mit einer gemurmelten Bitte um Verzeihung trat er zu der Psychologin und bot ihr Feuer.

Captain Viilas drehte die hellgrüne Parastim-Zigarette zwischen den Fingern, während sie sie an der farblosen Flamme entzündete. Sie bedankte sich mit einem Kopfnicken und ließ sich danach schwer in einen fremdartig geformten Schalensessel fallen.

»Nicht über Sie, Sir«, beantwortete sie die Frage ihres Vorgesetzten, »sondern über die Diskrepanz in Ihrem Verhalten.« Sie sah, wie Lakushas Gesicht sich unwillig verzog, und fügte rasch hinzu: »Oder finden Sie es etwa nicht widersinnig, wenn Sie den Abflug von Tag zu Tag verschieben, obwohl weder Sie noch sonst jemand Gefallen an Grahat findet ...?«

Akkis Lakusha lachte trocken. Er entspannte sich etwas und suchte sich ebenfalls eine Sitzgelegenheit.

»Seltsam!«, dachte er, ohne zu bemerken, dass er seine Gedanken laut aussprach. »Diese Kosmospsychologin durchschaut mich, als läge mein Gehirn offen vor ihr.«

Er zuckte zusammen, als Alraune Viilas herzhaft lachte. Er hieb mit der Faust auf die gepolsterte Armlehne seines Schalensessels. Erst Alraunes Lachen hatte ihm klargemacht, dass er wieder einmal laut gedacht hatte. Der USO-Offizier presste die Lippen zusammen. Er musterte Captain Viilas' Gesicht, das im Widerschein der Energieentladungen wie die Fratze eines buntbemalten Clowns in der Lichtflut zahlloser greller Scheinwerferkegel wirkte. Unwillkürlich musste er daran denken, dass die Radiostürme des Riesenplaneten Grahat pro Sekunde mehr Energie freisetzten, als eine H-Bombe mit der Energieentwicklung von einer Million Tonnen TNT erzeugen würde. Der schwimmende Kontinent Yinshala passte recht gut in den irrsinnigen Reigen der Superlative. Seine Fläche war anderthalbmal so groß wie die gesamte Erdoberfläche, einschließlich der Ozeane. Dennoch trieb er mit einer Geschwindigkeit von 1160 Kilometern pro Erdjahr über die so genannte »Zwischenetage« von Grahat. Der Fixpunkt für die entsprechenden Messungen war eine gigantische Säule atomarer Glut, die – wahrscheinlich schon seit Jahrzehntausenden – aus dem metallisch festen Kern des Planeten brach und sich über der Atmosphäre gleich einer feuerroten Blume aufwölbte: das so genannte »Zyklopenauge«. Es durchmaß an seiner breitesten Stelle 13.000 Kilometer.

»Wir brechen morgen auf, Captain ...«, murmelte er. »Ich möchte mir die Tefroder erst noch einmal vornehmen. Meinen Sie nicht auch, dass sie uns noch viel zuwenig gesagt haben?«

Die Psychologin zuckte die Schultern.

»Sie sind konditioniert, Sir. Mit meinen bescheidenen Mitteln an Bord der EL MORGUTHA kann ich die Kondition bestenfalls bis zur zweiten Schicht durchbrechen. Auf Quinto-Center wird man ihnen besser beikommen. Meinen Sie nicht auch?«

Lakusha bewegte sich unbehaglich.

Seit Geheimagenten der Condos Vasac versucht hatten, Rhodans anderthalbjährige Zwillinge zu entführen, war die USO-Flotte von einem Einsatz zum anderen gejagt worden. Der Regierende Lordadmiral vermutete, dass der galaktische Rand gegenüber Andromeda zahllose Schlupfwinkel versprengter tefrodischer Spezialverbände barg. Offenbar war die mysteriöse Agentenorganisation Condos Vasac schon seit längerer Zeit dahintergekommen. Die USO-Suchtrupps sollten verhindern, dass der CV irgendwelche Unterlagen über die Waffen der MdI in die Hände fielen.

Oberstleutnant Lakusha hatte das Glück gehabt, auf dem schwimmenden Kontinent von Grahat den Unterschlupf von fünf tefrodischen Spitzenwissenschaftlern zu finden. Im Unterschied zu den meisten Angehörigen der tefrodischen Spezialverbände handelte es sich hier nicht um Duplos, sondern um Originale. Sie hatten freimütig zugegeben, dass sie von einem Meister der Insel den Befehl erhalten hatten, Grahat zum Großstützpunkt für die geplante und inzwischen gescheiterte Offensive gegen das Solare Imperium auszubauen.

Die fünf Tefroder leisteten keinen Widerstand. Nachdem sie das Scheitern der Großoffensive über Funk mitverfolgt hatten, waren sie zwei Jahre lang vollkommen isoliert gewesen – ohne eine Möglichkeit, sich von der Höllenwelt Grahat zu entfernen. Im Grunde genommen hatten sie nur auf eine Gelegenheit gewartet, sich zu ergeben, und als die EL MORGUTHA von ihnen geortet war, hatten sie um Hilfe gefunkt.

Akkis Lakusha fröstelte bei dem Gedanken daran, dass ebenso gut ein Schiff der Condos Vasac oder ein akonisches Schiff den tefrodischen Stützpunkt hätte entdecken können. Die Folgen für das Solare Imperium wären unabsehbar gewesen, denn die fünf Wissenschaftler waren sehr genau über die Funktionsprinzipien und die Herstellungsdetails der Gegenpolkanone informiert – und im Besitz dieses Geheimnisses wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die hervorragende akonische Technik mit dem Wissen um die Gegenpolkanone und den vorhandenen lückenhaften Informationen um die terranische Transformkanone ihr eigene Transformkanone produziert hätte.

Er erstarrte, als der Interkom ansprach. Sekundenlang blickte er wütend auf den Bildschirm, der nur verworrene Störungsmuster zeigte. Das Krächzen aus der Lautsprecheranlage klang eher nach dem Geschrei einer Vogelkolonie als nach den Lauten einer menschlichen Stimme. Die Radiostürme Grahats legten zeitweise sogar die interne Verbindung zu der tefrodischen Stützpunktkuppel lahm.

Nach einer Weile verstummte der Interkom wieder. Kurz darauf erschien Major Ingus Treitsch unter dem aufgleitenden Sicherheitsschott.

Als Lakusha das Gesicht seines II. Offiziers sah, sprang er auf. Auch die Psychologin erhob sich.

»Ein Raumschiff dringt in die Lebenssphäre ein, Sir!«, stieß Treitsch hervor. »Und ...?«, fragte der Oberstleutnant. Er bemühte sich, seine Erregung zu unterdrücken.

Major Ingus Treitsch schluckte krampfhaft. Sein Adamsapfel hüpfte auf und nieder dabei.

»Die Radiostürme verwischen das Ortungsecho, Sir. Aber es scheint ein akonisches Schiff zu sein. Die Polabplattung ...«

Kommandant Lakusha begriff.

»Gefechtsalarm, Major!« Er packte die Psychologin unsanft am Arm. »Kommen Sie! Wir müssen zur MORGUTHA zurück!«

Er zog Alraune Viilas hinter sich her, während der Major bereits auf das Schott zurannte. Die beiden Schotthälften glitten auseinander.

Im nächsten Augenblick erloschen sämtliche Lichter.

Akkis Lakusha wollte die Psychologin festhalten. Doch sie war plötzlich fort. Er spürte, wie eine unsichtbare Gewalt ihn hochhob und durch die Luft schleuderte.

Den Aufprall fühlte er schon nicht mehr.

Er konnte nicht lange bewusstlos gewesen sein, denn die Schmerzen in seinem Schädel ließen sich bei einiger Anstrengung ertragen. Lakusha schaltete seine Lampe am Brustteil der Kombination an und bemerkte, dass der Boden der Kuppel schief lag. Er selbst lehnte mit dem Rücken gegen ein Schaltpult. Wenige Meter neben ihm sah er, wie die Psychologin sich aufrichtete.

Auf Händen und Knien kroch er hinüber und half ihr beim Aufstehen. Beide wussten, was geschehen war. Die ungeheuer massive Kuppel konnte nur durch die Gewalt einer nuklearen Explosion gekippt werden.

Nun geisterten zwei Lichtkegel durch die Dunkelheit. Sie vereinigten sich kurz darauf auf dem zusammengekrümmten Körper des Zweiten Offiziers.

Lakusha sah den Armstumpf unmittelbar vor der Mittelfuge des Sicherheitsschotts – und er sah das Blut, das in dünnem Rinnsal die Schräge des Bodens herabrann. Der Oberstleutnant biss sich auf die Unterlippe.

Ingus Treitsch musste mit einem Arm bereits unter dem aufgleitenden Schott gewesen sein, als die Sicherheitsautomatik die Schnellverriegelung aktivierte ...

Lakusha überwand den Schock dieses Anblicks schnell. Als wissenschaftlich ausgebildeter USO-Offizier war er medizinisch ausreichend bewandert, als dass er Treitschs Verstümmelung überbewertet hätte.

»Kümmern Sie sich um ihn!«, befahl er Alraune Viilas.

Ohne einen weiteren Blick auf den Zweiten zu werfen, kroch er auf die Mannschleuse zu, die zur kugelförmigen Feuerleitzentrale der Kuppelfestung gehörte.

Zum Glück war die Verriegelung intakt geblieben. Gebückt und mit ausgebreiteten Armen, um gegen die Neigung des Bodens anzukämpfen, rannte Akkis Lakusha die kurze Gangröhre entlang, öffnete das nächste Schott, und sprang in den kugelförmigen Raum. Er stieß unsanft mit der Schulter gegen eine scharfe Pultkante und wurde gewahr, dass die FL-Kugel sich automatisch ausbalanciert hatte und keine Neigung aufwies.

Schnell – und dennoch absolut ruhig – aktivierte der Oberstleutnant die Feuerleitzentrale.

Die Subkontinua-Taster begannen zu arbeiten. Sie wurden nicht von den Radiostürmen Grahats beeinflusst, arbeiteten dafür aber auch nur mit einem Zehntel der Lichtgeschwindigkeit. Auf den Kontroll- und Zielschirmen bildete sich mit quälender Langsamkeit ein Rastermuster ab.

Lakusha sah zwei große Objekte dicht beieinander stehen: die EL MORGUTHA und ein größeres Schiff mit stark abgeflachten Polen!

Die EL MORGUTHA lag auf der Seite. Ihre obere Polkuppel glühte heller als die Sonnenscheibe am »Himmel« Grahats. Verflüssigte Metallplastik schoss in Sturzbächen aus kratergroßen Einschusstrichtern, rann an der Bordwand herab und erzeugte Schwaden gelblichen Nebels. Kampfgleiter schwebten rings um die EL MORGUTHA. Grelle Blitzstrahlen zuckten herüber und hinüber. Die Besatzung des USO-Kreuzers verteidigte sich noch. Aber ihr Feuer wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer.

Der Kommandant nahm seufzend die Hände von den Feuerschaltungen. Er sah ein, dass die Entscheidung bereits gefallen war. Sobald die Akonen in die Kommandozentrale der EL MORGUTHA eindrangen, würde sich die automatische Vernichtungsschaltung auslösen. Alles, was für die Akonen und die Condos Vasac von Wert war, würde dabei zerstört werden.

Die Tefroder ...!

Siedendheiß überlief es den Offizier beim Gedanken an die tefrodischen Wissenschaftler, die sich im unteren Drittel seines Schiffes befanden – oder befunden hatten.

Falls sie in die Hände der Condos Vasac gerieten, war das terranisch-posbische Monopol auf die Transformkanone ernsthaft gefährdet.

Schweißbäche rannen über Lakushas Gesicht, als er sämtliche Waffen der tefrodischen Kuppel auf den Triebwerkssektor des akonischen Schlachtschiffes ausrichtete. Er bedauerte in diesem Augenblick, dass unter diesen Waffen keine Gegenpolkanone war.

Schwer fielen seine Hände herab.

Ein Dutzend grell leuchtender Energiebündel durchschnitten die dichte Atmosphäre und schlugen drüben ein. Ein Kreis mörderisch strahlender Glut breitete sich auf der Hülle des Akonenschiffes aus.

Eine Sekunde später erfuhr der Oberstleutnant, dass akonische Feuerleitoffiziere nicht schlechter als terranische waren.

Zum zweiten Mal wurde es um ihn dunkel, als die Kampfstrahlen von drüben sich entluden.

Und zum zweiten Mal gab es ein Erwachen.

Doch als Akkis Lakusha erwachte, lag die Feuerleitzentrale längst hinter ihm. Captain Viilas trug ihn über ihrer Schulter durch ein halbzerschmolzenes Schott. Sein Druckhelm war geschlossen, so dass ihm die giftige Atmosphäre Grahats nichts ausmachte. Aber sein rechtes Bein fühlte sich eiskalt an.

Lakusha tastete danach und fühlte die Abschnürung. Darunter baumelte ein von der Giftgasatmosphäre halbzerfressener Gliedstumpf.

Er biss die Zähne aufeinander.

»Reißen Sie sich zusammen!«, raunte eine Stimme.

Lakusha erkannte die Stimme der Psychologin. Er kämpfte die Panik nieder. Durch die teilweise belegte Helmscheibe hindurch sah er einen Mann davonkriechen, von Alraune angetrieben.

Mein Gott!, dachte er. Das ist Ingus Treitsch! Warum lässt sie ihn nicht in Frieden sterben!

Er wollte ihr einen Befehl zuschreien. Aber seine Stimme versagte, als er sah, wie sein Zweiter Offizier sich taumelnd aufrichtete und in einer finsteren Höhlung verschwand. Gleich darauf herrschte auch um die Psychologin und ihn Finsternis. Hinter sich hörte er ein Schott zufallen. Gleich darauf flammte die Innenbeleuchtung einer kleinen Schleusenkammer auf.

Eine Space-Jet!, durchfuhr es Lakusha triumphierend. Gerettet!

Im nächsten Moment stieß er ein raues Lachen aus.

Vielleicht hatten die Akonen tatsächlich noch nicht bemerkt, dass im Ortungsschatten der tefrodischen Kuppel eine flugbereite Space-Jet lag. Wahrscheinlich glühte die Kuppel nach den Treffern und verdeckte so die Flugscheibe noch vollkommener. Aber sobald sie abhob, würde sie auf den Zielsuchgeräten auftauchen – und dann ...

Seine Gedanken rissen ab, als Alraune Viilas ihn unsanft in einen Sessel fallen ließ. Er schnappte nach Luft. Brutal hatte die Psychologin seinen Druckhelm geöffnet.

»Sie müssen fliegen!«, fuhr sie ihn an. »Es ist das einzige, was Sie noch tun können, nachdem Sie acht Tage lang sinnlos gewartet haben!«

Er wollte sich gegen den Vorwurf verteidigen, der in Viilas Worten lag. Doch er begriff, dass sie ihn absichtlich verletzte, um seine Reserven zu mobilisieren.

Eine Hand legte sich schwer auf seinen linken Unterarm. Er wandte den Kopf und blickte in das blutüberströmte Gesicht eines Mannes.

Die Lippen in dem zerfetzten Fleisch, in dieser grauenhaft formlosen, blutenden Masse bewegten sich.

»Sanitäts-Sergeant Killjon Mols!«, kam ein matter Hauch herüber. »Die Akonen haben die Tefroder gefangen. Ich schleppte mich in die Jet, mit der Major Treitsch gekommen war. Starten Sie, Sir!«

Der Kopf des Sergeanten fiel zur Seite. Seine Hand sank schlaff herab.

Oberstleutnant Akkis Lakusha wusste, was er zu tun hatte.

Er musste entkommen, um Lordadmiral Atlan von der Katastrophe zu berichten. Vielleicht gab es einige USO-Spezialisten, die das Unmögliche fertigbrachten: fünf Tefroder zu finden, die irgendwo in der Galaxis versteckt wurden ...

»Anschnallen!«, befahl er, während er sich selbst anschnallte.

»Fertig!«, vernahm er Alraunes Worte wie aus weiter Ferne.

Er presste die Lippen zusammen und legte den Starthebel um. Die Bildschirme zeigten nur das Energiegewitter des Radiosturms. Akkis Lakusha konnte nur nach Gefühl fliegen. Er ließ die Space-Jet davonschnellen, kippte sie und vollführte eine tänzerisch leichte Drehung auf der Kante des Diskusfahrzeugs. Mit höchster Beschleunigung jagte er anschließend dorthin, wo er das akonische Schlachtschiff vermutete. Der Energiepotenzial-Taster zeigte ihm die Annäherung an. Von einer Sekunde zur anderen wartete er auf den heißen Blitz, der sein Leben auslöschte. Aber die Akonen reagierten nicht. Vielleicht glaubten sie, er wollte Selbstmord begehen. Ihr Schutzschirm würde seit seinem nutzlosen Angriff stehen; folglich brauchten sie um ihre eigene Sicherheit nicht zu fürchten.

Als er schätzungsweise noch einen Kilometer entfernt war, gab er einen ungezielten Schuss mit der Transformkanone ab und stellte die Jet auf die Unterkante.

Er rechnete nicht damit, die Akonen vernichtet zu haben. Sie würden startbereit über der Oberfläche geschwebt haben, wie er sie einschätzte. Die Energieentwicklung des Transformgeschosses verursachte im Unterschied zur Explosion im freien Raum eine derartig starke Druckwelle, dass das Zielobjekt davongeschleudert werden musste.

Aber auch die Space-Jet wurde von dem Druck der dichten Atmosphäre emporgeschleudert. Akkis Lakusha aktivierte den Kalup und hoffte, dass die Geschwindigkeit hoch genug sei, um die Space-Jet in den Zwischenraum zu treiben.

Er grinste, als die Trümmer der Instrumente ihm um die Ohren flogen. Der Kalup arbeitete mit Überlastungswerten – aber die Bildschirme zeigten die typischen Effekte des Zwischenraums.

Die Flucht von Grahat war geglückt.

2.

 

Lordadmiral Atlan schaltete den Interkom aus und sank in seinen Sessel zurück. Entspannt beobachtete er die vielfältigen Bewegungen der Gigaphysiphora in dem großen Aquarium hinter der wandgroßen Sichtscheibe aus Transplastex. Dieser Quallen-Tierstaat aus dem warmen Ozean des Planeten Herthera war anderthalb Meter hoch und bestand aus ungefähr sechshundert Einzelpolypen. Jedes Individuum war hochspezialisiert; dennoch arbeiteten alle in vollendeter Koordination zusammen, wie es sonst nur die Organe eines einzigen Individuums taten.

Der Arkonide strich sich eine silberweiße Haarsträhne aus der Stirn. Seine Augen lächelten ein rätselhaftes Lächeln.