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Nr. 6

 

Endstation Wüstenplanet

 

Ein Akone als Offizier der Solaren Flotte – und das Psycho-Team als Köder

 

von H. G. Ewers

 

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Während des Bestehens der Galaktischen Allianz fungierte die von Lordadmiral Atlan gegründete United Stars Organisation als interstellare Schutzmacht für alle humanoiden Völker der bekannten Milchstraße. Doch inzwischen – man schreibt auf der Erde Mitte Mai des Jahres 2407 – hat Atlan seine schlagkräftige Organisation längst zur Gänze in den Dienst des Solaren Imperiums der Menschheit stellen müssen.

Im Zusammenwirken mit Allan D. Mercants Agenten der Solaren Abwehr greifen die Spezialisten der USO überall dort ein, wo verbrecherische Elemente am Werke sind, um der Menschheit Schaden zuzufügen.

Hauptgegner der USO ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Condos Vasac, ein von Antis und Akonen geleitetes Syndikat, das über fast unerschöpfliche Macht- und Geldmittel und über zahlreiche geheime Stützpunkte und Forschungsstätten in vielen Teilen der Galaxis verfügt.

Inzwischen ist der Condos Vasac ein großer Coup gelungen. Die GALVANI, ein Experimentalschiff der Solaren Flotte, das auf einem abgelegenen Planeten eine neuartige Waffe, den so genannten Kombitrans-Strahler, erproben soll, ist in die Falle gegangen, die von Akonen gestellt wurde.

Aber noch ist die GALVANI mit dem neuen Kampfgerät an Bord nicht in der Hand des Gegners – auch wenn es so aussieht, als sollte das Schiff die ENDSTATION WÜSTENPLANET nicht mehr verlassen.

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ronald Tekener – Oberstleutnant und Spezialist der USO.

Sinclair M. Kennon – Der erste Mensch mit einer »Vollprothese«.

Atlan – Ein »Bruder vom weißen Stein«.

Guzmel Hanor – Patriarch einer Springersippe.

Baars von Athonir – Ein Akone, der sich als Offizier der Solaren Flotte ausgibt.

Gilrun Havenorg – Eine schöne – und gefährliche Frau.

Dr. Hainz Kerlack, Kenji Asuku, Dr. Clara Teschtschinowa – Die drei Überlebenden des Experimentalschiffs GALVANI.

1.

 

»Bei Descartes stehen die Welt des Bewusstseins (res cogitans) und die automatenhaft nach physikalischen Gesetzen funktionierende Körperwelt (res extensa) – einander gegenüber, wobei er die Tiere z.B. nur als Automaten, d.h. als seelenlose Wesen, definiert. Diese Anschauung entsprang einer durch Mythologien beeinflussten Denkungsart, was schon der unwissenschaftliche Begriff ›Seele‹ zeigt. Seit über vier Jahrhunderten ersetzt die Kosmopsychologie jenen mythischen Begriff durch den vom ›Geist‹ als immateriellen Prozess auf der Basis chemoelektrischer Vorgänge. Doch bereits Descartes sagt, obwohl er den Begriff ›Seele‹ gebraucht, dass eine Wechselwirkung zwischen Körper und Seele bestünde; ersetzen wir ›Seele‹ wiederum durch ›Geist‹, so lässt sich diese Theorie beweisen, denn es ist eine wissenschaftlich fundierte Tatsache, dass zwischen Geist und Körper ein unlösbarer Zusammenhang besteht. Dies wird besonders deutlich, wenn man die Experimente betrachtet, die in neuerer Zeit von verschiedenen Wissenschaftlern mit dem menschlichen Gehirn durchgeführt werden. Soviel bisher davon bekannt wurde, verändert sich der menschliche Geist einschneidend, wenn seine Wohnung, das Gehirn, in einen robotischen Körperersatz überwechselt, wobei vor allem die Gefahr besteht ...«

 

*

 

Sinclair Marout Kennon unterbrach ärgerlich seine Rekapitulation des Werkes von Aaron Shirna Kabernaut über Geist und Körper. Immer, wenn er an diese Stelle kam, packte ihn ein unüberwindbarer Widerwille, sich den Rest des Abschnitts ins Gedächtnis zu rufen.

»Gefahr ...« Kennon spie das Wort förmlich aus. Gleich darauf wurde sein vollrobotischer Körper von lautlosem Lachen geschüttelt.

Er stülpte sich den römischen Kammhelm über das hellblonde, gewellt zurückgekämmte Haar und aktivierte den Telekom im Plaston-Kinnriemen. Dann packte er den Speer, dessen Glasfaserplastschaft wie Eschenholz aussah und dessen Terkonitspitze jeder unvoreingenommene Betrachter als handgeschmiedetes Eisen angesehen hätte.

Die graugrünen Augen des USO-Spezialisten waren zusammengekniffen, denn die Sonne der Urwelt hing als blendender, blauer Feuerball im Zenit.

Das Sumpfgras rauschte, als eine harmlose Gigantechse hindurchtrampelte. Auf dem braunen Rücken der Echse hockten kleine Flattertiere mit äffischen Gesichtern; sie befreiten den großen Pflanzenfresser von fingerlangen Maden, die zahllose Löcher in seine Panzerhaut gefressen hatten.

Sinclair M. Kennon schlug nach einer armlangen Libelle, die vor seinem Gesicht auf und nieder tanzte und ihn aus riesigen Facettenaugen kalt musterte. Schrill surrend flog das Tier davon.

»Wo bist du, Agalee?«, fragte Kennon ungeduldig.

Ein heiseres, bellendes Geräusch blieb die einzige Antwort. Der Okrill konnte zwar aus Kennons Worten heraushören, was sein Herr meinte; eine gleichermaßen verständliche Antwort vermochte er jedoch nicht zu geben.

Kennon betrachtete seine Idee, dem Tier einen Telekom um den Schädel zu schnallen, dennoch als ausgezeichnet. Wenigstens brauchte er nicht zu schreien und vermied es dadurch, kleinere Raubtiere anzulocken, an denen er nicht interessiert war.

Er suchte den Ezkahla-Bullen, der sich in diesem Sumpfgelände verbergen sollte. Unwillkürlich tastete seine Rechte nach dem Griff des Kurzschwertes, dann zog er den Schild näher an seinen Körper und schritt auf dem Trampelpfad einer unbekannten Großtiergattung weiter in das Sumpfgebiet hinein.

Plötzlich vernahm er ein lautes Schnalzen im Empfängerteil seines Telekoms.

Kennon erstarrte.

Das Schnalzen konnte nur bedeuten, dass Agalee die Beute aufgestöbert hatte.

»Lass ihn in Ruhe!«, flüsterte der Major in beschwörendem Tonfall. »Der Bulle gehört mir, hörst du!«

Ein dumpfes Grollen war die Antwort.

Im nächsten Augenblick wuchs weit vor Kennon ein Gebirge aus Fleisch und Panzerhaut aus dem Grasdschungel. Schlammbäche rannen an dem Rücken des Tieres herab. Ein weit aufgerissenes, zahnbewehrtes Maul kam zum Vorschein.

Sinclair schauderte.

In dem Rachen der Bestie konnte ein terranischer Shift ohne weiteres bequem landen.

War es nicht doch Irrsinn, einem solchen Tier entgegenzutreten ...?

Kennon schüttelte die Furcht ab.

Seine eigentliche Waffe war die wunderbare Vollprothese, die die USO-Mediziner auf Tahun seinem Gehirn verpasst hatten, nachdem sein erster Körper durch Strahlbeschuss völlig verbrannt gewesen war.

Er versuchte, nicht an jenen unzulänglichen, schwachen ersten Körper zu denken. Mit ihm hätte er den Speer kaum heben, geschweige denn schleudern können.

Der Ezkahla-Bulle starrte über ihn hinweg; er schien den winzigen Menschen nicht für voll zu nehmen. Als er den Schädel abwandte, kochte Sinclair Marout Kennon vor Zorn.

»Treib ihn auf mich zu, Agalee!«, schrie er wütend. »Du sollst ihn zu mir treiben!«

Der Okrill schien nur auf den Befehl gewartet zu haben. Von irgendwo hinter dem hagelgroßen Rücken des Ezkahla-Bullen erscholl ein markerschütterndes Gebrüll.

Der Bulle fuhr herum. Sein gezackter Schweif peitschte über die Gräser und hätte Kennon den Kopf abgerissen, wenn der Spezialist sich nicht rechtzeitig geduckt hätte.

Sinclair stieß eine Verwünschung aus.

Der Ezkahla-Bulle reagierte anders, als er gehofft hatte. Anscheinend unterschätzte er den viel kleineren Okrill.

Kein Wunder, sagte sich Kennon, auf dieser Urwelt gibt es keine Okrills. Ich hätte daraus die richtigen Schlüsse ziehen sollen.

Einen halben Kilometer vor ihm gerieten der Bulle und das Raubtier von Oxtorne aneinander. Grelle Blitzentladungen zuckten auf; es stank nach verbranntem Fleisch. Der Okrill setzte seine stärkste Waffe, die mit Hochenergie geladene Schleuderzunge, ein.

Etwa eine Minute später warf sich der Bulle herum und stürmte in panischer Furcht auf Kennons Standort zu.

Der USO-Spezialist verzichtete im letzten Moment darauf, der Bestie einen echten Zweikampf zu liefern. Er presste den Daumen auf die Rak-Automatiksteuerung im Speerschaft, dann warf er die Waffe in die Luft.

Kurz nach dem Abwurf zündete das Rak-Triebwerk. Gleich einem weißblauen Feuerschweif raste das Geschoss auf den Schädel des Bullen zu und bohrte sich über den Augen durch die faustdicke Panzerplatte.

Mit ohrenbetäubendem Krach flog der Schädel des Ezkahla-Bullen auseinander.

Sinclair Marout Kennon sah voller Entsetzen, dass der Koloss weiterstürmte.

Der Spezialist wirbelte herum und rannte durch das übermannshohe Sumpfgras davon. Sein Robotkörper – er nannte ihn Vollprothese – verlieh ihm eine Geschwindigkeit von hundertfünf Stundenkilometern. Das war sein Glück.

Des Bulle stampfte knapp zwei Meter an ihm vorüber.

Kennon zog blitzschnell das Kurzschwert, schaltete den Vibrator ein und führte einen Hieb gegen den Schwanz des Ungeheuers, auf dem Agalee ritt. Ruckartig fiel das letzte Drittel des Schwanzes ab, zuckend wie ein Wurm auf heißer Herdplatte.

Kennon musste einige Luftsprünge tun, um nicht zerschmettert zu werden.

Endlich lag das Gebilde still. Von rechts kam ein lautes Krachen.

Der Amoklauf des kopflosen Bullen war beendet.

Spezialist Kennon stieß mit großartiger Gebärde das Kurzschwert in die Scheide, nachdem er den Vibrator desaktiviert hatte.

Mit schiefem Lächeln musterte er den Okrill, der sich an der Beute gütlich tat. Das abgeschlagene Schwanzstück enthielt mehr als eine überreichliche Mahlzeit.

»Tut mir leid, dass ich deinen Schmaus unterbrechen muss«, sagte Kennon schulterzuckend. »Aber du bist ja nur eine Illusion ...«

Er rief das Kodewort ins Mikrophon seines Telekoms.

Schlagartig veränderte sich die Szenerie.

Der Sumpf, der Tierkadaver und Agalee verschwanden ebenso rasch wie seine Ausrüstung.

Sinclair Kennon saß noch einige Sekunden im Sensitivsessel seines Trainingsraums, dann schnallte er sich seufzend los und ging zur Visiphonkonsole.

Er schaltete den Kanal zum Kontrollturm Orilla ein, wartete, bis das Gesicht eines Angestellten auf dem Bildschirm erschien, und fragte:

»Hat sich die MARS QUEEN bereits gemeldet?«

 

*

 

Ronald Tekener blieb stehen, als der Geparillo plötzlich die typische Angriffshaltung aller Katzentiere einnahm und mit funkelnden Augen die Tür eines Lagerraums anstarrte.

»Was ist los, Othello?«

Othello fauchte. Die Muskeln unter seinem kohlschwarzen Fell spielten; erregt peitschte der Schwanz den Plastikbelag des Schiffsgangs.

Oberstleutnant Tekener, galaktischer Abenteurer und fähiger USO-Spezialist, wölbte die Brauen. Nachdenklich musterte er die Kontrollplatte über dem Schott. Sie brannte nicht, folglich hielt sich niemand im Frachtraum auf, es sei denn ...

Mit drei Schritten war Tekener neben der Tür und presste die Hand auf die Schaltplatte der Öffnungsautomatik. Ein schwaches Summen ertönte.

Aber die Kontrollplatte blieb dunkel.

Folglich hatte jemand den Stromfluss unterbrochen.

Ronald Tekener dachte daran, dass die sechzigköpfige Besatzung der MARS QUEEN sich hauptsächlich aus Verbrechern zusammensetzte, die zusammen auf rund hundert Welten des Imperiums von der Polizei gesucht wurden. Er brauchte eine solche Besatzung, um gegenüber den Feinden des Solaren Imperiums sein Image als skrupelloser Geschäftemacher zu wahren. Nun sollte er anscheinend die andere Seite der Medaille kennen lernen.

Zischend glitten die beiden Schotthälften auseinander.

Im nächsten Moment schnellte sich Othello in den dahinter liegenden Frachtraum.

Ein gellender Schrei erscholl. Er drückte Überraschung und Entsetzen aus.

Oberstleutnant Tekener beobachtete im Schein einer umgestürzten Handlampe das Bild, das sich seinen Augen bot.

Ein bullig gebauter Mann in der Bordkombination der MARS QUEEN lag auf dem Rücken und versuchte verzweifelt, den aufgerissenen roten Rachen des Geparillo von seiner Kehle fernzuhalten. Das kaum mehr als luchsgroße, ansonsten einem terranischen Gepard gleichende Tier fauchte zornig; seine messerscharfen Krallen zerrissen Handschuhe und Ärmel des Mannes. Blut quoll aus den Rissen.

»Genug, Othello!«, befahl der Spezialist scharf. »Zurück!«

Der Geparillo löste sich von dem am Boden liegenden Mann, verharrte jedoch in geringer Entfernung mit funkelnden Augen.

»Stehen Sie auf, Mann!«, befahl Tekener.

Der Mann erhob sich ächzend und stöhnend. Wimmernd hielt er sich den zerfleischten linken Unterarm. Seine Augen wichen dem bohrenden Blick Tekeners aus.

Ronald Tekener grinste dünn. Sein Blick war auf einen goldschimmernden Plastikflakon mit fremdartigen Schriftzeichen gefallen.

»Sehen Sie mich an«, sagte er leise, aber mit gefährlichem Unterton.

Der Mann starrte ihn furchtsam an. Aus seinem Gesicht war alles Blut gewichen.

»Saphor-Öl ...«, meinte Tekener gedehnt. »Wollten Sie sich damit einreiben – oder sich auf dem Schwarzen Markt zehntausend Solar dazuverdienen ...?«

Der Mann schluckte hörbar.

»Ich ... ich brauche das Geld für meine ... schwerkranke Mutter, Sir ...«

Ronald Tekener schlug mit dem Handrücken zu, und der Kopf des Diebes flog zurück.

»Das war dafür, dass Sie gelogen haben, Arbos Kaluga! Sie heißen doch Kaluga, nicht wahr.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung gewesen, deshalb fuhr der USO-Spezialist fort: »Zufällig führen wir an Bord der MARS QUEEN eine Personalkartei, und ich kann mich erinnern, dass darin vermerkt ist, Ihre Mutter sei bei Ihrer Geburt gestorben. Leider, sonst wären Sie vielleicht ein besserer Mensch geworden, Kaluga.«

Der Mann senkte den Kopf.

Tekener riss sich zusammen. Er durfte keinesfalls moralische oder ethische Aspekte aufhellen. Von dem Abenteurer Tekener erwartete man so etwas nicht.

»Gehen Sie mir aus den Augen, Kaluga. Lassen Sie sich in der Bordklinik verarzten und melden Sie sich anschließend wieder zum Dienst. Selbstverständlich erhalten Sie Ausgangssperre für Mars.«

Arbos Kaluga wurde noch um einen Schein blasser. Er öffnete den Mund. Anscheinend wollte er seinen Chef um Milde bitten. Aber ein Blick in Tekeners Gesicht verriet ihm offenbar, dass es nicht ratsam sei.

Mit einem scheuen Seitenblick auf Othello schlich er hinaus.

Oberstleutnant Tekener legte den Flakon in die Frachthalterung zurück. Auf seinen Wink verließ der Geparillo den Lagerraum. Tekener folgte ihm.

Schweigend betrat er das Transportband. Othello strich maunzend an seinen Beinen entlang.

Tekener bückte sich und kraulte dem Geparillo das Nackenfell.

»Du bist immer noch der Beste, Othello«, flüsterte er. »Wie schön wäre es, wenn alle Menschen deinen Charakter besäßen.« Er seufzte. »Doch es scheint der Preis der Höherentwicklung zu sein, dass die Instinktbremsen versagen.«

Er grinste sein wanderndes Spiegelbild im blanken Metall der Gangwandung ironisch an.

»Ist es nun ein Trost oder eine Tragödie, dass auch du zu jenen Menschen gehörst, Tek ...?«

Er lachte schallend.

Nein, die Menschheit war nicht schlechter geworden, indem sie sich aus dem Stadium instinktgeleiteter Tiere auf die nächsthöhere Stufe erhoben hatte. Sie kam nur nicht immer mit jener Entscheidungsfreiheit zurecht, die ihr das Bewusstsein verliehen hatte. Eines Tages würde sie in ihrer Gesamtheit lernen, nicht nur zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, sondern aus einem kosmischen Pflichtbewusstsein heraus stets das Gute zu wählen, obwohl dieser Weg nicht immer der leichtere war.

Noch aber war es nicht soweit, und er, Ronald Tekener, konnte nicht mehr tun, als die schlimmsten Auswüchse des Bösen auszumerzen, vor Schaden zu bewahren, wo es möglich war – und zu töten, wenn es die Sicherheit der Menschheit erforderte ...

Er sprang vom Transportband und schwang sich in den Schacht des Antigravlifts. Der Geparillo schnellte sich geschmeidig hinterher. Geschickt bewegte er sich im Zustand der künstlichen Schwerelosigkeit, obwohl er noch vor einer Woche in freier Wildbahn auf Tuka gelebt hatte.

Ronald Tekener packte den Haltegriff dicht vor dem Abschluss des Schachtes und zog sich auf die Schwereplatte. Automatisch glitten vor ihm die Lamellen eines Panzerschotts zur Seite.

In dem Raum dahinter herrschte rötliches Dämmerlicht, erzeugt von den unzähligen Kontrolllampen, Schaltplatten und vor allem von dem fugenlosen Rund der Panoramagalerie, die verdrehte und Übelkeit erregende Muster unmöglichster Farbkompositionen wiedergab. Es war das wohlbekannte Abbild der Librationszone zwischen dem vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum und dem fünfdimensionalen Hyperraum.

Othello sprang mit wenigen Sätzen auf die erhöhte Hauptsteuersektion und von dort auf die Schulter des Kommandanten, wo er schnurrend den Katzenkopf am Ohr des massigen Epsalers rieb.

Hyk Grato flüsterte ein paar Schmeicheleien, die gleich Trompetenklängen durch die Kommandozentrale hallten.

Tekener verzog sein Narbengesicht zu einer Grimasse.

»Wann werden Sie sich endlich einen Schalldämpfer vor den Mund setzen lassen, Grato?«, fragte er vorwurfsvoll.

Der Geparillo bekundete ebenfalls sein Missfallen gegenüber dem überlauten Organ des epsalischen Kolosses; er biss ihn ins Ohr.

Hyk Grato schrie auf und holte mit der Pranke aus. Doch da war Othello bereits verschwunden.

Der Oberstleutnant schwang sich lautlos in den Spezialsessel, der für ihn als den Eigner der MARS QUEEN bereitstand und einige Sonderschaltungen enthielt, mit der eine Meuterei sehr wirksam bekämpft werden konnte. Bisher hatte er die Schaltung allerdings nicht benutzen müssen; die Besatzung erwies sich trotz ihrer bewegten Vergangenheit als treu und fähig. Selbstverständlich schläferte das die Wachsamkeit eines Mannes von Tekeners Schlag nicht ein.

»Wie sieht es aus, Grato?«, fragte er – und setzte schnell hinzu: »Aber dämpfen Sie Ihre Stimme gefälligst!«

Hyk Grato schmierte Speichel auf sein blutendes Ohr und antwortete nach einem flüchtigen Blick auf die Instrumentenkonsole:

»Flug verläuft planmäßig, Sir. Noch neunhundertdreiundzwanzig Lichtjahre bis zur Grenze der Sicherheitssphäre. Etwa vierzig Minuten, Sir.«

»Danke«, erwiderte Ronald Tekener.

Er schaltete den Interkom ein und drückte die Wähltaste für eine Verbindung mit dem Maschinenleitstand.