cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 83

 

Die Experimental-Verbrecher

 

Er ist der Einsiedler von Roulawan – er kämpft gegen einen ganzen Planeten

 

von Ernst Vlcek

 

img2.jpg

 

Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man Anfang Februar des Jahres 2842, das voller Gefahren und Überraschungen ist.

Zwar herrschte nach der Niederschlagung der »Revolte des Chanbruders«, bei der Lordadmiral Atlan massiv erpresst wurde und ernstlich um das Leben seiner Spezialisten Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon fürchten musste, für kurze Zeit Ruhe im All, doch schon wenig später kommt es innerhalb der USO erneut zu hektischer Aktivität.

Grund dafür ist das Verschwinden Lordadmiral Atlans, der bei einem Alleingang entführt wurde, und dessen Spur trotz fieberhafter Suche in allen Teilen der Galaxis noch nicht entdeckt werden konnte.

Dafür aber finden die USO-Spezialisten etwas anderes, das sich zu einer galaktischen Gefahr auszuweiten droht! Sie entdecken immer mehr Welten, die durch den so genannten »Suddenly-Effekt«, d.h. durch die plötzliche Ablagerung riesiger planetarischer Trümmermassen, systematisch vernichtet werden. Ein Mann jedoch – er lebt einsam auf einer abgelegenen Welt – entdeckt noch mehr:

Er stößt auf DIE EXPERIMENTAL-VERBRECHER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Corban Detain – Ein Menschenfeind.

Romulus und Remus – Corban Detains robotische Beschützer.

Patient – Ein Allesfresser von Roulawan.

Petar Worgand – Sicherheitschef einer geheimen Forschungsstation.

Kartuk Effo – Ein Fremder macht Experimente.

1.

 

Er spürte, dass es mit ihm zu Ende ging. Aber bevor er starb, wollte er noch die Bodenstation warnen. Er musste seine Informationen an Kartuk Effo weiterleiten.

Das Beiboot hatte einen Treffer abbekommen und war nicht mehr voll manövrierfähig. Durch die unzähligen kleineren Lecks war die Atmosphäre in den Weltraum entwichen, so dass er den Druckanzug anziehen musste. Die Steuerung funktionierte nicht mehr richtig, und die Bremsdüsen waren teilweise ausgefallen.

Zuerst hatte er geglaubt, das Beiboot sicher auf der Oberfläche des Planeten landen zu können. Doch daran wollte er jetzt nicht mehr glauben.

Die einzige Möglichkeit, sein Wissen an die Forschungsstation weiterzugeben, sah er in einem Funkspruch. Das Funkgerät funktionierte noch tadellos. Und er war noch klar genug bei Verstand, um den Kode zu benutzen.

Als das Beiboot mit überhöhter Geschwindigkeit in die Atmosphäre des Planeten eintauchte, glaubte er, es würde ihn zerreißen. Der Andruck-Absorber war, wie so vieles andere an Bord, ausgefallen, so dass er die Auswirkung des Verzögerungsfluges voll zu spüren bekam. Er wurde mit einem Druck von etlichen Gravos nach vorne gedrückt, und nur die Sicherheitsgurte verhinderten, dass er gegen das Armaturenbrett prallte.

Durch die ungeheure Luftreibung begann der Bug zu glühen, und ein Schild ionisierter Gase bildete sich. Durch die Ritzen und Lecke drang Sauerstoffatmosphäre ins Beiboot – ein für ihn giftiges Gasgemisch.

Wenn es ihm nicht innerhalb der nächsten Sekunden gelang, die Geschwindigkeit zu drosseln, dann würde er in der Atmosphäre verglühen!

Seine Hände tasteten sich zu den Armaturen. Er schaltete die Bremsdüsen ein. Für einen Moment drang das Aufheulen der Düsen an sein Ohr, der Verzögerungsandruck verstärkte sich, und die Gurte schnitten noch tiefer in seine Schultern. Aber dann verstummten die Bremsdüsen wieder.

Immerhin hatte er eine Drosselung der Geschwindigkeit des Beiboots erreicht. Der Druck auf seinen Körper ließ nach, er konnte das Beiboot so steuern, dass es nicht mehr wie ein Stein in die Tiefe fiel, sondern die Atmosphäre in einem flacheren Winkel durchschnitt.

Er musste funken!

Er war sich der Ortungsgefahr vollauf bewusst, der er die Forschungsstation mit einem Funkspruch aussetzte. Aber dieses Risiko musste er ganz einfach eingehen.

Mit lahmen Bewegungen aktivierte er das Normalfunkgerät, tastete den Kode ein, schaltete das Raffergerät und den Zerhacker dazwischen – und koppelte mit einer letzten resignierenden Bewegung das Dekodierungsgerät mit dem Empfänger.

»Ich rufe ... Ich rufe ...«

Seine Stimme setzte aus. Er musste eine Pause machen, bevor er wieder fortfahren konnte. Diesmal brachte er den vollen Wortlaut der Meldung über seine Lippen, durchsetzte das Interkosmo jedoch mit Begriffen aus seiner Muttersprache.

Aber was tat das schon. Wenn man ihn in der Forschungsstation hören konnte, würde man sich schon den richtigen Reim machen. Er ließ den Funkspruch einige Male von der Automatik wiederholen, während er sich auf die Steuerung des Beibootes konzentrierte.

Er befand sich bereits dicht über der Oberfläche und durchflog gerade eine dicke Wolkendecke. Der Ortungsbildschirm zeigte ihm, dass er sich über dem großen Nordkontinent befand.

Er musste den Kurs ändern, um bei der nächsten Planetenumkreisung den Südkontinent zu erreichen. Denn dort befand sich die Forschungsstation.

Aus dem Lautsprecher drang ein Rauschen, dann erklang die Stimme eines Mannes. Das Dekodierungsgerät arbeitete ebenfalls nicht einwandfrei, so dass die Stimme verzerrt und abgehackt war, doch er konnte die gesprochenen Worte verstehen. Die Stimme musste einem Humanoiden gehören – wie konnte es auch anders sein!

»Sind Sie verrückt ... einfach einen Funkspruch abzuschicken ...«

»Ich habe keine andere Wahl!«

»Wir bemühen uns ... strengste Sicherheitsmaßnahmen ... Ortungsgefahr ... teuer zu stehen kommen!«

»Mein Beiboot ist ein halbes Wrack«, versuchte er zu erklären. »Ich selbst bin verwundet und weiß nicht, ob ich die Landung noch erlebe. Ich habe sensationelle Informationen. Ich muss Kartuk Effo sprechen ...«

»Ich bin Kartuk Effo!«, ertönte es aus dem Lautsprecher. Die Verständigung war auf einmal einwandfrei; der Ortungsbildschirm zeigte an, dass sich das Beiboot dem Südkontinent näherte. Der Sprecher fuhr fort:

»Sprechen Sie Ihre Meldung auf Band, wenn Sie glauben, dass Sie die Landung nicht überstehen. Aber hören Sie zu funken auf. Das ist ein Befehl!«

Aus dem Lautsprecher drang nur noch ein Rauschen.

Der Fremde schaltete sein Funkgerät ebenfalls ab. Sein Ziel war schon ganz nahe, nur noch zwei oder dreihundert Meilen entfernt – vielleicht konnte er die Landung noch schaffen!

Er konzentrierte sich wieder auf die Steuerung des Beibootes. Seine Geschwindigkeit war inzwischen so vermindert, dass er die Brems- und Steuerdüsen nicht mehr mit voller Kapazität einzusetzen brauchte.

Unter ihm glitt die giftgrüne Fläche des Dschungels dahin. Er konnte keine Einzelheiten erkennen, er sah alles verschwommen und getrübt. Aber er konnte die Werte von der Positronikanzeige ablesen.

Nur noch fünfzig Meilen ... terranische Meilen!

Er setzte die Bremsdüsen in kurzen Abständen für Sekundenbruchteile ein. Er musste sich weiter südlich halten ... ja, wenn er den Kurs um einige Grad änderte, dann befand er sich auf der richtigen Route.

Der Dschungel unter ihm war kein verwaschener Fleck mehr. Er konnte einzelne Bäume unterscheiden, er sah einen breiten Flusslauf. Und die felsige Ebene – dort stand die Forschungsstation!

Er ging tiefer, ließ die Bremsdüsen aufheulen. Die Bauten auf dem Felsplateau wurden größer. Er raste geradewegs auf sie zu. Menschen stoben auseinander, als sie das schlingernde Beiboot sahen.

Ich schaffe es, sagte er sich. Er musste nur daran glauben, dann würde die Landung gelingen.

Er war schon ganz knapp über dem Boden, die Geschwindigkeit war fast Null. Er schwebte mit dem Beiboot über dem felsigen Untergrund. Es würde eine Bruchlandung werden, aber das störte ihn nicht mehr. Er hatte ärgere Strapazen überstanden und würde auch die Bruchlandung überleben.

Er wurde durcheinandergeschüttelt, als das Beiboot auf die Felsen prallte, einige Meter darüber glitt und sich schließlich überschlug. Aber er hatte das Bewusstsein nicht verloren.

Gerade als er sich anschickte, sich von den Sicherheitsgurten zu befreien, kam es im Hinterschiff zu einer Reihe von Explosionen.

Er ahnte, was das zu bedeuten hatte. Die Tanks mit dem Wasserstoff-Methan-Amoniak-Gemisch mussten bei der Bruchlandung geplatzt sein. Durch die Vermischung mit der Sauerstoffatmosphäre bildete das Methan ein hochexplosives Gas, das sich durch einen Funken entzündet haben musste.

Es gelang ihm noch, sich ins Freie zu flüchten und an die zwanzig Meter zwischen sich und das Beiboot zu bringen, bevor es explodierte. Er warf sich hin und wartete die Druckwelle ab. Als er aufblickte, näherten sich bereits einige bewaffnete Männer.

Zwei von ihnen kannte er. Der eine war Kartuk Effo, der andere hieß Petar Worgand und war Terraner.

»Was fällt Ihnen ein, im Sturzflug auf die Forschungsstation niederzugehen«, vernahm er Effos erregte Stimme über die Empfangsanlage seines Druckanzuges. »Beinahe wären wir alle mit Ihrem Beiboot in die Luft geflogen.«

Er erhob sich mühsam und stand schwankend da.

»Ihre Vorwürfe sind unangebracht, Effo«, sagte er über die Außensprechanlage. »Ich musste die Landung riskieren. Es hängt viel von dem ab, was ich Ihnen zu berichten habe. Das gesamte Projekt steht auf dem Spiel.«

Kartuk Effo und Petar Worgand hatten ihn erreicht und blickten ausdruckslos zu ihm hinauf.

»Was haben Sie zu berichten?«, herrschte ihn Effo an.

Das ist der Dank dafür, dass ich mein Leben aufs Spiel gesetzt habe, dachte er verbittert.

»Die Galaxis ist in Aufruhr«, sagte er. »Das Solare Imperium befindet sich im Alarmzustand. Perry Rhodan hat alle Kräfte mobilisiert, und die USO schaltete sich ein. Unser Projekt hat viel Staub aufgewirbelt ...«

»Was reden Sie da für sinnloses Zeug«, fuhr Effo ihn an. »Unser Projekt steht unter strengster Geheimhaltung. Es ist unmöglich, dass darüber etwas ins Solare Imperium durchgesickert ist. Wir haben uns nach allen Seiten hin gegen Verrat abgesichert.«

»Eine unerwartete Nebenerscheinung ist aufgetreten, die unsere Manipulationen bekannt werden ließ«, erklärte er mit vor Erschöpfung schwacher Stimme; lange würde er nicht mehr durchhalten können, das spürte er. »Man weiß noch nicht, wer hinter den Vorfällen steckt und was damit eigentlich bezweckt wird. Aber da die USO ihre Nachforschungen mit Hochdruck vorantreibt, wird es nicht mehr lange dauern, bis ...«

»Drücken Sie sich endlich deutlicher aus«, unterbrach ihn Petar Worgand ungehalten. Er hatte bisher geduldig geschwiegen, aber jetzt konnte er nicht mehr an sich halten. »Was ist eigentlich passiert?«

»Für die unerklärlichen Vorgänge hat man den Begriff Suddenly-Effekt geprägt«, sagte der Fremde und machte eine Pause, um seine Kräfte zu sammeln. Dann fuhr er fort: »Auf verschiedenen Planeten kam es zu verheerenden Katastrophen, als plötzlich gigantische Trümmermassen auftauchten. Soviel ich weiß, sind fünf Planeten bekannt, die plötzlich unter planetaren Trümmerstücken begraben wurden. Bisher weiß noch niemand eine Erklärung, aber ...«

»Unmöglich!«, rief Kartuk Effo aus. »Es ist ausgeschlossen, dass diese Vorfälle etwas mit unserem Projekt zu tun haben.«

Der Fremde machte eine fahrige Handbewegung.

»Es kann keinen Zweifel geben. Die Tatsachen sprechen für sich. Bei den planetaren Trümmerstücken handelt es sich um jene, die wir in den Hyperraum abgestrahlt haben.«

»Das kann nicht sein!«, behauptete Effo. »Die Planetenmassen, die im Hyperraum verschwinden, werden dort gebunden und können nicht mehr in den Normalraum zurückstürzen. Das haben wir vorher exakt berechnet.«

»Und wenn diese Berechnungen nicht stimmen?«, meinte Petar Worgand. »Unser Freund hat sich seine Geschichte bestimmt nicht einfach aus dem Finger gesogen. Wir können seine Angaben schließlich überprüfen – auch wenn wir von der Zivilisation abgeschnitten sind.«

»Ich sage die Wahrheit«, erklärte der Fremde. »Wenn das Projekt nicht sofort abgebrochen wird, kommt es unweigerlich zu weiteren Katastrophen.«

»Wir können das Projekt nicht abbrechen«, sagte Effo entschieden. »Selbst wenn das stimmt, was Sie sagen.«

»Ich lüge nicht«, beteuerte der Fremde.

Seine Hände zuckten plötzlich in einem Reflex empor, ein heftiger Schauer durchrieselte seinen Körper, dann stürzte der Koloss zu Boden.

Petar Worgand ging hin und stieß ihn mit dem Fuß an.

»Der Maahk scheint tot zu sein«, meinte er und zuckte die Achseln. »Aber selbst wenn er nur das Bewusstsein verloren hat, können wir ihm nicht helfen. Wir besitzen nicht die Anlagen, um einem Methanatmer ärztliche Hilfe zu geben.«

Petar Worgand zeigte kein Mitgefühl für den toten Maahk.

Kartuk Effo stand reglos da und starrte ins Leere.

»Ich kann diese Geschichte einfach nicht glauben«, sagte er.

»Der Maahk hatte keine Veranlassung, uns eine Lüge aufzutischen«, erklärte Worgand. »Immerhin hat er sein Leben aufs Spiel gesetzt, um uns zu informieren. Es wird schon stimmen, dass das Projekt fehlgeschlagen ist.«

»Von einem Fehlschlag kann nicht die Rede sein«, rief Effo erregt. »Selbst wenn wir uns geirrt haben und die Planetenmassen nicht im Hyperraum bleiben, so spricht das nicht für einen Misserfolg. Es handelt sich um eine unvorhergesehene Panne, die aber nicht gegen einen Erfolg des Unternehmens spricht.«

»Diese Panne, die Sie zu bagatellisieren versuchen, hat immerhin die Kräfte des Solaren Imperiums mobilisiert«, gab Worgand zu bedenken. »Jetzt wird es für uns brenzlig. Wir sollten uns ernsthaft mit dem Gedanken befassen, ob es nicht besser wäre, das Projekt einfach abzubrechen.«

»Dafür wird der Graue kein Verständnis haben«, meinte Effo.

Worgand warf ihm einen Blick zu und nickte bestätigend.

»Damit dürften Sie recht haben. Der Graue wird einem Abbruch der Arbeiten bestimmt nicht zustimmen. Hoffentlich kann er uns aber auch die Meute der USO und SolAb vom Hals halten.«

Effo lächelte abfällig.

»Ich glaube, dass Sie als Terraner die Fähigkeiten Ihres Volkes einfach überschätzen. Hier, auf dieser abgeschiedenen Welt, wird man uns nicht so leicht entdecken.«

»Das möchte ich hoffen, Effo.« Worgand nickte nachdrücklich zu seinen Worten. Er wandte sich zu den anderen Männern, die, wie Effo, keine Terraner waren und befahl ihnen: »Schafft den Maahk fort. Und dann geht wieder an eure Arbeit.«

2.

 

»Ich schätze, jetzt musst du dich wieder einmal bewähren, Corban«, sagte Corban Detain zu sich selbst und drehte an dem Handrad der Ein-Mann-Schleuse.

Er trug einen Raumanzug ohne Sauerstoffflaschen, sein Kopf wurde nur von dem Innenhelm aus Kunststoff geschützt. Der Kombilader, der ihm vom Gürtel hing, war seine einzige Ausrüstung. Mehr benötigte er für sein Vorhaben nicht, denn Remus, wie er den Kampfroboter in seiner Begleitung nannte, war mit allem nötigen Werkzeug ausgestattet. Und wenn Not am Mann war, würde auch Romulus, sein Medoroboter, zupacken müssen. Er war entsprechend programmiert.

Detain stieß das Schott der Ein-Mann-Schleuse auf und schrie in die sturmgepeitschte Nacht hinaus:

»Ich komme, Roulawan! Und ich werde dich wieder einmal besiegen!«

Plötzlich peitschte eine fingerdicke Liane durch die Luke in die Space-Jet und schlang sich um seinen Arm. Ein Blitzstrahl zuckte hinter ihm auf und durchtrennte die Liane.

Während Detain die Reste der Schlingpflanze abstreifte und den Kombistrahler aus dem Gürtel hakte, sagte er zu seinem Kampfrobot:

»Danke, Remus.«

Der Roboter gab keine Antwort, denn er konnte nicht sprechen. Aber daran hatte sich Detain schon längst gewöhnt. Er erwartete sich von seinen Gesprächspartnern nie eine Antwort – außer von sich selbst.

Und natürlich von Roulawan. Obwohl auch Roulawan nicht sprechen konnte, so glaubte Detain doch, Antworten zu bekommen.

Roulawan, das war diese mörderische Welt, auf der sich Detain niedergelassen hatte. Und er glaubte, die Sprache des Planeten zu verstehen. Es war die Sprache der wilden, unberührten Natur: töten oder getötet werden.

Roulawan wollte ihn vernichten. Noch war Detain, trotz aller mörderischer Attacken, am Leben. Er hatte sich gegen alle Tücken Roulawans behaupten können.

Aber Roulawan ließ nicht locker. Es verging kein Tag, an dem ihm der Planet nicht nach dem Leben trachtete. Diesmal versuchte er es mit einer Sintflut.

Detain war für einen Augenblick unaufmerksam und verlor beinahe den Halt, als eine Erschütterung durch die Space-Jet ging.

Er lachte wild.

»So nicht, Roulawan!«

Er wandte sich seinem Kampfrobot zu.

»Wir sinken weiter ab«, rief er gegen das Heulen des Sturms. »Wir müssen schnell handeln, bevor die Fundamente weggeschwemmt werden. Los, Remus, du gehst als erster hinaus. Romulus, du bleibst hinter mir.«

Der Kampfroboter schwang sich aus der Ein-Mann-Schleuse und kletterte behände die Eisenleiter hinunter. Sofort schlangen sich die widerhakenbewehrten Schlingpflanzen um ihn und peitschten seinen metallenen Körper. Remus setzte sein Thermogeschütz ein und brannte eine drei Meter breite Schneise durch die Lianen.

Jetzt erst folgte Detain. Es störte ihn nicht, dass der Regen mit elementarer Wucht auf ihn niederprasselte und der Sturm an ihm zerrte.

»Wie tief ist das Wasser, Remus?«, brüllte er in die Tiefe, als er sah, dass der Kampfroboter das Ende der Leiter erreicht hatte. Nachdem er sich durch einen Blick davon überzeugt hatte, dass der Robot bis zur Gürtellinie im Wasser stand, gab er sich die Antwort selbst: »Fünf Fuß tief. Das ist der höchste Stand seit fünf Jahren.«

Waren es fünf Jahre her, dass der See, an dessen Ufer er die Space-Jet verankert hatte, so stark angestiegen war? Es konnten auch sechs oder sieben Jahre sein, so genau wusste Detain es nicht. In der Einsamkeit verlor man jegliches Zeitgefühl.

Detain tauchte in das Wasser ein. Es reichte ihm bis zur Brust. Er hielt den Kombilader über die Wasseroberfläche und watete in Richtung des Ufers.

Durch die tagelangen Regenfälle waren die Bäche, die in diesen See mündeten, zu reißenden Strömen geworden. Die Strömung war so stark, dass es Detain Mühe kostete, gegen sie anzukommen. Der See konnte die Wassermassen nicht mehr aufnehmen und trat über die Ufer. Das gesamte Dschungelgebiet stand unter Wasser. Nur in nördlicher Richtung gab es keine Überschwemmung.

Detain beobachtete die Regenfälle schon seit Tagen mit wachsender Besorgnis. Er hatte die Absicht des Planeten durchschaut und vorgesorgt. In Zusammenarbeit mit Romulus und Remus hatte er mehr als dreihundert Plastiksäcke mit Sand gefüllt, um damit einen Damm rund um seine Space-Jet zu errichten.

Außerdem ließ er von Remus einige Bäume fällen, mit denen der Damm gegen die Strömung abgesichert werden sollte.

Diese verdammte Strömung! Wenn der Damm nicht bald stand, würde sie die Space-Jet vom Fundament schwemmen und in den See hinaustreiben. Und dort würde sie früher oder später absacken, weil Detain nicht hoffen durfte, all die unzähligen Lecke rechtzeitig abdichten zu können.

Aber die Strömung hatte auch ihr Gutes. Sie trieb die blutrünstigen Seebewohner vom Ufer ab, so dass er sich nicht auch noch mit ihnen herumschlagen musste.

Aber es gab immer noch die Lianen, die hier überall Wurzeln geschlagen hatten und sich im Wasser ebenso zu Hause fühlten wie an Land. Sie umrankten die Space-Jet, als wollten sie sie in Besitz nehmen, und obwohl Remus zumindest einmal in der Woche die Hülle von ihnen säuberte, blühten sie achtzehn Standard-Stunden später wieder in ursprünglicher Pracht. Dieses Unkraut wuchs nicht nur rasend schnell, sondern es schien auch die Intelligenz und den Instinkt eines Tieres zu besitzen ...