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Nr. 109

– Im Auftrag der Menschheit Band 103 –

 

Befehle des Bösen

 

Terror auf Plophos – Menschen im Banne einer dunklen Macht

 

von Ernst Vlcek

 

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Auf den planetarischen und kosmischen Stützpunkten der USO, auf den Planeten des Solaren Imperiums und auf den übrigen Menschheitswelten schreibt man den Monat August des Jahres 2842 – eines Jahres, dessen erste Hälfte recht turbulent verlief, wie die vorangegangenen Ereignisse eindeutig und drastisch bewiesen.

Jetzt herrscht in der Galaxis relative Ruhe. Der Aufbau des Solaren Imperiums geht kontinuierlich voran. Es gibt im Augenblick weder im Bereich des Inneren noch im Bereich des Äußeren Gegner von Bedeutung, und demzufolge haben sich die Verantwortlichen der Großadministration, der Solaren Abwehr und der United Stars Organisation nur mit den üblichen kleineren Zwischenfällen zu beschäftigen.

Kein Wunder daher, dass Perry Rhodan, der Großadministrator, Staatsgeschäfte Staatsgeschäfte sein lässt und zusammen mit seiner Frau Mory Abro, der Regierungschefin von Plophos, zu einer Expedition in ein weit entferntes Sonnensystem aufgebrochen ist.

Dabei wäre, wie es sich plötzlich herausstellt, die Anwesenheit von Perry Rhodans Frau auf Plophos, einer der bedeutendsten Koloniewelten der Menschheit, gerade jetzt dringend erforderlich! Denn Plophos, das dabei ist, sich auf dem Sektor der Organverpflanzungen eine galaxisweite Reputation zu erwerben, wird von einer Welle von Terrorakten heimgesucht.

Menschen geraten in den Bann einer dunklen Macht und befolgen die BEFEHLE DES BÖSEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Kerima Prosnerim – Eine dunkle Macht treibt sie zum Verbrechen.

Bewin Valanta und Swart 70 – Zwei Männer im Leben Kerimas.

Jalzaar Awrusch – Stellvertretender Obmann von Plophos.

Järk Fortun – Leiter einer Organbank.

Elena Houthan – Eine Selbstmörderin.

Efkor Rongald – Major der plophosischen Polizei.

1.

 

Miro Borket und Flogg Sistor steckten nacheinander ihre Dienstausweise in die positronische Stechuhr. Die Energiebarriere vor ihnen fiel zusammen. Sie betraten schnell den dahinterliegenden Korridor. Hinter ihnen baute sich die Energiebarriere wieder auf.

Ihre Schritte hallten laut durch die gespenstische Stille, als sie in das Allerheiligste der Guerrigha-Klinik kamen: die Organbank.

»Was für ein Unsinn!«, schimpfte Flogg Sistor verhalten. Er war der jüngere der beiden, noch nicht sechsundzwanzig Jahre alt, und hatte diesen Job erst seit vier Monaten. »Wozu stellt man noch zusätzlich Kontrolleure ein, wenn ein lückenloses robotisches Sicherheitssystem existiert. Außerdem arbeiten Roboter viel präziser und sind zudem noch unbestechlicher als Menschen.«

»Das stimmt nicht«, entgegnete Miro Borket. Er war über fünfzig Jahre alt und arbeitete seit der Gründung der Guerrigha-Organbank vor fünfundzwanzig Jahren als Nachtwächter.

»Roboter kann man viel leichter täuschen als Menschen. Jede Alarmanlage, und sei sie noch so kompliziert, kann man umgehen, wenn man die Konstruktion und die Funktionsweise durchschaut hat. An mir käme dagegen kein Unbekannter vorbei.«

Borket hatte zwei ungleich lange Beine. Das linke Bein war etwas kürzer; und obwohl er den Unterschied mit einer dickeren Sohle und einem höheren Absatz des Schuhs ausgleichen wollte, hinkte er leicht.

Er humpelte zu einer Tür mit der Aufschrift OB I–IV. Zutritt für Unbefugte verboten! und steckte seine Dienstmarke in den Eingabeschlitz neben dem Türrahmen. Flogg Sistor folgte seinem Beispiel.

Die Positronik, die die Gehirnwellenmuster von zwei Personen registrierte, öffnete den Impulsriegel der Tür erst, nachdem sich alle beide identifiziert hatten.

Die Tür sprang auf, sie betraten die Organbank, die im schwachen Licht der Notbeleuchtung vor ihnen lag.

»Es ist ein alter Hut, dass Roboter sich manchmal ärgere Schnitzer als Menschen leisten«, nahm Sistor den Faden wieder auf. »Aber ich habe gesagt, dass sie unbestechlicher sind.«

»Wo ist da der Unterschied?«, fragte Borket, während er zwischen den Anlagen dahinhumpelte und mit der Taschenlampe die Vorratsbehälter beleuchtete, in denen menschliche Gliedmaßen konserviert waren. Er warf gelegentlich einen Blick auf die Skalen der Kühlsysteme, begutachtete die Anzeigen der Nährflüssigkeitszufuhr und Sauerstoffregler und überprüfte die Nährtanks.

In der Organbank I–IV waren nur menschliche Gliedmaßen untergebracht, angefangen von einzelnen Fingern, ja, Fingerkuppen, bis zu ganzen Beinen von Männern, Frauen und Kindern. Hier wurden Beine jeder Altersgruppe und jeden Geschlechts aufbewahrt, Beine von Menschen mit dunkler und heller Haut, die dazwischenliegenden Schattierungen eingeschlossen, es gab behaarte Gliedmaßen, solche mit glatter Haut, feingliedrige Hände und derbe, kräftige Arme und zarte Frauenarme.

Borket erblickte in einem Nährtank den zierlichen Daumen eines Babys und erinnerte sich daran, dass Järk Fortun, der organ-technische Leiter der Guerrigha-Klinik, in seiner Gegenwart erwähnt hatte, dass der Daumen bereits verkauft sei.

Sistors Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

»Nehmen wir einmal dich, Miro. Du bist seit über fünfundzwanzig Jahren hier beschäftigt, hast dir nie etwas zuschulden kommen lassen und deinen Dienst in all den Jahren immer mustergültig versehen.«

»Das kann man wohl sagen«, meinte Borket und blieb vor einem linken Männerbein stehen, das bereits seit einem Vierteljahr in dem Nährtank lagerte, weil sich dafür noch kein Käufer gefunden hatte. Es war stark behaart und besaß einen dunklen Teint. Borket blieb immer davor stehen, wenn er auf seiner nächtlichen Runde in die Organbank kam, denn es war das genau passende Gegenstück zu seinem eigenen rechten Bein.

»Ja, sieh es dir nur an«, stichelte Sistor weiter. »Es würde dir passen. Wie nach Maß! Warum hat man es dir nicht verpasst? Warum hat man dir statt dessen ein zu kurzes Bein mit hellerer Haut, das zudem noch völlig unbehaart ist, angenäht?«

Borket zuckte nur die Schultern.

»Man hat dir deine Treue schlecht gedankt«, fuhr Sistor fort. »Als du dein linkes Bein verlorst, hat sich die Direktion sofort bereit erklärt, dir ein neues Bein zu schenken. Aber man hat das nächstbeste Bein genommen, ohne sich darum zu kümmern, ob es zu dir passt.«

»Ich verlor mein Bein nicht bei einem Dienstunfall«, sagte Borket mit belegter Stimme. »Die Klinik wäre überhaupt nicht verpflichtet gewesen, es mir zu ersetzen.«

»Zugegeben. Aber wenn man dir schon helfen wollte, hätte man gleich ganze Arbeit leisten können. Ich kann mir vorstellen, dass du den Verantwortlichen nun grollst, weil sie dir nicht ein Bein wie dieses hier überlassen haben, das zu dir passt. Es ist sowieso ein Ladenhüter.«

»Hör damit auf«, sagte Borket unwirsch.

»Ich will nur aufzeigen, wie verwundbar Menschen gegenüber Robotern sind«, erklärte Sistor.

Borket gebot ihm durch eine Handbewegung Schweigen.

Sie hatten das Ende des Raumes erreicht und standen vor der Verbindungstür zur Organbank V–VIII.

»Was war das?«, sagte Borket verhalten. »Hast du das Geräusch nicht gehört? Es kam von nebenan.«

Sistor schüttelte den Kopf. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch er kam nicht dazu. Diesmal hörte auch er ganz deutlich das Geräusch, das durch die Verbindungstür kam. Sie war nicht ordnungsgemäß verriegelt, sondern nur angelehnt.

Borket zog seinen Paralysator und stieß die Verbindungstür auf.

 

*

 

Hinter der Organbank mit den Extremitäten lag ein Raum, in dem die menschlichen Innenorgane aufbewahrt wurden. In den komplizierten Nährtanks schlugen Herzen, arbeiteten Nieren und ganze Lungen, wurden Drüsen und Nervenzellen gelagert.

Auf den ersten Blick schien hier alles in Ordnung zu sein. Doch dann sah Borket zwischen den gespenstisch beleuchteten Anlagen einen Schatten.

»Halt! Stehenbleiben, oder ich schieße!«, rief er und rannte in die Richtung, in der er den Eindringling gesehen hatte.

Plötzlich sah er es in einer ganz anderen Richtung aufblitzen. Er duckte sich instinktiv, doch der Strahlenschuss hätte ihn sowieso verfehlt. Der Energiestrahl traf die Unterdruckkammer einer Lunge und ließ sie platzen.

»In Deckung!«, schrie Borket seinem jüngeren Begleiter zu. Doch Sistor reagierte zu spät.

Wieder geisterte ein Strahlenschuss durch den Raum und traf Sistor an der linken Schulter. Der Kontrolleur schrie markerschütternd auf und fiel Borket genau vor die Füße. Dieser besah sich die Wunde seines jüngeren Kollegen und stellte fest, dass es sich nur um eine zwar schmerzhafte aber relativ harmlose Fleischwunde handelte.

»Bleib hier liegen und rühr dich nicht vom Fleck«, raunte er Sistor zu. »Wir haben es mindestens mit drei Eindringlingen zu tun. Sie sind mit Strahlenwaffen ausgerüstet, deshalb haben wir keine Chance gegen sie.«

Borket verfluchte die Hausordnung, die es ihnen untersagte, auf ihren Rundgängen Strahlenwaffen mitzunehmen. Die Bestimmung hatte schon ihre Richtigkeit, denn beim Einsatz von Strahlenwaffen wurden die teuren Anlagen und die Transplantate gefährdet. Aber was nützte es, wenn die Verbrecher keine Rücksicht darauf nahmen!

Er hob den Kopf vorsichtig, zuckte jedoch sofort wieder zurück. Er hörte von ganz nahe das Zischen eines Strahlenschusses, gleich darauf explodierte eine Armlänge von ihm entfernt ein Nährtank.

»Geh nicht aus der Deckung!«, schärfte er Sistor noch einmal ein, dann kroch er auf allen vieren davon.

Der nächste Alarmknopf war nur zehn Meter von ihm entfernt. Er rechnete sich gute Chancen aus, ihn zu erreichen. Er hatte schon die Hälfte des Weges zurückgelegt, als er das Geräusch sich rasch entfernender Schritte vernahm. Ohne lange zu überlegen, sprang er auf die Beine und stürzte zum Alarmknopf, schlug die Deckscheibe ein und hieb mit der Faust auf den Auslöser.

Im nächsten Augenblick heulte die Alarmsirene auf. Gleichzeitig damit wurde automatisch ein Funknotruf an die klinikeigenen Wachmannschaften und an die plophosischen Sicherheitsbehörden abgeschickt. Obwohl der Alarm auch zusätzliche Sicherheitsvorrichtungen aktivieren sollte, wie etwa stählerne Schotte, die die Korridore versperrten und die Organbank hermetisch vor der Umwelt abriegelten, glaubte Borket nicht daran, dass es dazu kommen würde.

Er hatte es hier mit professionellen Einbrechern zu tun, die sich auf ihr Handwerk verstanden und sicher mit allen Eventualitäten rechneten. So würden sie sich bestimmt auch für den Fall einer Entdeckung einen Fluchtweg freigehalten haben.

Borket nahm die Verfolgung auf. Als er auf den Korridor hinauskam, sah er seine Befürchtungen bestätigt. Kein einziges Schott versperrte den Weg, die Energiebarrieren, die die ganze Nacht hindurch eingeschaltet waren, waren ebenfalls in sich zusammengefallen. Die Unbekannten mussten die Anlagen der Organbank gut studiert haben, bevor sie hier eindrangen!

Was sie hier gesucht hatten, war Borket schon längst klar. Seit das Geschäft mit menschlichen Organen und Extremitäten auf Plophos florierte, hatten auch viele Verbrecher erkannt, dass es ein einträgliches Betätigungsfeld war. Es konnte kein Zweifel bestehen, dass die Unbekannten hier eingedrungen waren, um Organe zu stehlen.

Die Alarmsirene heulte immer noch; ihr durchdringender Ton übertönte alle anderen Geräusche. Borket erreichte den Hauptkorridor und sah einige vermummte Gestalten im Treppenhaus verschwinden.

Es waren viel mehr, als er ursprünglich vermutet hatte. Er sah mindestens ein halbes Dutzend Vermummte, aber es konnten auch noch mehr sein. Sie hatten den Lift unbeachtet gelassen und benutzten die Treppe, die nach oben führte.

Borket fluchte, weil ihn sein zu kurzes Bein am schnellen Laufen hinderte. Hätte die Organbank-Gesellschaft ihm ein passendes Bein angenäht, dann wäre es ihm möglich gewesen, mit den Verbrechern Schritt zu halten. So erreichte er das Stiegenhaus erst, als von ihnen jede Spur fehlte.

Dennoch verhielt er sich vorsichtig. Immerhin konnte es sein, dass einer von ihnen zurückblieb, um ihm eine Falle zu stellen. Doch daran dachten die Verbrecher nicht. Das stellte er fest, als er die Treppe erreichte.

Alle Vorsicht vergessend, hastete Borket die Treppe hoch. Er war jetzt überzeugt, dass die Verbrecher zum Dach hinaufwollten. Dort war ein Lande- und Parkplatz für Fluggefährte eingerichtet. Bestimmt waren sie auf dem Luftweg gekommen und wollten nun auf die gleiche Art wieder verschwinden.

Borket erreichte keuchend das Dach. Als er hinaustreten wollte, sah er es unweit vor sich aufblitzen. Er ließ sich im selben Moment zu Boden fallen. Die Energiezungen strichen über ihn hinweg und fuhren hinter ihm in die Wand. Glühend heißer Kunststoff spritzte nach allen Seiten.

Als Borket den Kopf hob, sah er, wie die letzten Verbrecher in bereitstehenden Gleitern verschwanden. Der erste Gleiter rollte an, hob sich in die Höhe und schoss mit Höchstbeschleunigung über den Rand des Daches hinaus.

Insgesamt waren es vier Gleiter. Sie trugen keine Erkennungszeichen und hatten einen grauflimmernden Tarnanstrich. Dafür konnte Borket erkennen, dass ihre Hüllen zusätzlich mit Terkonitstahlplatten gepanzert waren.

Jetzt setzten sich auch die übrigen drei Gleiter in Bewegung und flogen mit heulenden Turbinen davon. Gleich darauf waren sie im Luftraum von New Taylor verschwunden.

Borket lief humpelnd zum Rand des Daches und blickte über die Brüstung in den Park der Klinik hinunter. Dort hatten die Wachmannschaften bereits das Gebäude der Organbank umstellt. Sie hatten schwere Narkosegeschütze und Desintegratoren aufgefahren.

»Umsonst«, sagte Borket zu sich. »Alles umsonst!«

Er zog unwillkürlich den Kopf ein, als eine Gleiterstaffel der plophosischen Polizei über ihn hinwegflog. Die sechs Polizeigleiter, die gerade auf dem Dach der Organbank zur Landung ansetzen wollten, drehten sofort wieder ab und schossen in jene Richtung davon, in der auch die Panzergleiter der Verbrecher verschwunden waren. Wahrscheinlich hatten sie noch im letzten Augenblick über Funk erfahren, auf welche Art die Organdiebe geflüchtet waren.

Borket blieb auf dem Dach, um hier den Abschluss der Aktion abzuwarten. Die sechs Polizeigleiter kamen nach einer halben Stunde wieder zurück.

Der Vorsprung der Verbrecher war zu groß gewesen.

Sie waren entkommen.

Borket verließ mit hängenden Schultern den Dachparkplatz und begab sich in die unteren Geschosse. Er fürchtete, dass man ihn zur Rechenschaft ziehen und für den entstandenen Schaden verantwortlich machen würde. Das konnte ihm seine Stellung kosten.

Dabei hatte er sein Bestes gegeben. Was konnte er dafür, dass die Wachmannschaften nicht schnell genug reagiert hatten und die plophosischen Polizeigleiter nicht rechtzeitig eingetroffen waren?

2.

 

In der Organbank herrschte eine Hektik wie in einem Bienenstock. Rudel von Sachverständigen tummelten sich in den Lagerräumen und den Gängen. Die Polizei hatte einige Büros mit Beschlag belegt und leitete von dort aus die Untersuchungen.

Borket hatte keine Minute lang Ruhe gehabt. Immer wieder hatte man ihn zum Verhör geholt, war er von den Sachverständigen befragt worden. Irgendwann, als der neue Tag bereits dämmerte, erfuhr er, dass es Sistor gut ging. Er war sofort auf die Unfallstation gebracht und behandelt worden. Der Strahlenschuss hatte nur eine Fleischwunde verursacht. Man hatte sie mit Bioplast versorgt. In vierzehn Tagen würde er wieder dienstfähig sein.

Man hatte Borket zu verstehen gegeben, dass er sich weiterhin zur Verfügung halten sollte. Nachdem ihn die Polizisten in Ruhe ließen, wurde er von Mitgliedern der Wachmannschaft in einen geschlossenen Raum gebracht und dort wie ein Verbrecher bewacht.

Er verspürte deshalb keinen Groll. Er sah ein, dass diese Maßnahme notwendig war. Nun wartete er bereits seit über eine Stunde darauf, zum organ-technischen Leiter der Organbank vorgelassen zu werden.

Endlich war es soweit. Der Wachkommandant persönlich holte ihn ab und brachte ihn ins Büro von Järk Fortun.

Borket versuchte, in dem Gesicht des noch ziemlich jungen Mannes zu lesen, um sich ausrechnen zu können, was ihn erwartete. Aber Järk Fortuns Gesicht war ausdruckslos. Er war über 1,90 Meter groß, hatte strohblondes Haar, grünliche, stechende Augen und einen in starkem Kontrast zu seiner Haarfarbe stehenden dunklen Teint.

Er bot Borket Platz vor seinem Schreibtisch an und setzte sich ihm gegenüber. Es waren noch ein halbes Dutzend anderer Leute im Raum, die Borket vom Sehen kannte, mit denen er aber persönlich noch nie zu tun gehabt hatte. Zwei von ihnen waren Fortuns Untergebene, die anderen waren Gesellschafter der Guerrigha-Organbank.

Borket fühlte sich von allen beobachtet und verspürte ein steigendes Unbehagen. Sicher würde er gleich zu hören bekommen, wie hoch der Wert der Organe war, die die Eindringlinge mit sich genommen hatten. Es erleichterte ihn auch nicht, als Järk Fortun plötzlich lächelte – das konnte alles mögliche bedeuten.

»Tut mir leid, Borket, dass ich Sie solange warten ließ«, meinte der Leiter der Organbank entschuldigend. Borket glaubte zu träumen, denn er hatte eher mit einem Donnerwetter gerechnet.

»Aber«, fuhr Fortun fort, »ich war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um mich früher mit Ihnen unterhalten zu können. Ich glaube, wir können es kurz machen. Die Gesellschaft ist Ihnen zu Dank verpflichtet. Durch Ihren heldenhaften Einsatz haben Sie verhindert, dass die Eindringlinge ihr Vorhaben verwirklichen konnten. Deshalb möchte ich Ihnen im Namen aller Gesellschafter unsere Anerkennung aussprechen. Mehr als bloße Worte wird es Sie aber sicher freuen, dass Sie mit sofortiger Wirkung eine zwanzigprozentige Gehaltserhöhung erhalten sollen. Die haben Sie verdient.«

Fortun erhob sich und schüttelte Borket feierlich die Hand.

Borket war wie benommen. Er stammelte etwas davon, dass er nur seine Pflicht getan hätte – und das nicht einmal zu seiner eigenen Zufriedenheit, denn den Verbrechern sei die Flucht gelungen, ohne dass er sie ernsthaft daran hätte hindern können.