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Nr. 144

– ATLAN exklusiv Band 21 –

 

Endstation Geisterflotte

 

Er ist das Ergebnis eines misslungenen Experiments – doch er will überleben

 

von Ernst Vlcek

 

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Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht – eine Zeit also, da die Erdbewohner nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen.

Arkon hingegen steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.

Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der nach der Aktivierung seines Extrahirns den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen hat und den Sturz des Usurpators anstrebt.

Doch Atlans Möglichkeiten und Mittel sind begrenzt. Ihm bleibt nichts anderes übrig als der Versuch, seinem mächtigen Gegner durch kleine, aber gezielte Aktionen soviel wie möglich zu schaden.

Der Weg, den der Kristallprinz dabei einschlägt, ist voller Abenteuer und Gefahren. Zwar kann Atlan sich auf seine Gefährten voll und ganz verlassen, doch das gilt nicht uneingeschränkt für Ogh, Atlans eigenes Ich im Körper eines Ara-Androiden.

Ogh flieht von Fartuloons Geheimplaneten Kraumon – bis zur ENDSTATION GEISTERFLOTTE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ogh – Ein Androide mit Atlans Bewusstsein.

Freemush – Wirtschaftsexperte des Großen Imperiums.

Geltoschan – Admiral der arkonidischen Flotte.

Aaltonar – Kapitän eines stovgidischen Frachters.

Atlan – Der Kristallprinz bangt um sein doppeltes Ego.

1.

 

Ich war Atlan – und ich war es auch wieder nicht.

Das war mein Problem, mit dem ich fertig werden musste.

Aber es war auch Atlans Problem, mit dem er nicht so recht fertig wurde.

Alle nennen mich Ogh, und wenn ich mich im Spiegel sehe, dann blickt mir ein Ara entgegen. Ein ungemein blasshäutiges Wesen von großem und schmalem Wuchs. Die roten Augen in dem schmalen, blassen Gesicht erinnern an die Abstammung von den Arkoniden. Mein Kopf ist langgestreckt, läuft oben spitz zu und weist keine Behaarung auf.

Dennoch ist mein Körper nicht der eines geborenen Aras, sondern wurde von diesen in der Retorte erschaffen. Ich bin ein Androide.

Besser gesagt, ich bin Atlan im Körper eines Ara-Androiden.

Ich denke wie Atlan, fühlte ähnlich wie er, und ich habe von ihm auch den Hass auf Orbanaschol III. geerbt. Dennoch verfolge ich nicht dieselben Ziele wie er.

Als die Skinen Atlans Bewusstsein speicherten, passierte ihnen eine Panne. Ein Duplikat von Atlans Bewusstsein wurde zwar in die Speicher aufgenommen, aber ein zweites Abbild seines Bewusstseins wurde gleichzeitig freigesetzt.

Das war ich.

Natürlich machten die Skinen und Atlan Jagd auf mich, als sie feststellten, dass ich ohne die Zuhilfenahme von technischen Geräten beliebig die Körper wechseln konnte. Atlan war fest entschlossen, mich zu löschen – mit anderen Worten: mich zu töten.

Die Jagd ging über die »oberen Welten« im Hyperraum, und Atlan trieb mich immer mehr in die Enge. Dennoch wäre er meiner nie habhaft geworden, wenn ich nicht einen Fehler begangen hätte.

Als ich in die Ara-Station auf einer der »oberen Welten« gelangte, entdeckte ich Körper ohne eigenes Bewusstsein. Ich wollte mir die Chance, einen eigenen Körper zu besitzen und nicht nur ein unerwünschter Parasit zu sein, nicht entgehen lassen. Also schlüpfte ich in einen der Androidenkörper, die zwar lebten, aber nicht »beseelt« waren.

Zu spät merkte ich, dass ich für immer in diesem Körper gefangen war. Ich, das entfesselte Atlan-Bewusstsein, konnte nicht mehr in einen anderen Körper überwechseln. Ich musste für immer in Ogh bleiben.

Es gelang Atlan deshalb relativ leicht, mich gefangen zu nehmen und zu den Skinen zu bringen. Sie hätten mich auf der Stelle getötet, weil sie keinen anderen Ausweg sahen, das unerwünschte Duplikat von Atlans Bewusstsein aus der Welt zu schaffen.

Doch das gestattete Atlan ihnen nicht. Er nahm mich mit zu seinem Stützpunkt Kraumon.

Und hier bin ich nun und brüte über mein Schicksal.

Zweifellos hatte ich meine Existenz einer sentimentalen Anwandlung Atlans zu verdanken. Er brachte es nicht über sich, mich löschen zu lassen. Denn irgendwie war ich ein Stück von ihm.

Ich konnte ihn verstehen.

Aber mir war auch klar, dass meine Existenz für Atlan eine Reihe von Problemen darstellte. Es bereitete ihm Unbehagen, mit der Gewissheit leben zu müssen, dass ein Ableger von ihm in einem anderen Körper existierte.

Mir erging es nicht anders. Wie jedes Lebewesen besaß auch ich einen ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb. Dieser Instinkt – ich glaube, so kann man es ruhig nennen – warnte mich eindringlich.

Der Bauchaufschneider Fartuloon, Atlans Freund und Ratgeber, hatte Atlan klargemacht, dass er mich aus der Welt schaffen müsse. Auch die anderen schlossen sich dieser Meinung an. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, dann lebte ich nicht mehr.

Nur Atlan wollte davon nichts wissen. Er suchte, wie er es den Skinen versprochen hatte, nach einem anderen Ausweg. Aber ich wusste, dass es keinen anderen Ausweg gab und dass ihm nichts weiter übrigbleiben würde, als mich zu beseitigen.

Denn wie Atlan hatte ich mir selbst überlegt, welche Möglichkeiten es sonst noch gab. Aber ich hatte keinen Ausweg aus diesem Dilemma gefunden. Und da Atlan in denselben Bahnen wie ich dachte, würde auch er keine Lösung des Problems finden.

Der augenblicklich herrschende Zustand war jedenfalls untragbar.

Deshalb entschloss ich mich zur Flucht.

Atlan hätte in dieser Situation nicht anders gehandelt.

Eines darf ich aber nicht zu erwähnen vergessen. Ich war Atlan zwar so ähnlich wie ein Ei dem anderen, aber ich war ihm nicht ganz gleich. Um einen verständlichen Vergleich zu gebrauchen: Ich war sein spiegelverkehrtes Ebenbild. Ich besaß alles Wissen und alle Erfahrungen von Atlan, doch war mein Charakter gänzlich anders.

Ich hatte jedenfalls keine Skrupel, gegen Atlan vorzugehen und ihm zu schaden.

Es ging um mein Leben und meine Eigenständigkeit. Da scheute ich nicht davor zurück, Atlan zu verraten.

2.

 

Kraumon war der einzige Planet einer kleinen roten Sonne.

Es war eine eher bedeutungslose Welt mit überwiegend wüstenähnlichem Charakter. Ihrer Unscheinbarkeit wegen hatte Fartuloon sie einst zu seinem Stützpunkt auserwählt.

Die Wüste wurde nur durch einen schmalen Gürtel aus Grün unterbrochen, der sich entlang des Planetenäquators zog. Dort war der Stützpunkt, der ursprünglich aus einem halben hundert Kuppeln und Gebäuden bestanden hatte.

Inzwischen war er aber noch weiter ausgebaut worden und wurde ständig vergrößert. Außer den engsten Vertrauten wie Fartuloon, Eiskralle, Farnathia, Morvoner Sprangk und Corpkor hatten sich auf Kraumon auch noch einige hundert Anhänger eingefunden, die dem Ruf: »Für Atlan und Arkon – auf Leben und Tod!«, gefolgt waren.

Sie kamen aus allen Teilen der Galaxis, um den Kristallprinzen in seinem Kampf gegen Orbanaschol III. zu unterstützen.

Entsprechend turbulent ging es auf Kraumon auch zu. Ich möchte nicht weiter auf die Sicherheitsmaßnahmen eingehen, die zum Schutz des Stützpunkts getroffen worden waren. Jedenfalls funktionierte das Alarmsystem gut genug, um niemandem zu ermöglichen, seinen Fuß auf diese Welt zu setzen, der nicht wirklich auf Atlans Seite stand.

Basis für das Sicherheitssystem war, dass nur Leute, die Fartuloon von früher her als verlässlich kannte, angeworben wurden.

Und Fartuloon kannte die halbe Galaxis.

Mich beobachtete in der allgemeinen Hektik niemand.

Ich konnte mich innerhalb der Station frei bewegen, konnte tun und lassen was ich wollte. So war es mir auch ein leichtes, die Umgebung eingehend zu erkunden.

Dabei stellte ich einige interessante Dinge fest, die den einmal gefassten Fluchtplan immer festere Formen annehmen ließ.

Es gab praktisch keine Wachen. Das war auch weiter nicht verwunderlich, denn Kraumon war unbewohnt – abgesehen von der vielfältigen Fauna der Äquatorgegend, versteht sich. Und es war auch nicht zu erwarten, dass sich jemand auf diesen unscheinbaren Planeten verirrte.

Sollte dies doch geschehen, dann würde ihn die ausgeklügelte Fernortung entdecken, noch bevor er auf Kraumon landete.

Es wäre also eine lächerlich wirkende Vorsichtsmaßnahme gewesen, den Stützpunkt durch Wachtposten absichern zu lassen. Außerdem garantierte Corpkors Tierarmee genügend Schutz.

Diese Tierarmee ließ mich auch den Gedanken vergessen, in den Dschungel zu flüchten. Weit wäre ich da bestimmt nicht gekommen. Und im Übrigen – was wollte ich auf einem verlassenen Planeten anfangen?

Ich wollte fort von hier, zu den zivilisierten Planeten des Großen Imperiums, wo ich untertauchen und ein neues Leben beginnen konnte. Ich konnte nicht länger mehr auf Kraumon bleiben und einem ungewissen Schicksal entgegensehen.

Für die Flucht benötigte ich ein Raumschiff, und da bot sich die POLVPRON, Atlans etwa hundert Schritt durchmessender Kugelraumer, förmlich an. Die POLVPRON wurde ebenso wenig bewacht wie die Anlagen des Stützpunkts.

Ich sagte es schon, dass ich mich überall frei bewegen konnte. Deshalb störte sich auch niemand daran, als ich mich an diesem Nachmittag in der Funkzentrale herumtrieb.

Die Funker und Ortungsspezialisten waren mit ihren Routineaufgaben betraut – mit dem Abhören der Funkfrequenzen und der Beobachtung des Weltraums um Kraumon.

Es ereignete sich nichts Aufregendes, so dass die Funkmannschaft froh war, als sie auf einer Hyperfrequenz der arkonidischen Flotte Empfang hatte.

Zwar waren die Funksprüche allesamt chiffriert, doch ging daraus eindeutig hervor, dass sie von Kampfschiffen stammten, die an Raummanövern beteiligt waren.

Über die Stärke der Manöverflotte war aus den Funksprüchen nichts zu erfahren, die Kodezahlen darüber konnten die Funker nicht entschlüsseln. Dagegen fanden sie eindeutig heraus, dass die Raummanöver im Yagooson-Sektor stattfanden, der annähernd 1300 Lichtjahre von Kraumon entfernt war.

Ich zog mich wieder aus der Funkzentrale zurück und verbrachte die Zeit bis Sonnenuntergang in einem der Gemeinschaftsräume, die als Art Auffanglager für die Neuankömmlinge dienten.

Atlan und seine Vertrauten bekam ich an diesem Tag nicht mehr zu Gesicht, und das war mir auch recht so. Ich fürchtete, dass Atlan mit seinem Extrasinn meine Fluchtabsichten durchschauen konnte.

Ich weiß, das hört sich lächerlich an, aber man konnte nie vorsichtig genug sein. Und Atlan war mir durch seinen Extrasinn überlegen.

Verflucht! Wenn ich schon soviel von Atlan an mir hatte, warum hatte ich dann nicht bei der Bewusstseinsübertragung auch seinen Logiksektor mitbekommen!

Als sich die Nacht über den Stützpunkt »Kraumon« senkte, machte ich mich auf den Weg zu der Kuppel, die zu einem Gefängnis umgebaut worden war.

Dort war ein prominenter Gefangener untergebracht:

Ökonom Freemush, der Wirtschaftsstratege des Großen Imperiums!

 

*

 

Bevor ich die Kuppel betrat, blickte ich mich vorsichtig um. Es war niemand in der Nähe, der mich beim Betreten der Gefangenenstation beobachten konnte.

Unbemerkt gelangte ich in die Vorhalle, von deren halbrunder Wand die Zellengänge abzweigten. Die Türen waren nicht verschlossen.

Ich öffnete eine nach der anderen und lauschte hinein. In den Gängen herrschte gespenstische Stille. Erst hinter der vierten Tür vernahm ich Geräusche, gedämpfte Stimmen, die für mich unverständlich sprachen.

Aber ich fand bald heraus, dass es sich nur um zwei verschiedene Stimmen handelte, und nur ein einziges Mal meldete sich eine dritte.

Zwei Wachtposten und der Gefangene, der Ökonom Freemush.

Ich holte die Atemmaske hervor, die ich mir vorher besorgt hatte. Ich besaß fünf Stück davon, doch benötigte ich für meine Zwecke nur zwei. Die anderen hatte ich für alle Fälle mitgehen lassen.

Da auf Kraumon eine dünne Atmosphäre mit weit unter der Norm liegendem Sauerstoffgehalt herrschte, wurden an alle, die an dichtere Atmosphäre gewöhnt waren oder den Planeten zum ersten Mal betraten, Atemmasken verteilt. Ich konnte sie mir also relativ leicht beschaffen, indem ich sie den Neuankömmlingen stahl.

Nachdem ich mir eine Atemmaske übergestreift hatte, betrat ich den Zellentrakt. Ich begann zu laufen und gab mich sehr aufgeregt, während ich die anderen vier Atemmasken über dem Kopf schwang.

Der Trakt hatte insgesamt zehn Zellen, auf jeder Seite fünf. Eine davon war jedoch unversperrt, und darin saßen die beiden Wachtposten an einem Tisch. In der gegenüberliegenden Zelle war der Ökonom Freemush untergebracht.

»Alarm!«, rief ich. »Die Wetterwarte hat die Annäherung eines Luftlochs an den Stützpunkt gemeldet. Befehl von Atlan. Alle sollen Sauerstoffmasken anlegen.«

Die beiden Wachtposten starrten mich verdutzt an.

»Ein Luftloch?«, wunderte sich der eine.

»Dass es so etwas auf Kraumon gibt?«, sagte der andere zweifelnd.

Ich beachtete sie nicht, sondern warf zuerst Freemush eine Atemmaske durch die Gitter zu. Dann erst wandte ich mich an die Wachtposten. Ich ließ mir Zeit, bis ich sicher sein konnte, dass Freemush die Sauerstoffmaske angelegt hatte, und während ich eine Geste machte, als wolle ich den Wachtposten ebenfalls Atemmasken aushändigen, entschärfte ich eine Gaspatrone und ließ sie zu Boden fallen.

Die Wächter griffen nach ihren Waffen. Doch noch bevor sie die Lähmstrahler in Anschlag bringen konnten, begann das Betäubungsgas zu wirken. Die beiden Männer brachen bewusstlos zusammen.

Ich nahm ihnen die Paralysatoren ab, steckte sie mir in den Gürtel und durchsuchte sie dann nach dem Schlüssel für das Impulsschloss von Freemushs Zelle. Ich fand ihn am Gürtel des einen Wächters und nahm ihn an mich.

Freemush stand in etwas unsicherer Haltung da und fragte:

»Was hat das zu bedeuten?«

Während ich die Zellentür aufschloss, sagte ich:

»Fragen können Sie später immer noch stellen, Ökonom.« Ich ließ die Zellentür aufgleiten. »Oder wollen Sie Ihre Freiheit nicht?«

Freemush rührte sich nicht vom Fleck. Seine Stimme drang gedämpft durch die Atemmaske, als er sagte:

»Ich kenne den Trick, dessen man sich bedient, um sich unliebsamer Mitwisser zu entledigen. Ich möchte nicht auf der Flucht erschossen werden.«

Ich seufzte.

»Bisher hielt ich Sie für einen klugen Mann, Ökonom. Ist es Ihnen entgangen, dass auch ich eine Art Gefangener bin? Atlan und seine Rebellen haben mich nicht gerade wie einen Blutsbruder behandelt.«

»Das erklärt aber noch nicht, warum Sie mir helfen wollen.«

Ich blickte mich gehetzt um.

»Während wir hier herumstehen und uns streiten, verlieren wir wertvolle Zeit. Wenn Sie nicht so stur wären, könnten wir schon längst von hier fort sein. Können Sie sich denn nicht vorstellen, dass ich die Nase voll habe und fort von hier will? Und wenn ich Sie auf der Flucht mitnehme, dann nicht wegen Ihrer schönen Augen, sondern weil Sie eine einflussreiche Persönlichkeit sind. Wenn ich Ihnen zur Freiheit verhelfe, dann deswegen, weil ich mir Vorteile davon erhoffe. Genügt Ihnen das nicht?«

Freemush hatte sich entschlossen. Er verließ die Zelle.

»Wenn Sie es ehrlich meinen, Ogh, dann überlassen Sie mir einen Lähmstrahler.«

Ich händigte ihm einen der beiden erbeuteten Paralysatoren aus und lief dann zum Ausgang des Zellentraktes, ohne mich noch einmal nach ihm umzusehen. Aber an den Geräuschen hinter mir erkannte ich, dass er mir folgte.

Wir verließen den Zellentrakt und kamen durch die Vorhalle ins Freie. Im Schatten der Kuppel verharrten wir eine Weile. Dabei überlegte ich mir, wie ich am leichtesten an Bord der POLVPRON kommen konnte.

»Wohin wollen Sie mich bringen?«, fragte Freemush. Er hatte sich bereits der Atemmaske entledigt.

Nachdem ich seinem Beispiel gefolgt war, antwortete ich:

»An Bord eines Raumschiffs. Das ist die einzige Möglichkeit, um von Kraumon zu fliehen.«

»Das ist undurchführbar«, behauptete er. »Oder glauben Sie, Atlan würde untätig zusehen, wie ein Raumschiff gekapert wird?«

»Abwarten.«

Ich hatte keine Lust, mich mit dem Ökonomen auf lange Diskussionen einzulassen. Jetzt war bestimmt nicht der richtige Augenblick dafür.

»Kommen Sie«, befahl ich, als die Luft rein war, und setzte mich in Bewegung.

Ich ging ohne besondere Hast, hielt mich aber im Schatten der Kuppeln. Niemand beachtete uns, und Freemush, den es anfangs nervös machte, dass ich mich benahm, als hätten wir eine Entdeckung überhaupt nicht zu befürchten, beruhigte sich einigermaßen.

Wir kamen rasch weiter, und dann hatten wir die letzte Kuppel vor dem Landefeld erreicht, auf dem die POLVPRON stand.

Die Ladeschleuse war geschlossen und wurde, ebenso wie die Mannschleuse, von einem starken Scheinwerfer angestrahlt. Das war die einzige Sicherheitsvorkehrung. Aber weder in der Schleuse noch beim Antigravaufzug war ein Wachtposten zu entdecken. Rund um das Kugelschiff waren Kisten mit Ausrüstung gestapelt, und einige unbewaffnete Arkoniden tauchten hie und da zwischen den Stapeln auf, um ihre Ladelisten mit den Waren zu vergleichen.

»Das ist unser Fluchtschiff, Ökonom«, sagte ich.

»Sie müssen übergeschnappt sein«, entfuhr es ihm. »Ein Kleinraumschiff würde ich mir noch einreden lassen, aber ...«

»Das Schiff ist unbewacht«, unterbrach ich ihn. »Es lässt sich ebenso leicht kapern wie ein Bodenfahrzeug. Es ist ein Kinderspiel. Keine Sorge, Ökonom, ich habe die Lage sehr genau erkundet, bevor ich meinen Plan ausführte. Es wird niemand da sein, der uns daran hindert, mit der POLVPRON zu verschwinden.«

»Vielleicht hat man Sie verraten«, gab Freemush zu bedenken. »Es könnte sein, dass Atlan Sie nur in Sicherheit wiegen will. Wenn wir dann die Kommandozentrale betreten, erwartet er uns dort mit seinen Leuten. Mir gefällt die ganze Sache nicht.«

»Verrat?«, sagte ich belustigt. »Wer sollte mich verraten? Ich habe außer Ihnen niemand ins Vertrauen gezogen. Ich handle auf eigene Faust, Ökonom.«