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Nr. 164

– ATLAN exklusiv Band 31 –

 

Drei gegen Za'Ibbisch

 

Der Quaddin-Körper erwacht zum Leben – und seine Botschaft ist tödlich

 

von Peter Terrid

 

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Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.

Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Gegner hat der Imperator von Arkon besonders zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der nach der Aktivierung seines Extrahirns den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen hat und den Sturz des Usurpators anstrebt.

Im Zuge dieser gegen Orbanaschol und seine Schergen gerichteten Unternehmungen führen Atlan und seine Freunde und Kampfgefährten die Suche nach dem legendären »Stein der Weisen«, dem Kleinod kosmischer Macht, hinter dem auch Orbanaschols Leute her sind, mit aller Energie fort.

Sie sind in Eile, denn sie wollen den Vorsprung wettmachen, den der Blinde Sofgart, Orbanaschols Beauftragter, jüngst errungen hatte. Und sie haben bei ihrer Suche auf dem Planeten Gebharon das Glück, zwölf Organe des mysteriösen Quaddin-Körpers zu finden.

Nun aber geht es um das Zentralorgan, das sich auf dem Planeten Za'Ibbisch befinden soll.

Atlan, Fartuloon und Ra, der Barbar, wollen es mit den Gefahren der berüchtigten Schwarzen Welt aufnehmen – sie sind die DREI GEGEN ZA'IBBISCH ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Kristallprinz besucht die Schwarze Welt.

Fartuloon und Ra – Atlans Kampfgefährten und Begleiter.

Morvoner Sprangk – Kommandant der KARRETON.

Der Blinde Sofgart – Der Folterkönig meldet sich.

1.

 

»Hübsch!«, knurrte Fartuloon. »Wirklich hübsch! Wer auf diesem Planeten freiwillig landet, hat seine Sauerstofftanks nicht mehr ganz gefüllt!«

Die Bemerkung des Bauchaufschneiders traf ins Schwarze, und das in doppeltem Sinne.

Unter uns lag Za'Ibbisch, der sechste Planet des Schwarzen Systems. Obwohl unser Beiboot in einem extrem niedrig gehaltenen Orbit um den Planeten kreiste, war von der Welt nichts zu sehen. Ein pechschwarzer Planet auf einem ebenso schwarzen Hintergrund war für die Normaloptiken einfach nicht erfassbar. Lediglich die Tatsache, dass die Maschinen des Beiboots die unzweifelhaft vorhandenen Anziehungskräfte Za'Ibbischs neutralisieren mussten, bewies uns, das es unter uns überhaupt ein materielles Objekt in Planetengröße gab. Auf dem Bildschirm des Massetasters war der Ball allerdings sehr deutlich auszumachen.

Was die Landung betraf, so hatte Fartuloon ebenfalls recht. Schwarze Welten waren in Raumfahrerkreisen gefürchtet; kaum eine Landung hatte je dazu geführt, dass die gelandeten Raumfahrer auch wieder aufgestiegen waren. Meist hatten die Kommandanten der Mutterschiffe vergeblich auf die Rückkehr ihrer Beiboote und deren Besatzungen gewartet. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, welche Gefühle jetzt Morvoner Sprangk bewegten, von dessen KARRETON wir vor einiger Zeit gestartet waren.

Ich saß auf dem Sitz des Piloten, neben mir hatte Fartuloon Platz genommen, und hinter uns wartete Ra darauf, dass endlich etwas geschah.

»Wir werden landen!«, bestimmte ich. »Und zwar mit gefüllten Sauerstoffflaschen!«

Fartuloons Warnung ist berechtigt!, warnte mein Extrahirn.

Dass eine Landung auf Za'Ibbisch nicht ungefährlich war, hatte ich mir schon vorher ausrechnen können. Dieser Planet stellte ein weiteres Teilstück auf dem Weg zum Stein der Weisen dar, und ich wusste, dass auf diesem Weg die Männer Orbanaschols uns ein Stück voraus waren. Es war durchaus möglich, dass man uns auf Za'Ibbisch eine Falle gestellt hatte.

Während ich noch überlegte, wo wir landen sollten, tasteten die Instrumente des Beiboots die Oberfläche des Planeten ab. Der Infrarottaster hatte gezeigt, dass Za'Ibbisch keineswegs ein toter Planet war; die Hitzestrahlung bewies, dass sich im Innern der Welt der gleiche Glut- und Feuerball befand wie in Abermillionen anderer Planeten. Die Oberfläche war ziemlich kühl, allerdings nur auf der Seite, die der Sonne abgewandt war. Dort, wo das Sonnenlicht eigentlich hätte reflektiert werden müssen, lag die Temperatur weit über dem Nullwert.

»Dort unten lebt irgend etwas!«, meinte Ra und deutete auf einen Monitor; der Bildschirm zeigte die aufbereiteten Messdaten der Energietaster. Über den Schirm zogen schemenhafte Konturen, ein Meer aus freier Energie schien über Za'Ibbisch zu branden.

»Der weitaus größte Teil der Energie tobt sich im technologischen Bereich aus!«, verkündete Ra.

Das lässt auf höher entwickeltes Leben schließen!, stellte der Logiksektor fest. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei Za'Ibbisch um einen ehemaligen Varganen-Planeten handelt, steigt um zwölf Punkte!

Fartuloon hatte inzwischen die Normaloptiken umgeschaltet; langsam ließ er die Aufnahmegeräte das gesamte sichtbare und einen großen Teil des nicht sichtbaren Spektrums durchwandern. Langsam begannen sich auf den Schirmen Konturen abzuzeichnen.

Dass es sich um Kunstprodukte handelte, war auf den ersten Blick ersichtlich. Die regelmäßigen Formen vieler Erhebungen ließen zweifellos auf den planenden Einfluss denkender Wesen schließen. Was genau sich aber auf der Oberfläche von Za'Ibbisch befand, ließ sich nicht ausmachen. Die Konturen waren grob verzerrt, man konnte nur schwache Umrisse von Gebäuden und Anlagen entdecken.

»Wenn man mich fragt«, meinte Ra düster, »ich würde noch nicht landen. Za'Ibbisch sieht alles andere als vertrauenerweckend aus!«

»Ich kann Ra nur zustimmen!«, warf Fartuloon ein. »Wir sollten erst mit der KARRETON den Planeten gründlich aus dem Raum erkunden, bevor wir eine Landung versuchen!«

Ich warf ihm einen fragenden Blick zu.

»Und woher nehmen wir die Zeit zu einer gründlichen Analyse?«, erkundigte ich mich sarkastisch. »Vergesst nicht: Orbanaschol ist uns offenbar ein Stück voraus. Wir müssen diesen Vorsprung aufholen; andernfalls kann ich den Versuch, den Tyrannen zu stürzen, für alle Zeiten aufgeben!«

Fartuloon grinste spöttisch.

»Wenn du erst als weißgrauer Staub auf dem Planeten umhertreibst«, meinte er ironisch, »hast du überhaupt keine Chancen mehr. Glaubst du, ich habe dich missratenes Balg jahrzehntelang hochgepäppelt, um jetzt zuzusehen, wie du sämtliche fein ausgedachten Pläne mit deinem jugendlichen Übermut zunichte machst?«

Ich musste wider Willen grinsen; für die harte Erziehung, die der Bauchaufschneider mir hatte angedeihen lassen, war der Ausdruck hochpäppeln wohl kaum das richtige Wort.

Ich machte der Diskussion ein Ende, indem ich den Kurs des Beiboots änderte. Langsam sank das Boot der unsichtbaren Oberfläche des Planeten entgegen.

Fartuloons Ratschlag wäre unter Berücksichtigung aller bekannten Daten besser gewesen!, stellte der Logiksektor erbarmungslos fest.

Ich kümmerte mich nicht um den Einwand; nur mit Logik war dem Problem nicht beizukommen. Ich vermutete auf Za'Ibbisch den Schlüssel zum Geheimnis des Quaddin-Körpers, und ich war fest entschlossen, diesen Schlüssel zu finden und auch anzuwenden. Ursprünglich hatte ich beabsichtigt, die zwölf bereits aufgespürten Organe des rätselhaften Körpers an Bord des Beiboots bringen zu lassen. Dann aber hatte ich mich entschlossen, wenigstens diesen Trumpf zurückzubehalten.

Fartuloon deutete auf seinen Bildschirm.

»Hier würde ich landen!«, sagte er knapp; grinsend fuhr er fort: »Wenn ich landen würde!«

Der Punkt, den er bezeichnete, wies eine besonders große Dichte an Gebäuden auf. Wenn, was zu vermuten war, die alten Varganen ebenso nüchtern und zweckdienlich dachten wie Arkoniden, dann musste sich an diesem zentralen Punkt der noch fehlende Teil des Quaddin-Körpers befinden. Und auf dieses fehlende Teilstück kam es mir an.

Während das Beiboot langsam auf den Planeten herabsank, analysierte Fartuloon das Landegebiet. Wie zu erwarten war, hatte Za'Ibbisch keine messbare Atmosphäre. Das bedeutete, dass wir uns auf dem Planeten nur in unseren Kampfanzügen bewegen konnten. Vorsorglich hatten wir genügend Reserven mitgenommen, um uns nötigenfalls mehrere Tage lang dort aufhalten zu können.

Ein leichter Ruck ging durch das Beiboot, als wir auf dem Planeten aufsetzten. Ich schaltete die großen Scheinwerfer des Beiboots ein und leuchtete die Landschaft rings um das Boot aus.

Es war tatsächlich etwas zu sehen; zwar schluckte der Planet den weitaus größten Teil des Lichtes, aber der Rest reichte aus, um uns einigermaßen deutlich erkennen zu lassen, wie die Oberfläche des Planeten beschaffen war.

Za'Ibbisch strahlt weniger als ein Prozent der auffallenden Lichtmenge zurück!, meldete sich mein Extrasinn.

Ich hatte es schon bemerkt. Unter normalen Umständen hätte man mit den Bordscheinwerfern ein riesiges Landefeld ausleuchten können. Auf Za'Ibbisch gelang es uns nur, ein Umfeld von knapp zwanzig Metern Durchmesser einigermaßen zu erhellen; ohne die besonderen Umstände des Planeten hätte dazu eine große Kerze ausgereicht. Hinzu kam, dass nur dort etwas zu sehen war, wo der Scheinwerferstrahl direkt auf den Boden auftraf; der Rest der Landschaft verblieb im Dunkel.

Kein Wunder bei einem völlig atmosphärelosen Planeten!, kommentierte mein Logiksektor.

Ich warf einen Blick auf das Kombigerät am rechten Handgelenk; da wir die Anlagen des Beiboots weitgehend desaktiviert hatten, konnte ich darauf die Eigenschwerkraft des Planeten ablesen. Die Anziehung Za'Ibbischs lag knapp über dem Wert, den ich gewohnt war; der Unterschied war zu gering, um uns belästigen zu können.

»Steigen wir aus?«, erkundigte sich Ra.

Routiniert, als habe er sich schon Jahrzehnte im Raum herumgetrieben, hatte Ra den Kampfanzug angelegt, die Verschlüsse arretiert und mit peinlicher Sorgfalt sämtliche Kontrollen überprüft. Er vergaß auch nicht die Ladeanzeige seiner Waffen, mit denen er besser umzugehen verstand als jeder andere an Bord der KARRETON. Arkoniden bekamen frühestens mit sechzehn Jahren eine scharfe Waffe in die Hand; von Ra wusste ich, dass er mit Waffen hantiert hatte, seit er gehen konnte. Dieser Trainingsvorsprung war selbst in hundert Jahren nicht aufzuholen, zumal es bei den Waffen, die Ra zur Verfügung gestanden hatten, darauf angekommen war, sofort mit dem ersten Treffer erfolgreich zu sein.

Ich wandte mich zu Fartuloon um; auch der Bauchaufschneider war mit der Kontrolle seiner Ausrüstung fertig. Wir verließen die kleine Zentrale und öffneten die Schleuse. Es dauerte nur kurze Zeit, bis die starken Pumpen den Schleusenraum völlig geleert hatten, dann erst schwang das äußere Schott auf.

Fartuloon richtete den Strahl seines Handscheinwerfers auf die entstandene Öffnung und murmelte einen Fluch. Der Strahl verschwand förmlich im Nichts; der Planet schien jedes Photon aufzusaugen. Ich stellte mich an den Rand der Schleuse; unter mir erkannte ich den schwachen Leuchtkreis, der von einem der Bordscheinwerfer stammte. Ich schaltete den Gürtelantigrav kurz hoch und sprang auf den Boden; eine kleine Staubwolke wirbelte hoch, als meine Füße den Fels berührten.

»Kannst du etwas sehen?«, wollte Fartuloon wissen.

»Wenig!«, gab ich zurück. »Aber es reicht!«

Vier bis fünf Schritte weit reichte der Strahl des Handscheinwerfers, dann wurde der Lichtschein so schwach, dass keine Einzelheiten mehr zu erkennen waren. Zwei Schritte weiter hätte ein Gegner mit entsicherter Waffe stehen können, ich hätte ihn nicht bemerkt. Während Fartuloon und Ra ebenfalls das Beiboot verließen, schaltete ich die Infrarotoptik meines Anzugs ein.

Schlagartig änderte sich das Bild.

Wo bislang völlige Dunkelheit geherrscht hatte, waberte nun ein Meer aus Feuer, das von allen Seiten auf uns zuzurollen schien. Ich schaltete Filter dazu, solange, bis sich ein brauchbares Bild der Umgebung ergab.

Das Beiboot war in einem Tal gelandet; wie weit die Felswände von uns entfernt waren, konnte ich nicht feststellen. Aber der Anblick der Felsen war im höchsten Maße beunruhigend.

Das Gestein war von Adern durchsetzt wie erzhaltiges Material; deutlich waren die Schichtungen zu erkennen. Schwarz hob sich das taube Gestein ab; dazwischen leuchtete es grell. Ströme flüssigen Feuers schienen durch den Fels zu wandern, bildeten Wirbel und flackerten wild. Eine kurze Messung ergab, dass sich die Temperatur dieser Ströme nur geringfügig von der des schwarzen Gesteins unterschied, dennoch war die Leuchtkraft der Adern so stark, dass sie mich fast blendete.

»Es sieht gefährlich aus!«, murmelte Ra.

Langsam ging er auf die Felsen zu, streckte die Hand nach einer der hellen Flächen aus. Im gleichen Augenblick flammte sein Schirmfeld auf; eine feurige Aureole umgab den Mann, schien ihn zu verschlucken. Nur noch ein grell leuchtender, ovaler Körper war zu sehen.

»Ra!«, schrie ich in das Helmmikrophon.

»Ich komme nicht los!«, keuchte der Barbar. »Ich klebe förmlich fest. Aber einstweilen ist es nicht lebensgefährlich – nur verdammt unangenehm!«

Fartuloon sprang auf Ra zu und versuchte den Barbaren zu befreien; sobald er Ra berührte, verschwand auch er in einem irrlichternden Feuerball.

»Strom!«, brüllte er. »In den Adern fließt Strom. Lange werden wir das nicht aushalten!«

Ich griff in den Gürtel; rasch änderte ich den Düsenquerschnitt des Blasters, dann drückte ich ab. Breitgefächert raste der Strahl auf die beiden Männer zu, deren Körper hinter zuckenden Überladungen und Überschlagblitzen verschwanden. Ich stellte den Blaster mit einer Fingerbewegung auf Dauerfeuer und versuchte, genau zu zielen. Im Auftreffpunkt war der Strahl bereits so ausgedehnt, dass er die Schirmfelder nicht sonderlich belasten konnte. Aber die rein kinetische Wirkung war noch beträchtlich. Ich sah, wie Ra und Fartuloon von den Beinen gerissen wurden, gleichzeitig nahm die Intensität der leuchtenden Adern zu. Die Versuche, sich loszureißen, hatten die Auftreffwucht meiner Schüsse verstärkt – die beiden Männer flogen durch die Luft, überschlugen sich ein paar Mal auf dem Boden und blieben dann schwer atmend liegen.

»Das war ziemlich knapp!«, ächzte Fartuloon; er richtete sich langsam auf. »Ich glaube auch zu wissen, was es mit diesen Höllenfelsen auf sich hat!«

»Ich höre!«, sagte ich kurz, während ich die Waffe wieder verstellte und in meinen Gürtel steckte.

»Alles einfallende Licht«, begann der Bauchaufschneider seinen Vortrag, »wird von den Felsen aufgenommen und in elektrischen Strom umgewandelt. Wozu diese gewaltigen Energiemengen allerdings gebraucht werden, ist mir ein Rätsel!«

Wenn dies ein natürliches Phänomen ist, ermittelte mein Extrahirn, kennt man es bisher im Arkonreich noch nicht! Wenn diese Vorgänge künstlicher Natur sind, gehört ein Volk mit bisher unbekanntem technologischem Niveau dazu, einem Niveau, das weit über dem Arkons liegt. Vermutlich stecken die Varganen dahinter!

Ich wusste nicht, ob ich mich über diese Analyse freuen sollte oder nicht. Die Suche nach den Varganen hatte nur dann Sinn, wenn dieses Volk über Techniken und Informationen verfügte, die wir noch nicht besaßen. Der unangenehme Nebenaspekt war, dass die Varganen dann auch den Weg zu ihrem Volk mit entsprechend hochwertigen Fallen gespickt hatten. Der einzige, der sich darum nur wenig kümmerte, war Ra; ihn interessierte nur, wann er seine geliebte Ischtar wiedersehen würde.

Der Barbar fluchte leise; er war beim Aufprall auf den Boden unsanft mit seinem Helmverschluss in Berührung gekommen. Während er sich verarztete, machte Fartuloon eine Analyse der Energieader. Er grinste zufrieden, als er seine Untersuchungen beendet hatte.

»Der gesamte Strom fließt dorthin!«, erklärte er mir. »Und das ohne Ausnahme. Wahrscheinlich wird die Energie dort verwertet!«

Er deutete mit der Hand auf den Ausgang des Tales; jedenfalls hatten wir bei der Landung feststellen können, dass der Bergeinschnitt dort in eine Hochebene mündete. Zu sehen war vom Talausgang natürlich nichts; die Finsternis auf Za'Ibbisch war undurchdringlich, sobald man aus den scharfumgrenzten Lichtkreisen der Scheinwerfer geriet.

Ra hatte inzwischen den Schnitt in der Lippe mit einem Plasmapflaster verklebt, eine ziemlich schwierige Angelegenheit für einen Mann, dessen Bewegungsfreiheit von einem Raumanzug stark eingeengt wird. Wir schalteten die Antigravgeneratoren unserer Gürtelaggregate ein und stießen uns vorsichtig ab. Völlig geräuschlos schwebten wir durch die Dunkelheit; vor uns her wanderte das Licht der Handscheinwerfer über den felsigen Boden.

Es war eine gespenstische Szenerie.

Über uns flammte die Sonne des Schwarzen Systems; üblicherweise hätten wir uns jetzt im Licht der Mittagssonne bewegen müssen. Doch von dem Licht, das auf den Planeten strahlte, wurde nichts zurückgeworfen. Über uns eine hellstrahlende Sonne, um uns herum finsterste Nacht – in mir verstärkte sich das Gefühl, dass Za'Ibbisch mit einigen Teufeleien aufwarten würde, die uns schwer zu schaffen machen konnten.

Unsere Gürtelaggregate neutralisierten fast neun Zehntel der Planetenschwerkraft; wir machten daher weite Sätze, die uns rasch vorwärts brachten. Um uns herum loderte das Feuer der Energieadern, das aber nicht ausreichte, um uns die Umgebung erkennen zu lassen. Bedienten wir uns aber nur der normalen Optiken, konnten wir leicht wieder mit den Energieströmen in Berührung kommen, und daran war keiner von uns dreien interessiert. Daher behielt Fartuloon die Wände des Tales im Auge, während Ra und ich uns auf den Lichtschein der Handleuchten beschränkten.

»Mehr rechts, Ra!«, bestimmte Fartuloon ab und zu; er korrigierte unsere Bewegungen, um eine Berührung der Talwände zu vermeiden. »Atlan, aufgepasst – mehr nach links!«

Auf diese etwas beschwerliche Art und Weise bewegten wir uns vorwärts; Ra bildete die Spitze, am Schluss hielt sich Fartuloon auf. Ab und zu hörte ich merkwürdige Geräusche in den Lautsprechern, die unverkennbar von Fartuloon stammen mussten. Erst nach einiger Zeit erkannte ich die Quelle der störenden Klänge. Der Bauchaufschneider hatte natürlich auch hier das Skarg umgeschnallt; jedes Mal, wenn das Schwert das Metall des Gürtels berührte, gab es ein leises Klirren, das man wegen der fehlenden Atmosphäre nur über die Anzugmikrophone hören konnte.

Ich grinste in mich hinein. Wenn es das Schicksal wollte, würde Fartuloon vielleicht eines Tages zu entscheiden haben – das Skarg oder Atlan. Manchmal überfielen mich Zweifel, über den Ausgang einer solchen Wahl.

»Halt!«, bestimmte Ra plötzlich.

Ich hatte gerade die Füße auf den Boden gesetzt und stoppte rasch die Bewegung, die mich weiter vorwärts tragen sollte. Ich fiel vornüber und brauchte einige Zeit, bis ich mich wieder aufgerappelt hatte. Rasch stellte ich die normalen Schwerkraftbedingungen wieder her.

»Vor uns ist etwas!«, stellte Ra leise fest.

»Wer sich auf einer Welt vorwärtsbewegt, hat immer etwas vor sich!«, bemerkte Fartuloon spöttisch. »Was hat dein scharfes Barbarenauge erspäht!«

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