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Nr. 256

– ATLAN exklusiv Band 117 –

 

Im Chaos der Kashba

 

Auf der Spur der unheimlichen Doppelgänger – der Mondträger und der Mietbruder recherchieren

 

von Hans Kneifel

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen. Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

Gegenwärtig ist Atlan allerdings nicht in der Lage, an diesem Kampf mitzuwirken. Nach der Gefangenschaft bei den Akonen, den Erbfeinden der Arkoniden, der er und seine Gefährten endlich entrinnen konnten, sind der Kristallprinz und seine Leute erneut zu Gefangenen geworden.

Zorghan, Befehlshaber des arkonidischen Flottenstützpunkts Travnor, hält sie fest. Der Kommandant ignoriert dabei bewusst Orbanaschols Tötungs- oder Auslieferungsbefehl, da er speziell mit Atlan eigene Pläne realisieren zu wollen scheint.

Auch Mexon, der von seinem Doppelgänger ausgeschaltete Kommandant der SKONTAN, ist mit im Spiel. Zusammen mit dem Mietbruder kämpft er um seine und um Atlans Sache.

All das geschieht mitten IM CHAOS DER KASHBA ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mexon – Ein Kommandant ohne Schiff.

Kopral – Ein Arkonide mit vielen Geheimnissen und guten Beziehungen.

Ayklida – Koprals Helferin.

Atlan und Fartuloon – Der Kristallprinz und sein Lehrmeister werden informiert.

Quonson Zorghan – Oberbefehlshaber des Stützpunkts Travnor.

1.

 

Der ehemalige Raumschiffskommandant Mexon drehte langsam seinen Kopf herum, starrte dem Mietbruder Kopral in die wässrigen, geröteten Augen und sagte dumpf:

»Erstens glaube ich dir nicht. Wenn tatsächlich ein Verbrechen vorliegt, dann wird niemand so vermessen sein, den wahren Namen in die Kartei einzugeben. Du kannst gar nicht Quonson Zorghans Kältesarg gesucht haben.«

Kopral kicherte und zog den Kopf zwischen die Schultern wie ein frierender Vogel. Tatsächlich wurde es immer kälter in der riesigen, zylinderförmigen Leichenhalle des Energiefriedhofs.

»Du hast Recht, Mexon. Aber ich erhielt tatsächlich die Kodenummer. Hast du einen Vorschlag, den Leichendiebstahl oder vielmehr das Ausborgen des tiefgekühlten Toten betreffend?«

»Zweitens, Kopral«, fuhr Mexon flüsternd fort, »finde ich deinen Vorschlag wahnsinnig.«

Mit Würde verkündete Kopral:

»Alle Wagnisse in der langen Geschichte des arkonidischen Imperiums wurden zunächst als Hirngespinste abgetan. Präzisiere deinen Vorbehalt, Mexon.«

Kopfschüttelnd murmelte Mexon:

»Zwei Männer, ein Plastiksarg, eine steifgefrorene und übel zugerichtete Leiche ... und kein anderes Hilfsmittel als den Gleiter und ein verwahrlostes Haus in der Kashba?«

»Einer schleppt die Leiche in den Park. Oder wir beide. Dann holt einer den Gleiter und landet ihn vor dem Tor. Der Rest ist ein Kinderspiel, und der Weg zum Tor ist auch nicht schwer. Hier schläft alles. Und jede Alarmeinrichtung scheint blockiert oder eingerostet zu sein. Los, Mexon, sonst beginne ich trotz meines Fettes noch zu frösteln.«

»Warum sollten wir die Leiche ausborgen, wie du es umschreibst?«, fragte Mexon hartnäckig.

»Weil ich mit Hilfe eines sehr seltenen Gerätes feststellen kann, ob es sich tatsächlich bei diesem armen Teufel um Zorghan handelt. Oder ob der Zorghan, den wir eben auf dem Bildschirm gesehen und gehört haben, echt ist. Du leidest, wie erinnerlich, unter demselben Debakel.«

»Ist es diesmal die Wahrheit?«

»Ja. Sonst würde ich derlei Unsinn erst gar nicht einmal denken, geschweige denn durchzuführen versuchen. Nimmst du den Kopfteil, oder bevorzugst du die Füße des Toten, von dem wir glauben müssen, dass es Zorghan ist?«

»Den Kopf.«

Das Grauen veränderte sich nicht, seit sie in den unheimlichen Park des Energiefriedhofs eingebrochen waren. Was Mexon betraf, so peitschte ihn der Mut der Verzweiflung vorwärts; er konnte nicht mehr zurück.

»Worauf warten wir noch?«, riss ihn die schnarrende Stimme Koprals, des gemieteten Mannes aus der chaotischen Kashba von Tecknoth, aus seinen trüben Gedanken.

Sie packten die inzwischen von Wasserperlen beschlagene Kunststoffkiste, wuchteten sie auf die Schultern und liefen los. Mit dem rechten Arm und der rechten Hand hielt Mexon den Sarg auf seiner Schulter, und als er die erste Tür zur Seite riss, sah er ein, dass er relativ hilflos war. Er war Rechtshänder, und wenn er die Waffe benutzen musste, war er schon jetzt toter Mann. Aus diesem Grund hielt er an, als sie drei Türen hinter sich hatten und sich außerhalb der Kühlzone befanden.

»Was ist los?«, knurrte Kopral von hinten. »Schwierigkeiten?«

»Lastwechsel!«

Mexon bückte sich, wechselte die makabre Last auf die linke Schulter und umfasste die Ränder der Plastikkiste. Er bildete sich ein, dass der Leichnam nicht nur tropfte, sondern auch zu stinken begann. Er schüttelte sich und fühlte, wie sich seine Haare aufstellten.

»Weiter.«

Die Männer liefen in einem leichten Trab über Stufen, Rampen, durch Korridore und über stählerne Stege und befanden sich schließlich wieder in der Konverterhalle, in der sich die vorletzte Station der gestorbenen Arkoniden manifestierte.

Sie sahen dann den Spalt in der Montagetür, durch den sie eingedrungen waren. Mexon flüsterte:

»Ich glaube, du solltest den Gleiter holen, Kopral!«

»Meinetwegen. Aber sehen wir erst, dass wir aus diesem morbiden Museum hinauskommen, Admiral!«

»In Ordnung, Dicker.«

Ihr Weg mit der rätselhaften Leiche setzte sich fort und endete nach etwa dreihundert Schritten, die sie tatsächlich noch immer geräuschlos und ohne verräterisches Keuchen zurücklegten, und er endete in dem Augenblick, an dem sie die offene Stahltür erreichten. Mexon sah hinaus und hauchte:

»Halt, Kopral!«

Augenblicklich erstarrten sie beide und wagten nicht mehr zu atmen. Nur die Geräusche, mit denen einzelne Tropfen auf den geriffelten Kunststoffbelag schlugen, waren zu hören. Aber dort draußen machte ein Wärter seinen Rundgang. Er setzte wuchtige Schritte in den Kiesring aus feinem, weißen Sand, der das Gebäude vom übrigen Park trennte.

Mexon blickte durch den Spalt hinaus.

Die selbststrahlenden weißen Mauern, die Sterne und das diffuse Licht aus Tausend Quellen der entfernten Stadt ließen den Ring aus Sand sehr hell erscheinen. Alles, was wesentlich dunkler war als jener Sandstreifen, hob sich ebenso scharf gegen die Helligkeit ab wie die spindelförmigen Bäume und die verschieden hohen Säulen der Grabmäler. Er passte zu dem Energiefriedhof. Er war völlig in dieses gespenstische und unwirkliche Muster dieses Friedhofs integriert.

Da schlurfte ein alter Mann in einer dunklen Uniform oder Kleidung durch den Sand. In seiner Hand hielt er eine Laterne, deren Lichtkegel hin und her schwankte wie die Gedanken eines Betrunkenen. Der Kreis der Lampe beleuchtete in schnellem Wechsel die Mauern, den Sand, den Wächter selbst und den Rand des Parks. Unter der wechselnden Wirkung von Licht und Schatten verwandelten sich Büsche, Bäume, Wege, freie Zonen und die säulenartigen Gedenksteine in ein Chaos von bewegten Phantasiegestalten.

Fünf knirschende Schritte, zehn, zwanzig, dreißig, dann verschwand der einsame alte Mann hinter der Rundung des Gebäudes, in dem Tausende toter Arkoniden des Planeten Travnor ruhten.

Koprals Stimme zerriss den dämonischen Bann, der die zwei Männer gefangen hielt.

»Gehen wir weiter, Mexon. Der Greis ist halb blind. Wenn wir hier keinen größeren Gefahren ausgesetzt sind, dann ist unser Vorhaben bereits zu zwei Dritteln geglückt.«

»Warte noch einen Augenblick. Ich habe zwar nichts gehört, aber es ist denkbar, dass dieser Wächter auch noch einen tierischen Freund hat. Solcherlei Überraschungen habe ich fürchten gelernt.«

»Verständlich. Aber unser Freund beginnt davonzulaufen!«

Er konnte nur den Leichnam meinen, der unter dem Einfluss der warmen Nachtluft immer mehr zu tropfen begann.

Sie warteten noch einige Minuten, dann wagten sie sich durch den Spalt der Stahlplatten hinaus ins Freie, überquerten in rasender Eile den Sandstreifen und verschmolzen mit der Dunkelheit des Parks der Toten und in Energie verwandelten.

»Kennst du den Weg zurück zum Tor?«, wollte Kopral wissen.

»Ziemlich genau. Hauptrichtung nach rechts, Kopral.«

Vorsichtig, sich immer wieder umsehend, und nach allen Seiten lauschend, verließen Kopral und Mexon das runde Gebäude. Bis zum ersten Licht des Tages waren es noch rund vier Stunden. Mexon fühlte, wie ihn eine eisige Hand am Rückgrat berührte, wenn er an diese Zeit dachte. Es war zu wenig. Es würde ihnen keinerlei Spielraum mehr bleiben. Sie mussten rasend schnell arbeiten.

Mit ihrer Last, die sie kaum mehr spürten, je länger sie sie trugen, rannten sie auf demselben Weg zurück, auf dem sie gekommen waren. Zumindest waren sowohl Mexon als auch Kopral davon überzeugt, dass sie am Ende dieses Rennens über Kieswege und sandige Pfade wieder das geöffnete Tor erreichen würden.

Etwa auf halben Weg zwischen den Gebäuden und der schmalen Pforte flüsterte Kopral:

»Ich habe von verschiedenen Informanten dieselben Hinweise erhalten. Sie alle sagten, dass sich diese merkwürdige Leiche hier befindet. Einer teilte mir sogar die Kodenummer mit.«

Der Mietbruder machte ein paar keuchende Atemzüge und sprach weiter:

»Dein Bericht hat mich an sie erinnert, beziehungsweise wurde ich erst recht stutzig. Aber ich kann nicht zu hundert Prozent glauben, dass es tatsächlich Zorghan ist, der Sonnenträger und Chef des Stützpunkts.«

»Du weißt, dass ich noch immer skeptisch bin«, gab Mexon zurück und lief im Zickzack auf die näherkommende Baumgruppe zu. Sie hat als Orientierungspunkt gedient, sie standen unweit der schattigen Nische in der Mauer.

»Ich bin nicht weniger skeptisch. Aber die Konsequenz wäre furchtbar. Ebenso ist die Ähnlichkeit der Leiche mit dem wirklichen Zorghan frappierend.«

Der Nachtwind hatte sich gelegt. In dem großen Tal war es völlig ruhig, abgesehen von den wenigen Geräuschen der Nachtvögel und kleinen Tiere, die in den Zweigen der Friedhofsbäume und am Bachufer lebten. Die Schritte der zwei Männer hörten auf, als Mexon die schmale Öffnung erkannte.

»Wir sind da.«

»Hervorragende Leistung, Admiral«, murmelte Kopral. »Ayklida wird stolz auf dich sein. Jetzt müssen wir den Freund hier nur noch hochkant durch die schmale Öffnung bringen.«

Eine halbe Minute später lag der feuchte Plastiksarg mit seinem grässlichen Inhalt im Schatten unmittelbar neben der Mauer. Mexon streckte die Hand aus. Kopral gab ihm den Schlüssel und wisperte:

»Ich gehe, um den Gleiter zu holen. Das Einladen muss sehr schnell vor sich gehen. Du wartest hier?«

Mit aller Vorsicht hantierte Mexon bereits an dem Schloss der Stahltür.

»Geht in Ordnung. Ich bleibe hier. Aber beeile dich gefälligst!«

»Keine Sorge. Dein Mietbruder ist schnell wie der flüchtige Gedanke«, rief Kopral leise und huschte davon.

Das Gitter aus Arkonstahlstäben schloss sich leise. Fast geräuschlos bewegte sich der schwere Riegel und glitt zurück in das Widerlager. Mexon steckte den Schlüssel ein, zog den Paralysator und lehnte sich an die warme Mauer. Er wartete. Alle seine Sinne waren auf das äußerste gespannt.

Einmal machte er fünf Schritte und spähte durch die Toröffnung in den Park hinein, aber auch dort war es ruhig.

Der Diebstahl der Leiche schien nicht bemerkt worden zu sein. Unruhig ging er zurück und versuchte, sich auf den gegenüberliegenden Hangwald zu konzentrieren.

Es kann auf keinen Fall der Oberste Befehlshaber sein, dachte Mexon verzweifelt. Denn wenn er sich bei der Leiche hier zu seinen Füßen tatsächlich um Quonson Zorghan handeln sollte, dann ergäbe dies eine furchtbare Konsequenz. Dann müsste er und Kopral als sicher annehmen, dass es eine Macht gäbe, die nicht nur einen einfachen Raumschiffkommandanten austauschen konnte, sondern sogar einen Sonnenträger wie Zorghan.

In rasendem Flug näherte sich der Gleiter mit Kopral am Steuer, mit uneingeschalteten Scheinwerfern und dicht über dem Boden. Kopral musste in rasendem Tempo gerannt sein. Mexon sprang zurück zum Sarg und sah zu, wie das leise brummende Fahrzeug heranschoss, sich über den Einschnitt des Bachlaufs schwang und zwei Handbreit über den Spitzen des Grases neben der mattleuchtenden Mauer herumgedreht wurde und mit dem Heck genau auf Mexon zurückstieß.

Kopral blockierte den Antriebsmechanismus und sprang aus der Maschine. Er hastete um den Gleiter herum und riss die Kappe über dem Laderaum auf. Mexon wartete bereits und hob den Sarg am Kopfteil hoch, Mexon zerrte den Fußteil herum und hob ihn auf die Pritsche. Dann schoben sie den Kunststoffbehälter vollständig hinein. Kopral schloss die Ladekappe, und beide Männer rannten nach vorn. Der Mietbruder startete, noch ehe Mexon die Tür auf der Beifahrerseite geschlossen hatte. Der Gleiter schoss mit höchster Geschwindigkeit los, stockte hin und wieder, aber er erreichte den Fuß des Hanges, ohne abzustürzen. Mexon klammerte sich am Sitz fest und hoffte, dass das altersschwache Gefährt nicht vor Erreichen der Kashba detonierte.

Kopral steuerte sicher. Er riss den Gleiter schräg den Hang hinauf, wich im Zickzack Felsen und Bäumen aus und fegte mit dem schlingernden Gefährt in den Einschnitt zwischen Hang und Gegenhang hinein. Hier standen keine Bäume, sondern nur Büsche, die den Gleiter einigermaßen gut deckten. Kopral sagte kurz:

»Die Decke! Zieh die Decke über unseren toten Findling.«

»Ja, natürlich.«

In weiten Schlangenlinien fuhren sie über das verlassene Gelände außerhalb der Stadt und auf die Piste zu. Mexon war sicher, dass sein Mietbruder selbstverständlich einen Weg kannte, auf dem man eine Leiche in die Kashba hineinschmuggeln konnte.

»Wir brauchen jetzt nur noch jemanden, der uns die IV-Daten von Zorghan besorgt«, bemerkte Kopral seelenruhig, als der Gleiter langsam über die Böschung und hinaus auf die Piste kletterte.

Mexon stockte den Atem.

»Wie? IV-Daten? Bist du wahnsinnig?«

»Keineswegs. Wir brauchen absolut Gewissheit, wie es sich verhält.«

Mexon hatte inzwischen gemerkt, dass es ein Fehler war, Kopral zu unterschätzen. Was er jetzt vorschlug, eröffnete allerdings völlig neue Dimensionen. Die IV-Daten zu besorgen, war vermutlich die geringere Schwierigkeit, aber ein Gerät, mit dessen Hilfe man sie exakt bestimmen konnte ...

Der Gleiter schwebte jetzt auf die Kashba zu, dass er weder durch zu hohe noch zu geringe Geschwindigkeit auffiel. Je länger sie unterwegs waren, desto mehr Fahrzeuge sahen sie. Mexon war noch immer dabei, die Konsequenzen der letzten Bemerkungen zu durchdenken.

»Ich werde aus dir nicht schlau, Kopral«, murmelte er.

»Vielleicht erzähle ich dir einmal meine Lebensgeschichte.«

Dieser verlotterte Mann mit den schlechten Manieren und der verwahrlosten Kleidung schien viel mehr zu sein, als er vorgab. Das wusste Mexon. Nur wusste er nicht, was sich hinter der Fassade verbarg. Mit steigender Nervosität und Unruhe sah er, wie die Lichter der Kashba näherkamen. In zwei Stunden würde die Sonne über dem Kontinent Tecknoth aufgehen.

»Falls wir bei der Gefährlichkeit der Unternehmungen überhaupt noch überleben«, warf Mexon voller Skepsis ein.

»Ich bin, was das Überleben angeht, ziemlich optimistisch.«

Sie kamen auf schmalen, teilweise unbefestigten Pisten in die Zone der vielfarbigen Lichter. Bevor sie zu Koprals Behausung erreichten, schwebten sie ein Stück des breiten Flusses entlang. Unter dem Vordach einer bruchfälligen Hütte hielt Kopral den Gleiter an.

»Geh zu Ayklida. Sie ist in der Bar. Sie wird dir sagen, ob es Störungen gibt. Wenn du in zehn Minuten nicht wieder hier bist, komme ich nach. Verstanden?«

»Ich lasse mich von dir gern stundenweise mieten«, bemerkte Mexon ironisch.

»Deine Mietschuld ist nicht beglichen«, erinnerte ihn Kopral.

»Neuntausend Chronners liegen oben in dem Zimmer!«

»Wir werden sie in entsprechender Schnelligkeit verbraucht haben. Geh jetzt zu deiner schönen Freundin.«

Mexon sprang aus dem Gleiter und sagte, ehe er die Tür zuwarf:

»Mache mir, was Ayklida betrifft, keine Hoffnungen, denn ich habe keine.« Kopral grinste nur.

2.

 

Eine solche Stille hatte Mexon noch nicht erlebt, seit er Unterschlupf in der Zone der Subkultur gefunden hatte. Nur noch aus sehr wenigen offenen Fenstern kam Musik, und deren Charakter war ganz anders als derjenige am Tag und am Abend. Die ersten Sterne verschwanden vom Himmel, nur noch der große Lichtreflex einer der beiden Raumstationen war deutlich zu sehen. Um diese Zeit – das konnte nur der Erste Wechton sein.

Mürrische Männer spritzten das Pflaster ab, klappernde und summende Robots säuberten die schmalen Gassen vom Unrat eines Tages. Mexon lief schnell und leichtfüßig durch die nunmehr einigermaßen vertrauten Wege, bis er zu dem Haus und dem Garten kam. Die Tür zur Bar war versperrt. Er hob die Faust und klopfte an das Holzimitat. Es gab eine Folge von dumpfen Tönen.

Die wohlbekannte Stimme Ayklidas rief von innen:

»Mexon? Kopral?«