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Nr. 425

 

Die Rache der Kerneeten

 

Am Ort des falschen Zaubers

 

von Hubert Haensel

 

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Nachdem Atlantis-Pthor, der Dimensionsfahrstuhl, in der Peripherie der Schwarzen Galaxis zum Stillstand gekommen ist, hat Atlan die Flucht nach vorn ergriffen.

Nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, fliegt er zusammen mit Thalia, der Odinstochter, die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an und erreicht das so genannte Marantroner-Revier, das von Chirmor Flog, einem Neffen des Dunklen Oheims, beherrscht wird.

Dort, von Planet zu Planet eilend und die Geheimnisse der Schwarzen Galaxis ausspähend, haben Atlan und seine Gefährtin schon so manche tödliche Gefahr gemeinsam bestanden – bis der Planet Dykoor zu Thalias Grab wurde.

Doch auch nach Thalias Tod geht für den Arkoniden die kosmische Odyssee weiter. Seit den Untersuchungen auf Cyrsic, die den dortigen Wissenschaftlern Aufschluss über die Funktion von Atlans Zellaktivator gaben, scheint sich Chirmor Flog in immer größerem Maß für dieses Gerät und seinen Träger zu interessieren.

Aber statt Atlan sofort nach Säggallo, der Residenz des Neffen, kommen zu lassen, wird der Arkonide nach Jardiehanoor, der Staubwelt, beordert. Und dort erlebt er DIE RACHE DER KERNEETEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan und Verkonder – Der Arkonide und der Wahrheitsspürer als Schiffbrüchige.

Wassleng – Kommandant der KYR.

Darziner – Chef des Stützpunkts auf Jardiehanoor.

Lardor – Das Opfer eines lebensgefährlichen Versuchs.

1.

 

Schnell blieb die KYR, das aus drei Riesenkugeln bestehende Organschiff, zurück. Auf seiner Kreisbahn um den Planeten entfernte es sich mit gleichbleibender Geschwindigkeit, während das winzige Beiboot mit Atlan und dem Havaren Verkonder an Bord in die äußeren Schichten der Atmosphäre eintauchte.

Seit ihrem Start von Cyrsic hatte Atlan sich immer wieder vorzustellen versucht, was ihn erwarten würde. Aber auch jetzt, da ein Zusammentreffen mit Chirmor Flog kurz bevorstand, wusste er nur unwesentlich mehr.

Gedankenverloren starrte er auf die rötlichen Staubschleier, die den Planeten gleich einer schützenden Wolkendecke einhüllten. Jardiehanoor war einst so etwas wie ein Urlaubssitz für den Neffen gewesen. Aber durfte Atlan deshalb eine paradiesische Welt erwarten?

Seine diesbezügliche Frage blieb unbeantwortet. Verkonder wusste es nicht, und für den Roboter hinter den Kontrollen gab es offenbar nur die Anweisungen, die er über Funk von der Planetenoberfläche aus erhielt. Seine Aufgabe war es, das Beiboot sicher zu landen.

Rötlich fahles Licht erfüllte die enge Kabine. Wallende Nebel außerhalb der dicken Scheiben erweckten den Eindruck, das Boot würde stillstehen. Doch das war nur eine Täuschung, hervorgerufen durch das Fehlen jeglicher Bezugspunkte, an denen man sich hätte orientieren können.

Mit abnehmender Höhe schien der Staub dichter zu werden, und gleichmäßig geformte Wolken entstanden aus dem wirbelnden Durcheinander. Dabei hatte es den Anschein, als würde jedes einzelne der winzigen Staubpartikel von sich aus zu leuchten beginnen.

Eine helle Aura legte sich um das Boot, die wie ein weit ausgedehnter Schutzschirm wirkte.

Atlans fragender Blick traf Verkonder.

»Ich weiß nicht mehr als du auch«, sagte der Havare. »Vielleicht handelt es sich um eine Naturerscheinung, die noch von der Katastrophe herrührt, die irgendwann stattgefunden hat.«

Atlan hielt diese Erklärung nicht unbedingt für zutreffend, schien es ihm doch, als würde der sie umgebende Nebel eine unbestimmbare Art von Eigenleben entwickeln.

Endlos lange Minuten vergingen, in denen der Staub noch dichter, das Leuchten noch intensiver wurde.

Dann allerdings kam der Augenblick, in dem ein erster greller Blitz unmittelbar in Flugrichtung aufzuckte. Es war, als würden die Staubwolken aufreißen und in ihnen gespeicherte Energien schlagartig freigeben.

Der Bug des Beiboots schien aufzuglühen. Atlan und Verkonder wurden in ihre Sitze gepresst, unfähig, sich zu bewegen, während der Roboter mit mechanischer Sturheit versuchte, den beginnenden Absturz unter Kontrolle zu bringen.

Die Funkverbindung zur Bodenstation riss ab. Wie aus dem Nichts heraus war vor dem Schiff ein leuchtender Wirbel entstanden, der sich in immer enger werdenden Spiralen zur Planetenoberfläche hinabschraubte.

Atlan spürte die taumelnden, ruckartigen Bewegungen des Beiboots, dessen Antrieb plötzlich nur noch periodisch zündete. Dann tauchten sie in den leuchtenden Wirbel ein und wurden zum Spielball entfesselter Gewalten.

Hatte eben noch eine bedrückende Stille geherrscht, so klang nun das Kreischen überbeanspruchten Materials doppelt laut. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Millionen und aber Millionen winzigster Staubpartikel die Außenhülle des Bootes so weit abgeschliffen hatten, dass unweigerlich die Explosion des Triebwerks folgen musste.

Aus dem rötlichen Leuchten schälten sich undeutliche Konturen heraus. In Sekundenschnelle wuchsen sie vor dem Beiboot auf und wurden zu einer steil aufragenden Felsformation.

Verkonder schrie entsetzt auf, während Atlans Blick sich förmlich an dem Hindernis festbrannte. Noch einmal versuchte der Roboter, den Flug zu stabilisieren. Für einen Augenblick sah es auch so aus, als könne er den Rand des Wirbels durchbrechen.

Doch dann streifte das Boot eine schlanke Felsnadel. Eine Tragfläche splitterte und wurde abgerissen. Die Maschine begann zu trudeln und stürzte endgültig ab.

Im gleichen Augenblick, als Atlan den Bergrücken auf sich zuschießen sah, erfolgte auch schon der vernichtende Aufprall. Metall schrammte über Stein, faustgroße Felsbrocken zerschlugen die Scheiben. Eine Serie harter Stöße drohte Atlan aus den Gurten zu reißen, dann stellte sich das Boot auf die Nase und überschlug sich.

Von irgendwoher kam das Dröhnen einer Explosion. Der Roboter verging in den Flammen einer lodernden Feuersäule, die Atlan nur um Haaresbreite verfehlte. Aber noch immer war das Beiboot nicht zum Stillstand gekommen, schrammte es über harten Felsen, eine Spur der Verwüstung hinter sich herziehend.

War dies das Ende? Endgültig und unwiderruflich?

Du vergisst das Goldene Vlies, meldete sich plötzlich sein Extrasinn.

Noch lange nicht kannte Atlan alle Kräfte, die dem Anzug der Vernichtung innewohnten. Doch würde er ihn auch diesmal retten können? Er selbst zweifelte.

In den wenigen Sekunden, die ihm blieben, bevor die Flammen ihn erreicht hatten, zogen die Ereignisse der letzten Stunden noch einmal an Atlan vorüber.

 

*

 

Hatten Atlan und vor allem Verkonder selbst erwartet, auf Verkonders Nachricht an den Neffen des Dunklen Oheims eine schnelle Antwort zu erhalten, so wurden beide zunächst enttäuscht.

Das Zögern Chirmor Flogs ließ Atlan damit rechnen, dass man ihn auch diesmal nicht nach Säggallo holen würde. Der Neffe schien nach wie vor misstrauisch zu sein und Atlan nicht auf Säggallo haben zu wollen, obwohl er sich von dem Pthorer die dringend ersehnte Hilfe erhoffte. Aber andererseits war es gerade dieser Atlan gewesen, der ihn durch den Diebstahl der Ärgetzos in seine missliche Lage gebracht hatte. Denn die lebensverlängernden Kügelchen hatten sich anschließend als unbrauchbar, ja sogar gefährlich erwiesen.

Atlan und der Havare hatten in der rund 1600 Meter durchmessenden Hauptkugel der KYR eine Kabine zugewiesen bekommen. Während Verkonder die Wartezeit vor allem damit überbrückte, dass er auf einem speziellen Lesegerät Mikrofilme betrachtete, hing Atlan seinen düsteren Erinnerungen nach. Zwar hatte es in seinem zehntausendjährigen Leben viele Frauen gegeben, doch keine von ihnen war so gewesen wie Thalia, die Tochter Odins. Thalia, nach der Einnahme veränderter Ärgetzos rapide gealtert, hatte den Tod einem ihr unerträglich scheinenden weiteren Leben an Atlans Seite vorgezogen. Sie, die junge, schöne Frau mit dem goldblonden Haar hatte es nicht verwinden können, plötzlich zur Greisin geworden zu sein.

Ein aufflammender Bildschirm riss Atlan aus seinen Gedanken. Eine typische Scuddamoren-Aura zeichnete sich ab, dahinter ein Teilausschnitt aus der Zentrale der KYR.

»Kommt!«, dröhnte es aus dem Lautsprecher. »Die Antwort von Säggallo ist eingetroffen.«

»Es scheint, die Warterei hat endlich ein Ende«, murmelte Atlan mehr zu sich selbst als für Verkonder bestimmt, der sich sofort erhoben hatte und auf das Schott zuschritt. »Seit unserem Start von Cyrsic sind etliche Stunden vergangen. Zeit genug für den Neffen, seine Entscheidungen zu treffen.«

Kaum hatten sie ihre Unterkunft verlassen, als sie auch schon von zwei Scuddamoren in die Mitte genommen wurden, die sie zur Zentrale begleiteten.

Wassleng, den Atlan an seiner Aura erkannte, erwartete sie. Der Kommandant bedeutete Verkonder und Atlan, sich zu setzen.

»Ich habe den Befehl, euch nach Jardiehanoor zu bringen«, eröffnete er dann übergangslos.

»Der Staubplanet?« Verkonder fuhr auf. »Was sollen wir dort?«

Enttäuschung begann sich in seinem Gesicht abzuzeichnen. Sicher hatte auch er gehofft, endlich die Hauptwelt des Marantroner-Reviers zu erreichen.

Ohne auf die gestellte Frage einzugehen, erwiderte Wassleng:

»Die KYR wird Jardiehanoor in Kürze erreicht haben. Ein Beiboot bringt euch dann auf den Planeten, wo man euch bereits erwartet.«

»Das ist alles?«, fragte Verkonder.

Wassleng antwortete nicht, sondern drehte sich einfach um und ging.

»Wieso fliegen wir nicht nach Säggallo?«, wollte Atlan daraufhin von Verkonder wissen. »Und was hat es mit dem Staubplaneten auf sich?«

»Ich kann dir auch nicht sagen, wieso man uns noch immer von Säggallo fernhält. Jardiehanoor allerdings wurde vor langer Zeit vom Neffen selbst als Urlaubssitz genutzt.

Irgendwann muss es jedoch zu einer schrecklichen Katastrophe gekommen sein. Nur Gerüchte zeugen heute noch von den damaligen Geschehnissen, und auch diese wurden im Lauf der Zeit in ihrem ursprünglichen Gehalt verfälscht und dürften kaum noch der Wahrheit entsprechen.«

Atlan verzichtete darauf, Verkonder zu unterbrechen und ihn nach dem Inhalt dieser Gerüchte zu fragen. Aus eigenem Erleben wusste er, wie schnell Wahrheit und Dichtung miteinander verwoben wurden.

»Jardiehanoor wird seither nur noch der ›Staubplanet‹ genannt«, erklärte Verkonder weiter. »Chirmor Flog soll diese Welt nie wieder besucht haben. Offiziell geriet sie in Vergessenheit.«

»Weshalb bringt man uns dann ausgerechnet dorthin?«, fragte Atlan verwundert.

»Vermutlich«, so spekulierte Verkonder, »hat der Neffe sich nach Jardiehanoor begeben, um uns dort zu treffen. Das würde die lange Wartezeit erklären, denn Chirmor Flog wird vor uns an Ort und Stelle sein wollen. Außerdem ist der Planet ein neutraler Ort, an dem Chirmor Flog kaum Verrat zu befürchten hat. Denn dein Zellaktivator ist etwas, was viele gerne besitzen würden.«

Atlan verzichtete auf eine Antwort. Für ihn stand nunmehr fest, dass Säggallo Geheimnisse barg, die ein Fremder nicht sehen durfte. Zum anderen konnte er sich vorstellen, dass der Neffe für seine Reise weitreichende Sicherheitsmaßnahmen getroffen hatte. Sicher wurde Chirmor Flog auf seinem Flug zum Staubplaneten von einer Unzahl zuverlässiger Untergebener und Leibwachen begleitet. Unter diesen Umständen würde sich wohl kaum eine Gelegenheit bieten, die verlorene Freiheit wiederzuerlangen, geschweige denn etwas zu unternehmen, was dem Neffen des Dunklen Oheims zum Nachteil gereichen konnte. Es hieß also weiterhin abwarten.

Hatte Wassleng behauptet, Jardiehanoor in Kürze erreicht zu haben, so vergingen doch etliche Stunden, bis endlich die Zielsonne auf den Bildschirmen auftauchte. Von ihren Galionsfiguren gesteuert, schwenkte die KYR auf die Umlaufbahn des einzigen Planeten ein, die wie Atlan schnell feststellen konnte, innerhalb der ökologischen Zone lag.

Beim Anblick des Planeten fühlte Atlan sich unwillkürlich an eine Welt jenes Sonnensystems erinnert, das so etwas wie seine zweite Heimat geworden war. Auch der Mars zeigte sich von weitem als rötliche Kugel.

Allerdings wurden dann erste Unterschiede offenbar, die jede Ähnlichkeit schnell verblassen ließen. Keine Differenzierungen in der Färbung zeichneten sich ab, die auf Vegetation hingedeutet hätten, keine weißen Polkappen, aus deren Vorhandensein man auf das Vorkommen von Eis oder Schnee und damit auch Wasser hätte schließen können.

Aber erst als die KYR in eine stabile Kreisbahn um Jardiehanoor einschwenkte, erkannte Atlan seinen Irrtum. Das Rot des Planeten stammte nicht von seiner Oberfläche. Vielmehr wurde es von Dunstschleiern erzeugt, die jegliche Sicht auf das, was sich darunter verbarg, unmöglich machten.

Kurz nach dem Eintritt der KYR in den Orbit wurden Verkonder und er von einem Scuddamoren in einen der Hangars geführt, die unmittelbar an die Zentrale angrenzten. Ein kleines, torpedoförmiges Beiboot mit ausschwenkbaren Stummelflügeln für den atmosphäregebundenen Flug stand startbereit in den Gleitschienen.

»Beeilt euch beim Einsteigen!«, forderte der Scuddamore. »Der Neffe des Dunklen Oheims wartet auf euch.«

Während Atlan sich wortlos abwandte und mit einem Satz im Innern des Beiboots verschwand, blieb Verkonder stehen und streckte fordernd seine Arme aus.

»Ich benötige einen Raumanzug und Waffen.«

Die düstere, schattenhafte Erscheinung des Scuddamoren vollführte eine ablehnende Bewegung.

»Ein Anzug liegt für dich bereit, Verkonder. Waffen wirst du auf Jardiehanoor nicht benötigen. Ihr werdet direkt zum Stützpunkt des Neffen gebracht. Also steig ein.«

Verkonder wusste, dass es sinnlos war, weitere Forderungen zu stellen. Deshalb folgte der Havare Atlan so schnell er konnte. Hinter ihm schloss sich der Einstieg. Fast gleichzeitig liefen die Triebwerke des Beiboots an.

Atlan hatte sich inzwischen in einem der Sessel hinter dem robotischen Piloten bequem gemacht. Nachdenklich sah er Verkonder zu, wie dieser sich den Raumanzug anlegte. Er selbst trug noch immer sein Goldenes Vlies. Offenbar hatten die Scuddamoren die Möglichkeit, die dieser Anzug seinem Träger bot, noch immer nicht erkannt. Andernfalls würden sie ihn Atlan kaum gelassen haben.

Der Start erfolgte fast unbemerkt. Atlan verspürte nur einen kurzen Andruck. Gleich darauf konnte er durch die transparenten Scheiben der Kabine hindurch Jardiehanoor sehen, der wie ein drohendes, glühendes Ungeheuer im All hing.

2.

 

Ein letzter Ruck, der Atlan mitsamt seinem Sitz aus dem brennenden Wrack hinauskatapultierte, beendete für ihn das Inferno des unkontrollierten Absturzes. Hart schlug er irgendwo auf und fühlte, wie die Gurte unter der Belastung zerrissen. Schlagartig wurde es dann still um ihn, und er tauchte hinab in die Dunkelheit des Vergessens.

Doch lange konnte er nicht ohne Bewusstsein gelegen haben. Er erwachte von den belebenden Impulsen seines Zellaktivators, der sich in diesem Moment fast schmerzhaft in seiner Brust bemerkbar machte.

Noch immer leicht benommen von dem harten Aufprall, richtete Atlan sich auf. Wenn auch schwach auf den Beinen, so hatte er den Absturz doch unerwartet gut überstanden. Sicher war es nur dem Goldenen Vlies zu verdanken, dass er keine Verletzungen davongetragen hatte.

Aber wo war Verkonder?

Mit einiger Wahrscheinlichkeit befand der Havare sich noch immer in dem Wrack, aus dem die Flammen inzwischen an mehreren Stellen meterhoch in den Himmel schlugen.

Atlan war mehr als zwanzig Meter weit aus dem Wrack herausgeschleudert worden, das an einem terrassenförmig abfallenden Berghang zerschellt war. Unmittelbar neben ihm begann einer der fast senkrechten Felsstürze, der mehr als dreißig Meter weit in die Tiefe führte. Ein geröllbedecktes schmales Band schloss sich an, das dann seinerseits ebenfalls wieder steil abfiel. Die sich ausbreitende Qualmwolke machte es Atlan unmöglich zu erkennen, was danach folgte. Mit Schaudern dachte er daran, was hätte geschehen können, wäre das Beiboot nur wenig eher aufgeschlagen.

Schnell näherte er sich dem Wrack.

Dessen Bug war bis zur Unkenntlichkeit deformiert worden; beide Tragflächen schienen wie mit scharfen Klingen abrasiert, die Passagierkabine war mehrfach aufgerissen und in sich verschoben und lag unter einem schier undurchdringlichen Wust glühender Stahlplatten, zerfetzter Träger und aus den Verankerungen gerissener Triebwerksaggregate begraben.

Trotz der Gefahr, in die er sich dabei begab, fühlte Atlan sich zur Hilfe verpflichtet. Er hätte jedem lebenden Wesen in dieser Lage geholfen, sogar einem Neffen des Dunklen Oheims.

Ohne das Goldene Vlies allerdings wäre er zur Untätigkeit verdammt gewesen. Doch so spürte er nichts von der sengenden Hitze, die über ihn hinwegstrich, nichts von dem glühenden Metall, das seine Hände verbrannt hätte, wären sie ungeschützt gewesen.

Meter um Meter kämpfte Atlan sich vorwärts, schob mit schier übermenschlicher Anstrengung armdicke Stahlträger zur Seite, die ihm den Weg versperrten, riss rotglühende Platten aus ihren Verankerungen und warf sie achtlos hinter sich.

Der Schweiß rann ihm in Strömen über die Stirn und brannte wie Feuer in seinen Augen. Trotz der belebenden Impulse, die seinen Körper durchliefen, fühlte er sich schnell schwächer werden.

Aber dann hatte er es geschafft. Ein Teil der Kabine war freigelegt.