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Nr. 467

 

Das Chaos von Lamur

 

Dhuul Larx auf dem Weg zur Macht

 

von Hubert Haensel

 

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Atlans kosmische Odyssee, die ihren Anfang nahm, als Pthor, der Dimensionsfahrstuhl, das Vorfeld der Schwarzen Galaxis erreichte, geht weiter. Während Pthor und die Pthorer es immer wieder mit neuen Beherrschern und Besatzern zu tun bekommen, ist der Arkonide zusammen mit seinen Gefährten Razamon und Grizzard auf Veranlassung von Duuhl Larx, dem Herrn des Rghul-Reviers, nach Dorkh gebracht worden, um dort eine Mission im Sinne des Dunklen Oheims zu erfüllen.

Doch Dorkh, das Pthor in vieler Hinsicht gleicht, ist eine Welt voller Schrecken und voller Gewalt, und den drei Männern von Pthor wird bald klar, dass sie eine fast unlösbare Aufgabe vor sich haben. Ihre Fähigkeiten, widrigen Umständen zu trotzen und selbst in aussichtslosen Situationen zu überleben, sind jedoch so ausgeprägt, dass sie bisher alles überstanden haben, was Dorkh gegen sie aufzubieten hatte.

Während Dorkh nun auf eine Reise ins Ungewisse geht, zusammen mit Atlan und seinen Gefährten, blenden wir um und verfolgen die weiteren Aktionen des Duuhl Larx, in dessen Gewalt sich nach wie vor Koratzo und Copasallior, die beiden Magier von Oth, befinden.

Von Wahnsinn und Machtgier besessen, schlägt Duuhl Larx erneut zu und verursacht DAS CHAOS VON LAMUR ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Duuhl Larx und Thamum Gha – Die Neffen des Dunklen Oheims im tödlichen Duell.

Koratzo und Copasallior – Zwei Magier im Bann des Duuhl Larx.

Koy und Kolphyr – Der Trommler und der Bera im Land der Magier.

Balduur – Der Odinssohn muss um sein Leben kämpfen.

1.

 

»Bestimmt er ist mit kleines Schiff nach Pthor zurückgekehrt.«

Wer da so radebrechte, war kein anderer als Kolphyr. Aus seinen vorstehenden Glubschaugen funkelte er den neben ihm reitenden Koy an. Sein großer Mund mit den wulstigen Lippen verzog sich zu einem lauten Lachen.

Er zeigte nach Südwesten, als der Trommler den Kopf schüttelte. Plötzlich konnte er sich wieder in einwandfreiem Pthora verständlich machen:

»Ich bin überzeugt davon, dass Atlan an Bord dieses Schiffes war. Wer sonst hätte es nötig, sich derart heimlich zu nähern? – Wollen wir wetten?«

»Was hättest du mir schon zu bieten?« Koy, der Trommler, wandte sich nur kurz um und blickte dann wieder geradeaus. Deshalb sah er auch nicht, dass sich Kolphyrs Gesicht zu einem anzüglichen Grinsen verzog.

»Einen dicken, langen Kuss!«, bot er an.

Koy fuhr entsetzt auf.

»Bleib mir bloß mit deinen Lippen vom Leib«, fauchte er und bewegte drohend seine Broins.

»Leider«, murmelte der Dimensionsforscher. »Niemand kann mich leiden. Ich bin einsam, seit Atlan und Razamon verschwunden sind.« Er stöhnte herzerweichend und trieb sein Yassel zu einer schnelleren Gangart an.

Durch die steppenhafte Landschaft westlich von Zbahn zog eine seltsame Karawane ...

Voran, in aufrechter Haltung auf seinem Reittier sitzend, ein kleiner Mann, der aber keineswegs schwächlich wirkte. Er war breit gebaut und muskulös. Ein langer, roter Bart bedeckte fast sein ganzes Gesicht.

Sator Synk hatte den größtmöglichen Abstand zu seinen Robotern gewählt, die die Nachhut bildeten.

Hinter ihm ritten eine Frau und ein Junge, diese wiederum gefolgt von Koy und Kolphyr.

Die Frau war dem Aussehen nach zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahren alt. Kupferfarbene Haut und langes, tiefblau schimmerndes Haar, das ihr bis zu den Ellbogen hinabreichte, verliehen ihr einen exotischen Reiz. Zum Reiten hatte Leenia ihren seitlich geschlitzten Rock mit einer Hose vertauscht, denn sie wollte niemanden ablenken, schon gar nicht Sator Synk, der auf gewisse Weise einen selbstzufriedenen Eindruck machte.

Der Junge war kein anderer als Bördo, Sigurds Sohn. Er wirkte unruhig und nervös und kauerte zusammengesunken auf seinem Yassel. Nur hin und wieder, wenn Fenrir wie ein lautloser Schatten neben ihm auftauchte, hob er den Kopf und redete mit dem Wolf.

Nachdem sich in den letzten Tagen die Ereignisse geradezu überstürzt hatten, blieb nun schon seit Stunden alles ruhig. Eintönig und ermüdend war der lange Ritt.

»Wir können von Glück reden, dass wir vom Wachen Auge aus das landende Raumschiff entdeckten«, murmelte Kolphyr.

»Ich weiß«, wehrte Koy barsch ab. »Das hast du mir inzwischen schon oft genug erklärt.«

»Weil du mir einfach nicht zuhören willst.«

»Aber ich weiß, was du sagst.«

»Wirklich?«

»Ja, verdammt.«

Leenia wandte sich zu Kolphyr um.

»Ihr zwei solltet wirklich weniger streiten«, sagte sie. »So geht das nun schon, seit wir von der FESTUNG aufgebrochen sind.«

»Bera nie streiten«, protestierte Kolphyr. »Bera immer lieb sein. Dich küssen?« Sein Gesicht nahm einen verklärten Ausdruck an.

»Ich gebe es auf«, stöhnte Leenia. Sie wandte sich an den neben ihr reitenden Jungen: »Was meinst du, Bördo?«

»Mir doch egal«, brummte Bördo missmutig. »Als ich zu Sigurds Lichthaus reiten wollte, haben sie mir auch nicht geholfen. Von mir aus kann der Bera mit seinem großen Maul den Androidenspross ruhig verschlingen.«

Kolphyr wandte sich an ihn.

»Du kannst ruhig allein weiterreiten«, sagte der grüne Riese. »Niemand zwingt dich, bei uns zu bleiben. Wenn du dir einbildest, deinen Vater in seinem Lichthaus zu finden, dann verschwinde endlich. Aber verschone uns mit deiner schlechten Laune.«

»Pah!«, machte Bördo und setzte ein zorniges Gesicht auf.

Der von Bördo geforderte Umweg hätte zwar nur wenige Stunden in Anspruch genommen, wenn aber wirklich Freunde mit dem kleinen Raumschiff im Gebiet der Barriere gelandet waren, dann galt es keine Zeit zu verlieren.

Ohne dass Leenia ihn bemerkt hätte, ritt Sator Synk plötzlich neben ihr. Barsch funkelte er sie an.

»Würdet ihr bitte etwas mehr Rücksicht nehmen und kein solches Geschrei veranstalten, das man bis nach Orxeya hören kann. Ich bin froh, dass mich diese verflixten Roboter endlich in Ruhe lassen, und ihr ... ach.« Er winkte ab.

Scheinbar unbewusst ließ er seinen Blick zurückschweifen. Nur wenige Meter hinter ihm schwebte Diglfonk, gefolgt von den übrigen Guerillas.

Synk zuckte zusammen. Ein verhaltenes Stöhnen drang über seine Lippen, während er sein Reittier wieder antreiben wollte, um möglichst schnell möglichst weit weg zu kommen.

Aber mitten in der Bewegung hielt er inne. Seine Augen weiteten sich in ungläubigem Erstaunen, und sein Bart begann leicht zu zittern.

Dann unendlich vorsichtig, wandte er nochmals den Kopf. Es kostete ihn sichtliche Überwindung, die Roboter der Reihe nach anzublicken. Sie schwebten etliche Handbreit über dem Boden und zogen innerhalb weniger Augenblicke an ihm vorüber, ohne ihn überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Diesmal zumindest sah er ihr Schweben nicht als neue Provokation an – solange er sich nicht die Füße wund laufen musste, ging er großzügig darüber hinweg.

Irgendeine Ahnung ließ ihn zählen. Lautlos bewegte er dabei die Lippen. Aber als der letzte Roboter an ihm vorbei war, schrie er laut auf.

»Zwölf!«, hallte seine Stimme über die Steppe. »Bei der Seele von Pthor, es sind nur zwölf.«

In jäh aufkommender Verzweiflung schüttelte Synk den Kopf. Das war ungeheuerlich.

»Diglfonk!«, kreischte er. »Komm sofort zurück!«

Die ganze Karawane geriet ins Stocken, doch der Orxeyaner überging diese kleine Panne geflissentlich. Die Hände auf beide Oberschenkel aufgestützt und die Ellbogen nach außen abgewinkelt, so starrte er dem Roboter entgegen, der aufreizend langsam auf ihn zuschwebte. Natürlich nur, um ihn zu ärgern.

Diglfonk hielt unmittelbar vor dem Yassel an und ließ sich zu Boden sinken. Synk funkelte ihn von oben herab wütend an.

»Wo ist Acht?«, fragte er mit gefährlich leiser Stimme. »Rede endlich.«

Täuschte er sich, oder zögerte dieser heimtückische Blechkasten tatsächlich?

Die Antwort war ungeheuerlich:

»Ich weiß es nicht«, erklärte Diglfonk.

Für eine Weile verschlug es Synk die Sprache.

»Du weißt es nicht?«, sagte er dann.

»Nein, Herr!«

»Aber ... aber das ist unmöglich.«

»Nichts ist unmöglich, was Tatsachen beweisen.«

»Verschone mich mit derart albernen Weisheiten.« Sator Synk beugte sich weit über den Hals seines Yassels nach vorn. »Wo ist Acht?«, fragte er lauernd.

Ruhig bleiben!, ermahnte er sich dann zum wiederholten Mal. Sie wollen nur, dass du die Fassung verlierst.

Nach drei tiefen Atemzügen wurde er tatsächlich ruhiger. Zum Glück für ihn, denn sonst hätte Diglfonks Erwiderung seine letzten Nerven gekostet.

»Ich sagte bereits, dass ich nichts über den Verbleib von Acht weiß«, schnarrte der Roboter. »Ich kann keine Verbindung zu ihm bekommen.«

»Nein?« In Synks Gesicht zuckte nicht ein Muskel.

»Nein!«, bestätigte Diglfonk.

»Verdammt noch mal, weshalb ist Acht überhaupt verschwunden«, brüllte der Orxeyaner im nächsten Augenblick los. »Wenn ich mich richtig entsinne, hat er von mir keinen Befehl dazu erhalten.«

Der Roboter schwieg.

»Ist ... ist er tot?«, fragte Synk dann schon wesentlich leiser.

»Vielleicht.«

Warum nur hatte er nicht besser aufgepasst? Er hätte es wissen müssen. Man durfte diese Blechkerle nicht einen Moment lang allein lassen, ohne dass sie Dinge taten, die er ihnen nie gestattet hätte. Synk schluckte.

»Wo ist Acht? Wir sollten wenigstens seine Überreste mitnehmen, bevor sie verrosten.«

»Ich glaube nicht, dass dies nötig ist«, wandte Leenia ein. »Außerdem verlieren wir dadurch nur Zeit.«

Synk wandte sich ihr zu.

»Es ist nötig«, sagte er, und der Klang seiner Stimme ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er es ernst meinte. »Du weißt eben nicht, dass nur wegen mir die Trümmer dreier Roboter auf einem fernen Planeten liegen. Viedenkork, Heiswell und Tobarstien hießen sie; ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich mein Leben nicht auf Wolterziel beenden musste. Sie waren wirkliche Freunde.«

Es kostete ihn eine gehörige Portion Anstrengung, dies zuzugeben, und kaum war es über seine Lippen, als er das Gesagte auch schon wieder bereute. Während er sich erschrocken mit der Hand über den Mund fuhr, schielte er zu Diglfonk hinunter, der jedoch zum Glück nichts davon gehört zu haben schien.

»Wo ist dieser Acht verschwunden, und weshalb?«, wollte jetzt Koy wissen.

»Es war in der Nähe des kleinen Wäldchens«, sagte der Roboter. »Ich gab ihm den Auftrag nachzusehen, nachdem er als einziger von uns einen kurzen magischen Impuls geortet hatte.«

»Dann trägst du auch die Verantwortung«, platzte Synk heraus. »Weshalb hast du mich nicht vorher gefragt?«

»Ich wollte dich nicht stören, Herr. Schließlich empfindest du unsere Gegenwart als unangenehm.«

Der Orxeyaner schnappte nach Luft. Er stemmte die Hände in die Seite und funkelte Diglfonk wütend an. Aber er wusste nichts zu erwidern.

»Kann es sein, dass Acht mit Magiern zusammengetroffen ist?«, fragte Leenia schnell. Als der Roboter dies bestätigte, wenn auch unter Vorbehalt, fuhr sie fort: »Dann bin ich dafür, dass wir umkehren. Unser Ziel war ohnehin die Große Barriere von Oth, weil uns die Magier am ehesten Auskunft darüber geben können, wer in ihrem Herrschaftsbereich gelandet ist. Mag sein, dass wir uns so einen langen Ritt ersparen können.«

 

*

 

»Bei Odin, weshalb musste alles so geschehen?«

Der einsame Reiter achtete nicht auf den Weg. Unstet wanderte sein Blick über die Steppe dem fernen Horizont entgegen, vor dem sich die düstere Silhouette eines Waldes abzeichnete.

Muskulös und athletisch war der Mann, aber er saß vornübergebeugt im Sattel wie einer, der die besten Jahre seines Lebens nur noch aus der Erinnerung kannte. Ein bitterer Zug lag um den Mund.

Gleichgültigkeit lag in jeder seiner Bewegungen. Der Mann schien mit sich und der Welt abgeschlossen zu haben. Nichts an ihm erinnerte noch an den großen Kämpfer, der er einmal gewesen war. Das Schwert an seiner Seite und der am Sattel befestigte Schild schienen Überbleibsel einer längst vergangenen Epoche zu sein.

Immer wieder murmelte der Mann leise vor sich hin. Er schien es selbst kaum wahrzunehmen, aber der Klang seiner Stimme hielt ihn wach.

»Odin, mein Vater, wärest du hier, niemand hätte es gewagt, deine Söhne so zum Narren zu halten.«

Obwohl der Stimmenmagier Koratzo versucht hatte, Balduur klarzumachen, welchen Kräften er und seine Brüder zum Opfer gefallen waren, konnte er den Schock noch immer nicht ganz überwinden, den die plötzliche Erkenntnis ausgelöst hatte.

»Opal!«

Ein heiseres Stöhnen drang über seine Lippen. Plötzlich glaubte er sie vor sich zu sehen, jene traumhaft schöne Frau, die einmal sein Leben bestimmt hatte, für die er sogar mit Freuden in den Tod gegangen wäre. Ihr rotblondes, bis zu den Hüften hinabreichendes Haar wehte im Wind.

Diese Fee aus dem Sternenarchipel Zuklaan wandte sich ihm zu. Und sie lächelte.

Zum ersten Mal, so weit er zurückdenken konnte, öffnete sie die Augen. Balduur glaubte, in ihnen die Ewigkeit zu erblicken. Die Pracht funkelnder Sterne zog ihn in ihren Bann. Abrupt zügelte er sein Reittier.

Später vermochte er nicht zu sagen, wie lange er regungslos verharrt hatte. Aber die Zeit war unwichtig. Was zählte, war nur der Glaube, ihr nahe gewesen zu sein – näher als je zuvor.

Nur langsam wurde es Balduur klar, dass er unverwandt in die Sonne starrte, deren Strahlen trotz ihres schwarzen Kerns blendeten. Seine Augen tränten. Als er sich umsah, schien die Steppe unter wallenden Nebeln zu versinken.

Balduur fluchte unbeherrscht, denn er wurde sich plötzlich seines Wachtraums bewusst. Seine Finger verkrampften sich um die Zügel, gleichzeitig rammte er dem Yassel die Hacken in die Seite. Das Tier raste los.

Eine flüchtige Bewegung in der endlos scheinenden Ebene ließ ihn aufmerken.

»Ho!« Balduur lenkte sein Yassel in die neue Richtung.

Da war es wieder. Ein Kopf reckte sich aus dem hohen Gras, das sich leicht im Wind wiegte. Im Schein der Sonne gleißten zwei Hörner, als bestünden sie aus purem Silber.

Aus großen Lichtern beäugte das Tier den näherkommenden Reiter. Im nächsten Augenblick richtete es sich auf vier dünnen, sehnigen Läufen zitternd auf.

Ein Springbock.

Balduur konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt eines dieser flinken und äußerst scheuen Geschöpfe zu Gesicht bekommen hatte. Es musste eine kleine Ewigkeit her sein.

Sein Jagdeifer erwachte. Die unverhoffte Begegnung war eine Abwechslung nach seinem Sinn. Denn dieses Tier war Legende. Es hieß, dass demjenigen, dem es gelang, die Hörner eines Springbocks zu erbeuten, keine Freude des Lebens mehr versagt blieb.

Das Tier ließ ihn bis auf etwa fünfzig Meter herankommen, dann warf es sich herum und hetzte mit wilden Sprüngen davon. Der Sohn Odins jagte auf seinem Yassel hinterdrein. Nicht einen Gedanken verschwendete er daran, dass die Legende Unrecht haben möge.

Balduur glaubte in diesem Moment an die Verheißung, weil er sie einfach glauben wollte. Sie war für ihn so etwas wie ein Halm, an den er sich klammern konnte, ein Versuch, der bedrückenden Wirklichkeit wenigstens für kurze Zeit zu entfliehen.

Das Yassel holte auf. Balduur riss sein Schwert aus der Scheide und stieß ein triumphierendes Geheul aus. Der Springbock wurde langsamer, schien zu lahmen.

Nur noch wenige Meter. Der Sohn Odins riss sein Reittier herum, während das Schwert in seiner Rechten durch die Luft schnitt.

Praktisch im letzten Moment brachte der Springbock sich mit zwei blitzschnellen Sätzen außer Reichweite. Balduur hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten und nicht aus dem Sattel zu stürzen.

Wütend auf sich selbst, brüllte er auf. Weiter ging die Jagd, durch hohes Gras, über Gräben und Hügel hinweg. Und allmählich begann der Sohn Odins zu begreifen, weshalb die Legende den nur selten vorkommenden Springböcken geradezu magische Fähigkeiten andichtete. Schließlich bezweifelte er sogar, dass er mit einer weitreichenden Skerzaal zum Schuss kommen würde. Das gejagte Wild war ihm über. Wurde das Yassel langsamer, verhielt auch der Springbock in seinen Bewegungen, zeigte sogar Anzeichen von Erschöpfung, die aber schnell wieder verflogen, sobald Balduur sein Tier erneut antrieb.

Er fluchte gottserbärmlich.

Hatte sich alles auf Pthor gegen die Söhne Odins verschworen? Allein die Vorstellung war nicht dazu angetan, seine schlechte Laune zu bessern. Nach einem abermals erfolglosen Versuch, ließ er endlich von dem Springbock ab, der schnell in der Ferne verschwand.

Das Yassel schwitzte von der übermäßigen Anstrengung, und auch Balduur selbst fühlte eine gewisse Schwäche.

Gemächlich ritt er dann weiter. Der Wald, den er vor kurzem noch aus weiter Ferne gesehen hatte, war zum Greifen nahe. Balduur hoffte, in seinem Schatten eine klare Quelle zu finden, die ihn erfrischen konnte. Denn die Sonne brannte heiß auf die Steppe herab und ließ die Luft flimmern. Der Himmel über diesem Teil von Pthor war nahezu wolkenlos.

Der leuchtende Reflex, den er plötzlich bemerkte, entlockte ihm ein Stöhnen. Aber als sich nach einer Weile noch immer nichts bewegte und der helle Schimmer blieb, schob er den Gedanken an einen zweiten Springbock beiseite.

Wie Metall glänzte es im Licht der hoch stehenden Sonne. Vorsichtig ritt Balduur näher heran. Er wusste um die vielen Gefahren, die der Dimensionsfahrstuhl für den Ahnungslosen bereithielt.