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Nr. 519

 

Exodus der Monster

 

Sie suchen eine neue Heimat

 

von Hubert Haensel

 

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Alles begann eigentlich im Dezember des Jahres 3586, als Perry Rhodan mit seinen Gefährten die SOL verließ und zur BASIS übersiedelte, nachdem er den Solgeborenen das Generationenschiff offiziell übergeben hatte.

Seit dieser Zeit, da die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und niemand hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört.

Im Jahr 3791 ist es jedoch soweit – und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan. Die Kosmokraten entlassen ihn, damit er sich um die SOL kümmert und sie einer neuen Bestimmung zuführt. Und das ist auch dringend notwendig. Doch bevor er das an Bord herrschende Chaos beseitigen kann, gilt es erst, die SOL, die in einem Traktorstrahl gefangen ist, zu befreien.

Atlans Bemühungen in dieser Richtung gleichen einer Odyssee, an deren Ende endlich der erfolgreiche Kontakt mit dem Herrn in den Kuppeln, dem regierenden Robotgehirn von Osath, und das Ende der Demontagearbeiten an der SOL stehen.

Was Atlan allerdings nicht zu verhindern vermag, das ist DER EXODUS DER MONSTER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Chart Deccon – Der High Sideryt ist zur Untätigkeit verurteilt.

Atlan – Der Arkonide kehrt zur SOL zurück.

Weicos – Das SOL-Monster betreibt den Exodus der Unterdrückten und Gejagten.

Horm Brast – Ein junger Mann in Schwierigkeiten.

Germa – Ein junges Mädchen, das als Monster entlarvt wurde.

1.

 

Der Korridor lag im trüben Licht einer flackernden Notbeleuchtung vor ihm.

Horm Brast zögerte, den Gang zu betreten. Irgendwie fühlte er die Gefahr, die dort auf ihn lauerte. Zu allem Überfluss begannen ausgerechnet jetzt seine Gesichtsnarben zu jucken. Die Wundmale verursachten heftige Schmerzen. Er hatte sie, seit er vor vielen Jahren bei dem Versuch, in eine der verbotenen Zonen einzudringen, mit Giftstoffen in Berührung gekommen war.

Horm Brast taumelte. Mit beiden Händen fing er sich an der Wand ab und presste dann seine Stirn gegen das kühle Metall. Die Berührung tat gut. Ein wenig verflog die beginnende Übelkeit.

Die böse Vorahnung aber blieb.

Sollte er umkehren?

»Nein!«, ächzte der Mann. Der heisere Klang seiner eigenen Stimme erschreckte ihn.

Jeder Umweg hätte ihn nur Zeit gekostet – und gerade Zeit war kostbar. Was nutzten die besten Medikamente, wenn er zu spät zurückkehrte?

Germa, dachte er, ich werde dir helfen.

Dabei fürchtete er, dass das Mädchen sterben würde. Obwohl Germa ein Monster war, hatte er Angst davor, sie zu verlieren. Sie und Sylva, ihre ältere Zwillingsschwester – und Mira Willem, die den beiden wie eine Mutter war.

Das Wort Monster besaß für Horm Brast mittlerweile einen bitteren Beigeschmack. Dabei lag es gar nicht lange zurück, dass auch er Missgeburten gejagt hatte, um sich an ihnen zu bereichern.

Mehr als sechs Wochen waren inzwischen vergangen, Wochen voller Furcht und Hoffnung ... Wie ein schneller Film zogen die Ereignisse erneut an Brast vorüber.

Das Gefühl unbekümmerter Stärke und Zusammengehörigkeit, als es die Bordnomaden noch gab ... die einträglichen Raubzüge in der Maske von Troiliten, von denen damals niemand wusste, ob sie wirklich existierten ... dann jener Fremde, der sich Atlan nannte ... die beiden Mädchen, deren Mutter an Stelle des Magniden Homer Gerigk starb ...

Unbewusst tastete Horm Brast nach seiner Neuropeitsche. Die Waffe brachte ihm das schwindende Selbstvertrauen zurück.

Er lauschte. Die Stille um ihn her war beängstigend.

Vor einer knappen Woche war die Beleuchtung in diesem Abschnitt noch nicht defekt gewesen. Zufall? Oder steckte Absicht dahinter?

Horm Brast war geneigt, letzteres anzunehmen.

»Er bringt uns alle in Gefahr.«

»Werft ihn den Vystiden vor – ihn und diese Brut, die er bei sich aufgenommen hat.«

»Ein Monster? Man sollte ihn auf der Stelle erschlagen ...«

Laut klangen die Worte seiner Freunde in ihm nach.

»Freunde – pah.« Brast spie aus. Mit der geballten Linken schlug er gegen die Wand. Ein dumpfes, hallendes Geräusch durchbrach die Stille.

Fünf Tage lag es inzwischen zurück. Er würde jenen 20. Mai nicht vergessen, denn seither wusste er, was er von seinen Mitmenschen zu halten hatte. Egoistisch waren sie und feige, sie sprachen von der Freiheit, die sie nicht kannten, und beneideten deshalb die Buhrlos. Aber sie redeten nur. Und sie fürchteten alles, was anders war als sie, was ihren gewohnten Lebensrhythmus stören konnte. Deshalb hassten sie Germa – von dem Augenblick an, in dem sie herausfanden, dass das Mädchen außer ihren beiden dürren Armen zwei weitere besaß, die in Höhe der Hüftknochen etwa dreißig Zentimeter lang aus dem Körper wuchsen. Und mit jedem Tag, der verging, brach Germas Haut weiter auf, bildeten sich größere verhornte Schuppen.

Horm Brast wandte sich um. Hinter ihm waren die Gänge hell erleuchtet. Lediglich vor ihm, auf eine Länge von vielleicht hundert Metern, lauerte die Finsternis.

Er hatte geahnt, dass sie irgendwann zuschlagen würden. Aber ausgerechnet jetzt ...

Dabei hatte die Gruppe ihn, Mira und die Mädchen freudig aufgenommen. Denn in ihrer Mitte war Horm Brast aufgewachsen. Er kannte jeden einzelnen von ihnen, und sie kannten ihn. Hier, in diesem Sektor der SZ-1, der in der Nähe der Außenhülle lag, hatte er so etwas wie Geborgenheit zu finden gehofft. Nicht für sich oder Mira, sondern für Germa und Sylva. Und anfangs hatten seine Hoffnungen sich auch erfüllt.

Aber ein einziges Wort kann alles zerstören:

Monster!

»Verdammt«, murmelte Brast leise vor sich hin. »In ihrer Verbissenheit ist nicht mit ihnen zu reden.«

Sie wussten nicht, wie Germa wirklich war. Das Mädchen konnte weinen und lachen, es empfand Freude und Trauer, Hunger und Durst wie jeder »normale« Solaner auch. Nur sein Äußeres war anders. Aber spielte das wirklich eine Rolle?

Horm Brast war nahe daran, ins Grübeln zu verfallen. Er musste sich förmlich zu anderen Gedanken zwingen. Immerhin hatte auch er anfangs jenen Atlan belächelt und war der Meinung gewesen, dieser Fremde hätte Prediger werden sollen. Heute sah er vieles anders.

Das Dämmerlicht nahm ihn auf. Brast schritt zügig aus. Er begriff jetzt selbst nicht mehr, wie er auf die Idee kommen konnte, dass die anderen ihn überfallen würden. Er besaß eine Waffe, sie aber nicht.

Unrat häufte sich zu beiden Seiten des kaum vier Meter breiten Korridors. Achtlos weggeworfenes Verpackungsmaterial und Teile defekter Geräte. Horm Brast beachtete all dies kaum. Im Grunde genommen sah es nirgendwo an Bord besser aus.

Schrill quietschend flohen einige eidechsenähnliche Tiere vor ihm. Sekundenlang hörte er es dann zwischen Blech und Plastik rascheln.

Doch war da nicht auch ein anderes Geräusch?

Der Mann verharrte. Er hatte gelernt, auf vieles zu achten. Vielleicht glaubte er gerade deshalb noch immer an eine nahe Gefahr. Sein Blick huschte durch den Gang. Nichts rührte sich mehr.

»Wer ist da?«, fragte Brast zögernd.

Er erhielt keine Antwort.

Seine Reaktion kam zu spät. Bevor er die Arme hochreißen konnte, fiel ein engmaschiges Netz über ihn und behinderte ihn in seinen Bewegungen.

Die Wand öffnete sich. Horm Brast konnte nicht erkennen, wer auf ihn zukam, weil die plötzliche Lichtflut ihn blendete. Ein Tritt brachte ihn zu Fall. Schwer schlug er in einen Haufen Gerümpel, der scheppernd und klirrend zusammenstürzte.

Für einen kurzen Moment war Brast benommen. Schon bückte sich jemand über ihn und zerrte ihn hoch.

»Horm hat eine Abreibung verdient«, sagte eine Stimme, die er nur zu gut kannte. Also hatte er sich nicht getäuscht. Aber was trieb seine Gefährten von einst zu solchem Handeln? Hass, Verbitterung oder Furcht vor den Ferraten?

Man schlug ihn ins Gesicht. Horm Brast biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien. Wie Feuer brannten seine Narben. Er glaubte, dass noch immer verschwindend geringe Spuren des Giftes unter seiner Haut lagerten.

War diese Welt noch zu begreifen?

»Was wollt ihr von mir?«, schrie er.

Lautes Gelächter antwortete ihm.

»Ausgerechnet du musst das fragen. Dir ist es doch egal, was geschieht, wenn die Vystiden aufmerksam werden. Und sie kommen dahinter, dass du ein Monster versteckst.«

»Germa ist noch ein Mädchen ...«

»Sie gehört nicht zu uns. Sollen wir wegen ihr Frauen und Kinder in Gefahr bringen?«

»Du weißt von nichts, Lothar«, drängte Horm Brast. »Niemand wird euch das Gegenteil beweisen können.«

»Dieser Aksel von Dhrau ist nicht der Mann, der lange Fragen stellt.«

»Wie sollte er jemals erfahren ...?«

»Manchmal haben selbst die Wände Ohren. Nein, Horm. Entweder du jagst dieses Monster zum Teufel oder ...« Der, den Horm Brast Lothar genannt hatte, ließ die Drohung offen. Aber sie war unmissverständlich.

Brast sah verzerrte Gesichter, die ihn anstarrten. Gleichzeitig wusste er, dass mit diesen Männern nicht zu reden war. Sie hatten ihren Standpunkt und würden niemals davon abweichen, egal was er ihnen erzählte.

Sein Schweigen legten sie als Ablehnung aus.

Lothar schlug zu.

Horm Brast stöhnte unterdrückt. Aber dann biss er die Zähne zusammen und schnellte sich mit aller Kraft vor.

Das Netz zerrte ihn zurück. Doch er streckte die Arme aus und bekam Lothars Knöchel zu fassen. Der andere, darauf nicht gefasst, verlor den Halt.

»Macht ihn fertig!«

Unvermittelt lag Horm Brast unter einer fünffachen Übermacht begraben. Blindlings droschen sie auf ihn ein, sich gegenseitig behindernd.

Hatte er eben noch Panik empfunden, so erfasste ihn nun eine innere Ruhe. Sein Vorteil war es, dass er sich nicht von blinder Wut hinreißen ließ, sondern seinen Verstand gebrauchte. Fast war es wie zu jenen Zeiten, da es die Bordnomaden noch gab.

In welche Situation du auch gerätst, bewahre einen kühlen Kopf, sonst ist es um dich geschehen.

Horm Brast handelte danach. Jemand packte seine Arme, suchte ihn auf den Bauch zu drehen. Er aber stieß mit den Beinen zu.

Zwei der Angreifer wurden davongestoßen. Für einige Sekunden bekam Horm Luft. Diese kurze Zeitspanne genügte ihm, um mit der Rechten den Griff der Neuropeitsche zu umklammern.

»Passt auf!«, brüllte Lothar.

Brast riss die Waffe aus dem Gürtel. Vergeblich versuchte er, auf die Beine zu kommen.

Ein Faustschlag traf ihn. Instinktiv stieß Brast die Peitsche nach oben. Die Schnur zuckte hoch, verfing sich aber in den Maschen des Netzes. Er spürte den Schock, der von der Waffe ausging. Seine Muskeln schienen sich zu verkrampfen, Schweiß brach ihm aus allen Poren.

Lothar lachte. Es klang wie ein kurzes, heiseres Bellen.

Er hat Angst, schoss es Horm Brast durch den Sinn.

Im nächsten Moment packte einer der Männer sein Handgelenk. Der Griff war hart und unwiderstehlich. Horm spürte, wie seine Finger sich unter dem Druck öffneten – er ließ die Peitsche fallen.

»Zeigt es ihm!«

Seine Finger verkrallten sich in den Maschen. Während ihm der Schweiß in Strömen über die Stirn lief und seine Augen brannten, zerrissen einige der hauchdünnen Fäden. Tief schnitten sie in seine Hände ein.

Flüchtig erhaschte er einen Blick in Lothars Augen, der jedoch sofort den Kopf wandte. Niemand sprach mehr ein Wort, nur heftiges Keuchen war zu vernehmen. Überraschend kam Horm halb frei. Er wollte nach der neben ihm liegenden Waffe greifen, aber ein Fußtritt beförderte sie etliche Meter weiter.

Die Männer ließen von ihm ab, als das Geräusch harter Schritte durch den Gang hallte.

»Ferraten!«

Irgendeiner zischte es, und selbst Lothar schien zu erstarren.

»Verdammt!«, presste er hervor.

Da bogen die Rostjäger bereits um die Ecke – keine fünfzig Meter entfernt.

 

*

 

Sie zitterte am ganzen Körper. Kurz und heftig ging ihr Atem. In ihren großen, hellen Augen stand die Verzweiflung geschrieben, die sie empfand.

Germa hatte hohes Fieber. Dabei war es gut, dass sie heftig schwitzte. Die Flüssigkeit baute wenigstens einen Teil der angestauten Wärme ab.

Sanft fuhr Sylva ihrer Zwillingsschwester mit der flachen Hand über die Stirn. Germa dankte es mit einem flüchtigen Lächeln.

Wenn Mutter noch lebte ...

Sylva las ihr die Worte von den Lippen ab. Zögernd nickte sie.

»Es wird alles gut werden.«

Dabei war sie selbst nicht überzeugt von dem, was sie sagte.

Germa stöhnte leise und begann, sich unruhig herumzuwälzen. Das Bett, in dem sie lag, war inzwischen völlig durchnässt. Selbst das Feuchtigkeit absorbierende Gewebe erwies sich als unzulänglich.

Sylva wandte den Blick nicht ein einziges Mal ab. Sie konnte sich nicht erinnern, Germa jemals in einem derart schlechten Zustand erlebt zu haben. Bleich wie der Tod war sie, blutleer selbst die Lippen, und starr und glasig schimmernd ihre Augen.

Auch wenn es schwerfiel, es blieb nichts anderes als Warten.

Mit der Zeit wurden die hastigen Atemzüge ruhiger. Germa entspannte sich ein wenig. Sie griff nach Sylvas Händen und drückte sie fest an sich.

Schließlich fielen ihre Lider zu. Kurz darauf war sie eingeschlafen.

»Komm«, flüsterte Mira Willem. »Wir wollen sie ungestört lassen.« Die junge Frau, deren Haltung allein schon einen reichen Schatz an Erfahrung verriet, der nur schwer mit ihrer Jugend in Einklang zu bringen war, ließ das Schott aufgleiten, das den Schlafraum von der übrigen Kabine abtrennte. Zögernd folgte Sylva ihr.

Als sie endlich allein waren und sich in den Sesseln niederließen, den einzigen Möbeln außer dem Bett, die es in dem fünfzehn Quadratmeter großen Raum gab, fragte sie:

»Was hat Germa?«

Mira Willem erwartete keine Antwort darauf. Sie redete nur, um das bedrückende Schweigen zu brechen, das Einzug gehalten hatte.

Sylva seufzte und zuckte die Schultern.

»Horm ist lange weg, findest du nicht?«

»Lange?« Mira erschrak. »Kind, was bedeuten schon einige Stunden. Er wird aufgehalten worden sein.« Aber so recht glaubte sie selbst nicht daran.

»Ich habe Angst«, sagte Sylva unvermittelt. Das Mädchen barg seinen Kopf in den Handflächen und schluchzte.

»Aber, aber ...« Mira ging zu ihr hin und legte ihr einen Arm auf die Schulter.

Sylva sah nicht auf. Sie sackte förmlich in sich zusammen. Und dann platzte sie laut heraus. Tränen rollten über ihre Wangen.

»Es wird alles gut werden«, versuchte Mira zu trösten. »Du wirst sehen, bald kommt Horm zurück, und er bringt Medikamente, die Germa helfen.«

»Meinst du?«, erklang es hoffnungsvoll. Vorübergehend wurde das Schluchzen leiser.

»Ich bin überzeugt davon«, bekräftigte Mira. Sylva hob den Kopf und sah sie aus geröteten Augen flehend an.

Das leise Summen der Klimaanlage wirkte zermürbend. Von irgendwoher erklangen Rufen und Schreien. Schritte wurden laut, die an der Kabine vorüberhasteten.

Unwillkürlich zuckte Mira Willem zusammen. Es war ihr nicht verborgen geblieben, dass sich seit einigen Tagen Unheil zusammenbraute. Noch wusste sie nicht, was geschehen würde, aber sie fühlte, dass es gegen Horm, sie und die Kinder gerichtet war.

»Du lügst«, platzte Sylva heraus. »Ich sehe dir an, dass du vieles verschweigst.«

Mira war zutiefst betroffen. Unüberhörbar war die Anklage, die in den Worten des Mädchens lag. Sie wusste nicht, warum, aber sie wich Sylvas vorwurfsvollem Blick aus.

Der hallende Donner einer Explosion zerriss die entstandene Stille. Sylva sprang auf, hetzte zum Schott. Mira wollte sie aufhalten, kam jedoch zu spät. Schon glitt der Stahlflügel zur Seite.

»Wohin willst du?«

Draußen im Gang wandte Sylva sich noch einmal um.

»Ich halte es nicht mehr aus. Niemand versucht ernsthaft, Germa zu helfen. Sie kann doch nichts dafür, dass sie ein ... dass sie anders ist als andere Kinder.«

»Du tust Horm bitter unrecht. Er würde sein Leben geben, um euch zu helfen.«

Sylva rümpfte die Nase, dann schüttelte sie stumm den Kopf.

Im nächsten Moment glitt ihr Blick an Mira vorbei. Sie zuckte zusammen.

Mira wirbelte herum.

Da stand Germa, aschfahl im Gesicht, zitternd, mit tief eingefallenen, dunkel geränderten Augen und wirrem, strähnigem Haar. Sie schien etwas sagen zu wollen, brachte aber nur ein heiseres Krächzen zustande.

»Germa!«, schrie ihre Schwester und hetzte heran. Hinter ihr glitt das Schott zu.

Das missgebildete Mädchen zitterte. Fast schien es, als begreife Germa nicht, wo sie sich befand.

Dann brach sie lautlos zusammen und blieb mit verrenkten Gliedern liegen.

 

*

 

Ihre schlichten dunkelblauen Uniformen zeichneten sich kaum vor dem Hintergrund ab. Vier Ferraten waren es, die sofort aufmerksam wurden und ihre Schritte beschleunigten.