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Nr. 582

 

Das totale Nichts

 

Das Logbuch der SOL – 5. Bericht

 

von Arndt Ellmer

 

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In den mehr als 200 Jahren ihres ziellosen Fluges durch die Tiefen des Alls haben die Besatzungsmitglieder des Generationenschiffs SOL schon viele gefährliche Abenteuer bestanden. Doch im Vergleich zu den schicksalhaften Auseinandersetzungen, die sich seit dem Tag ereignen, da Atlan, der Arkonide, auf geheimnisvolle Weise an Bord gelangte, verblassen die vorangegangenen Geschehnisse zur Bedeutungslosigkeit. Denn jetzt, im Jahre 3804 Solzeit, geht es bei den Solanern um Dinge von wahrhaft kosmischer Bedeutung.

Da geht es um den Aufbau von Friedenszellen im All und um eine neue Bestimmung, die die Kosmokraten, die Herrscher jenseits der Materiequellen, für die Solaner parat haben. Und es geht um den Kampf gegen Hidden-X, einen mächtigen Widersacher, der es auf die SOL abgesehen hat und dessen Standort man inzwischen einigermaßen genau bestimmt zu haben glaubt.

Die Schwierigkeit für die Solaner ist nur, dass sie nicht wissen, wie sie an ihren Gegner herankommen sollen. Hidden-X hat sich durch das Hypervakuum, das es umgibt, wirkungsvoll geschützt.

Allerdings, so erfahren die Solaner zu ihrer Überraschung, sollen sich irgendwo in der SOL Unterlagen befinden, mit deren Hilfe sich das Hypervakuum überwinden lässt – DAS TOTALE NICHTS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Sanny – Die Molaatin studiert das Logbuch der SOL.

Cleton Weisel – Chef der Arge SOL.

Elvin Glador – Ein »Heimatpfleger«.

Karjanta – Eine seltsame Hypertechnikerin.

Mitchmiller – Ein Solaner auf dem Weg zur Macht.

Prolog

 

Das gelbe Licht der Kabinenbeleuchtung ließ den lindgrünen, kurzhaarigen Pelz in einem matten Schimmer leuchten. Der kugelförmige, völlig haarlose Kopf glänzte wie eingefettet, ein deutliches Zeichen innerer Erregung. Zuviel war auf sie eingestürmt in den letzten Tagen. Ein klein wenig hatte ihr Selbstbewusstsein darunter gelitten. Verbunden mit der ständigen Gefahr, die von dem Gegner ausging, kam sie sich sogar hilflos vor. Wo war der Weg, den sie beschreiten konnten, welche Lösungsmöglichkeit gab es?

Sie fühlte innerlich, dass sie auf der richtigen Spur war, dass sie allein die Lösung finden konnte. Alle Anzeichen deuteten in jene Richtung, die ihr auch die eigenen Berechnungen wiesen. Sie waren noch ungenau, ihre Parafähigkeit ließ sie für kurze Zeit im Stich, und sie schrieb es der inneren Unruhe zu.

Der Türsummer erklang.

Gynn?

Sie hatte ihren 23-jährigen Artgenossen abblitzen lassen, doch jedes Mal, wenn Gynn ihr begegnete, machte er ihr einen schönen Kopf. In der Tat schimmerte sein Haupt in jugendlich frischem Bronzeton, besonders dafür geeignet, jeder Frau die Sinne zu verdrehen.

Sie verzog ein wenig den Mund. Deutlich hatte sie ihn spüren lassen, dass sie nicht gewillt war, eine Bindung einzugehen. Ihr Lebensziel bestand gegenwärtig einzig und allein in der Unterstützung Atlans.

Ich schicke ihn fort!, sagte sie sich und rief laut: »Herein!«

Die Tür glitt auf, und sie eilte beflissen zur Öffnung, den rechten Arm ablehnend von sich gestreckt. Im letzten Augenblick hielt sie inne. Ihr Arm sank herab, ihre runden, hellblauen Pupillen richteten sich auf den Eintretenden. Ihr Körper versteifte sich über diese Überraschung.

»Hallo Sanny!« Atlan lächelte zurück. Unter dem Arm hielt er einen auffallend fremdartigen Gegenstand, zumindest für die Verhältnisse der SOL. Ein umfangreiches Buch aus beständigem Material, etliche hundert Seiten dick, durchsetzt von zusätzlichen Einfügungen, Schablonen für Sichtgeräte und Hinweisen auf Mikrofilmspeicher. Die Eintragungen darin waren oft bedeutsamer und aussagekräftiger als die Berichte in den offiziellen Speichern. Gerade was die Zeit unter der SOLAG und ihren Vorgängern betraf, war das Buch von unschätzbarem Wert, enthielt es doch viele Berichte unterschiedlichster Verfasser und verschiedenster Epochen. Ein dickes, schweres Zeitdokument.

Das Logbuch!

Die einzige Möglichkeit!

Atlan streckte es ihr entgegen. Sie ergriff es hastig, nahm es an sich. Fast fiel es ihr aus den Händen, so schwer war das Buch für ihre dünnen Ärmchen. Das Logbuch war größer als ihr Kopf.

Atlan half ihr und legte es auf den Tisch, der an der linken Kabinenwand stand. Der Arkonide nickte ihr ernst zu.

»Hayes hat einiges daraus schon gelesen«, erklärte er. »Aber er kommt nicht dazu, weiterzumachen. Er hofft, dass du etwas findest.« Er machte eine Pause, und seine roten Augen starrten gedankenverloren auf das Buch. Langsam wandte er den Kopf, blickte Sanny durchdringend an. »Wir alle hoffen es!«

Sanny setzte sich augenblicklich an den Tisch und schlug das Buch auf. Mit aufmerksamen Augen begann sie zu blättern, nichts entging ihr.

»Wir haben allerdings noch den Umweg über Krymoran«, sagte Atlan. Er hatte vor, auf die Dunkelwelt zurückzukehren und den Transmitter zu benutzen, der allem Anschein nach in das Versteck von Hidden-X führte. Die Molaaten nahmen regelmäßig diesen Weg, wenn der BEFEHL sie rief.

»Es ist nicht genug!«, stieß Sanny hervor. »Der Transmitter ist nicht genug!«

Atlan stand unter der Tür. Mit einem kurzen Gruß verabschiedete er sich. Er ging und sorgte dafür, dass niemand Sanny stören würde, während sie das Logbuch durchforstete.

Sanny sah ihm mit glänzenden Augen nach. Als die Tür sich schloss, ruhte ihr Blick bereits wieder auf dem großen Buch. Während sie Seite für Seite blätterte und die Eintragungen und Vermerke prüfte, beschäftigten sich ihre Gedanken mit den Mitgliedern ihres Volkes, die sie auf Krymoran entdeckt hatten. Zwanzig von ihnen hatte Oggar mit zur SOL gebracht.

Arme Molaaten! Es versetzte Sanny einen Stich ins Herz, wenn sie an das Schicksal ihres Volkes oder seiner Überreste dachte. Ihr eigenes war ein Paradies dagegen. Atlan hatte sie damals zu fünft aus dem Asteroiden in Bumerang gerettet. Zu fünft?

Oserfan!

Wo steckte er? Konnte Chybrain helfen?

Sanny schrak auf. In einer Art Selbsthypnose hatte sie es geschafft, sich bei den beiden Kurzbesuchen Atlans nichts anmerken zu lassen. Darüber hatte sie die Begegnung mit Chybrain beinahe vergessen.

Er war vor langer Zeit schon einmal auf der SOL gewesen, vergegenwärtigte sie sich. Ich muss nach Anzeichen seines Wirkens suchen. Er hat mir den entscheidenden Hinweis gegeben.

Chybrain, das Waisenkind. Chybrain, das übergeordnete Wesen. Chybrain, sein Spiel und seine ewige Suche.

Schon oft hatte er in naher Vergangenheit die SOL und ihre Bewohner in schwierigen Situationen gerettet oder ihnen geholfen. Aus Spieltrieb und Neugier. Sanny hatte ihm aufmerksam zugehört und festgestellt, er wusste gar nicht recht, dass er manchmal Dinge getan hatte, die von kosmischer Bedeutung waren.

»Bitte beschütze Oserfan!«, flüsterte die Molaatin und dachte wehmütig daran, dass er als einziger nicht von Krymoran zurückgekehrt war.

Der Name des Planeten erinnerte sie daran, dass auch die Roxharen dort vertreten waren. Einer von ihnen, Fefer, hatte nach seiner Heilung an Bord der SOL zum ersten Mal von dem Hypervakuum gesprochen, in dem sich das Flekto-Yn verborgen hielt. Seine Angaben hatten zu etlichen Spekulationen geführt, auch bei Sanny. Die Tatsache, dass es ihr zusammen mit SENECA nicht gelungen war, das Hypervakuum zu deuten oder zu erklären, hatte die Molaatin getroffen und ihr zusätzlichen Kummer bereitet.

Chybrain war zu ihr gekommen.

Er hatte ihr in wenigen Worten berichtet, dass die SOL einst in einer schrecklichen Gefahr gewesen war. Er bezeichnete diese als Hypervakuum.

Sanny merkte, dass sie die letzten Sekunden gar nicht mehr auf das Logbuch geachtet hatte. Sie blätterte zurück bis zu der Textstelle, die sie kannte. Sie nahm ihre Suche wieder auf, berechnete ungefähr den Umfang des Berichts, der sich mit einer so großen Gefahr auseinandersetzen würde.

Chybrain hatte der SOL bereits damals geholfen.

Er kehrt immer wieder zu diesem Schiff zurück! Magnetisch zieht es ihn an!

Ein Mann hatte die SOL aus der Gefahr gerettet, um seine Diktatur zu errichten. Das Hypervakuum war eine Spur, die einzige Möglichkeit, eine Lösung des Problems zu finden.

Das Problem war Hidden-X.

Mechanisch wanderten die Augen der jungen Molaatin über das Papier und die Einlagen des Logbuchs. Ihre Sinne und ihr Parasinn standen unter allergrößter Anspannung. Von einem übernatürlichen Instinkt geleitet, überschlug sie knapp hundert Seiten des Textes, las Zeile um Zeile weiter. Ihr Kopf glühte, ihr Mund bebte leicht. Es mochte scheinen, als lese sie halblaut mit.

Sannys Augen verschlangen die Buchstaben und Worte, die sich mit kurzen Unterbrechungen aneinanderreihten. Sie stießen auf Ereignisse, die sie aus den Erzählungen Atlans, Hellmuts und anderer bereits kannte. Plötzlich wusste sie, dass es nur noch vier, fünf Seiten sein konnten. Sie las, stockte dann.

Sanny wusste, dass sie gefunden hatte, was sie suchte. Es gab keinen Zweifel. Sie erkannte, dass es Ereignisse von großer Tragweite waren, die sich damals abgespielt hatten.

Die Erregung trieb ihr eisige Schauer über den Rücken. Gleichzeitig aber steckte sie voller Erwartung. Gierig nahm sie in sich auf, was das Logbuch ihr anbot.

1.

 

Ein Schrei gellte durch den Korridor, ein zweiter folgte. Dumpfe Geräusche klangen auf, dann setzte das Getrampel von Stiefeln ein. Drei Männer kamen die Krümmung des Korridors entlang. Sie erreichten die Stelle, wo die Frau allein und abwartend stand. Ohne auf sie zu achten, stürmten sie an ihr vorbei.

Es waren drei von der Arge. Der eine hatte ein dunkelblaues, geschwollenes Auge, dem anderen lief Blut aus den Mundwinkeln. Der dritte schien unverletzt. Fluchend hasteten sie vorwärts, die Oberkörper leicht vorgebeugt.

In knappem Abstand hinter ihnen kam eine Meute aus etwa zwanzig Solanern. Sie trugen Knüppel aus Metall mit sich und alle möglichen Gegenstände, die als Waffen benutzbar waren. Ihre Gesichter drückten Unmut aus, Unzufriedenheit und Hass. Schweigend verfolgten sie die drei, ihr Abstand verringerte sich immer mehr.

Eine Gangkreuzung tauchte auf. Ein Quergang stellte die Verbindung her zu anderen, parallel laufenden Korridoren, die der Schiffsmitte zu immer stärker gekrümmt waren und sich wie Ringe um den zentralen Antigrav zogen.

Die drei Männer bogen ab und rannten dem Zentrum des Schiffes zu. Sie befanden sich im Mittelteil der SOL, ihrer Heimat. An ihren Bewegungen war deutlich zu erkennen, dass sie sich hier in der unmittelbaren Umgebung der Hauptzentrale auskannten und in Sicherheit fühlten. Sie rannten auf ein Schott zu, öffneten es und verschwanden dahinter. Als die Verfolger es erreichten, hatte es sich wieder geschlossen. Der Öffnungsmechanismus reagierte nicht.

Die drei Angehörigen der Arge hatten es blockiert.

»Sie sitzen in der Falle!«, sagte jemand.

Der Anführer der bunt zusammengewürfelten Meute wandte sich ruckartig um. Seine Augen funkelten zornig.

»Du täuschst dich«, erklärte er zischend. »Es gibt Verbindungen zwischen den Räumlichkeiten, die unter oder über den Korridoren hindurchführen. Mit Sicherheit sind die drei bald in der Zentrale.«

Er ließ seine Schultern sinken, dann betrachtete er seine geröteten Fingerknöchel. An einer Stelle war die Haut ein wenig aufgeplatzt. Ein paar rote Tropfen bildeten sich.

Raibohm wischte sie mit einer raschen Bewegung ab, dann setzte er sich in Bewegung. Wieder ging er ihnen voran, schob seinen kräftigen Körper vorwärts, der große Ähnlichkeit mit einem Meta-Einbauschrank besaß, wie sie überall in den Wohnetagen des Schiffes zu finden waren. Seine Muskeln drohten die lindgrüne Bordkombination zu sprengen.

Die Meute aus Männern und Frauen aller Altersstufen folgte ihm auf dem Fuß. Engus arbeitete sich nach vorn an seine Seite und schüttelte den Kopf. Er verstand Raibohms Reaktion nicht.

»Warum gibst du so schnell auf?«, fragte er scharf. »Die Lumpen haben anderes verdient!«

»Es ist sinnlos. Und was sinnlos ist, sollte man besser lassen. Was glaubst du, werden die drei tun?« Raibohm hatte seine Stimme erhoben.

Die drei Techniker der Arge hatten tagelang an der Spirax gearbeitet. Die Spirax war die wichtigste Versorgungsanlage des ganzen Wohnbereichs Halberland, der knapp zehn Minuten von der Hauptzentrale entfernt lag. Eine kleine Wohneinheit nur. Ursprünglich war sie für die unmittelbaren Angehörigen der Schiffsführung bestimmt gewesen. Jetzt, oder vielmehr seit Jahren, wohnten beliebige Solaner darin.

Die Spirax lag am Ende Halberlands, ein Steuercomputer und ein Monstrum einer Maschinenanlage, die für die Luftreinigung und -erneuerung ebenso zuständig war wie für die Produktion von lebensnotwendigen Nahrungsmitteln. Auch die Abwasserbeseitigung gehörte dazu.

Die Spirax streikte, und in Halberland stanken die Toiletten, knurrten die Mägen, wurde die Luft schlecht. Die Techniker hatten die Anlage durchforstet, Teile ausgebaut, zerlegt, wieder zusammengefügt. Noch immer arbeitete die Spirax nicht. Die Solaner hatten schließlich die Geduld verloren.

»Ihr seid Taugenichtse«, hatte Engus gebrüllt und eine handfeste Auseinandersetzung entfacht. Die Techniker hatten den kürzeren gezogen.

»Ein Vakuum für frisches Wasser«, brummte Raibohm verdrossen. Er ärgerte sich über Engus' Kurzsichtigkeit. Der Solaner war sein Nachbar, und sie verstanden sich gut. Nur, wenn es um technische Angelegenheiten ging, schien ein Kurzschluss in der Stromversorgung einen zweiten bei Engus nach sich zu ziehen. Der Solaner sah regelmäßig rot, wenn er Mitgliedern der Arge begegnete. Manchmal waren seine Äußerungen ebenfalls extrem.

Raibohm warf einen prüfenden Blick auf den schmächtigen Mann neben sich. Eigentlich war es kein Wunder, dass viele Solaner unzufrieden waren. Überall im Schiff fehlte es an wichtigen Dingen. Ersatzteile konnten nicht beschafft werden, niemand kümmerte sich um die Einrichtungen. Wer sollte es außerdem tun, wenn nicht die Arbeitsgemeinschaft SOL.

Weisel! Dieser aufgeblasene Weisel!, dachte Raibohm grimmig.

Alle hatten sie die Ereignisse der nahen Vergangenheit in guter Erinnerung. Ein Aufstand war niedergeschlagen worden, rund fünfhundert Solaner waren als »Meuterer«, verurteilt und auf einer Welt namens Chircool abgesetzt worden. Sie sollten dort ein paar Jahre als Strafe verbringen. Irgendwann wollte die SOL sie wieder abholen, weil man erwartete, dass sie dann geläutert waren.

Raibohm hatte einen Bekannten gehabt, der zu den fünfhundert gehörte. Der Mann war alles andere als ein Meuterer. Der Solaner aus Halberland bezweifelte, dass es mit rechten Dingen zugegangen war. Er dachte an sich, an Engus, malte sich aus, wie die Arge mit ihnen verfahren würde.

Meuterei, pah!

Seit über zwei Monaten trieb das Schiff steuerlos durch einen unbekannten Teil des Universums. Es hatte sich überall herumgesprochen, so heimlich Weisel und seine Helfer auch taten. Nach der Emotio-Katastrophe war niemand in der Lage, die SOL zu steuern. Es würde keine Rückkehr nach Chircool geben, nichts.

Seit ein paar Stunden ging das Gerücht, die SOL würde bald von einer Riesensonne gefressen.

»Wer war eigentlich die Frau?«

Keiner außer Raibohm schien die Frau wahrgenommen zu haben. Der hünenhafte Solaner schüttelte den Kopf. Litt er unter Halluzinationen? Sein Magen knurrte zwar, aber es war noch nicht so schlimm. Sie würden ausziehen und sich an einer der anderen Versorgungsanlagen bedienen.

Von weitem schon sahen sie die beiden Gestalten stehen, die am Beginn von Halberland auf sie warteten. Ein Mann und eine Frau. Den Mann kannten sie, er gehörte zu ihnen. Die Frau hatten sie noch nie gesehen, Raibohm ausgenommen. Sie faszinierte sie sofort, alle Augen richteten sich auf sie.

»Endlich kommt ihr«, lachte Mitchmiller. »Ihr seht ja gänzlich ungeschoren aus. Hat euch die Arge keinen Schrecken eingejagt?«

Raibohm gab keine Antwort. Er starrte die Frau an und konnte seinen Blick kaum von ihr lösen. Eigentlich war sie von eher durchschnittlichem Aussehen, knapp einen Meter siebzig groß, mit braunen, halblangen Haaren und ein wenig stechenden Augen, die gleichzeitig anziehend leuchteten und Distanz schaffend zurückwiesen. Das Auffallendste, nein, Aufregendste an ihr aber war ihre Kleidung. Sie trug eine Bordkombination von üblichem Schnitt, die in hellem Rosa und hellem Grün leuchtete, wobei die Farbmuster völlig verwirrend angeordnet waren und ineinander zu verschwimmen schienen.

Noch immer lachte Mitchmiller über die Gesichter, die sie machten. Raibohm schloss die Augen und drehte den Kopf zur Seite. Er blickte die Frau nicht direkt an. Aus den Augenwinkeln heraus waren die Farbmuster noch irritierender, und das war es gewesen, was ihn bei der Verfolgung auf sie aufmerksam gemacht hatte.

»Darf ich euch Karjanta vorstellen?«, sagte Mitchmiller laut. »Sie ist eine Hypertechnikerin und hat uns sehr geholfen!«

Raibohm verstand kein Wort. Erst als mehrere Frauen herbeikamen und eröffneten, dass die Spirax wieder arbeitete, glaubte er zu wissen, was los war. Mitchmiller sagte: