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Nr. 719

 

Zielstern Gyd

 

Das Treffen der Mutanten

 

von Arndt Ellmer

 

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Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide sich nach einer plötzlichen Ortsversetzung in einer unbekannten Umgebung wiederfindet, wo unseren Helden alsbald ebenso gefährliche Abenteuer erwarten wie in Alkordoom.

Atlans neue Umgebung, das ist die Galaxis Manam-Turu. Und das Fahrzeug, das dem Arkoniden die Möglichkeit bietet, die Spur des Erleuchteten, seines alten Gegners, wieder aufzunehmen, ist ein hochwertiges Raumschiff, das Atlan auf den Namen STERNSCHNUPPE tauft. Das Schiff sorgt für manche Überraschung – ebenso wie Chipol, der junge Daila, der zum treuen Gefährten des Arkoniden wird.

In den knapp sechs Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben die beiden schon manche Gefahr bestanden – immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums für Leid und Unfrieden verantwortlich waren.

Die Hauptsorge Atlans gilt gegenwärtig den Daila des Planeten Aklard, der bereits von Invasoren kontrolliert wird. Und während der Arkonide Unterstützung bei den im Weltraum verstreuten Daila-Mutanten für deren alte Heimatwelt sucht, werden einige der Mutanten selbst aktiv.

Ein verschlüsselter Funkspruch ruft sie zum ZIELSTERN GYD ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide hat Probleme mit seinen Begleitern.

Elyl – Der Gesandte von Trysh.

Aksuum – Oberster Rat von Aklard.

Florinth – Sprecher der Daila-Mutanten.

Kissmen-Jon – Anführer der Lasquen.

Minimar – Ein »falscher« Lasque.

1.

 

»... wobei es mir nicht ganz in den Kopf hinein will, dass wir mit dieser Suchtaktik etwas erreichen können. Wir fliegen blindlings in unsere Galaxis hinein!«

Trom stieß die Schwingtür auf, die den Vorraum mit seinem Gleitschott von der eigentlichen Kantine trennte. Wie angewurzelt blieb er stehen, und Ganno stieß gegen ihn. Er machte »Heh!«, und blickte dem Gefährten über die Schultern. Seine schräggestellten Schlitzaugen weiteten sich, und im Schatten der Tür leuchteten seine bläulichen Augäpfel hell auf.

Entgeistert starrten die beiden Daila auf den Tisch, der ihnen am nächsten stand. Die sechs Drehsessel schwenkten auf ihren Säulen hin und her. Wie von Geisterhand bewegt, drehten sie sich nach links, dann nach rechts. Die Lager der Drehkränze gaben keine Geräusche von sich.

Das verstärkte den unheimlichen Eindruck noch, den der Vorgang machte.

»Weg hier!«, zischte Trom und wandte sich dem Ausgang zu. Ihm lief ein kalter Schauer den Rücken hinab. »Wir müssen sofort Norgis informieren und Atlan. Etwas geht hier vor!«

Ganno blieb stehen. Seine Augen schweiften suchend umher und entdeckten die Gestalt im Hintergrund der Kantine. Sie stand in einer Nische des Robotbüfetts und stellte sich ein Menü auf einem Tablett zusammen. Der Daila stieß einen Ruf aus. Er eilte in die Kantine hinein auf die Gestalt zu.

»Du bist das!«, schrie er. »Was machst du da?«

Die Gestalt fuhr herum. Sie wirkte erschrocken, als sei sie tief in Gedanken versunken gewesen.

»Ich habe euch nicht kommen gehört«, klang die Stimme auf, die sie inzwischen gut genug kannten. Trom sah, dass es Saylimandar war, der noch größer als Ganno war und eigentlich alle Daila überragte, die sich an Bord befanden. »Ich bin gerade dabei, mir eine Mahlzeit herzurichten!«

»Das sehen wir!«, bellte Ganno. »Und was soll das?«

Er deutete auf die Sessel, die langsam ausschaukelten und dann zur Ruhe kamen.

»Entschuldigt, Brüder«, erklärte der Mutant mit sanfter Stimme. »Ich wollte euch nicht erschrecken!«

»Dazu ist es zu spät«, entgegnete Ganno scharf. »Deine Späße gehen uns auf die Nerven.«

Trom zog den Bordtechniker der GHYLTIROON am Arm, aber obwohl er selbst robust gebaut war, gelang es ihm nicht, den dicklichen Mann von der Stelle zu bewegen. Ganno sträubte sich. Drohend bewegte er sich auf den Mutanten zu.

»Es hat seinen Grund, warum wir Aklard von Leuten wie dir säubern, sobald sie im flugfähigen Alter sind. Ihr richtet nur Unheil an, überall wo ihr hinkommt!«

Saylimandar war von seinem Tablett zurückgewichen. Deutlich war seinem Gesicht das Unbehagen anzusehen. Rasch griff er nach seiner unvollständigen Mahlzeit und zog sich in den Hintergrund der Kantine zurück.

»Wir sind alle Daila, oder?«, sagte er ruhig. »Warum bist du nur immer so aufbrausend, Ganno. Für meine Fähigkeiten kann ich nichts, sie sind mir angeboren. Und hast du vergessen, warum ich euch begleite? Warum wir mit dem reparierten Schiff unterwegs sind?«

»Das musst gerade du sagen«, entgegnete der Bordtechniker. »Natürlich sollen wir nach Mutanten suchen. Nach Leuten, die einem Angst einjagen, wo immer man sich in diesem Schiff bewegt.«

Wieder wollte er sich Saylimandar nähern, doch diesmal trat Trom ihn gegen das Schienbein, dass er laut aufschrie.

»Hör auf mit dem Theater, Ganno«, mahnte der Mechaniker. »Wir wollen nicht streiten, selbst wenn er uns unheimlich ist. Du vergisst, in welcher Gefahr Aklard sich befindet!«

Der Daila sog hörbar die Luft ein. Er ließ die Schultern ein wenig sinken und wandte sich dem Büfett zu. Gemeinsam wählten sie ihr Essen aus, dann trugen sie die Tablette hinüber zu dem Tisch, an dem Saylimandar sich niedergelassen hatte.

»Verzeih mir, ich habe es nicht so gemeint«, murmelte Ganno. »Aber es ist einfach ungewohnt. Du musst es verstehen, Saylimandar. Aklard ist eine Welt, auf der es keine übernatürlichen Kräfte gibt. Längst hat unser Planet den Schritt zur Harmonie getan, und nichts stört den Frieden.«

Der Mutant entgegnete nichts. Er aß weiter, und als er seine Mahlzeit beendet hatte, wischte er sich die Finger an der Serviette ab.

»Ich versuche, es zu verstehen«, meinte er düster. »Aber ich habe mir den Kontakt zu Bewohnern der Heimatwelt anders vorgestellt. Ist deine Aggressivität der Friede, von dem du redest, Ganno? Oder liegt dein aufbrausendes Temperament in deiner Figur begründet? Oder etwa in der schweren Kindheit, die du hattest?«

Damit beging Saylimandar natürlich einen Fehler. Er wusste es, und er hob beschwichtigend die Arme und senkte den Kopf. Auf Nolien wäre ihm so etwas nicht passiert. Dort kam er als Psi-Star mit den Einheimischen und ihren Gepflogenheiten gut zurecht. Im Kreise der Angehörigen seines Volkes jedoch war er unbefangen, nur hatte er sich noch nicht damit abgefunden, dass er sich nicht in einem Lager voller Mutanten befand, sondern bei Leuten, die nicht über Psi-Fähigkeiten verfügten, ja sogar eine deutliche Abneigung dagegen zeigten. Diese Abneigung, das wusste Saylimandar, war nicht vorurteilsbezogen. Sie steckte tiefer in den Seelen der Daila, und der Mutant fragte sich, was früher auf Aklard gewesen sein mochte, als alle Daila noch miteinander gelebt hatten.

Ganno stieß einen Schrei aus und sprang auf. Er hätte den Tisch umgestoßen, wenn er nicht wie die Sessel am Boden befestigt gewesen wäre. Der Schwung riss ihn zur Seite, und er klammerte sich an der Tischkante fest und machte Anstalten, sich auf Saylimandar zu stürzen.

»Was weißt du von meiner Kindheit?«, ächzte er. »Du kannst es nicht wissen! Es sei denn, du hättest in mir ...«

»Es geschah unbeabsichtigt!« Saylimandar sprang ebenfalls auf. »Glaube mir. Ich will es nicht bewusst. Es war ein Fehler, und ich entschuldige mich dafür!«

Trom hatte sich ebenfalls erhoben. Er wollte sich zwischen die beiden stellen. Eine gewisse Scheu vor dem Mutanten hielt ihn davon ab, und er bemerkte zu seinem Erstaunen, dass Ganno sich vom Tisch in Richtung Ausgang zurückzog.

»Komm!«, sagte er zu Trom. »Mir ist der Appetit vergangen!«

Seufzend sank Saylimandar in seinen Sessel zurück. Er beobachtete, wie die beiden Daila die Kantine verließen. Er sah auf sein Tablett und dachte nach. Er schob es mit einer Handbewegung von sich und wollte seine Kabine aufsuchen. Er wollte sich schon konzentrieren, aber da kam Trom zurück. Er schob nur den Kopf durch die Flügeltür hindurch.

»Er ist nun mal so«, sagte er und meinte Ganno. »Aber du musst dich vorsehen. Ich glaube, du hast ihn dir zum Feind gemacht!«

»Ich wollte es nicht«, rief Saylimandar laut aus. »Es war ein Missverständnis. Ich habe Anpassungsschwierigkeiten wie ihr. Meine Fähigkeiten sind ungewöhnlich und erschreckend für euch. Aber was soll ich tun? Ich kann mich nicht immer in meiner Kabine einschließen!«

»Es wäre auch kein Hindernis für dich, sie sofort wieder zu verlassen«, knurrte Trom. »Aber wie es auch sei. Du gehst Ganno am besten aus dem Weg. Zumindest in den nächsten Tagen!«

Sein Kopf verschwand, und Saylimandar dachte bekümmert, dass es in einem Schiff wie der GHYLTIROON nicht gerade einfach war, dem Bordtechniker aus dem Weg zu gehen.

Wieder konzentrierte er sich darauf, seine Mutantenfähigkeiten anzuwenden. Dann besann er sich jedoch eines Besseren. Er setzte sich in Bewegung und verließ die Kantine zu Fuß. Ohne jemandem zu begegnen, gelangte er zu seiner Kabine.

 

*

 

Wir hatten Nolien vor einer Woche verlassen. Die GHYLTIROON flog durch Manam-Turu und suchte nach Anzeichen eines Planeten, auf dem verbannte Daila lebten, die über Mutantenfähigkeiten verfügten. Unablässig arbeiteten die Ortungsgeräte und suchten nach Sonnensystemen, die von raumfahrenden Völkern bewohnt wurden. Von den Ligriden und ihren Helfern fanden wir zur Zeit keine Spur, und das war uns recht.

Wir waren von Aklard aufgebrochen, um Hilfe für die Heimat der Daila zu bekommen. Die Ligriden hatten sich den Planeten unter den Nagel gerissen, und wir wussten nicht, wie es dort zur Zeit aussah. Wir wussten nur, dass uns die Zeit unter den Nägeln brannte. Die wenigen Mutanten, die sich auf Nolien befunden hatten, waren nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Für einen Aufstand gegen die Ligriden hätten sie nicht ausgereicht.

Also hieß es weitersuchen. Saylimandar war der einzige, der uns begleitete. Er sprach nicht über seine eigentlichen Beweggründe, aber es war offensichtlich, dass Aklard für ihn das Stichwort war. Er hoffte, dass er mit unserer Hilfe die Heimat erreichen konnte.

Das Zusammensein mit den vier Besatzungsmitgliedern und mit Chipol muss eine große Ernüchterung für ihn sein, meldete sich der Extrasinn. Du wirst ein wenig auf ihn aufpassen müssen. Wozu verwirrte Mutanten fähig sind, weißt du aus eigener Erfahrung!

Es gab Hunderte von Beispielen aus meinem langen Leben, wo Mutanten die Nerven verloren hatten und durchdrehten. Bei Saylimandar glaubte ich nicht daran. Auf Nolien hatte er einen ausgeglichenen Eindruck auf mich gemacht. Allerdings hatte er sich dort oft unter seinesgleichen aufgehalten, und die Maske eines Noliers hatte ihn geschützt. Jetzt war er seiner bisherigen Wurzeln beraubt, und die Sehnsucht nach Aklard konnte dazu führen, dass seine psychische Stabilität irgendwann zusammenbrach.

Es war jedoch nicht das einzige, was mir Kopfzerbrechen bereitete. Auch das Verhalten der Besatzungsmitglieder der GHYLTIROON gegenüber dem Mutanten ließ zu wünschen übrig. Besonders der hitzköpfige Ganno war schwer einzuschätzen.

Ich wandte den Kopf und blickte zu Norgis hinüber. Der Kommandant des Schiffes beobachtete die Ortungsanzeigen. Auf dem Frontbildschirm waren mehrere Sonnen zu sehen, die in relativer Nähe zu unserem Schiff standen. Ihr Abstand betrug ein halbes bis vier Lichtjahre. Die Fernortung hatte bereits ergeben, dass alle Sterne über Planeten verfügten. Wir hatten also ein ganzes Feld vor uns, und die Anzahl der vorhandenen Sonnenbegleiter weckte die Hoffnung in mir, dass wir endlich unserem Ziel näher kamen.

Norgis bemerkte meinen Blick. Er verzog das Gesicht, dass es mich an das Aussehen einer Katze erinnerte.

»Alles klar?«, erkundigte ich mich. Er bestätigte es.

»Das Schiff könnte nicht besser fliegen, Atlan. Wir sind eine eingespielte Mannschaft. Ohne Männer wie Ganno säßen wir noch immer auf Nolien fest!«

Er redet viel!, bemerkte der Extrasinn. Es ist sonst nicht seine Art!

»Wir suchen die vor uns liegenden Sonnensysteme ab. Ich bin zuversichtlich. Ich habe so ein Gefühl, als hätten wir bei einem dieser Sterne Erfolg!«

»Mag sein!«, erklärte Norgis. »Ich lasse den Computer einen gescheiten Kurs berechnen. Einen Piloten brauchten wir jetzt!«

Er selbst flog das Schiff zuverlässig und ohne Probleme. Aber seine Worte erinnerten uns daran, dass wir Raegul verloren hatten. Er stand unter dem Einfluss der Hyptons und war auf Nolien nicht mehr aufgetaucht, nachdem er die Schiffe der Ligriden herbeigerufen hatte. Ich glaubte, dass er von einem von ihnen aufgenommen worden war.

Neben Saylimandar war Raegul der zweite Punkt, der dazu beitrug, dass sich die Stimmung an Bord mit jedem Tag verschlechterte, den wir unterwegs waren.

Die GHYLTIROON änderte den Kurs und flog der uns am nächsten stehenden Sonne zu, einem weißgelben Stern von etwa dem fünffachen Durchmesser der rötlichgelben Suuma.

»Ihr seid alle Raumfahrer«, stellte ich fest, nachdem ich eine Weile den Bildschirm betrachtet hatte. »Die GHYLTIROON ist ein Forschungs- und Handelsschiff. Die Besatzung kommt mit anderen Völkern in Kontakt und ist dafür ausgebildet worden, sich mit Fremdrassigen und allen möglichen Mentalitäten zu verständigen. Das scheint überall zu funktionieren, nur nicht bei den Mutanten eures eigenen Volkes. Was ist die Ursache dafür, Norgis?«

Der Kommandant begann sich unruhig in seinem Sessel zu bewegen. Mit dem Kopf deutete er hinüber an das linke Ende des Halbrunds, wo Mallosh in seinem Sessel saß.

»Frag ihn. Vielleicht kann er dir besser Antwort geben als ich!«

Der Funker und Waffenmeister war für seinen ruhigen Charakter und sein ausgleichendes Gemüt bekannt. Ich schritt langsam zu ihm hinüber.

»Es gibt keine Antwort darauf, Atlan«, erklärte der Daila. »Wenn es eine gäbe, wüssten wir, was wir falsch machen. Tatsache ist, dass die Spannungen an Bord ständig zunehmen, seit Saylimandar hier ist.«

»Du glaubst, es kann nicht euer Unvermögen sein, mit Andersartigen umzugehen?«, forschte ich, obwohl ich längst davon überzeugt war.

»Es ist etwas anderes. Keiner von uns kann es erfassen. Saylimandar stört einfach, ohne etwas dafür zu können. Er bringt Unruhe in unsere Herzen. Wir wissen, dass Leute wie er durchaus fähig wären, Aklard von den Ligriden zu befreien. Und dennoch glaube ich nicht, dass es dazu kommen wird.«

»Warum?«

»Weil die Ankunft einiger tausend Mutanten die Bewohner unseres Mutterplaneten rasend machen würde.«

»Du bist ein Fremder und würdest uns nie verstehen«, fügte Norgis hinzu.

»In meinen Augen macht ihr es euch zu leicht«, entgegnete ich. Ich wandte mich ab. Die Vorurteile der Daila gegen die Mutanten saßen tiefer, als ich ursprünglich hatte annehmen können. Malloshs Worte näherten die Zweifel in mir, ob wir mit unserer Mission überhaupt etwas ausrichten konnten.

Was aber dann, Arkonide? Willst du so einfach die Segel streichen?

Ich hatte Urlysh ein Versprechen gegeben. Der Oberste Rat baute darauf, dass wir mit unserer Mission Erfolg hatten. Aklard musste geholfen werden, um dem Expansionsdrang der Hyptons und ihrer Helfer einen empfindlichen Dämpfer zu versetzen. Und dass wir das Ziel erreichen konnten, dafür hielten wir bereits Beweise in den Händen.

Ich dachte an die Erzählung des Rebellenführers Kyrkodh zurück. Der alte Daila hatte berichtet, dass es in jenem Raumkubus, in dem Aklard Handel mit anderen Völkern trieb, keine verbannten Daila gab. Sie hatten sich auf keinem dieser Planeten niedergelassen. Jenseits dieser gedachten Raumgrenze jedoch hatte Kyrkodh in seiner Raumfahrerzeit Welten mit Verbannten gefunden. Es hatte sich herausgestellt, dass diese sich noch immer als Angehörige des Volkes von Aklard fühlten. Sie hatten die Behauptung aufgestellt, dass alle Verbannten so dachten und sie es spüren würden, wenn Aklard in Gefahr wäre. Die Verbannten hatten Kyrkodh geholfen und ihm einen glücklichen Rückflug in seinen Lebensbereich ermöglicht.

Diese Erzählung war es gewesen, die mich und Chipol bewogen hatte, das Unternehmen zu starten, auf dessen Flug wir nach Nolien gekommen waren. Kyrkodhs Erzählung hatte sich dort bestätigt. Die Verbannten besaßen eine starke Anhänglichkeit an ihre Heimatwelt.

Bereits bei Chipol hatte ich damals auf Joquor-Sa und Cairon diese starke Anhänglichkeit und Sehnsucht nach Aklard beobachtet, obwohl er kein Mutant, sondern im Gegenteil ein Unbegabter in einer Familie aus lauter Mutanten gewesen war.

Der Gedanke an den Jungen führte mir vor Augen, dass ich Chipol seit Stunden nicht mehr in der Zentrale gesehen hatte. Er hatte sich unbemerkt davongemacht. Das Verhalten des jungen Daila gab mir noch mehr Rätsel auf als das der Besatzungsmitglieder des Schiffes. Seine instinktive und stark ausgeprägte Abneigung gegen alles, was mit psionischen Kräften zu tun hatte, war mir bekannt. In den letzten Wochen hatte ich jedoch das Gefühl, als wüchse diese Abneigung. Chipol wirkte verschlossen, und er ging Saylimandar aus dem Weg.

Urlysh hatte in dem Jungen eine Chance gesehen, die Brücke zu den Verbannten zu schlagen, da Chipol selbst ein Verbannter war. Dies mochte dazu geführt haben, dass er unter starkem Stress stand und immer mehr Abneigung entwickelte, diesen Kontakt herzustellen.

Saylimandar schien da schon der bessere Botschafter für die gemeinsame Sache zu sein.

Das ist alles zu theoretisch, um nicht zu sagen unlogisch, warf der Extrasinn ein. Chipol spürt, dass Saylimandar die größere Autorität ist. Er glaubt, dass der Mutant ihm das sprichwörtliche Wasser abgräbt.

Seine Abneigung gegen Mutanten war schon vorher da, lehnte ich ab. Sie entstammt den schlimmen Erfahrungen mit seiner Familie, in der er als schwarzes Schaf behandelt wurde.

Das ist richtig, aber der Abstand zu jenen Ereignissen ist groß genug!