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Nr. 753

 

Die Konzilsjäger

 

Die Daila räumen auf

 

von Arndt Ellmer

 

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Zur Jahreswende 3819/20 beginnt sich die Machtkonstellation in der Galaxis Manam-Turu drastisch zu verändern. Atlans Hauptgegner, der Erleuchtete, der vor Jahresfrist Alkordoom verließ, um hier, an seinem Ursprungsort, sein Kunstgeschöpf EVOLO zu vollenden, ist nicht mehr.

Vergalo – so lautet der ursprüngliche Name des Erleuchteten – hielt sich in seiner Hybris für unschlagbar, und diese Einstellung, gepaart mit sträflichem Fehlverhalten, führte letztlich dazu, dass EVOLO seinen Schöpfer vernichtete.

Auch wenn Atlans größter Gegner nicht mehr existiert, die Lage in Manam-Turu ist deswegen noch lange nicht bereinigt. EVOLO ist nun stärker denn je, und was dieses mächtige Psi-Geschöpf nach seinem Sieg über den Erleuchteten unternehmen mag, wird sicher nicht dem allgemeinen Wohl dienen. Abgesehen davon, hat das Neue Konzil, bestehend aus Hyptons und Ligriden, seine Eroberungspläne längst nicht aufgegeben.

Aber die Gegenkräfte schlafen nicht. Da sind zum Beispiel die Daila, die nach wie vor gegen ihre Unterdrücker kämpfen. Jetzt finden sich Mutanten und »normale« Daila auf Aklard zu Gruppen zusammen und beginnen, die Geheimstützpunkte der Besatzer systematisch auszuheben.

Die Daila, die diese Mission erfüllen, sind DIE KONZILSJÄGER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Yukan und Opala – Zwei Konzilsjäger.

Aksuum und Urlysh – Oberste Räte von Aklard.

Susu – Ein Hypton vom Kern der Quellenplaner.

Atlan – Er bricht mit der STERNSCHNUPPE nach Aklard durch.

Weißwert – Ein Unbekannter, der die Hyptons auf Aklard retten will.

1.

 

Yukan blinzelte. Es konnte nur noch wenige Augenblicke dauern, bis es soweit war. Er kniff die Augen zu ganz engen Schlitzen zusammen, so dass von den Augäpfeln überhaupt nichts mehr zu sehen war. Ein wenig zog er die Schultern hoch, und die beiden Daila in seiner Begleitung bewegten sich unruhig.

»Was ...«, begann der eine, der den völlig undailanischen Namen Correg trug, der »Kriegerische«.

»Sch ...«, machte Yukan nur. Er hob die rechte Hand und steckte den Daumen zwischen Zeigefinger und Mittelfinger hindurch. Die Fingernägel leuchteten in der sternenhellen Nacht wie kleine, entfernt stehende Lampen. Das Zeichen bedeutete, dass alles auf des Messers Schneide stand, oder, wie die Daila es ausdrückten, zwischen Glut und Asche mitten im aufsteigenden Rauch.

Mana!, dachte Yukan deshalb auch. Wenn du die Zeichen der Zeit steuerst und all das vorausgesehen hast, dann weißt du, wie unser Kampf ausgehen wird. Er stockte ein wenig bei der gedanklichen Verwendung des Begriffes Kampf. Die Daila lebten seit vielen Generationen in Frieden, und sie entfernten alles von ihrer Welt, was diesem Frieden hinderlich sein konnte. Aber sie hatten keine andere Möglichkeit als den Kampf gehabt, um sich den Zugriffen der Ligriden und ihrer Helfer zu entledigen. Nach und nach hatten sie eingesehen, dass es um mehr ging als um den Frieden Aklards. Es ging um den Frieden Manam-Turus, des Rauchstreifens vom verlöschenden Feuer. Und Aksuum hatte vor langer Zeit gesagt, dass dieser Rauchstreifen die Daila ersticken würde, wenn sie nicht handelten.

Ein leichter Schimmer begann am östlichen Horizont zu glimmen. Er wurde zu einem Lichtstreifen, der sich über einen Teil der Hügelkämme ausbreitete. In der Mitte des Streifens blähte sich ein halbkreisförmiges Licht auf. Es stieg über den Horizont.

Falinder, der leuchtende Mond der nördlichen Hemisphäre, ging auf und wurde zu einem vollen Ball.

Der Zeitpunkt war da.

Yukan richtete sich auf. Er streifte die Feuchtigkeit von den Unterarmen, mit denen er sich bisher im Gras abgestützt hatte.

»Los!«, zischte er.

Correg und Dennar folgten ihm lautlos. Sie hielten die kurzläufigen Strahlwaffen umklammert, als handle es sich dabei um ein heißes Eisen. Für einen Augenblick beleuchtete Falinder ihre Gesichter. Sie wirkten verbissen und entschlossen. Allein Mana konnte sagen, welche Gedanken in ihrem Innern entstanden. Sie gehörten nicht zu den Draufgängern, aber wie alle Daila hatten sie begriffen, dass es ums Ganze ging. Und wenn sich Daila einmal zu etwas durchgerungen hatten, dann taten sie es richtig.

Die drei Männer huschten zwischen den niedrigen Felsen entlang. Sie nutzten jede Deckung aus, die sich ihnen bot. Sie hielten die Richtung nach Norden ein.

Yukan zählte die Schritte. Kurz blitzten seine Augen auf. Im Dunkel der Nacht, das von den Sternen hoch am Firmament ein wenig erhellt und nun von Falinder durchstrahlt wurde, leuchteten die bläulichen Augäpfel wie zwei Edelsteine. Es waren Augen, die einen leicht verraten konnten, wenn man sich auf einem Weg wie diesem befand.

Der Daila kniff die Augenlider fest zusammen. Im Licht des einen Mondes erspähte er die Umrisse der Warnenden Senke, fünf wie mahnende Finger in den Himmel ragende Felsnadeln, vom Wind und vom Regen ausgewaschen und durchfurcht.

Yukan blieb abrupt stehen. Er duckte sich hinter einen verkrüppelten Busch.

Hier in der Nähe musste es sein. Hier hatten die Rebellen gegen die Ligriden immer wieder in den vergangenen Monaten ihre Beobachtungen gemacht.

Correg und Dennar ließen sich neben ihm nieder. Sie waren erhitzt von dem anstrengenden und schnellen Marsch. Die drei Daila atmeten keuchend.

Yukan machte eine fahrige Bewegung von links nach rechts. Dort unten verlief der Pfad durch das spröde und spärliche Gras der Senke. Wenn die Beobachtungen zutrafen, dann musste es bald geschehen. Noch in dieser Nacht, aber nicht, bevor Falinder aufgegangen war. Zu spät konnten sie also nicht sein.

Die Daila warteten. Yukans Gedanken schweiften zurück in den vergangenen Tag. Sie waren nach Bajukkan gerufen worden, der Hauptstadt des nördlichen Kontinents Akjunth. In der alten Residenz des Obersten Rates waren sie empfangen worden. Aus dem Mund von Urlysh hatten sie die neuesten Informationen empfangen. Urlysh war einer der ersten Rebellen gegen die Ligriden gewesen, und er genoss das höchste Ansehen unter den Bewohnern Aklards. Aber auch zu den anderen Daila-Welten war sein Ruf hinausgeeilt.

Urlysh hatte das bekräftigt, was Daila wie Yukan bereits wussten. Die Aufgabe war noch nicht zu Ende. Die Raumflotte der Ligriden war vertrieben worden, und es hielten sich keine mehr auf der Oberfläche des Planeten auf.

Die Daila hatten Zeit erhalten, Luft zu holen und sich ihrer wiedergewonnenen Freiheit und Selbständigkeit zu erfreuen. Beobachtungen und Einschätzungen waren zusammengetragen worden, und sie hatten dazu geführt, dass eine Einsatztruppe ins Leben gerufen worden war. Ihr einziges Ziel war es, endgültig aufzuräumen.

Yukan, Correg und Dennar befanden sich hier, um zum wiederholten Mal zu diesem Ziel beizutragen.

Der kaum spürbare Wind trug einen Laut an die Ohren der Daila. Ihre Sinne waren geschärft. Es handelte sich nicht um ein Geräusch der Natur, sondern um einen Laut, der von einem intelligenten Wesen ausgestoßen worden war.

Die Daila fassten die Waffen fester und lauschten intensiver. Das Geräusch wiederholte sich nicht. Statt dessen blitzte es irgendwo hinter den Felsnadeln kurz auf.

Das verbotene Signal. Dort drüben also waren sie. Es war unverantwortlich, ein solches Zeichen zu geben. Dennoch hatte sie es gewagt. Yukan verzog ärgerlich den Mund. Wieder einmal sah er Schwierigkeiten auf sich zukommen, auf sich und alle Mitglieder der Einsatzgruppe. Es bestand die Gefahr, dass der Gegner das Lichtsignal entdeckt hatte.

»Sie weiß nicht, was sie tut«, flüsterte Correg ergrimmt. Yukan hielt ihm die Hand vor den Mund und brachte ihn so zum Schweigen. Er zog die Hand rasch zurück. Siedendheiß überlief es ihn. Er begann unmerklich zu zittern. Wieder einmal hatte er sich und seine Begleiter dabei erwischt, dass sie vergessen hatten, wer sie eigentlich war. Noch immer war es für Daila ungewöhnlich, ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen und dauernd daran zu denken, dass sie fremdartig war.

Aber war es wirklich eine so große Fremdartigkeit? War der Abgrund zwischen ihnen unüberbrückbar?

Ein leises Schaben klang auf. Es kam von Westen aus den Hügeln. Das Gelände war nicht übersehbar, und Yukan machte sich hinter dem verkrüppelten Busch ein wenig größer.

Jetzt kam es darauf an. Diesmal war es alles andere als einfach. Der Gegner konnte sich zwischen den Felsnadeln verschanzen. Außerdem wussten sie seine genaue Anzahl nicht. Im Nachhinein mochte es sich als Fehler herausstellen, dass sie nicht in einer größeren Gruppe aufgebrochen waren.

Hoffentlich hatten sie Glück und hatten es mit Dienern des Gward zu tun, nicht mit den total kriegerisch veranlagten Dienern des Gwyn.

Schatten tauchten auf. Sie waren klein wie von Ligriden, die am Boden entlangrobbten.

Seltsam.

Yukan zauderte. Er wischte sich die Augen.

Die Schatten wurden deutlicher. Sie bewegten sich den Pfad entlang auf die Lichtfläche zu, die Falinder zwischen den Felsen erzeugte.

»Nein!« Yukan schluckte schwer. Er bewegte sich auf die andere Seite des Busches. Er vergaß seine Vorsicht gänzlich und wurde von seinen Begleitern zurückgerissen.

»Bist du übergeschnappt?«, zischte Correg.

Yukan ächzte. Sein Kehlkopf knackte. Wieder starrte er hinab auf das Schauspiel, das sich ihm bot. Ligriden waren das keine, oder er war kurzsichtig geworden, ohne es zu merken. Stumm deutete er auf den Zug kleiner Wesen, die sich den Pfad entlangbewegten. Nichts war zu hören außer dem Schaben, das sie auf dem Untergrund erzeugten.

»Schoofils«, raunte Dennar. »Es sind Schoofils!«

Bei den cherokähnlichen Tieren handelte es sich um hundegroße Tiere, die ursprünglich auf dem südlichen Kontinent Akbarry beheimatet waren. Sie bewegten sich auf vier Beinen und zwei verkümmerten Hilfsbeinen vorwärts, die dicht vor dem Stummelschwanzansatz am Becken saßen und den schweren Hinterleib zusätzlich stützten.

Etwa zwanzig dieser Wesen waren es, die sich in ihrem arttypischen Gang den Pfad entlangbewegten, das vorderste mit der Schnauze am Boden, die folgenden hocherhobenen Hauptes. Sie trabten im Cherokmarsch, eines hinter dem anderen. Sie taten nicht, als befänden sich Ligriden oder überhaupt andere Wesen in der Nähe, die Witterung von sich gaben.

»Tolle Braten!« Correg vergaß die gebotene Vorsicht. »Sollen wir uns ein paar holen?«

Yukan winkte hastig ab. Er traute dem Frieden nicht. Er schielte nach links hinüber, ob nicht doch noch eine Gruppe von Ligriden auftauchte. Das Verhalten der Schoofils bewies jedoch, dass es weit und breit keinen Gegner gab.

Ein Ruf von der anderen Seite der Senke ließ ihn endgültig an ihrem Verstand zweifeln.

»Auf sie mit Gebrüll!«, klang die Stimme einer weiblichen Daila auf. Lichter flammten auf und näherten sich, durchquerten die Zwischenräume an den Felsnadeln und stürmten dem Pfad entgegen.

»Halt!«, schrie Yukan laut. Er hatte sich endgültig aufgerichtet und rannte mit langen Schritten hinab in die Senke. Fast vergaß er dabei, den Strahler festzuhalten. Er glitt ihm aus der Hand, und er fing ihn dicht über dem Boden auf. Ein Stein fiel ihm vom Herzen. Bei diesen Waffen konnte man nie wissen.

Keuchend gelangte er unten an und stand ihr gegenüber. Nur die Reihe der marschierenden Schoofils trennte sie.

»Was ist mit unserem Auftrag!«, herrschte Yukan die Frau an, die sich Opala nannte. »Haben wir Urlysh nicht versichert, dass wir ...«

Die Frau blitzte ihn aus ihren dunklen Augen an. Sie war eine Daila, wie sie sich Yukan nicht anmutiger vorstellen konnte. Ihre Augen besaßen neben dem blassblauen Schimmer einen leicht grünlichen Unterton, der mehr intuitiv als optisch feststellbar war. Das Gesicht der Frau war ebenmäßig und schön. Das dichte, an Watte erinnernde Haar und dessen pechschwarzer Glanz verliehen ihr das Flair eines außeraklardischen Wesens.

»Mach deine Augen auf, Yukan«, sagte sie mit nachsichtig klingender Stimme. »Ihnen darfst du trauen, anderen Dingen nicht.«

Yukan senkte fassungslos den Kopf. Zwischen ihnen marschierte die Kette der Schoofils entlang, ohne Notiz zu nehmen. Im Normalfall hätten die Tiere ihr instinktgesteuertes Fluchtverhalten gezeigt und wären wie ein Blitz zwischen den Felsnadeln verschwunden.

»Was ist das?«, brachte er hervor.

»Wir werden es gleich sehen«, sagte Opala. »Erschieße eines von den Dingern!«

Verwirrt hob Yukan den Lauf seiner Waffe und entsicherte sie. Er betätigte den Auslöser, und ein scharfer, stark gebündelter Energiestrahl traf eines der Tiere und suchte sich den Weg in sein Inneres. Es gab einen dumpfen Knall. Gestank von Kunststoff und Metall breitete sich aus. Die Kolonne der Schoofils kam zum Stillstand. Irgendwo krachte es. Die Daila warfen sich instinktiv zurück und entgingen so dem Inferno, das sich ausbreitete. Die Schoofils explodierten nacheinander. Aus ihrem Innern wurden Würfel und Rechtecke davongeschleudert, die nach Proviantpaketen aussahen.

Yukan wartete in der Deckung eines kleinen Felsbrockens, bis sich nichts mehr rührte. Dann trat er neben Opala an die Trümmer der Tiere.

»Maschinen«, sagte die Daila geringschätzig. »Simple Maschinen. Sie haben Proviant und Ausrüstung transportiert. Der Ausfall einer einzigen von ihnen hat zur Vernichtung aller geführt.«

Yukan, Correg und Dennar suchten nach Worten. Besonders Yukan wollte nicht glauben, was er sah.

»Roboter also«, stieß er hervor. »Das ist Beweis genug, dass es noch immer geheime Stützpunkte auf unserem Planeten gibt. Der Trick mit den Schoofils ist so simpel, dass wir nie darauf gekommen wären.« Er wandte den Kopf und blickte Opala aus großen Augen an. Ohne es zu merken, rückte er zwei, drei Schritte von ihr ab.

»Wie hast du es erkannt?«, hauchte er.

»Die Tiere besaßen keine Hirnwellenmuster«, erklärte Opala, als sei es das Gewöhnlichste auf der Welt. »Als Orterin empfange ich die Muster eines jeden lebenden Wesens. Auch wenn es nicht intelligent ist, strahlt es eine spezifische Komponente ab, die auf Gehirntätigkeit hinweist. Es war nicht der Fall, also musste es sich um Roboter handeln.«

Sie bemerkte, dass Yukan sie immer noch wie einen Geist anstarrte. Sie drehte unschlüssig die Hände hin und her, wobei sie die Finger gespreizt hielt.

»Beim Großen Feuer und bei Aklard, unser aller Heimat«, fuhr sie fort. »Es ist nun mal so. Wir Mutanten können unsere Fähigkeiten nicht einfach vergessen. Ihr nehmt uns das doch hoffentlich nicht mehr übel, oder?« Ihre Stimme klang bei den letzten Worten leicht aggressiv.

»Nein, nein, natürlich nicht«, versicherten die Daila der beiden Gruppen hastig. Und Yukan fügte hinzu: »Es ist nur ... ungewohnt. Und es war ein Fehler, die Schoofils anzugreifen. Zumindest von dir, die du die Wahrheit kanntest.«

»Warum, Yukan?«

»Sie hätten uns zum Versteck der Ligriden führen können, Opala. Deshalb!«

»Bei Manam-Turu, du hast Recht«, gestand die Mutantin zerknirscht. »Wo habe ich nur meine Gedanken gehabt?«

Bei deiner verdammten Orterfähigkeit, wollte Yukan antworten, aber er verbiss die Worte zwischen den Lippen. Er schloss die Augen und wartete, bis die in ihm aufkeimenden Gefühle der Aggression abgeklungen waren.

 

*

 

Noch immer stand alles zwischen Glut und Asche mitten im aufsteigenden Rauch. Suuma hatte ihre jährliche Bahn über den Himmel zur Hälfte vollendet und stand in ihrer größten Hitze, die mit den längsten Tagen auf der Nordhalbkugel identisch war. Der große Feierzyklus im Tal Rhyikeinym hatte sich vollendet und würde in wenigen Tagen mit den Pulverfesten neu beginnen. Die Pulverfeste stellten ein Nachvollziehen der alten Überlieferung dar. In der hereinbrechenden Nacht des ersten Tages eilten die Läufer mit den Gefäßen nach allen Richtungen davon. Sie verließen das Tal und eilten in die Ebene hinein bis zum Anbruch des Morgens. Dort warteten sie fastend auf den erneuten Einbruch der Nacht, um dann ihre Pulvergefäße zu zünden. Manche erreichten in ihrer Laufnacht das Ufer des Meeres oder die Ausläufer der Berge im Westen. Es handelte sich meist um Tempeldiener aus dem Tal der Heilenden Quellen, aber unter den Läufern befanden sich auch genesene Kranke, die es sich nicht nehmen ließen, ihr wiedergefundenes Wohlbefinden unter Beweis zu stellen. In der zweiten Nacht leuchteten dann die Pulverflammen weithin und symbolisierten den Ring der Vulkane, der den kleinen und kalten Kontinent Uschriin säumte. Die Flammen waren aber auch ein Zeichen für die vielen kleinen Feuer, die nachts am Himmel zu sehen waren, wenn das Wetter es zuließ. Einst war das Große Feuer in viele kleine Feuer zerfallen, weil Diebe sich hinter dem Rücken der Wächter herangeschlichen hatten, um von ihm zu nehmen. Eifersüchtige Götter und Dämonen waren es gewesen, von denen jeder ein eigenes Feuer für sich beansprucht hatte.

Yukan warf einen heimlichen Blick auf Opala. Noch immer verharrten die Daila hinter den Felsen. Sie lagerten schweigend und in einer einzigen Gruppe, und zwei saßen ein wenig erhöht hinter den Felsnadeln und hielten Ausschau. Suuma hatte den Zenit bereits überschritten, aber noch nichts hatte sich gerührt. Es tauchten keine Ligriden auf, um nach den zerstörten Maschinen zu sehen. Die Schoofils rauchten noch immer teilweise, und kurz vor Mittag hatte es eine Nachzüglerexplosion gegeben. Die Felstrümmer waren bis hart an die Lagernden herangeflogen, ohne jedoch gefährlich zu werden. Corregs Detektoren meldeten, dass keine Strahlungsgefahr bestand.

Yukan dachte an Rhyikeinym und an viele andere Dinge. Gegen Morgen hatten sie durch einen kodierten Funkspruch erfahren, dass Aksuum zurückgekehrt war. Er brachte wichtige Neuigkeiten, die die Entwicklung auf und um Aklard entscheidend beschleunigen konnten. Was es im einzelnen war, das hatten sie nicht erfahren, denn der Funkspruch war kurz gewesen. Opala hatte zusätzlich das einzige tragbare Funkgerät ihrer Gruppe abgeschaltet, um dem Gegner keine Möglichkeit zu geben, den Standort zwischen den Felsen anzupeilen.