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Michael Schneider, BA. MSc

Expatriation Auswandern

Empirische Erhebung von kulturellen Unterschieden





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Inhaltsverzeichnis

Master-Thesis:

 

Expatriation in ‚Entwicklungsländern‘ am Beispiel von Projektmitarbeitern

in der Entwicklungszusammenarbeit mit Fokus auf das südliche Afrika

 

 

 

Eine empirische Erhebung, welche kulturellen Unterschiede beim Projekteinsatz wahrgenommen

werden und welche Relevanz bereits erfolgreich durchgeführte Auslandseinsätze für zukünftige haben.

 

 

 

Wissenschaftliche Leitung:

Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerhard BENETKA

 

 

 

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechterspezifische Differenzierung verzichtet. Begriffe gelten im Sinne der Gleichberechtigung für beide Geschlechter.

 

 

  

Abstract /Deutsch

Diese Arbeit beleuchtet die kulturellen Unterschiede zwischen Österreich und den Ländern des südlichen Afrikas. Zusätzlich wird untersucht, ob bereits erfolgreich durchgeführte Auslandseinsätze ein Indiz dafür sind, dass die Projektabbruchquote aufgrund der Nichtbewältigung von kulturellen Unterschieden bei Folgeeinsätzen geringer ist. Zur Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse wurde das Verfahren der qualitativen Analyse gewählt. Anhand eines Leitfadens wurden in Summe neun problemzentrierte Interviews durchgeführt, davon acht mit ehemaligen Projektmit-arbeitern und eines mit einer Person aus Simbabwe. Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass es in vielen Bereichen große kulturelle Unterschiede gibt, die sich jedoch von Region zu Region differenzieren. Des Weiteren wurde herausgefunden, dass es lediglich einen minimalen Zusammenhang zwischen bereits erworbenen inter-kulturellen Kompetenzen und der Wahrscheinlichkeit eines Projektabbruches gibt. Ein erfolgreich absolvierter Auslandseinsatz ist somit noch keine Garantie dafür, dass ein nachfolgender Einsatz in der Entwicklungszusammenarbeit nicht doch abgebrochen werden könnte.

 

 

 

Abstract / English

This paper examines the cultural differences between Austria and the countries of southern Africa. In addition, it investigates whether successfully finished foreign missions are any indication that future missions in other countries may or may not be cancelled subsequent to failing to come to terms with such cultural differences. In order to gather scientific evidence, the method of qualitative analysis was selected. Based on a manual, a total of nine interviews were conducted: eight of them with former project staff, one with a Zimbabwean. As a result, it can be stated that there are many areas of great cultural differences that, in turn, differ from region to region. It was also found that there is only a minimal correlation between already acquired intercultural competencies and the likelihood of a cancellation of a project. A successfully completed foreign mission is thus no guarantee that a subsequent mission in the field of developmental cooperation might not be cancelled after all.

 

 

1 Einleitung

1.1 Forschungsbedarf

1.2 Leitende Forschungsfragen

1.3 Zielsetzung der Untersuchung

1.4 Methodisches Vorgehen und Aufbau der Arbeit

1.5 Eigenes Erkenntnisinteresse2 Begriffsabgrenzung

 

2 Begriffsabgrenzung

2.1 Kultur

2.2 Expatriate

2.3 Entwicklungszusammenarbeit

 

3 Kulturebenen

3.1 Zwiebelmodell und Eisbergmodell

3.2. Kulturpyramide

3.3 Kulturebenen nach Hofstede

3.3.1 Machtdistanz

3.3.2 Individualismus – Kollektivismus

3.3.3 Maskulinität – Feminität

3.3.4 Unsicherheitsvermeidung

3.3.5 Umgang mit der Zeit

3.3.6 Langfristigkeit - Kurzfristigkeit

3.4 Kulturebenen nach Hall

3.5 Kulturebenen nach Trompenaars

3.6 Kulturebenen nach der GLOBE-Studie

3.7 Kritische Würdigung der vorgestellten Kulturebenen

 

4 Vorbereitung auf den Auslandseinsatz

4.1 Personalauswahlverfahren

4.2 Seminarbestandteile

4.2.1 Kulturschock

4.2.2 Kulturelle Faktoren

4.2.3 Interkulturelle Kommunikation

4.2.4 Interkulturelle Kompetenz

4.2.5 Interkulturelle Interaktion

4.2.6 Erforderliches Verhalten in der Zielkultur

 

5 Empirische Erhebung

5.1 Die Datenerhebung

5.1.1  Problemzentriertes Interview

5.1.2  Entwicklung des Interviewleitfadens

5.1.3  Auswahlkriterien der Interviewpartner

5.1.4  Vorstellung der Interviewpartner

5.1.5  Gestaltung der Interviews

 

5.2 Qualitative Inhaltsanalyse

5.2.1  Transkription

5.2.2 Hypothesen

5.2.3  Kategorien

5.2.4  Ablauf der Analyse

 

6 Die Ergebnisse der Interviews

6.1 Machtdistanz

6.1.1  Darstellung des Materials

6.1.2  Interpretation und Bewertung

6.2 Individualismus – Kollektivismus

6.2.1 Darstellung des Materials

6.2.2 Interpretation und Bewertung

6.3 Maskulinität - Feminität

6.3.1 Darstellung des Materials

6.3.2 Interpretation und Bewertung

6.4 Unsicherheitsvermeidun

6.4.1 Darstellung des Materials

6.4.2 Interpretation und Bewertung

6.5  Umgang mit der Zeit

6.5.1 Darstellung des Materials

6.5.2 Interpretation und Bewertung

6.6. Das Positive an der Kultur

6.6.1 Darstellung des Materials

6.6.2 Interpretation und Bewertung

6.7 Das Negative an der Kultur

6.7.1 Darstellung des Materials

6.7.2 Interpretation und Bewertung

6.8 Hilfreiches, um mit kulturellen Unterschieden umzugehen

6.8.1 Darstellung des Materials

6.8.2 Interpretation und Bewertung

 

7 Zusammenfassung / Schlussfolgerungen

7.1 Die erste Forschungsfrage

7.2 Die zweite Forschungsfrage

 

8 Handlungsempfehlungen

 

9 Ausblick für zukünftige Studien

 

10 Quellennachweise

10.1  Literaturverzeichnis

10.2 Abbildungsverzeichnis

10.3 Tabellenverzeichnis

 

11 Anhang / Impressum

 

 

1 Einleitung

 

Man kann nicht nicht kommunizieren“

(Mücke, 2009, S. 169, zit.n. Watzlawick et al., 1985, S. 53)

 

 

Man kann nicht nicht interkulturell kommunizieren“

(Broszinsky-Schwabe, 2011, S. 15)

 

Dieses erste Kapitel widmet sich der Begründung des Forschungsbedarfs und der Beschreibung der zwei leitenden Forschungsfragen. Danach wird das Ziel dieser Studie vorgestellt und es erfolgt eine Präsentation, wie dieses zu erreichen ist. Abschließend erfolgt noch eine Erklärung, warum diese Thematik auch für den Autor selbst von großem Interesse ist.

 

1.1 Forschungsbedarf

Bei der Literaturrecherche hat sich gezeigt, dass es bereits einige sehr umfangreiche Studien zum Thema „Kulturelle Unterschiede“ gibt. Dabei wurden jedoch stets nur Manager in Konzernen oder Industriebetrieben befragt. Es fanden sich jedoch keine Studien, in denen Projektmitarbeiter in ‚Entwicklungsländern‘ darüber befragt wurden. Personaleinsätze in diesen Ländern erfordern aufgrund der sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen, aber auch politischen Situation, eine sehr intensive Vorbereitung. Diese ist sowohl kosten- als auch zeitintensiv, was sich negativ auf die stets angespannte finanzielle Situation von Entsendeorganisationen auswirkt. So muss im Durchschnitt von der Projektauswahl im Zielland bis zu dem Zeitpunkt, in dem die fachliche Expertise vor Ort zur Verfügung gestellt wird, mit einem Jahr gerechnet werden. Dies ist neben der Personalsuche, besonders auf die notwendige intensive Vorbereitung, die i.d.R. auch noch aus einem Sprachkurs besteht, zurückzuführen.

Aus diesem Grund ist es von erheblicher Bedeutung, dass es im Rahmen dieser Projekteinsätze nicht zu einem Abbruch kommt.

 

Fischlmayr nennt mehrere Gründe, die zu einem Projektabbruch führen. Einer davon ist das Bestreben, die Kinder im Heimatland großzuziehen und ihnen dort die Ausbildung zu ermöglichen. Ein anderer ist die Vermeidung einer Trennung vom Partner bzw. auch, dem Partner eine Karriere zu ermöglichen. Darüber hinaus sind Projektabbrüche auch darauf zurückzuführen, dass die Eltern pflegebedürftig geworden sind. Auslandseinsätze werden aber auch aufgrund des Frustes und der Unfähigkeit der Partner bzw. der Familien sich anzupassen abgebrochen. Sie führt zusätzlich aus, dass die Gründe für ein Nachhause kommen vor dem geplanten Zeitpunkt auch durch externe Einflüsse wie Krieg, Terror oder politische Instabilität beeinflusst sind (vgl. Fischlmayr, 2004, S. 30 ff).

 

Diese Studie beschränkt sich jedoch darauf, nur jene Projektabbrüche zu analysieren, die auf die Nichtbewältigung der kulturellen Unterschiede zurückzuführen sind.

 

Dass die Unterschiede extrem sind, zeigt Ferraro sehr anschaulich, indem er einen Vergleich zwischen den reichsten und den ärmsten Ländern zieht. Er verweist darauf, dass das durchschnittliche Einkommen eines Kanadiers 170 Mal größer ist, als das eines Mosambikaners (vgl. Ferraro, 2008, S. 405). Hahn stellt dieses Ungleichgewicht plastisch in Form einer Pyramide dar. Daraus ist ersichtlich, dass ein Viertel der Welt-bevölkerung mit weniger als USD 1,25 pro Tag auskommen muss (vgl. Schneider, 2010b, S. 9, zit. n. Hahn, 2009, S. 18). Eine wissenschaftliche Kennziffer, die jährlich erhoben wird ist der sog. „Human Development Index“. Dieser misst neben dem Brutto-inlandsprodukt auch die Lebenserwartung und den Bildungsgrad mit Hilfe der Alphabetisierungsrate (vgl. http://www.laenderdaten.de/indizes/hdi.aspx). So belegte Österreich im Jahre 2011 den hervorragenden 19. Platz von 187 Staaten. Im Unter-schied dazu markierten Simbabwe mit Platz 173 und Mosambik mit Platz 184 fast das Schlusslicht (vgl. http:/hdr.undp.org/en/media/HDR_2011_EN_Tables.pdf).

 

Brandenburger vertritt die Ansicht, dass interkultureller Kontakt besondere Anforder-ungen an die beteiligten Personen stellt, und zwar auf allen Ebenen ihrer Persönlichkeit und in praktisch allen Arbeitsbereichen. Der Wechsel des kulturellen Umfeldes wird von vielen Sozialwissenschaftlern als Stressfaktor für die Person gesehen. Die Ankunft eines Mitarbeiters in einer fremden Kultur lässt sich mit dem oft zitierten Sprung ins kalte Wasser vergleichen, da die unbekannte und ungewohnte kulturelle Umgebung eine Vielfalt an neuen Stimuli bereit hält, mit denen der Entsandte zunächst nicht umgehen kann, da er ihre Bedeutung nicht gelernt hat (vgl. Brandenburger, 1995, S. 72).

 

Wie hoch die Misserfolgsraten sind, ist laut Fischlmayr aufgrund unterschiedlicher Definitionen schwer festzustellen. Die Bandbreiten reichen zwischen 5 und über 60%. Fischlmayr unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen einem kurzfristigen und einem langfristigen Aufenthalt. Einen langfristigen Aufenthalt definiert sie ab einer Dauer von einem Jahr. Der Unterschied zwischen kurzfristigem und langfristigem Aufenthalt besteht darin, ob der Lebensmittelpunkt im Heimatland oder im Gastland ist. Während bei einem kurzfristigen Aufenthalt der Lebensmittelpunkt im Heimatland bleibt, verlagert sich dieser bei einem langfristigen Aufenthalt ins Gastland (vgl. Fischlmayr, 2004, S. 69 ff).

 

Da die hier beschriebenen Personaleinsätze i.d.R. zwei oder mehrere Jahre dauern, sind diese als langfristig zu bezeichnen.

 

Hecht-El Minshawi verweist darauf, dass verschiedenen Untersuchungen zufolge, Anpassungsprobleme der Lebenspartner oder der Familie der Grund für bis zu 50 % aller vorzeitigen Abbrüche sind (vgl. Hecht-El-Minshawi, 2008, S. 138).

 

Brandenburger betont, dass die Folgen einer vorzeitigen Rückkehr nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für den betroffenen Mitarbeiter schwerwiegend sind. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die normalen Reintegrationsprobleme, die schon bei einer planmäßigen Heimkehr aus dem Ausland bestehen, durch den Abbruch der Auslandstätigkeit weiter verschärft werden (vgl. Brandenburger, 1995, S. 80 f). Fischlmayr konkretisiert diese Aussage, indem sie behauptet, dass Expatriates durch einen Projektabbruch negative Folgen wie gesunkenes Selbstbewusstsein oder niedrigeres Selbstvertrauen verzeichnen können (vgl. Fischlmayr, 2004, S. 86). Wie Barmayer & Bolten feststellen, muss sich ein Expatriate, damit es zu keinem Projekt-abbruch kommt, interkulturell bewähren (vgl. Barmayer & Bolten, 2009, S. 65).

 

Wie somit in diesen einleitenden Worten dargelegt, liegt die Problemstellung darin, dass sich Projektabbrüche sowohl auf den Expatriate als auch auf die Entsendeorganisation, aber auch auf den Projektpartner im Zielland negativ auswirken. Mittels der leitenden Forschungsfragen soll erhoben werden, wie Abbrüche, die aufgrund der Nichtbe-wältigung von kulturellen Differenzen erfolgen, vermindert werden können.

 

1.2 Leitende Forschungsfragen

Um zu eruieren, welchen Einfluss die Bewältigung der kulturellen Unterschiede auf Projektabbrüche hat, wird folgenden Fragestellungen nachgegangen:

 

1. „Welche kulturellen Unterschiede werden von Projektmitarbeitern,

    die in der Entwicklungszusammenarbeit im südlichen Afrika tätig sind, wahrgenommen?“

 

Um eine sorgfältige Personalauswahl zu gewährleisten, ist es u. a. auch erforderlich, im Vorfeld jene Kriterien des Bewerbers zu ermitteln, die für einen potentiellen Projekt-abbruch verantwortlich wären. Da im Rahmen der Bewerbungsgespräche stets die Frage nach bisherigen Auslandseinsätzen gestellt wird, erachtet es der Autor für zweckmäßig, auch noch der folgenden Forschungsfrage nachzugehen:

 

2. „Wie hängen bereits erworbene interkulturelle Kompetenzen mit der Wahrscheinlichkeit

     eines Projektabbruches zusammen?“

 

1.3 Ziel der Untersuchung

Es sollen in dieser Studie die kulturellen Unterschiede zwischen Österreich und den Ländern des südlichen Afrikas beleuchtet werden. Darauf aufbauend soll sie zeigen, welche Verhaltensweisen dazu beitragen mit diesen Differenzen positiv umzugehen, damit es deshalb zu keinem Projektabbruch kommt. Aufgrund der sehr engen Ver-flechtung hat die Studie auch das Ziel, jene Schritte unter die Lupe zu nehmen, die vor der Ausreise getätigt werden. Sie behandelt deshalb auch die Personalauswahl und die Vorbereitung. Bezugnehmend auf die Personalauswahl und die Frage nach bisherigen Auslandstätigkeiten wird der zweiten Forschungsfrage insofern nachgegangen, ob daraus Schlüsse für einen weiteren Auslandseinsatz gezogen werden können. Dieser Fragestellung wird durch folgende Hypothesen nachgegangen:

 

1. Ja, es besteht ein Zusammenhang zwischen Interkultureller Kompetenz und der Wahrscheinlichkeit

    eines Projektabbruches!

Denn, je mehr interkulturelle Kompetenzen die Person bereits erworben hat, desto besser ist sie in der Lage, mit kulturellen Unter-schieden umzugehen. Dies bedeutet, dass sich die Person sehr wohl der Existenz kultureller Differenzen bewusst ist. Darüberhinaus verfügt sie auch bereits über einen vorhandenen Pool an Strategien, der ihr im Umgang mit anderen, ihr fremden Verhaltensweisen behilflich ist.

 

2. Nein, es gibt keinen Zusammenhang zwischen Interkultureller Kompetenz und der Wahrscheinlichkeit

    eines Projektabbruches!

Da sich die Kulturen nicht nur zwischen den Ländern, sondern auch innerhalb von Landesgrenzen unterscheiden, ist die Person aufgrund dieser Vielzahl an Unterschieden gezwungen, sich stets den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Es gelingt der Person leichter, sich in das Land, bzw. in die Region einzufühlen, wenn sie nicht auf bereits in anderen Ländern erfolgreich angewandte Handlungsmuster zurückgreifen kann. Denn dadurch wird jene irrtümliche Annahme ausgeschlossen, dass diese auch auf andere Regionen mit der gleichen positiven Wirkung übertragen werden können. Dass dem eventuell nicht so ist, soll als Beispiel das Tappen in das sog. „Fettnäpfchen“ dienen.

 

Um diese Hypothesen zu klären stellen sich für die Forschung in dieser Arbeit folgende Fragen:

 

a) Worin lagen die Ursachen, dass der Auslandseinsatz abgebrochen wurde

 

b) Was hat dazu beigetragen, dass der Auslandseinsatz nicht abgebrochen wurde?

 

Es ist somit im Rahmen dieser Untersuchung notwendig, sowohl Personen zu interviewen, die ihren Auslandseinsatz abgebrochen haben, als auch jene, die diesen vertragskonform nach zwei Jahren auslaufen ließen bzw. verlängerten.

1.4 Methodisches Vorgehen und Aufbau der Arbeit

Diese Studie setzt sich aus zwei großen Teilbereichen zusammen. Sie beginnt mit einer Beschreibung der bisherigen Erkenntnisse aus der Fachliteratur und widmet sich danach dem empirischen Teil. Kapitel 2 läutet diese durch eine Begriffsabgrenzung hinsichtlich Kultur, Expatriate und Entwicklungszusammenarbeit ein, um den Leser in diese spezielle Thematik einzuführen. Kapitel 3 beleuchtet die unterschiedlichen Kultur-ebenen, die sich bei Hofstede, Hall, Trompenaars und GLOBE im Rahmen umfassender Studien herausgestellt haben. Im Anschluss daran erfolgt eine kritische Würdigung aus der Fachliteratur. Kapitel 4 nimmt Bezug auf das vorangegangene Kapitel und beschreibt, welche Teile ein Vorbereitungsseminar zu enthalten hat. Es schließt mit der Beschreibung aus der einschlägigen Literatur, welches Verhalten dem Expatriate dienlich ist, um mit den kulturellen Differenzen adäquat umzugehen. Kapitel 5 be-schreibt den Prozess der Datenerhebung sowie den Ablauf der Analyse der durch-geführten problemzentrierten Interviews. Als Erhebungsmethode wurde das Leitfaden-interview gewählt, da dadurch den Erfahrungen der Interviewpartner Raum gegeben wird, welche für die Erforschung dieser Thematik essentiell sind. Ausgehend von den theoretischen Erkenntnissen wurden neun Interviews geführt, welche die Basis für den empirischen Teil darstellen. Es handelt sich dabei um acht ehemalige Entwicklungs-helfer und einer gebürtigen Simbabweanerin, die nun in Wien lebt. Vor allem das mit der Frau aus Simbabwe geführte Interview ist insofern von großer Bedeutung, als dadurch die Sichtweisen aus beiden Richtungen erhoben werden können. In weiterer Folge wurde, um die subjektiven Sichtweisen zu erheben, die qualitative Inhaltsanalyse gewählt. Kapitel 6 beschreibt mittels Verwendung von Kategorien detailliert die Ergebnisse. Es werden dabei für jede einzelne Kategorie die Gemeinsamkeiten aber auch die Unterschiede der Interviews dargestellt und interpretiert. In Kapitel 7 werden die Ergebnisse der Forschungsfragen präsentiert, die in weiterer Folge zu Handlungs-empfehlungen führen, welche in Kapitel 8 dargestellt werden. Im Zuge der Entstehung dieser Arbeit haben sich weitere Fragestellungen ergeben, denen durch zukünftige Studien nachgegangen werden sollte. Diese werden in Kapitel 9 vorgestellt.

1.5 Eigenes Erkenntnisinteresse

In diesem Zusammenhang soll erwähnt werden, dass der Autor selbst einen zwei-jährigen Entwicklungshilfeeinsatz in Mosambik durchgeführt hat. Er nahm dabei die Stelle eines „Organisationsentwicklers mit Schwerpunkt Finanzen“ für eine lokale Non-Profit-Organisation ein, die im Bereich HIV/AIDS tätig ist, ein (vgl. Schneider, 2010a, S. 1).

Es war dabei seine Aufgabe, ein computergestütztes Finanzplanungssystem aufzubauen, um Liquiditätskontrolle und Transparenz bei der Finanzgebarung gegenüber den internationalen Spendengebern zu gewährleisten (vgl. Schneider, 2011, S. 1). Aufgrund dieser früheren Tätigkeit ist er selbst sehr an den Ergebnissen dieser Studie interessiert, da er selbst diverse Male nahe daran war, seinen Projekteinsatz aufgrund der Nicht-bewältigung der kulturellen Differenzen abzubrechen. Der Autor ist sich somit dessen bewusst, dass eine große Korrelation zwischen Nicht-Bewältigung von kulturellen Unterschieden und Projektabbruch besteht. Seine Vertrautheit mit dieser Thematik erweist sich als sehr positiv, da es ihm dadurch leicht fällt, Zugang zu jenem kleinen Personenkreis zu finden, der für die Beantwortung der Forschungsfragen in Betracht kommt. Dieser sog. „kleine“ Personenkreis kann durch den von HORIZONT3000 erstellten Jahresbericht des Jahres 2010 spezifiziert werden, aus dem hervorgeht, dass in diesem Jahr lediglich 7 Projektmitarbeiter in Simbabwe und 20 in Mosambik tätig waren (vgl. HORIZONT3000, Jahresbericht 2010, S. 4). Des Weiteren ist dem Autor die Erstellung des Interviewleitfadens dadurch sehr leicht gefallen. Nachteilig wirkt sich seine enge Verflochtenheit mit dem Thema deshalb aus, da er unter Umständen leicht in Versuchung geraten könnte, seine eigenen Erfahrungen und Meinungen in das Ergebnis einfließen zu lassen.

 

Diesbezüglich soll auf Rippl & Seipel verwiesen werden, die schreiben, dass der Ethnologe kein passiver Beobachter sein kann, sondern selbst aktiv und die Situation beeinflussend in die Ereignisse eingebunden ist, die er versucht aufzuzeichnen (vgl. Rippl & Seipel, 2008, S. 30 f). Dieser Gefahr wurde dadurch begegnet, dass die Transkripte wortgetreu, mit einer gewissen Distanz, analysiert wurden. Eine weitere Gefahr, die das Ergebnis verzerren würde, wäre dann gegeben, wenn großteils nur jene Personen befragt werden würden, zu denen der Autor ein persönliches Nahverhältnis hat. Denn dadurch könnte der Schluss gezogen werden, dass letzten Endes indirekt, aufgrund der teilweise doch gleichen Sichtweisen die dafür verantwortlich sind, dass sich Menschen gut verstehen, seine eigenen Meinungen einfließen würden. Dieser möglichen Verzerrung wird dadurch begegnet, dass bis auf eine Ausnahme, nur Personen befragt wurden, zu denen lediglich ein rudimentäres, oder gar kein persönliches Naheverhältnis besteht.

 

Mittels dieser Strategien soll ein wissenschaftliches Ergebnis sichergestellt werden.

 

2 Begriffsabgrenzung

Um dem Leser einen leichteren Zugang in diese Thematik zu ermöglichen, werden in diesem Kapitel die primären Begriffe dieser Arbeit, nämlich Kultur, Expatriate und Entwicklungszusammenarbeit, kurz skizziert.

 

2.1 Kultur

Es gibt unzählige Definitionen von Kultur, wie aus den folgenden Auszügen der Fachliteratur hervorgeht.