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Holger Langlotz

PRAKTIKUM ERFOLGREICH!

Holger Langlotz

Praktikum
erfolgreich!

Von der ersten Idee über
die richtige Bewerbung
bis zum wertvollen
Arbeitszeugnis und
darüber hinaus

Tectum

Holger Langlotz

Praktikum erfolgreich!
Von der ersten Idee über die richtige Bewerbung
bis zum wertvollen Arbeitszeugnis und darüber hinaus

Tectum Verlag Marburg, 2016

ISBN 978-3-8288-6453-5

(Dieser Titel ist zugleich als gedrucktes Buch unter
der ISBN 978-3-8288-3739-3 im Tectum Verlag erschienen.)

Lektorat: Volker Manz

Coverabbildung: suze / photocase.de

Alle Rechte vorbehalten

Besuchen Sie uns im Internet

www.tectum-verlag.de

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind
im Internet über
http://dnb.ddb.de abrufbar.

Inhalt

Vorwort

1.Bedeutung und Nutzen von Praktika

2.Der richtige Zeitpunkt für das erste Praktikum

3.Auswahlstrategie definieren und Praktika konsistent aufeinander abstimmen

4.Praktikumsstellen finden

4.1Ausgeschriebene Praktika

4.2Initiativbewerbung

4.3Kontakte zu Unternehmensvertretern

Exkurs: Der Bewerbungsflyer

5.Geeignete Praktikumsstellen auswählen

6.Die erfolgreiche Bewerbung

6.1Der Bewerbungsprozess im Überblick

6.2Anforderungen ermitteln und Eignung prüfen

6.3Bewerbungsunterlagen erstellen

6.3.1Lebenslauf

Exkurs: Das Bewerbungsfoto

6.3.2Anschreiben

6.3.3Zeugnisse und ähnliche Dokumente

Exkurs: Die persönliche (Bewerbungs-)Website

6.4Einladung zum persönlichen Gespräch

6.5Das Bewerbungsgespräch

6.5.1Vorbereitung und Anreise

6.5.2Begrüßung und Vorstellung der Unternehmensvertreter

6.5.3Persönlichkeit des Bewerbers

6.5.4Fachfragen und Fallstudien

6.5.5Diskussion der Praktikumsstelle

6.5.6Diskussion offener Fragen des Bewerbers und Verabschiedung

6.6Vertragsangebot

7.Das Praktikum erfolgreich gestalten – für sich und das Unternehmen

7.1Vorbereitung

7.2Aufbau persönlicher Beziehungen

7.3Zusammenarbeit mit den Kollegen

7.4Inhaltliche Qualität der Arbeit

7.5Teilnahme an Meetings

7.6Maximierung des persönlichen Lerneffekts

8.Zeugnis

9.Langfristig vom Praktikum profitieren

10.Ergänzungen zum Praktikum

11.Besonderheiten von Auslandspraktika

Der Autor bedankt sich bei Jennifer Breuer,
Patricia Runde und Hans-Georg Haußmann
für die fachliche Unterstützung dieses Buchprojekts.

Hinweis zur Geschlechtsneutralität: Aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung und leichteren Lesbarkeit des Texts wird in vorliegendem Buch auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Begriffen wie Student/in, Praktikant/in, Bewerber/in verzichtet. Entsprechende Begriffe und Aussagen sind ausdrücklich geschlechtsneutral zu verstehen, sofern nicht explizit auf ein Geschlecht Bezug genommen wird.

Vorwort

Die Fragen vieler Studierender zum Thema Praktikum ähneln sich sehr und scheinen sich in den letzten Jahren kaum verändert zu haben. Dies zeigen zahlreiche Mentoring-Gespräche sowie Unterhaltungen mit Praktikanten meiner Abteilung. Typische Fragen lauten: Was nützt mir ein Praktikum? Soll ich ein Praktikum oder mehrere Praktika während des Studiums absolvieren? Welcher Zeitpunkt ist hierfür der richtige? Wie lange sollte ein Praktikum idealerweise dauern? Wie finde ich heraus, welches Praktikum für mich geeignet ist? Wie sind die Bewerbungsunterlagen zu gestalten? Was erwartet mich in einem Bewerbungsgespräch? Wie kann ich mich schnell in die neue Arbeitsumgebung, die neue Aufgabe und den neuen Kollegenkreis einfinden? Was erwarten Vorgesetzte und Kollegen von mir als Praktikant? Wie stelle ich sicher, dass ich im Praktikum so viel wie möglich lerne? Wie kann ich das Praktikum langfristig auf meinem weiteren Karriereweg nutzen?

Es wird schnell klar, dass sich die Fragen keineswegs nur um den Bewerbungsprozess drehen, sondern ein weitaus breiteres Spektrum abdecken. Da mir kein Ratgeber bekannt ist, der das Thema Praktikum umfassend betrachtet und Tipps für alle relevanten Aspekte im Praktikumskontext gibt, habe ich mich entschlossen, das vorliegende Buch zu verfassen. Es unterscheidet sich deutlich von der Vielzahl an Bewerbungsratgebern, die sich auf einen – wenn auch wichtigen und daher hier ebenfalls ausführlich behandelten – Aspekt beschränken, alle anderen Themenfelder jedoch ausklammern. Es soll Studenten aller Fachrichtungen als ganzheitliche Informationsquelle auf dem erfolgreichen Weg zum und durch das Praktikum dienen.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern eine interessante Lektüre und viel Erfolg auf der spannenden Reise durch das Studium ins Berufsleben.

Holger Langlotz

1. Bedeutung und Nutzen von Praktika

Praktika sind – neben den akademischen Leistungen, der Auslandserfahrung und dem gesellschaftlichen Engagement – in der Regel ein wesentliches Auswahlkriterium bei der Bewerbung um attraktive Arbeitsplätze nach dem Studium. Je nach Studiengang und angestrebter Tätigkeit wird häufig vorausgesetzt, dass der Kandidat während seines Studiums nicht nur ein, sondern mehrere Praktika absolviert hat. Eine häufig genannte Untergrenze sind drei Praktika, wobei die jeweilige Dauer im Allgemeinen drei Monate nicht unterschreiten sollte.

Dementsprechend ist es heutzutage für Studenten fast aller Fachrichtungen gang und gäbe, während ihres Studiums mindestens ein, in der Regel jedoch mehrere Praktika zu absolvieren. Waren Praktika bis vor einigen Jahren noch ein Differenzierungsmerkmal im Lebenslauf, sind sie heute eine unverzichtbare Bedingung, werden wie selbstverständlich erwartet und sind damit schlicht erforderlich auf dem Weg ins Berufsleben. Umso mehr stellt sich die Frage, unter welchen Voraussetzungen Praktika einen echten Mehrwert für den Studenten stiften und zur Differenzierung von der Masse beitragen können.

Entscheidend ist hierfür weniger, die Anzahl der Praktika oder deren Dauer zu maximieren. Vielmehr geht es insbesondere um die Qualität der einzelnen Praktika. Diese ergibt sich primär aus den im Praktikum übernommenen Tätigkeiten, also aus den Anforderungen und dem Schwierigkeitsgrad sowie der übernommenen Verantwortung und Selbstständigkeit bei der Bearbeitung der Aufgaben. Darüber hinaus kann die Qualitätswahrnehmung eines Praktikums zusätzlich durch das Ansehen des Unternehmens, bei dem es absolviert wurde, und den Standort – insbesondere wenn es sich um ein Auslandspraktikum handelt – beeinflusst werden.

Mindestens ebenso wichtig ist, dass die absolvierten Praktika zur Persönlichkeit des jeweiligen Studenten und zur Ausrichtung seines Studiums passen. Es gilt somit, sich zunächst selbst zu fragen: Wer bin ich? Was ist mir wichtig? Welche Ziele möchte ich erreichen? Denn nur, wenn Praktika zum jeweiligen Individuum passen, können sie einen echten Beitrag zur persönlichen Weiterentwicklung und zur Erreichung individueller Zielen leisten. Schließlich hat auch die Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt letzten Endes viel mit Identität und Selbstbewusstsein zu tun.

Aus diesen Überlegungen ergibt sich idealerweise fast wie von selbst, dass die Tätigkeiten und damit die in den Praktika gesammelten Erfahrungen im Einzelnen sowie in ihrer Gesamtheit zum Jobprofil der Stelle passen sollten, die beim Einstieg in das Berufsleben angestrebt wird. Praktika, die sozusagen wie ein roter Faden zu der zu besetzenden Position führen, sind ein echtes Differenzierungsmerkmal gegenüber Mitbewerbern.

Bleibt noch die Frage zu klären, weshalb Unternehmen bei der Besetzung offener Stellen so viel Wert auf Praktika legen. Die Antwort ist simpel: Viele für das Berufsleben wesentliche Kenntnisse und Erfahrungen lassen sich schlicht und einfach nur durch Praxiserfahrung »on the job« – während des Studiums also fast ausschließlich im Rahmen von Praktika – erwerben. Allgemein gesprochen dreht es sich dabei im Wesentlichen um die Erweiterung des eigenen Erfahrungshorizonts durch praktische Einblicke in das allgemeine Berufsleben, konkrete Tätigkeiten und ein Unternehmen, die sich nur durch die aktive Mitarbeit in einem beziehungsweise dem jeweiligen Unternehmen erlangen lassen, während sie Außenstehenden verwehrt bleiben. Entsprechend lohnt es sich für jeden Studenten, sich frühzeitig mit dem Thema Praktikum zu befassen.

Ausgehend von dieser allgemeinen, noch sehr vagen Schilderung des Nutzens von Praktika lassen sich zahlreiche potenzielle Vorteile für Studenten konkret benennen, die im Folgenden detailliert dargestellt werden.

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Abbildung 1: Nutzen und Ziele von Praktika

Kennenlernen allgemeiner Gepflogenheiten in der Geschäftswelt

Ein Teil der Intention eines Praktikums sollte immer darin bestehen, durch die temporäre Mitarbeit in einem Unternehmen allgemeine Gepflogenheiten und Umgangsformen in der Geschäftswelt kennenzulernen. Hierunter fallen insbesondere die Zusammenarbeit mit Vorgesetzten, Kollegen und Kunden. Dabei lassen sich eine Sensibilität und situative Anpassungsfähigkeit entwickeln, die einem das künftige Agieren in der Berufswelt erleichtern.

Beispielsweise erscheint es sinnvoll, sich bereits während des Studiums im Rahmen von Praktika mit Arbeits- und Entscheidungsprozessen sowie Hierarchieebenen in Unternehmen vertraut zu machen: Welche Funktionen, Gremien und Hierarchien gibt es? Welche Gremien beziehungsweise welche Personen treffen welche Entscheidungen? Wie läuft die formelle und informelle Kommunikation innerhalb eines Unternehmens sowie mit externen Partnern, beispielsweise Kunden und Lieferanten, ab?

Derartige praktische Kenntnisse erleichtern den späteren Jobeinstieg deutlich, da sie die Attraktivität eines Kandidaten für rekrutierende Unternehmen immens steigern.

Ergänzung theoretischen Studienwissens

Studieninhalte beziehungsweise das im Rahmen eines Studiums vermittelte Wissen sind in der Regel überwiegend theoretischer Natur und nicht selten nur eingeschränkt praxisorientiert. Daher ist es zur Vorbereitung auf den späteren Berufseinstieg sinnvoll, das im Studium erlernte theoretische Wissen durch praktische Erfahrungen in Unternehmen zu ergänzen.

Ein Praktikum bietet zum einen die Möglichkeit, theoretisch erlerntes, fachspezifisches Wissen praktisch anzuwenden beziehungsweise dessen Anwendung in der Praxis zu erleben, was unausweichlich eine Festigung und Erweiterung des fachspezifischen Wissens mit sich bringt. Zum anderen werden in der Praxis die oft komplexen Zusammenhänge zwischen Themen deutlich, die im Studium in separaten Fächern isoliert vermittelt werden. Auf diese Weise führen praktische Erfahrungen zu einem besseren Verständnis der gesamten Materie – Theorie und Praxis ergänzen sich.

Abgleich von Tätigkeitsprofilen mit den eigenen Interessen, Präferenzen und Jobvorstellungen

Ist die Arbeit an einem Thema, das in der Theorie des Studiums oder bei der Lektüre der Presse interessant erscheint, in der Praxis ebenso spannend? Durch die Mitarbeit im jeweiligen Fachbereich eines Unternehmens kann diese Frage bestmöglich beantwortet werden. Während eines Praktikums lässt sich somit am besten feststellen, ob die jeweilige Thematik, die Arbeitsinhalte und die Aufgaben eines Fachbereichs beziehungsweise einer Abteilung den eigenen Vorstellungen von einer langfristig interessanten und erfüllenden Tätigkeit entsprechen.

Zwar liegt es in der Natur der Sache, dass die Arbeitsinhalte eines Praktikanten aufgrund des weniger fundierten Wissens und der geringeren Erfahrung im jeweiligen Aufgabenbereich in der Regel zumindest teilweise von denen der fest angestellten Kollegen abweichen. Dennoch lässt sich anhand der selbst abgearbeiteten Aufgaben und der über die Tätigkeit der fest angestellten Kollegen gesammelten Eindrücke sehr gut herausfinden, ob die jeweilige Tätigkeit auch langfristig den eigenen Erwartungen und Vorlieben entspricht.

Unternehmen als potenziellen Arbeitgeber kennenlernen

Im Rahmen eines Praktikums lernt man ein Unternehmen mit seiner spezifischen Kultur im Arbeitsalltag kennen. Konkret erlebt man zum Beispiel die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen und über Hierarchiegrenzen hinweg, gewinnt Einblicke in die Personalentwicklung sowie die typischen Karrierewege und lernt die Prozesse der Entscheidungsfindung kennen. Dabei wird man automatisch feststellen, ob man sich im jeweiligen Umfeld wohlfühlt und sich das Arbeiten in diesem Kontext dauerhaft vorstellen kann, das heißt, ob eine Festanstellung gegebenenfalls infrage käme.

Abgesehen von der pauschalen Beantwortung dieser Fragestellung lassen sich, wenn man einzelne Aspekte des Arbeitsumfelds und der Unternehmenskultur auf ihre Kompatibilität mit den eigenen Präferenzen hin überprüft, Rückschlüsse darauf ziehen, welche Aspekte beziehungsweise Ausprägungen allgemein zur eigenen Persönlichkeit passen. Im Bewerbungsprozess für andere Praktika oder Festanstellungen können diese Kriterien geschickt abgefragt und zur Entscheidungsfindung genutzt werden, was das Risiko, einen Arbeitsplatz anzunehmen, in dem man sich dann nicht wohlfühlt, deutlich reduziert.

Darüber hinaus lassen sich zumindest einige Aspekte der Unternehmenskultur mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Unternehmen ähnlichen Typs verallgemeinern. Start-ups werden beispielsweise stärker von Unternehmergeist und einer umsetzungsorientierten, hemdsärmeligen Mentalität geprägt sein als Großkonzerne, für die eine stärkere Orientierung an Hierarchien und Prozessen typisch erscheint. Entsprechend lässt sich durch Praktika auch herausfinden, welcher Unternehmenstyp den eigenen Vorlieben am ehesten entspricht – insbesondere, wenn im Laufe des Studiums Praktika bei verschiedenen Unternehmen absolviert werden.

Knüpfen von Kontakten und Aufbau eines Netzwerks

Ein Praktikum bietet die Chance, ein Unternehmen und dessen Mitarbeiter kennenzulernen. Zudem ergeben sich je nach Praktikum auch Kontakte außerhalb des Unternehmens. Beispielsweise lassen sich auf Messen, Kongressen oder Schulungen, die im Rahmen eines Praktikums besucht werden, Kontakte zu Mitarbeitern anderer Unternehmen der gleichen und verwandter Branchen knüpfen oder Kontakte zu Menschen herstellen, die im gleichen oder in verwandten Tätigkeitsfeldern arbeiten. Ebenso kann es im Rahmen der täglichen Arbeit im Praktikum je nach Tätigkeitsfeld gegebenenfalls zur Interaktion mit Kunden, Lieferanten, Kooperationspartnern oder Kapitalgebern kommen. Die so gewonnenen Kontakte sind unter Umständen eine wertvolle Ressource für den weiteren Karriereweg.

Zum einen lässt sich eventuell ein Mentor gewinnen, der bei der allgemeinen Karriereplanung, der Auswahl künftiger Praktika und der ersten Festanstellung, bei der Wahl von Studienschwerpunkten oder bei Abschlussarbeiten beratend zur Seite steht. Oft finden solche Mentoring-Beziehungen rein informell aufgrund der während eines Praktikums aufgebauten persönlichen Beziehung statt. Manche Unternehmen bieten jedoch auch entsprechende organisierte Mentoring-Programme, etwa im Rahmen eines Talent-Pools (siehe unten), wobei grundsätzlich beide Formate den gleichen Nutzen bringen können.

Darüber hinaus lassen sich Kontakte, die in einem Praktikum geknüpft worden sind, später gegebenenfalls bei der Jobsuche vorteilhaft einsetzen. Denn ein Fürsprecher im Unternehmen, der eine Bewerbung unterstützt, oder ein ehemaliger Kollege, der von einer noch nicht offiziell ausgeschriebenen Stelle erzählt, auf die man sich womöglich exklusiv bewerben kann, können sprichwörtlich Gold wert sein.

Nicht zu unterschätzen sind auch die möglichen Vorteile eines eigenen Branchennetzwerks, auf das man bereits beim Jobeinstieg zurückgreifen kann. Ein solches Netzwerk lässt sich bei Bedarf beispielsweise zur schnellen und unbürokratischen Klärung fachlicher Fragen oder zum Erfahrungsaustausch und Best-Practice-Sharing nutzen.

Aufnahme in Talent-Pools und erleichterter Zugang zu offenen Stellen

Gute Praktikanten können gefragte künftige Mitarbeiter sein. Nicht nur, dass das Unternehmen ehemalige Praktikanten bereits über einen längeren Zeitraum im Arbeitsalltag beobachten und so die Qualität von deren Arbeit testen konnte. Auch lässt sich während des Praktikums bereits feststellen, wie der Praktikant gegebenenfalls mit Konflikt- und Stresssituationen umgeht und ob er zur Unternehmenskultur passt. Darüber hinaus kennt ein ehemaliger Praktikant die internen Abläufe im Unternehmen und im Idealfall auch die Arbeitsabläufe der betreffenden Abteilung bereits, was die Einarbeitungszeit verkürzt.

Daher sprechen Unternehmen beziehungsweise die jeweiligen Vorgesetzten aus dem Praktikum ehemalige Praktikanten, die während des Praktikums mit fachlicher Leistung und Teamfähigkeit überzeugen konnten, oft aktiv an, wenn sie offene Stellen zu besetzen haben. In seltenen Fällen kann es nach einem Praktikum sogar zu einem verbindlichen Angebot für eine Festanstellung nach dem erfolgreich absolvierten Studium kommen.

Zum Zweck der Praktikantenbindung nehmen einige Unternehmen gute Praktikanten in sogenannte Praktikantenbindungsprogramme, häufig auch als Talent-Pools bezeichnet, auf. Diese dienen Unternehmen als Rahmen, um mit vielversprechenden ehemaligen Praktikanten in Kontakt zu bleiben und zu gegebener Zeit unter ihnen potenzielle Mitarbeiter anzuwerben. Entsprechend werden Talent-Pool-Mitglieder oft direkt angesprochen, wenn eine passende offene Stelle zu besetzen ist.

Solche Praktikantenbindungsprogramme sind überwiegend eine Art Stipendienprogramm mit ausschließlich ideellen Förderangeboten. Die Förderung kann beispielsweise in einem strukturierten Mentoring-Programm oder in praxisrelevanten Seminaren, häufig im Bereich der Soft Skills, bestehen. Typische Themenfelder für solche Schulungen sind etwa Präsentationskompetenz, Projektmanagement und Zeitmanagement.

Sammlung von Erfahrung in Bewerbungsprozessen

Unabhängig von Kontakten, der Mitgliedschaft in Talent-Pools oder der bevorzugten Ansprache bei der Besetzung offener Stellen wird früher oder später, von wenigen Ausnahmen abgesehen, so gut wie jeder Student einen Bewerbungsprozess für eine Festanstellung durchlaufen müssen. Und wie immer gilt auch hier: Übung macht den Meister.

Wer also bereits über Vorerfahrung verfügt, hat sicherlich einen Vorteil gegenüber unerfahreneren Konkurrenten. Entsprechend bietet die Bewerbung auf ein Praktikum die wertvolle Gelegenheit, sich mit den üblichen Gepflogenheiten in Bewerbungsprozessen vertraut zu machen. Denn Bewerbungsprozesse für Praktika und die zugehörigen Bewerbungsgespräche unterscheiden sich in ihrer grundsätzlichen Struktur häufig nur unwesentlich von Fällen, in denen es um eine Festanstellung geht. Allerdings ist der Auswahlprozess für eine Festanstellung in der Regel umfangreicher und die Auswahlmaßstäbe sind strenger.

Insbesondere das Auftreten im Bewerbungsgespräch, das unerfahrenen Bewerbern häufig Probleme bereitet, lässt sich im Zuge der Praktikumsbewerbung hervorragend trainieren. Wer im Rahmen seiner Praktikumsbewerbungen bereits das eine oder andere Jobinterview absolviert hat, ist somit klar im Vorteil. Er kennt die üblichen Abläufe und Standardfragen, weiß, wie in welcher Situation zu reagieren ist, und tritt seinem Gesprächspartner wohl sicherer und gelassener – und damit überzeugender – gegenüber.

Erwerben praktischer Zusatzqualifikationen

Praktika, die inhaltlich außerhalb des Themenschwerpunkts des eigenen Studienfachs angesiedelt sind, bieten eine wenig genutzte Gelegenheit, die eigene Qualifikation in fachfremden Bereichen zu ergänzen. Beispielsweise sind Mediziner mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen gefragte Fachkräfte im Bereich Gesundheitsmanagement. Mediziner, die sich für eine derartige Tätigkeit interessieren, könnten daher während des Studiums etwa ein Praktikum in der kaufmännischen Verwaltung, beispielsweise in der Controlling-Abteilung eines Krankenhausbetreibers, absolvieren, um sich entsprechende Praxiserfahrung anzueignen. Umgekehrt könnten Studenten der Betriebswirtschaftslehre, die sich für das Gesundheitsmanagement interessieren, ein Praktikum in einer operativen Tätigkeit in diesem Bereich, zum Beispiel als Pflegekraft in einem Krankenhaus, in Erwägung ziehen. Um später aus solchen Blicken über den Tellerrand einen entscheidenden Nutzen ziehen zu können, sollten derartige Praktika jedoch sehr gut auf das angestrebte Tätigkeitsfeld abgestimmt sein.

Diese Auflistung möglicher Ziele beziehungsweise Nutzen von Praktika mag sich noch fortsetzen lassen, gibt in dieser Form aber einen guten Überblick über die wesentlichen relevanten Aspekte. Der Vollständigkeit halber seien nachfolgend noch zwei weitere Stichworte genannt, die immer wieder als Argumente für Praktika ins Feld geführt werden. Jedoch sind sie eher als Beiwerk oder Konsequenz von Praktika anzusehen und sollten bei der Entscheidung für ein Praktikum nicht im Zentrum der Überlegungen stehen.

Geld verdienen

Die monetäre Entlohnung sollte bei der Entscheidung für einen Praktikumsplatz nicht die Hauptrolle spielen, stellt in der Praxis jedoch für viele Studenten ein wesentliches Auswahlkriterium dar. Deutlich entscheidender für die Qualität eines Praktikumsplatzes ist der zu erwartende Erfahrungszuwachs beziehungsweise das Lernpotenzial, das die Stelle verspricht. Teilweise ist es auch so, dass Stellen, in denen die Praktikanten einen großen Teil der Arbeitszeit mit dem Abarbeiten von Routineaufgaben verbringen, etwas besser bezahlt sind als solche, bei denen mehr Raum bleibt, den erfahrenen Kollegen über die Schulter zu schauen, und somit eher das Lernen im Vordergrund steht. Leider ist dieser Zusammenhang keineswegs allgemeingültig, sodass jede Praktikumsstelle, was ihr Potenzial und die Angemessenheit der Vergütung betrifft, individuell eingeschätzt werden muss.

Dies vorweggeschickt, bleibt trotzdem festzustellen, dass Geld insbesondere für Studenten stets ein knappes Gut ist. Und wer als Praktikant etwas für ein Unternehmen tut, der darf auch eine angemessene Gegenleistung erwarten. Die Bandbreite der Praktikumsvergütungen ist recht groß und liegt je nach Studienfach und -fortschritt, Tätigkeit und Branche zwischen circa 300 und 2.500 Euro im Monat, wobei dreistellige Euro-Beträge deutlich überwiegen. Zu beachten ist, dass in Deutschland auch für Praktikanten die Mindestlohnregularien gelten, was die Praktikumsvergütung in vielen Fällen deutlich aufgewertet hat. Ausgenommen hiervon sind jedoch Pflichtpraktika, Praktika mit einer Dauer von bis zu drei Monaten sowie Personen unter 18 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Da an dieser Stelle keine Rechtsberatung geleistet werden kann und soll, sei für weiterführende Informationen auf das Mindestlohngesetz in der jeweils gültigen Fassung verwiesen.

Es wird deutlich, dass sich mit einem entsprechenden Ferienjob in vielen Fällen wohl mehr verdienen lässt als mit einem Praktikum – jedenfalls dann, wenn die Mindestlohnregularien nicht greifen. Demgegenüber steht, dass ein Praktikum für die spätere Karriere in der Regel sicherlich deutlich förderlicher ist und sich in der Zukunft, sprich beim Jobeinstieg, entsprechend auch in Euro und Cent niederschlagen sollte.

»Lebenslauftuning«

Teilweise ist zu hören, dass Praktika nach ihrer (vermeintlichen) »Werbewirksamkeit« im Lebenslauf ausgesucht werden. Im Vordergrund stehen dann die Strahlkraft der Unternehmensmarke sowie eine möglichst klangvolle oder gerade im Trend liegende Stellen- beziehungsweise Tätigkeitsbezeichnung. Selbstverständlich können solche Kriterien mit der tatsächlichen Qualität eines Praktikums korrelieren, müssen dies jedoch nicht zwangsläufig.

Entsprechend sind nicht eine Marke oder dergleichen, sondern insbesondere die Möglichkeiten zur Erweiterung des eigenen Erfahrungshorizonts zur Bewertung eines Praktikumsplatzes heranzuziehen. Denn letztlich sind es die gesammelten praktischen Erfahrungen, die einem künftig im Job und auch in einem Bewerbungsprozess weiterhelfen. Spätestens wenn es um die Beantwortung tätigkeitsbezogener Fragen im Bewerbungsgespräch geht, hilft kein klangvoller Unternehmensname, sondern ausschließlich das angesammelte Erfahrungswissen.

Darüber hinaus können angesehene Unternehmen selbstverständlich als Referenz dienen. Dies gilt insbesondere für Tätigkeitsbereiche, in denen das jeweilige Unternehmen wenigstens innerhalb seiner Branche als führend gilt und Maßstäbe setzt (vergleiche Kapitel 5).

Zuletzt sei darauf hingewiesen, dass nicht jede Praktikumsstelle dazu geeignet sein wird, alle genannten potenziellen Nutzen eines Praktikums gleichermaßen zu realisieren. Entsprechend ist es ratsam, möglichst frühzeitig, das heißt vor der Suche nach einer Praktikumsstelle, konkrete Ziele eines Praktikums anhand seiner persönlichen Situation gegeneinander abzuwägen und daraus die wesentliche Zielsetzung, die mit dem jeweiligen Praktikum verfolgt werden soll, abzuleiten. Denn nur wenn frühzeitig Klarheit über die jeweilige konkrete Zielsetzung besteht, lässt sich diese vor, während und nach dem Praktikum aktiv verfolgen und so der größtmögliche Nutzen realisieren.

Trotz aller genannten Vorzüge von Praktika sei an dieser Stelle aber auch klar gesagt, dass es keineswegs notwendig erscheint, in allen Semesterferien Praktika zu absolvieren. Zum einen muss die vorlesungsfreie Zeit eventuell zum Schreiben von Seminararbeiten oder zur Vorbereitung von Klausuren am Ende der Semesterferien genutzt werden. Zum anderen ist von Zeit zu Zeit auch Raum für Erholung angebracht. In diesem Zusammenhang sollte nicht vergessen werden, dass in längeren (!), das heißt mehrmonatigen Auslandsaufenthalten erworbene Sprachkenntnisse und interkulturelle Erfahrungen in exotischen Ländern durchaus wichtige und bei Unternehmen gern gesehene Soft Skills darstellen. Dementsprechend sollten die Freiräume, die einem das Studium lässt, sinnvoll genutzt werden.

MERKBOX

Bedeutung und Nutzen von Praktika

Nutzen beziehungsweise Ziele eines Praktikums:

°Kennenlernen allgemeiner Gepflogenheiten in der Geschäftswelt

°Ergänzung theoretischen Studienwissens

°Abgleich von Tätigkeitsprofilen mit den eigenen Interessen, Präferenzen und Jobvorstellungen

°Unternehmen als potenziellen Arbeitgeber kennenlernen

°Knüpfen von Kontakten und Aufbau eines Netzwerks

°Aufnahme in Talent-Pools und erleichterter Zugang zu offenen Stellen

°Sammlung von Erfahrung in Bewerbungsprozessen

°Erwerben praktischer Zusatzqualifikationen

Nicht jede Praktikumsstelle wird alle diese Punkte gleichermaßen erfüllen. Daher ist es wichtig, sich die eigenen Ziele klarzumachen und zu priorisieren, um eine Praktikumsstelle suchen zu können, die die persönlichen Kriterien bestmöglich erfüllt.

2. Der richtige Zeitpunkt für das erste Praktikum

Um sich schnell in die Thematik und die Aufgaben eines Praktikums einarbeiten zu können, empfiehlt es sich, bereits theoretisches Vorwissen auf dem entsprechenden Fachgebiet mitzubringen. Die Anwendung des theoretischen Wissens aus dem Studium festigt, vertieft und ergänzt dieses um praktische Aspekte und unterstützt damit ein insgesamt besseres Verständnis der Materie. Umgekehrt lässt sich die oft pragmatische Herangehensweise in der Unternehmenspraxis nur bedingt gewinnbringend (also notenverbessernd) in der akademischen Welt anwenden.

Da auch die Unternehmen um den Umstand wissen, dass eine gewisse Vorqualifikation des Praktikanten für beide Seiten von Vorteil ist, etablieren sie häufig entsprechende formale Hürden im Bewerbungsprozess. Viele Unternehmen setzen bei der Vergabe von Praktika drei oder vier abgeschlossene Semester eines Bachelorstudiengangs beziehungsweise eine entsprechende Anzahl ECTS Credit Points oder sonstige gleichwertige akademische Qualifikationen voraus. Kleine und mittelständische Unternehmen sind hier oftmals flexibler als Großkonzerne. Erfahrungsgemäß korrespondieren diese Anforderungen insgesamt jedoch recht gut mit dem Zeitpunkt, der auch aus Sicht des Studenten für das erste Praktikum sinnvoll erscheint.

Dementsprechend ist es ratsam, insbesondere anspruchsvolle Praktika nicht schon direkt im Anschluss an das erste Semester einzuplanen. Eine pauschale Empfehlung für den perfekten Zeitpunkt des ersten Praktikums lässt sich aber nicht geben. Letzten Endes liegt es in der Verantwortung des Studenten, abzuschätzen, ob er über eine ausreichende Qualifikation für eine bestimmte Praktikumsstelle verfügt, um sowohl für sich persönlich einen entsprechenden Nutzen aus dem Praktikum ziehen als auch einen angemessenen Beitrag für das Unternehmen leisten zu können.

Umgekehrt ist es ebenfalls nicht zu empfehlen, zu lange mit der Bewerbung für das erste Praktikum zu warten. Zum einen ist es immer möglich, dass man sein Wunschpraktikum nicht zum ersten angestrebten Termin absolvieren kann. Zum anderen können relativ frühe Praxiserfahrungen dazu beitragen, das Bild über die eigenen beruflichen Interessen zu schärfen. Dies kann beispielsweise die Wahl der Spezialisierung im weiteren Studienverlauf erleichtern.

Dementsprechend kann auch ein kurzes Schnupperpraktikum bereits in einer frühen Phase des Studiums dazu beitragen, erste Einblicke in die Arbeitswelt zu erhalten und die eigenen beruflichen Interessen zu schärfen. Außerdem stellen solche Schnupperpraktika bei der späteren Bewerbung auf vollwertige Praktika eine seitens der Unternehmen gerne gesehene Vorqualifikation dar.

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Abbildung 2: Der richtige Zeitpunkt für das erste Praktikum

MERKBOX

Der richtige Zeitpunkt

Je anspruchsvoller ein Praktikum, desto wichtiger ist fundiertes theoretisches Wissen aus dem Studium als Basis, um den größtmöglichen Nutzen aus dem Praktikum zu ziehen.

Bei vielen Unternehmen sind drei oder vier abgeschlossene Semester eines Bachelorstudiengangs beziehungsweise eine äquivalente Qualifikation Voraussetzung für ein Praktikum; dies ist erfahrungsgemäß auch ein sinnvoller Zeitpunkt für das erste Praktikum.

Ein kurzes Schnupperpraktikum in einer frühen Phase des Studiums kann jedoch erste Einblicke in die Berufswelt ermöglichen und eine sinnvolle Vorqualifikation für spätere vollwertige Praktika sein.

3. Auswahlstrategie definieren und Praktika konsistent aufeinander abstimmen

Bei der Bewerbung auf eine Festposition nach dem Studium wird – je nach Studiengang und angestrebter Tätigkeit – oftmals vorausgesetzt, dass der Kandidat während seines Studiums nicht nur ein, sondern mehrere Praktika absolviert hat. Unabhängig davon ermöglichen es mehrere Praktika, ein umfassenderes und fundierteres Erfahrungsspektrum aufzubauen. Dies kann bei der Wahl der ersten Festposition Enttäuschungen vermeiden. Es ist somit unabhängig von externen Anforderungen durchaus ratsam, im Verlauf des Studiums mehrere Praktika zu absolvieren.

Häufig wird bei der Auswahl der Praktika dann jedoch vergessen, diese in den Gesamtkontext aus Praktika und Studium einzuordnen, sodass die Praktika letztlich nicht so aufeinander abgestimmt sind, dass sie sich optimal ergänzen. Es ist daher empfehlenswert, sich frühzeitig eine Strategie zurechtzulegen, welche praktischen Erfahrungen im Verlauf des Studiums durch welches Praktikum gesammelt werden sollen. Dabei sind bei der Festlegung der Strategie selbstverständlich die individuellen Anforderungen, die sich aus der Persönlichkeit und dem bisherigen Erfahrungsschatz sowie einem möglicherweise vorhandenen Berufswunsch ergeben, zu berücksichtigen.

Mit Blick auf verschiedene Aspekte, insbesondere was den Tätigkeitsbereich, die Branche und das Unternehmen betrifft, lassen sich prinzipiell zwei generische Strategien unterscheiden, anhand derer mehrere Praktika organisiert beziehungsweise ausgewählt werden können: die Strategie der Breite sowie die Strategie der Tiefe. Die Strategie der Breite zielt darauf, ein möglichst vielfältiges Spektrum abzudecken, um ein breites Erfahrungswissen aufzubauen. Demgegenüber zielt die Strategie der Tiefe auf eine Spezialisierung.

Tätigkeitsbereiche

Strategie der Breite: Ziel ist es, im Rahmen mehrerer Praktika ein möglichst breites Tätigkeitsspektrum kennenzulernen. Entsprechend werden Praktika in verschiedensten Funktionsbereichen gewählt. Ein Student der Betriebswirtschaftslehre könnte zum Beispiel ein Praktikum im Marketing, eines im Einkauf, eines in der Produktion und eines im Finanzbereich absolvieren.

Auf diese Weise kann der Praktikant hervorragend austesten, welcher Tätigkeitsbereich ihn für eine spätere Festanstellung am meisten interessiert. Entsprechend ist diese Strategie insbesondere für Studenten interessant, die noch keine genaue Vorstellung davon haben, in welchem Bereich sie später arbeiten möchten. In diesem Fall empfiehlt es sich, möglichst frühzeitig Praxiserfahrung zu sammeln, um im weiteren Studienverlauf die Spezialisierung aufgrund der in den Praktika gewonnenen Erfahrungen fundiert wählen zu können. Darüber hinaus bietet eine breite Aufstellung den Vorteil, unabhängig von einer später im Berufsleben wahrscheinlich erfolgenden Spezialisierung, durch praktische Erfahrungen in verschiedenen Funktionen vielfältige Perspektiven kennenzulernen und dadurch die komplexen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Bereichen besser zu verstehen. Umgekehrt birgt eine thematisch breite Aufstellung die Gefahr, bei künftigen Bewerbungen als ziel- und profillos wahrgenommen zu werden und damit gegenüber inhaltlich fokussierteren Bewerbern im Nachteil zu sein.

Strategie der Tiefe: Hier lautet die Zielsetzung, mehrere Praktika innerhalb eines Funktionsbereichs zu machen. Denn auch innerhalb eines Bereichs gibt es in der Regel viele verschiedene Tätigkeiten, die jeweils ihre eigenen Anforderungen und Aufgaben stellen. Möchte man später beispielsweise im Finanzbereich eines Unternehmens tätig werden, könnten Praktika im Controlling, in der Projektfinanzierung sowie in der Bilanzierung kombiniert werden. Ist der angestrebte Funktionsbereich noch weiter eingeschränkt, zum Beispiel auf Controlling, ließen sich etwa durch Praktika im Beteiligungscontrolling, im Produktionscontrolling sowie im Personalcontrolling verschiedene Aspekte kennen lernen.

In vielen Funktionsfeldern arbeiten zudem verschiedene Akteure zusammen, die in der Regel für unterschiedliche Kernkompetenzen stehen. Um ein ganzheitliches Verständnis des jeweiligen Feldes zu erlangen, kann es hilfreich sein, durch Praktika bei den relevanten Akteuren ein Verständnis für deren jeweilige Arbeitsweise zu entwickeln. Im Finanzbereich könnte dies zum Beispiel das Zusammenspiel zwischen Unternehmen und Banken, im Bereich Strategie die Zusammenarbeit von Unternehmen und Strategieberatungen, im Bereich Forschung und Entwicklung die Kooperation von Unternehmen und Ingenieurbüros oder Prüflaboren sein.

Diese Herangehensweise an die Praktikumsauswahl bietet sich insbesondere für Studenten an, die bereits eine sehr präzise Vorstellung davon haben, in welchem Bereich sie nach dem Studium tätig werden wollen, und auch im Rahmen ihres Studiums entsprechende Schwerpunkte setzen. Denn eine solche Strategie erlaubt es dem Studenten, bereits vor dem Berufseinstieg praktisch fundiertes Expertenwissen zu erlangen, das heißt tiefes Detailwissen aufzubauen. Darüber hinaus ermöglicht sie, sich ein Bild davon zu machen, welche konkreten Aufgaben im jeweiligen Bereich für einen persönlich langfristig am interessantesten erscheinen.

Branche

Strategie der Breite: