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Pflegereduzierte Grünflächen

Attraktive Lösungen mit Stauden
und Ansaaten

Autoren:

Angelika Eppel-Hotz
Dieter Felger
Sigurd Henne
Beate Hüttenmoser
Bettina Jaugstetter
Georg Krause
Kornelia Marzini
Erwin Murer
Cassian Schmidt
Stefan Schmidt
Andreas Schulte
Ralf Semmler
Jochen Veser

FORUM VERLAG HERKERT GMBH

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Satz: Röser MEDIA GmbH & Co. KG, 76133 Karlsruhe
© 2016, Angaben ohne Gewähr
Fotos Cover: © Angelika Eppel-Hotz (großes Bild)
© Cassian Schmidt (kleine Bilder)
ISBN 978-3-86586-749-0

Vorwort

Grünflächen kostengünstig zu erhalten gewinnt in Zeiten knapper Budgets in Städten und Gemeinden immer mehr an Bedeutung. Für diejenigen, die trotz eines geringeren Pflegeaufwands nicht auf die ästhetische Wirkung der Pflanzungen verzichten wollen, bieten Staudenmischpflanzungen, Block- und Streupflanzungen sowie Ansaaten vielfältige Lösungen, die auf den angestrebten Repräsentationsgrad der Flächen und die Pflegeressourcen zugeschnitten werden können.

Von der Auswahl des passenden Begrünungskonzeptes bis zu seiner Umsetzung und Pflege soll dieses Buch einen Überblick über pflegereduzierte Begrünungen geben – mit vielen Praxistipps für die fachgerechte Ausführung und den dauerhaften Erhalt.

Das Kapitel „Ökologische Strategietypen“ befasst sich mit den pflanzlichen Überlebensstrategien und damit, wie diese dabei helfen können, dynamische Prozesse in Pflanzungen besser zu verstehen und zukünftige Entwicklungen abzuschätzen. Dies ist für die Planung und Pflege von Staudenpflanzungen von großer Bedeutung. Daran schließen sich die Kapitel zu den verschiedenen Begrünungskonzepten an. Sie befassen sich jeweils mit den Anwendungsbereichen, der ästhetischen Wirkung, den Vorteilen und Merkmalen sowie der Planung und Pflege.

Das Kapitel „Kosten und Leistungen bei der Instandhaltung von Grünflächen“ zeigt auf, welche Voraussetzungen für ein optimiertes Freiraummanagement notwendig sind und vergleicht verschiedene Konzepte auf Basis der Lebenszykluskosten. Auf den quantitativen Pflegebedarf von Staudenpflanzungen wird im Speziellen eingegangen, da es bei zunehmendem Kostendruck der öffentlichen Hand besonders interessant ist, welche Typen von Staudenflächen attraktiv und dennoch pflegereduziert sind.

Die Kapitel „Boden, Substratmischungen und Mulch“ sowie „Pflanzenschutz und ökologische Pflege“ dienen als Ergänzung zu den vorgestellten Begrünungskonzepten. Abschließend erläutert das Kapitel „Organisation“, worauf bei der Mitarbeiterschulung zu achten ist, welche Rolle die Öffentlichkeitsarbeit und Imagepflege spielt und wie eine rege Beteiligungskultur gefördert werden kann.

Die langjährige Berufserfahrung der Autoren auf dem Gebiet der Pflanzenverwendung und -pflege ermöglichten es, ein zeitgemäßes Werk mit hohem fachlichem Anspruch, aber auch praktischen Lösungsvorschlägen zu erstellen.

Hinweise und Anregungen zur Ergänzung des Inhalts werden gern entgegengenommen.

Merching, im Juli 2016

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Inhaltsverzeichnis

Autoren

Einführung

Bedeutung und Qualität von Pflanzungen in Grünflächen

Wachsende Erwartungen an ästhetische Qualitäten moderner Parks

Neue Pflanzungen für besondere Orte

Neue Vielfalt zu pflegender Pflanzungen

Vegetationsplanung unter neuen Rahmenbedingungen

Probleme der Grünflächenpflege und neue extensive Bepflanzungstypen

Staudenmischpflanzungen als erster Ansatz für pflegeextensive Flächen

Bepflanzungssysteme als Instrument eines Grünflächenmanagements

Vielfalt an Bepflanzungssystemen für breites Aufgabenspektrum

Aspekte der Auswahl von Bepflanzungstypen

Ökologische Strategietypen

Was sind Strategietypen?

Primäre Strategietypen und ihre Kennzeichen

Artenvielfalt durch Stress und Störungen

Ökologische Strategien als Grundlage in der Pflege

Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung in der Pflanzenverwendung

Planung und Staudenpflege auf Basis ökologischer Strategien

Entwicklung nachhaltiger Pflegekonzepte

Pflegekonzept für konkurrenzstarke Pflanzungstypen

Pflegekonzept für stresstolerante Pflanzungstypen

Pflegekonzept für störungstolerante Pflanzungstypen

Staudenmischpflanzungen

Anwendungsbereiche

Ästhetische und ökologische Wirkung

Mindestgröße und Wahrnehmbarkeit

Vorteile und Merkmale

Dynamik von Mischpflanzungen

Getestete Mischungen

Benötigte Fachkenntnisse und Ausführung einer Mischpflanzung

Planung einer Staudenmischpflanzung

Standort

Pflanzen nach Lebensbereichen

Herkunft der Pflanzen

Funktionstypen der Stauden, Geselligkeitsstufen

Anforderungen des Auftraggebers, Gestaltungskriterien

Mischungen, Zusammensetzung und Anordnung

Anlage der Mischpflanzung

Staudenbestellung

Vegetationstragschicht

Staudenlieferung

Aufstellen der Pflanzen, Pflanzarbeiten und Pflanzzeit

Mulch und Bewässerung

Pflege der Staudenmischpflanzung

Tipps und Tricks zur fachgerechten Umsetzung

Differenzierte Blockpflanzungen

Geschichte

Blockpflanzungen in Deutschland

Typen von Blockpflanzungen

Typ 1: Klassische Blockpflanzung (Grundtyp)

Typ 2: Höhengestufte Blockpflanzung

Typ 3: Gebänderte Blockpflanzungen

Typ 4: Blockpflanzung mit eingestreuten Einzelpflanzen

Anwendungsbereiche

Artenauswahl ist entscheidend

Ästhetische Wirkung und Gestaltungsstrategien

Ästhetische Merkmale

Struktur der Blöcke

Geeignetes Artenspektrum

Vorteile und Merkmale

Planung von Blockpflanzungen

Pflege von Blockpflanzungen

Pflege großflächiger, hoher Blockpflanzungen

Pflege großflächiger, niedriger Blockpflanzungen

Pflege gebändelter Blockpflanzungen

Beispielhafte Blockpflanzungen

Präriehang der Bundesgartenschau Koblenz 2011

Lehr- und Versuchsgarten Braike

Komplexe Streupflanzungen

Geschichte

Typen von Streupflanzungen

Typ 1: Klassische Streupflanzung (Grundtyp)

Typ 2: Streupflanzungen mit Gruppen

Typ 3: Zweischichtige Streupflanzung mit differenzierter Matrix

Typ 4: Differenzierte dreischichtige Streupflanzung

Anwendungsbereiche

Ästhetische Wirkung und Gestaltungsstrategien

Geeignetes Artenspektrum

Vorteile und Merkmale

Planung von Streupflanzungen

Pflege von Streupflanzungen

Beispielhafte Streupflanzungen

High Line Park New York

Lehr- und Versuchsgarten Braike

Ansaaten im Siedlungsbereich

Anwendungsbereiche

Öffentliche Flächen

Private Flächen

Grenzen für die Anwendung

Optische Kriterien

Funktionelle Kriterien

Vorteile und Merkmale

Gestaltung

Ökologie, Artenvielfalt oder Florenverfälschung?

Wirtschaftlichkeit

Lebensdauer

Saatmischungen

Einjährige Mischungen

Mehrjährige Mischungen

Zweijährige oder überjährige Mischungen

Dauerhafte Mischungen

Anlage

Flächenvorbereitung

Saatzeitpunkt

Saatmenge

Sätechnik

Bewirtschaftung der Flächen bis zum Auflaufen

Pflege

Pflege nach der Ansaat

Schnittmanagement

Düngung

Kontrolle und Entfernung von Problemunkräutern

Zeitaufwand und Kosten

Tipps und Tricks zur fachgerechten Umsetzung

Tipps für die Planung

Tipps für die Anlage

Tipps für die Ausbringung des Saatgutes

Tipps für die Mahd

Tipps für die Pflege

Kosten und Leistungen bei der Instandhaltung von Grünflächen

Voraussetzungen für ein optimiertes Freiraummanagement

Das Prinzip der dualen Betriebssteuerung

Systemgrenzen und Prozesse

Vergleich verschiedener Pflanzkonzepte auf Basis der Lebenskostenanalyse

Lebenszykluskosten und Einflüsse

Grundlagen zur Berechnung von Lebenszykluskosten

Lebenszykluskosten intensiver Staudenpflanzungen

Lebenszykluskosten extensiver Staudenpflanzungen

Ökonomischer Vergleich von Staudenfluren und herkömmlicher Grünflächengestaltung

Vergleich einer extensiven Staudenpflanzung mit herkömmlichen Begrünungsvarianten ...

Standortfaktor Böschung

Mähstrategien für Gebrauchsrasen

Strategische Herangehensweise bei der Umgestaltung von Grünarealen

Umgestaltungsprozess

Nachhaltiger Planungsprozess

Quantitativer Pflegebedarf von Staudenpflanzungen

Pflegestufen für Staudenpflanzungen

Einflüsse auf den Pflegebedarf von Staudenpflanzungen

Boden, Substratmischungen und Mulch

Boden

Wasser- und Lufthaushalt

Substratmischungen für Stauden

Anforderungen an Substratmischungen

Substratmischungen für Splittbeete

Mulchstoffe und ihre Anwendung in der Grünflächenpflege

Vorteile einer Mulchung

Entscheidungskriterien

Mineralischer Mulch

Organischer Mulch

Folien und Gewebe

Lagerung von Mulch

Mulchschichtdicke und Korngröße

Der Mulchvorgang

Erneuerung der Mulchschichten

Eignung von Mulchstoffen für unterschiedliche Pflanzengemeinschaften

Mulchstoffe als Etablierungshilfen bei Ansaaten

Pflegezeiten im Vergleich

Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Mulchstoffe

Pflanzenschutz und ökologische Pflege

Grünflächen und Pflanzenschutzrecht

Allgemeines

Öffentliche Grünflächen

Private Grünflächen

Grundsätze des Pflanzenschutzes

Mechanische und thermische Beikrautregulierung

Biologie

Mechanische Beikrautregulierung

Thermische Beikrautregulierung

Organisation

Mitarbeiterschulung

Einbeziehen der Pflegekräfte

Praktisches Lernen „am Objekt“

Externe Schulungsangebote nutzen

Vorgaben für Pflegende

Pflegepläne nutzen

Eigeninitiative fördern

Öffentlichkeitsarbeit und Imagepflege

„Gutes tun und darüber reden“

Leitbilder entwickeln

Medien nutzen

Im Gespräch bleiben

Beteiligungskultur

Wenn die Kapazitäten erschöpft sind

Pflegepaten finden

Schulung und fachliche Begleitung

Materielle Unterstützung

Wertschätzung

Anhang: Verzeichnis von Saatgutlieferanten

Lieferanten für einjähriges Saatgut (Wild- und Kulturarten)

Lieferanten für heimisches Saatgut bzw. Regio-Saatgut

Autoren

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Angelika Eppel-Hotz, Dipl.-Biol.

Seit 1988 ist Frau Eppel-Hotz an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim tätig. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der Pflanzenverwendung in der Meister- und Technikerausbildung sowie im Versuchsbereich. Bis 1998 hat sie nationale und internationale Forschungsprojekte zum Thema „Miscanthus als nachwachsender Rohstoff“ betreut. Derzeitige Projekte sind Staudenmischpflanzungen sowie Sommerblumen- und Staudenansaaten für das öffentliche Grün.

E-Mail: angelika.eppel-hotz@lwg.bayern.de

Autorin des Kapitels „Ansaaten im Siedlungsbereich“

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Dieter Felger

Herr Felger ist seit 55 Jahren Gärtnermeister im Garten- und Landschaftsbau. Er hat über 20 Jahre die Arbeit der Stadtgärtnerei der Stadtverwaltung in Mössingen geleitet und verantwortet. Arbeitsschwerpunkte waren die Verwendung von Rosen und Stauden im öffentlichen Grün, Neubaumaßnahmen von Kinderspielplätzen und Sportrasenflächen sowie die Baumpflege, die Betreuung aller städt. Grünflächen und des Obstanbaus und die Entwicklung von bunten, artenreichen Ansaaten.

E-Mail: info@saatgut-manufaktur.de

Autor des Kapitels „Ansaaten im Siedlungsbereich“

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Sigurd-Henne, Prof. Dipl.-Ing.

Seit 2006 ist Herr Henne Mitgesellschafter der Bresch Henne Mühlinghaus Planungs-GmbH. Seit 2007 hat er eine Professur an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Lehrgebiet Landschaftsbau und Pflanzenverwendung, inne. Er ist wissenschaftlicher Leiter der Lehr- und Versuchsgärten. Seit 2009 ist er Leiter der Akademie für Vegetationsplanung und Landschaftsbau (avela) und seit 2011 Prodekan der Fakultät FLUS und Studiendekan für Landschaftsarchitektur.

Internet: www.hfwu.de/lvg; www.bhmp.de
E-Mail: sigurd.henne@hfwu.de

Autor der Kapitel „Einführung“, „Differenzierte Blockpflanzungen“ und „Komplexe Streupflanzungen“

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Beate Hüttenmoser, Dr.-Ing.

Frau Hüttenmoser ist Betriebsleiterin der Lehr- und Versuchsgärten an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (Fachhochschule Nürtingen). Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der Pflanzplanung und dem Pflegemanagement, der Objektplanung und Abwicklung, der Personal- und Haushaltsführung sowie Versuchen. Sie ist Dozentin für die Fächer „Pflanzenkenntnis“ und „Pflege in der Praxis“.

E-Mail: beate.huettenmoser@hfwu.de

Autorin der Textabschnitte zur Pflege in den Kapiteln „Differenzierte Blockpflanzungen“ und „Komplexe Streupflanzungen“

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Bettina Jaugstetter, Dipl.-Ing.

Nach der Ausbildung zur Gärtnerin und dem Studium der Landespflege an der TU-München Weihenstephan führt Frau Jaugstetter als freie Landschaftsarchitektin seit 2000 ihr eigenes Büro mit den Schwerpunkten Objektplanung aller LPH, Vegetationskonzepten und Pflanzplanung. Seit 2007 ist sie Lehrbeauftragte an der Hochschule Geisenheim University, Landschaftsarchitektur, im Fach Pflanzenverwendung. Sie plant und führt Seminare zu Etablierung und Unterhalt pflegereduzierter Mischpflanzungen für Wohnungsbaugesellschaften durch.

Internet: www.jaugstetter-landschaftsarchitektur.de
E-Mail: b.jaugstetter@t-online.de

Autorin des Kapitels „Staudenmischpflanzungen“

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Georg Krause, Dipl.-Biol.

Nach einem Praktikum bei der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg war Herr Krause 15 Jahre als Umweltbeauftragter bei der Stadt Donzdorf tätig, wo er bereits 2003 mit der Anlage pflegextensiver Staudenpflanzungen und dauerhaften Ansaaten heimischer Wildarten begann. Seit 2013 ist er in Donzdorf für die Bereiche Grünplanung und Umwelt zuständig. Neben Optik und Wirtschaftlichkeit liegt ihm die ökologische Wertigkeit kommunalen Grüns besonders am Herzen.

Internet: www.donzdorf.de
E-Mail: georg.krause@donzdorf.de

Autor des Kapitels „Organisation“

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Kornelia Marzini, Dipl.-Biol.

Frau Marzini forscht als Wildpflanzenspezialisten an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Abteilung Landespflege in den Tätigkeitsfeldern Biogas aus Wildpflanzen, Ingenieurbiologie, Straßenbegleitgrün, Entwicklung von Saatgutmischungen für den Siedlungsbereich und mit gebietseigenem Saatgut.

E-Mail: kornelia.marzini@lwg.bayern.de

Autorin des Kapitels „Ansaaten im Siedlungsbereich“

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Erwin Murer, Dipl.-Ing.

Herr Murer ist Leiter der Abteilung „Landnutzung und Landentwicklung“ im Institut für Kulturtechnik und Bodenwasserhauhalt des Bundesamts für Wasserwirtschaft in Petzenkirchen, Niederösterreich. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören Bodenhydrologie, Bodenphysik, Grundwasserschutz, Bodenverdichtung, Substratentwicklung und Rekultivierungen.

Internet: www.baw.at
E-Mail: erwin.murer@baw.at

Autor des Abschnitts „Boden“ im Kapitel „Boden, Substratmischungen und Mulch“

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Cassian Schmidt, Prof. Dipl.-Ing.

Herr Schmidt ist Landschaftsarchitekt und Staudengärtnermeister. Nach Tätigkeiten als Landschaftsarchitekt in der Objektplanung übernahm er 1998 die Leitung des Schau- und Sichtungsgartens Hermannshof in Weinheim an der Bergstraße. Seit 2010 hat er eine Honorarprofessur für Pflanzenverwendung und Pflanzplanung an der Hochschule Geisenheim University und ist seit 2004 Vorsitzender Arbeitskreises Pflanzenverwendung im BdS. Arbeitsschwerpunkte sind u.a. die Konzeption und Erprobung pflegereduzierte Pflanzungen und die Entwicklung differenzierter Pflegestrategien.

Internet: www.sichtungsgarten-hermannshof.de
E-Mail: cassian.schmidt@gmail.com

Autor des Kapitels „Ökologische Strategietypen“ und des Abschnitts „Quantitativer Pflegebedarf von Staudenpflanzungen“ im Kapitel „Kosten und Leistungen bei der Instandhaltung von Grünflächen“

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Stefan Schmidt, Dipl.-Ing.

Herr Schmidt ist Landschaftsarchitekt und Lehrer in Wien. Nach Gärtnerlehre und Studium in Berlin, Wien und Hannover arbeitete er als Landschaftsarchitekt in der Objektplanung. 1992 übernahm er die Leitung der Abteilung Garten- und Landschaftsgestaltung an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau. Seit fast 10 Jahren befasst sich Herr Schmidt in Planungspraxis und angewandter Forschung mit dem Thema Pflanzensysteme und Substrate für urbane Standorte. Daneben unterrichtet er im Fachgebiet Garten- und Landschaftsgestaltung.

Internet: www.gartenbau.at
E-Mail: s.schmidt@gartenbau.at

Autor des Abschnitts „Substratmischungen“ im Kapitel „Boden, Substratmischungen und Mulch“

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Andreas Schulte, Dipl.-Ing.

Nach dem Studium der Landschafts- und Freiraumplanung an der Technischen Universität Hannover und einem Studienjahr in Manchester, GB, arbeitete Herr Schulte seit 1997 in verschiedenen Planungsbüros im Kölner Raum sowie im Ruhrgebiet. Sein Aufgabengebiet umfasste die Objektplanung in allen Leistungsphasen. Nach einem Agrarreferendariat und Unterrichtstätigkeiten im Rheinland ist der Autor seit 2008 an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau beschäftigt. An der Meister- und Technikerschule für Agrarwirtschaft und im Versuchswesen der LWG liegen seine Schwerpunkte in der Pflanzenverwendung, Gartengestaltung, Plandarstellung und im CAD.

E-Mail: andreas.schulte@lwg.bayern.de

Autor des Abschnitts „Mulchstoffe und ihre Anwendung in der Grünflächenpflege“ im Kapitel „Boden, Substratmischungen und Mulch“

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Jochen Veser, Dipl.-Ing. (FH)

Herr Veser studierte Gartenbau an der Fachhochschule Weihenstephan und war fünf Jahre bei der damaligen Landesanstalt für Pflanzenschutz für die Bereiche Baumschulen, privates und öffentliche Grün zuständig. Seit 1997 arbeitet er freiberuflich und berät Gartenbesitzer, Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus sowie Kommunen in Fragen des Pflanzenschutzes. Er unterrichtet an der LVG Heidelberg, ist Autor mehrerer Bücher zum Pflanzenschutz und schreibt regelmäßig zu diesem Thema in gärtnerischen Fachzeitschriften.

Internet: www.gartenberatung-veser.de

Autor des Kapitels „Pflanzenschutz und ökologische Pflege“

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Ralf Semmler, Dipl.-Ing.

Herr Semmler hat Informationstechnik an der TU Chemnitz studiert. Seit 1991 ist er geschäftsführender Gesellschafter der Datenbankgesellschaft mbH. Er ist Mitglied in der FLL, in den Regelwerksausschüssen Baumkontrollrichtlinie und Freiflächenmanagement sowie in den Arbeitskreisen ZTV Baumpflege und Nachhaltigkeit von Freianlagen, Mitglied im KTI Projekt Schweiz zur Erarbeitung von Systemen zur Berechnung von Lebenszykluskosten von Grünarealen und hat Lehrbeauftragungen an der Universität Potsdam, TU Berlin HAWK Göttingen und Beuth Hochschule für Technik Berlin.

Internet: www.datenbankgesellschaft.de
E-Mail: ralf.semmler@datenbankgesellschaft.de

Autor der Abschnitte „Voraussetzungen für ein optimiertes Freiraummanagement“, „Vergleich verschiedener Pflanzkonzepte auf Basis der Lebenskostenanalyse“ und „Strategische Herangehensweise bei der Umgestaltung von Grünarealen“ im Kapitel „Kosten und Leistungen bei der Instandhaltung von Grünflächen“

Einführung

Bedeutung und Qualität von Pflanzungen in Grünflächen

Der Park des 19. Jahrhunderts mit seinen aufwendigen Schaupflanzungen unterscheidet sich grundlegend von den heutigen Anforderungen an multifunktionalen Grünflächen. Dennoch führt die größere Bedeutung urbaner Parks heute zu einer Renaissance attraktiver Pflanzungen. Das Leitbild der kompakten Stadt und das Ziel der Innenentwicklung im Städtebau haben der Freiraumplanung neuen Auftrieb gegeben. Die neuen gemischten Wohn- und Arbeitsquartiere erfordern intensiv nutzbare und gut gestaltete Parks als attraktives Lebensumfeld, um die neue städtebauliche Dichte zu kompensieren. Auch die immer flexiblere Arbeitswelt mit ihrer Durchdringung von Arbeit und Freizeit lässt moderne Parks zu sozialen Treffpunkten werden, die intensiv genutzt werden und der neuen Stadtkultur eine besondere Bühne geben.

Wachsende Erwartungen an ästhetische Qualitäten moderner Parks

Für die Bedeutung von Pflanzungen in diesen neuen Parktypen und im öffentlichen Grün spielen die Nutzererwartungen eine wichtige Rolle. Die Bewertung der Grünflächen durch die Besucher wird heute nicht nur an funktionale, sondern vermehrt an ästhetische Kriterien geknüpft. Im Gegensatz zur Nachkriegszeit geht es nicht mehr um quantitative Freiflächenversorgung. Heute stehen attraktive Angebote mit besonderen Qualitäten im Mittelpunkt. Die Vermarktungsstrategien im Städtebau sorgen für eine zentrale Bedeutung von hochwertigen Parkanlagen, weil sie die Bewertung der Immobilien und es Quartiers mit bestimmen. Sie sind deshalb ein wichtiges Instrument des Städtebaus und des erfolgreichen Stadtmarketings geworden.

In neuen Parks spielen hohe funktionale und ästhetische Qualitäten eine bedeutende Rolle. Dies zeigt sich zunächst in der reichen Ausstattung, die vom besonderen Spielplatz bis zu hochwertigen Fitnessgeräten für Senioren reicht. Es sind aber auch besondere Pflanzungen, die den Charakter dieser Grünflächen wesentlich prägen. Nutzerbefragungen weisen nach, dass die Attraktivität der Pflanzungen und ein guter Pflegeeindruck die Bewertungen positiv beeinflussen. Dabei kommt zum Ausdruck, dass die moderne Gesellschaft auch neue Erwartungen an die Gestaltung der Parks hat. Nach der eher landschaftlichen Gestaltung der 70er Jahre mit offenen, multifunktionalen Rasenflächen sind es heute die formal-ästhetischen Qualitäten von Parks, die wieder wichtiger geworden sind.

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(1) Iris-Minzenwiese von H. Luz im Landschaftspark München-Riem (Bild: © Sigurd Henne)

Neue Pflanzungen für besondere Orte

Vor diesem Hintergrund sind attraktive Pflanzungen ein wichtiger Bestandteil neuer Parktypen geworden. Beispiele, wie der Highline Park, der Hudson River Greenway in New York, die Iris-Minzen-Wiese im Landschaftspark München Riem (Bild 1) oder der Quai Louis XVIII in Bordeaux (Bild 2) zeigen, dass besondere Vegetationsflächen durch ihre Wirkung und Vielfalt zentrale Bedeutung für die moderne Grünflächengestaltung haben können. Die Pflanzungen besetzen dabei große Flächen und prominente Stellen. Oft sind sie durch unkonventionelle Bepflanzungstypen gekennzeichnet und erzeugen Atmosphären und besondere Orte im Stadtgefüge. Sie verleihen dem Park und dem Quartier damit neue Qualitäten und haben so eine neue Wertschätzung von Pflanzungen in Parks geschaffen.

Erwartungen an Stadtgrün

Die Vielfalt der Lebensentwürfe hat auch das Spektrum der Erwartungen an Stadtgrün verändert. Sie reichen vom traditionellen Rosengarten, dem gepflegtem Abstandsgrün bis hin zu neuen Formen urbaner „Natur“, die sich von Präriepflanzungen bis zum Vegetationsmanagement für extensive Parks ausdrückt [1].

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(2) Park am Quai Louis XVIII in Bordeaux (Bild: © Sigurd Henne)

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(3) Hochwertige Pflanzungen im gewerblichen Grün, Münchner Rück, München (Bild: © Sigurd Henne)

Neue Vielfalt zu pflegender Pflanzungen

Neben öffentlichen Flächen hat sich auch die Gestaltung von gewerblichen Freiflächen stark verändert. Jenseits des üblichen Abstandgrüns erwarten Dienstleistungsunternehmen heute von gewerblichen Freiräumen Akzente für ihre Firmenkultur. Die Pflanzungen sollen die Qualität und „grüne“ Kultur des Unternehmens sichtbar machen und müssen auch auf beschränktem Raum bei Kunden und Mitarbeitern Eindruck machen (Bild 3). Den Rahmen setzt dabei das Facility Management mit klaren Vorgaben für Pflegekosten. Dadurch ist eine effektive Vegetationsplanung erforderlich, die für das breite Aufgabenspektrum unterschiedliche, extensiv gepflegte Bepflanzungstypen anbietet.

Es zeichnet sich ab, dass Pflanzungen in Freiflächen auch zukünftig einen wichtigen Stellenwert haben werden. Die Finanzmittel für Pflanzungen werden langfristig aber nur dann zur Verfügung stehen, wenn Bepflanzungstypen zur Verfügung stehen, die mit vertretbarem Aufwand gepflegt werden können. Ein weiteres zentrales Kriterium ihres Erfolgs ist das dauerhafte ästhetische „Funktionieren“ auch von pflegereduzierten Bepflanzungen. Sie müssen ganzjährig gepflegt wirken, um die gewünschte positive Bewertung zu erreichen.

Vegetationsplanung unter neuen Rahmenbedingungen

Probleme der Grünflächenpflege und neue extensive Bepflanzungstypen

Das Flächenwachstum der Städte und das Leitbild der „grünen Mitte“ der Nachkriegszeit haben die Fläche öffentlichen Grüns signifikant zunehmen lassen. Gleichzeitig führten Rationalisierungsmaßnahmen und finanzielle Kürzungen zu sinkenden personellen Kapazitäten und Finanzmitteln bei der öffentlichen Grünpflege. In der Folge sanken die Mittel für die Pflege der öffentlichen Freiflächen je Flächeneinheit sukzessive weiter (vgl. [2]).

Parallel dazu eröffnete der Großsiedlungsbau der 60er Jahre der Pflanzplanung die Aufgabe, großflächige Vegetationstypen zu entwickeln, die extensiv zu pflegen sein sollten. In den Siedlungen und beim Abstandsgrün entstanden in der Folge große Flächen mit Rasen oder bodendeckenden, pflegearmen Kleinstrauchpflanzungen. Diese extensiven, aber monotonen Flächenbegrünungen wurden später stark kritisiert und als Alternative naturnahen Bepflanzungstypen für extensive Aufgaben gefordert.

Alternativen schienen hochwertige Bepflanzungstypen vor allem nach dem Prinzip der Leitstaudenpflanzungen nach Geselligkeitsstufen zu liefern (vgl. [3]). Sie integrieren vegetationsökologische Mechanismen für naturnahe Bepflanzungssysteme mit dem Ziel, sich selbst stabilisierende Pflanzengemeinschaften zu erzeugen. Dieser Ansatz lieferte in der Folge zwar wertvolle Impulse für die Entwicklung der Pflanzenverwendung. Er sorgte aber auch dafür, dass andere Ansätze pflegereduzierter Flächenpflanzungen, wie beispielweise differenzierte Block- oder Streupflanzungen, in den Hintergrund traten.

Bei komplexen, naturnahen Bepflanzungssystemen zeigten sich bald Umsetzungsprobleme im öffentlichen Raum. Ursache ist die hohe Fachkompetenz, die bei Planer und Pflegekräften gefordert ist. Um die Vegetationsdynamik zur Stabilisierung von Pflanzungen nutzen zu können, erfordert ein dynamisches Pflegekonzept mit spezifischen Pflegemethoden hohe Anforderungen an die Artenkenntnis, um Arten im Stadium von Sämlingen und Ausläufern zu erkennen. Diese Kenntnisse waren auch in der Folge der Rationalisierungen bei den Pflegekräften der öffentlichen Verwaltungen immer weniger verfügbar. Da eine fachgerechte Pflege nicht gesichert oder Planung und Herstellung fehlerhaft waren, verschwanden viele hochwertige Pflanzungen fast vollständig aus dem öffentlichen Raum.

In der Folge wurden daher Alternativen für ästhetisch hochwertige und pflegereduzierte, aber robuste Bepflanzungssysteme für den öffentlichen Raum gesucht. Im Fokus standen dabei zunächst Bepflanzungssysteme mit sehr extensiver Pflege, wie Abstands- oder Verkehrsgrün.

Staudenmischpflanzungen als erster Ansatz für pflegeextensive Flächen

Mit dem Prinzip der Staudenmischpflanzungen (vgl. Kapitel Staudenmischpflanzungen) wurde in den 90er Jahren ein neuer Bepflanzungstyp erfolgreich etabliert, der sein Potenzial bereits nachweisen konnte. Das Einsatzspektrum wurde durch Erweiterungen des Konzepts durch Axel Heinrich noch gesteigert, der u. a. Mischpflanzungen mit C-Strategen vorschlägt (vgl. [4]). Bereits gescheiterte Mischpflanzungstypen zeigen aber auch, dass es noch Entwicklungspotenziale hinsichtlich der Qualitätsstandards, der technischen Planung und Ausführung und hinsichtlich regionaler Klimaanpassung gibt. Es wurde auch deutlich, dass vorgefertigte Mischpflanzungen keine Universallösung für alle Aufgabentypen darstellen. Die vorliegende Veröffentlichung stellt daher über Mischpflanzungen hinaus ein breites Methodenspektrum vor, um Spielräume für eine zielgenaue Auswahl des Bepflanzungstyps zu eröffnen, die auf die Rahmenbedingungen des Projekts optimal zugeschnitten sind. Um das Spektrum verschiedener Typen von pflegereduzierten Pflanzungen einordnen zu können, sind nachfolgend aktuelle Anforderungen und Rahmenbedingungen für extensive Pflanzungen genauer formuliert.

Bepflanzungssysteme als Instrument eines Grünflächenmanagements

Die Zunahme von Freiflächen und der Verlust von Personal und Finanzmitteln zwingen die öffentlichen und gewerblichen Grünflächenverwaltungen dazu, professionelle Methoden in Richtung eines Facility Managements anzuwenden. Unter dem Schlagwort der Lebenszykluskosten wird der wirkliche Aufwand jedes Freiraumelements ermittelt und gerade die Pflegekosten und Grünflächeninformationssysteme gewinnen an Bedeutung. Die Pflanzplanung öffentlicher Freiflächen wird diese Perspektive zukünftig stärker berücksichtigen müssen. Dabei geht es nicht allein um die Optimierung der Pflegekosten.

Noch wichtiger sind die Konsequenzen der Pflegestufensysteme im Rahmen des Grünflächenmanagements. Ganze Parks oder einzelne Pflanzungen in unterschiedliche Pflegeklassen einzuteilen, führt zu klaren Planungsvorgaben über die Intensität und Struktur der Pflege. Mittelfristig geht es um die Struktur der Bepflanzungen, die nicht nur die Pflege reduzieren, sondern vor allem auch das Outsourcing von Pflegeleistungen ermöglichen soll. Mit dieser Option gewinnen Bepflanzungstypen an Bedeutung, die durch Pflegekräfte mit geringem Ausbildungsniveau gepflegt werden können. Aus diesem Grund wird es auch zu einer Professionalisierung bei der Pflegeplanung und Pflegekontrolle und Qualitätssicherung beim Outsourcing von Pflegeleistungen kommen müssen.

Grundsätzlich führen die Ziele des Grünflächenmanagements zu Bepflanzungstypen mit deutlich reduzierter Pflegefrequenz und (oft) maschinell pflegbaren Strukturen. Gleichzeitig wird durch die Betrachtung von Lebenszykluskosten der Dauerhaftigkeit von Pflanzungen ein höherer Stellenwert zukommen.

Vielfalt an Bepflanzungssystemen für breites Aufgabenspektrum

Die Veränderungen der Städte werden zukünftig eine Vielfalt extensiver Freiflächen entstehen lassen. Ihr Spektrum reicht von extensiven Parks an der Peripherie, über temporäre Freiflächen bis zu Freiflächen mit gesteuerter Vegetationsdynamik. Das Nebeneinander verschiedenster Typen und das Ziel der reduzierten Pflege kann mit dem Spektrum konventioneller Bepflanzungen nicht erreicht werden. Es ist absehbar, dass sehr spezifische Systeme der Vegetationsplanung entstehen werden, die mit einem genau angepassten Methodenrepertoire für Planung, Anlage und Pflege auf die verschiedenen Rahmenbedingungen reagieren. Besonders die Techniken der Herstellung und Pflege müssen optimiert werden. Notwenige Innovationen betreffen v. a. die Vegetationstechnik. Sie reichen von speziellen Mulchmaterialien und Pflanzsubstraten bis zu Pflegetechniken und -maschinen. Technische und methodische Innovationen werden nicht nur den Erfolg pflegereduzierte Bepflanzungssysteme sichern. Sie sind die Voraussetzung, dass sie durch ein hochprofessionelles Grünflächenpflegemanagement eingesetzt werden.

Das Spektrum der unterschiedlichen Typen planerisch zu beherrschen, setzt mehr als das Spektrum der klassischen Pflanzenverwendung voraus. Vom Planer werden vertiefte Kenntnisse über verschiedene Bepflanzungstypen mit spezieller Vegetationstechnik, ihre Einsatzbereiche und das Verhältnis von Pflegeniveau und Bepflanzungstyp erwartet. Mit der wachsenden Breite und Komplexität des Wissens und Ausbildungsdefiziten zu diesem Thema werden daher Spezialisten und vorgefertigte Bepflanzungssysteme an Bedeutung gewinnen – was auch die Verbreitung der Mischpflanzung „Silbersommer“ beweist. Ihre Häufigkeit zeigt, dass kleinere Bauverwaltungen sie für überschaubare Aufgaben ohne Fachplaner einsetzen. Um Monotonie vorzubeugen und eine sichere Umsetzung der Systeme durch Verwaltungen, Landschaftsbauunternehmen und angelernten Pflegekräften sicherzustellen, sind genaue und gut nachvollziehbare Planungs- und Ausführungshinweise und Aspekte zur Qualitätssicherung erforderlich, die in dieser Veröffentlichung vorgestellt werden.

Aspekte der Auswahl von Bepflanzungstypen

Bei der Wahl des geeigneten Bepflanzungstyps sind viele Faktoren zu bedenken. Zunächst sollte nicht vergessen werden, dass gut gepflegt wirkende Pflanzungen für die Bürger ein sichtbarer Ausdruck gelungenen Verwaltungshandelns sind. Dabei sollte der Unterschied zwischen Fachleuten und Laien bedacht werden. Naturhafte und vielfältigere Artenkombinationen entsprechen nicht immer den Erwartungen vieler Nutzer. Einige Verwaltungen bevorzugen deshalb einfach strukturierte Pflanzungen, die leichter als gepflegt erkannt werden. Für das breite Aufgabenspektrum wird es im öffentlichen Raum zukünftig dennoch ein Nebeneinander von unterschiedlichen konventionellen und pflegereduzierten Bepflanzungstypen geben.

In den folgenden Kapiteln wird das Spektrum pflegereduzierter Misch-, Block und Streupflanzungen sowie Ansaaten detailliert dargestellt. Es werden Hinweise zu Aufgabenspektrum, Gestaltungspotenzialen, spezifischen Methoden der Planung, Herstellung und Pflege gegeben. Sie stellen sicher, dass die angestrebte Qualität unter den gegebenen Rahmenbedingungen erreicht und erhalten werden kann.

Literatur

[1] Henne in Kowarik; I. & Körner, S. (EDS.) (2006): New Perspectives for Urban Forestry. Springer, Frankfurt

[2] Steidle-Schwan in Niesel, A. (2006): Grünflächenpflegemanagement. Ulmer, Stuttgart

[3] Hansen, R. & Stahl, F. (1997): Die Stauden und ihre Lebensbereiche. Ulmer, Stuttgart

[4] Heinrich, A. & Messer, U. (2012): Staudenmischpflanzungen – Praxis Beispiele Tendenzen

Ökologische Strategietypen

Die Kenntnis pflanzlicher Überlebensstrategien kann dabei helfen, dynamische Prozesse in Pflanzungen besser zu verstehen und vor allem zukünftige Entwicklungen im Vorhinein abzuschätzen. Die Erkenntnisse werden vor allem im Bereich des Naturschutzes beim Vegetationsmanagement genutzt. Die Anwendung erscheint aber grundsätzlich auch für gärtnerische Pflanzungen geeignet, da hier ähnliche ökologische Mechanismen zu erwarten sind.

Was sind Strategietypen?

Grundsätzlich gibt es zwei wesentliche Umwelteinschränkungen, die das Wachstum und Überleben von dominanten Arten limitieren: Stress und Störungen [1]. Auftretender Stress am Standort beeinflusst die physiologischen Prozesse in der Pflanze und schränkt die Wachstumsrate ein. Dadurch wird die Biomasseproduktion verringert. Störungen dagegen verletzen oder zerstören Teile der Pflanze (z. B. Mahd, Rückschnitt) oder vernichten die gesamte Vegetation, das heißt sie wirken sich direkt auf die schon vorhandene Biomasse aus.

Wesentliche Stressfaktoren an Pflanzenstandorten sind vor allem extrem niedrige oder hohe Temperaturen, tiefer Schatten, Trockenheit oder geringe Nährstoffverfügbarkeit. Störungsfaktoren sind beispielsweise Beweidung, Tritt, Bodenbearbeitung, Feuer, Mahd oder Rückschnitt. Während der Evolution haben Pflanzen, die in ihrem Lebensraum solchen Umwelteinschränkungen ausgesetzt sind, Anpassungen entwickelt, die ihnen das Überleben und die Regeneration an diesen Standorten ermöglichen. Jeder Standort zeigt daher charakteristische Spektren angepasster Strategietypen, die sich gut heranziehen lassen, um Veränderungen in der Vegetation zu dokumentieren, wie beispielsweise Auswirkungen des Klimawandels oder zunehmende Nährstoffeinträge durch Stickoxide.

Primäre Strategietypen und ihre Kennzeichen

Grime (1979) hat drei grundsätzliche Reaktionen oder „Strategien“ gefunden, wie Pflanzen an Standorten überleben, die von verschiedenen Kombinationen und Intensitäten von Stress oder Störungen beeinflusst werden. Die entsprechenden pflanzlichen Funktionstypen werden als Konkurrenz-, Stress- und Ruderal-Strategen bezeichnet.

Konkurrenz-Strategen (C-Strategen, C = competitive)

Die Kombination von wenig Stress (gute Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit) und nur geringen oder seltenen Störungen (keine Mahd) ist charakteristisch für „produktive“ Standortbedingungen. Solche guten Bedingungen fördern einen starken Pflanzenwuchs und die Dominanz von wuchskräftigen Arten. Pflanzenarten mit guter Anpassung an diese produktiven Lebensräume sind meist hohe, vegetativ ausbreitungsstarke Stauden mit raschem Wachstum. Sie sind sehr effektive Konkurrenten, die häufig die Vegetation dominieren und dabei weniger konkurrenzstarke Arten verdrängen, was zu wenig artenreichen Beständen führen kann. Typische C-Strategen sind Brennnessel (Urtica dioica) und Weidenröschen (Chamerion angustifolium).

Die C-Strategie zielt darauf ab, die Ressourcennutzung (Licht, Wasser, Nährstoffe) zu maximieren. C-Strategen investieren deshalb in üppiges Wachstum und starke vegetative Ausbreitung, um dadurch noch mehr Ressourcen aus der Umgebung nutzen zu können. Einzig Stress und Störungen scheinen auf produktiven Standorten das unbändige Wachstum der C-Strategen zu limitieren und sie daran zu hindern, dominant zu werden. Stress reduziert die Wuchshöhe und die vegetative Ausbreitung konkurrenzstarker Arten und ermöglicht so die Koexistenz von Pflanzen, die weniger Konkurrenzkraft besitzen.

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(1) Pflanzungen aus C-Strategen zeigen üppiges Wachstum und produzieren viel Biomasse, die im Spätwinter herunter geschnitten werden muss. Das Schnittgut kann als Mulchmaterial in der Fläche verbleiben. (Bild: © Cassian Schmidt)

Stresstoleranz-Strategen (S-Strategen, S = stress tolerant)

An Standorten mit sehr begrenzten Ressourcen (wenig Nährstoffe, Wasser, Licht) haben Pflanzen verschiedene Strategien der Anpassung an den Lebensraum entwickelt. Stresstolerante Arten wachsen generell langsam, sind meist immergrün, haben häufig eine spezialisierte Physiologie (beispielsweise bei der Kohlenstoffassimilation) und modifizierte Schutzgewebe entwickelt (Sukkulenz, silbrige Behaarung, wachsige Oberflächen). Die Vegetationsdecke ist unproduktiv und relativ lückig mit wenig Biomasse. Ziel der Stresstoleranz-Strategie ist es, die einmal aufgenommenen Nährstoffe möglichst lange im internen Stoffkreislauf der Pflanze festzuhalten, statt sie für weiteres Wachstum zu investieren. Beispiele für „gestresste“ Standorte sind nährstoffarme, saure oder kalkhaltige Magerrasen, Felsfluren, Zwergstrauchheiden, Kalkflachmoore und die Krautschicht von schattigen Wäldern. Nicht alle Pflanzen an potenziell gestressten Standorten sind wirklich stresstolerant sondern eher „Stressvermeider“. Viele Geophyten entziehen sich den Zeiten mit erhöhtem Stress, indem sie im Frühjahr die kurzen Phasen mit günstigen Wachstumsbedingungen ausnutzen und sich dann in unterirdische Speicherorgane zurückziehen, wie beispielsweise viele Geophyten in Laubwäldern oder Steppengebieten.

Störungstoleranz- oder Ruderal-Strategen (R-Strategen, R = ruderal)

Pflanzen an Standorten, an denen Bodenstörungen oder Zerstörungen von Pflanzenteilen oder der gesamten Vegetation eine regelmäßige Erscheinung sind, haben Strategien entwickelt, solchen Störungen entweder ausweichen (Einjährige) oder durch eine rasche Regeneration der Pflanzenteile kompensieren zu können (Wiesenpflanzen, Präriepflanzen). Obwohl es natürlich gestörte Standorte wie beispielweise Flussauen, Erdrutsche, Lawinenbahnen, Kiesstrände und Sanddünen gibt, ist die Mehrzahl gestörter Standorte menschlich bedingt oder beeinflusst. Dazu zählen alle Agrarflächen und Wiesen, aber auch innerstädtische Brachflächen.

Pflanzen, die an solche Bedingungen angepasst sind, zeigen meist ein rasches Wachstum, hohe Reproduktionsraten durch Samen aber auch durch vegetative Ausbreitung. Insbesondere Einjährige sind an häufige Störungen angepasst: Ihr rasches Wachstum ermöglicht es ihnen, Rohböden oder Vegetationslücken nach Störungen schnell zu besiedeln und durch ihre hohe Samenproduktion bis zur nächsten Störung als Samenvorrat im Boden zu überleben. Wir kennen diesen Strategietyp vor allem als Unkräuter in Pflanzungen. Zweijährige und kurzlebige Stauden zeigen eine ähnliche Anpassung, allerdings an etwas längere Störungszyklen (z. B. Kahlschlagvegetation). Die Störungstoleranz-Strategie oder auch Ruderal-Strategie ist eine Art Lebensversicherung: Ressourcen werden in Mechanismen investiert, die eine rasche Reaktion auf regelmäßige Störungsereignisse ermöglichen (viele flugfähige Samen, hohe Keimfähigkeit, rasche Keimung nach Lichtreiz).

Diese drei aufgeführten ökologischen Primär-Strategien stellen die Extreme dar. In der Realität finden sich meist Kombinationen aus zwei oder drei Strategien mit unterschiedlicher Gewichtung, je nach den gegebenen exakten Bedingungen am Standort (sekundäre Mischtypen: CR, CS, SR und CSR).

Artenvielfalt durch Stress und Störungen

Für die Pflege von Pflanzungen im Garten oder öffentlichen Grün lässt sich eine wichtige Erkenntnis hinsichtlich der Erhaltung der Artenvielfalt ableiten: Wenig Stress kombiniert mit geringen Störungen ist zumindest auf produktiveren Standorten ungünstig, da aggressive, konkurrenzstarke Arten auf Dauer gefördert werden. Andererseits bedeuten hohe Intensitäten von Stress und/oder Störungen keine guten Lebensbedingungen für die meisten Pflanzenarten (übrigens auch nicht für die Mehrzahl der kurzlebigen Unkräuter). Im Allgemeinen wird die größte Artenvielfalt in einer Pflanzengemeinschaft durch moderate Intensitäten von Stress und/oder Störungen gefördert und erhalten.

Ökologische Strategien als Grundlage in der Pflege

Die von Hansen und Stahl (1981) für Gartenstandorte entwickelten Lebensbereiche der Stauden geben wichtige Hinweise für standortgerechte Artenkombinationen und geeignete Anordnungsmuster (Geselligkeitsstufen). Damit wird allerdings nur ein Ist-Zustand zum Zeitpunkt der Pflanzung betrachtet. Die zukünftige Entwicklung und Dynamik einer Pflanzung lässt sich dagegen nicht abschätzen: Es fehlen Angaben zum Konkurrenzverhalten und zur ökologischen Funktion der Arten. Die Kenntnis der ökologischen Strategie kann hier als zusätzliche Information helfen, die Dynamik gestalteter Pflanzengemeinschaften besser zu verstehen und durch gezielte Pflegeeingriffe zu steuern.

Während Stress beispielsweise durch geringere Wasser- und Nährstoffgaben verstärkt werden kann, können Störungen durch die Häufigkeit und Intensität mechanischer Pflegeeingriffe (Hacken, Teilrückschnitt, Mahd) gesteigert werden. Ordnet man verschiedene Pflanzungstypen aus dem öffentlichen Grün nach den Intensitäten von Stress, Störungen und Pflegebedarf, so zählen traditionelle Beetstaudenrabatten, Wechselflorpflanzungen und Zierrasenflächen zu den pflegeaufwendigsten Gartenstandorten, weil sie regelmäßige Störungen erfahren und nur geringem Stress ausgesetzt sind. Solche Pflanzungen werden stets auf nährstoffreichen bzw. durch Düngung verbesserten Böden angelegt, auch wenn viele der in Rabatten verwendeten Pflanzen in der Natur auch an weniger produktiven Standorten noch gut gedeihen.

Während Pflanzungen aus Arten der Hochstaudenfluren sich für produktive Gartenstandorte mit wenig Stress und gleichzeitig geringen Störungen eignen, lassen sich Einjährigenwiesen, Staudenwiesen, anspruchsvollere Schattenpflanzungen und Pflanzungen aus vorwiegend Wildstauden mit Beetstaudencharakter gut auf mittleren Standorten mit mäßigen Intensitäten von Stress und/oder Störungen entwickeln, verbunden mit einem mittleren Pflegeaufwand.

Nehmen die Störungen am Standort ab, aber gleichzeitig die Wachstumseinschränkungen zu (mäßige bis geringe Nährstoffverfügbarkeit, Trockenstress, Schattendruck), sind ökologisch und funktional orientierte Pflanzkonzepte, wie Mischpflanzungen aus Wildstauden (z. B. „Silbersommer“) besonders geeignet. Ebenso lassen sich hier Staudenwiesen, Steppenheidepflanzungen und bodendeckende Pflanzungen unter Gehölzen einordnen. Der Pflegeaufwand ist moderat bis gering. An Sonderstandorten mit starkem Stress, wie beispielsweise extensive Dachbegrünungen, Kiesgärten, Mauerkronen und Mauerfugen, kommt ausschließlich die Verwendung von stresstoleranten Arten infrage. Der Pflegeaufwand kann hier sehr gering sein.

Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung in der Pflanzenverwendung