cover
Hrsg. Gitta Rübsaat

*Auf den Hund gekommen ...*

Die Arca Fabiana - Tierrettung Azoren e.V.


Mein Dank gilt der Bereitschaft vieler Mitglieder und Freunde der "Arca Fabiana - Tierrettung Azoren e.V." - sich mit ihren Geschichten zu beteiligen und über ihre Erfahrungen vor Ort, als Pflegeeltern und/oder Adoptanten zu erzählen.


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

*Auf den Hund gekommen ...*

*Auf den Hund gekommen ...* 

Die Arca Fabiana – Tierrettung Azoren e.V.

 

Gemeinsam für Tiere in Not

Unser Spendenziel sind Tiere in Not, Tiere, die aus der Tötung gerettet, ausgesetzt, unterernährt, krank und als verwahrlost aufgegriffen werden. Die Autoren verzichten auf jegliches Honorar, der Nettoerlös geht also vollständig als Spende an die Tierrettung „Arca Fabiana - Tierrettung Azoren e.V.“Allen Autoren ein herzliches Dankeschön und unser besonderer Dank gilt Heike Helfen, die uns das von ihr entworfene und gemalte Coverbild kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Sowie Dank an Uta Hense, die uns das Hundebild "Hinter Gittern" für das Buch überließ.

 

Die Originalausgabe erschien im Oktober 2016 bei BookRix GmbH & Co.KG als e-book - www.bookrix.de 

und das Taschenbuch über Print on Demand by CreateSpace. Herstellung: Amazon Distribution GmbH Leipzig Copyright © 2016 Gitta Rübsaat (Hrsg. und Mitautor) - Alle Rechte liegen bei den Autoren

 

 

Illustration: ©Heike Helfen und ©Uta Hense 

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung der Autoren zulässig. Das gilt vor allem für Vervielfältigungen, Übersetzungen, so wie das Speichern und Verarbeiten in elektronischen Systemen.

Wir - die Freunde der Arca

Herzlich Willkommen zu den Geschichten der Arca Fabiana - Tierrettung Azoren e. V.

 

Arca … die “Arche” auf portugiesisch, das sind Menschen, die sich rund um Fabiana gefunden haben, die 2008 mit ihrem Mann Norbert auf die Azoren ausgewandert ist. Im Frühjahr 2012 fand sie eine der dortigen Tötungen und hat sich seit diesem Tag dem Tierschutz verschrieben. Jeder kann für sich etwas Gutes tun, aber eine Gemeinschaft kann so viel mehr erreichen.

 

Vor Ort ist Fabiana Einzelkämpferin, geht in Tötungen, betreut gerettete Hunde bis zur Genesung in den Kliniken, kümmert sich um Straßenhunde, Aufklärung und Kastrationen. Aber um all das tun zu können, braucht es Menschen, die hinter ihr stehen … und diese haben sich in der Gruppe Arca Fabiana und in unserem Verein zusammengeschlossen.

 

Durch diese Gemeinschaft konnte in kurzer Zeit ein Gehege mit zwei Hundehäusern und ein separates, gefliestes Hundehaus gebaut werden, in dem auch Hundemamas mit ihren Babys bestens aufgehoben sind, die aus der Tötung gerettet werden. Keine unserer geretteten Fellnasen muss mehr monatelang in Klinikboxen sitzen … Fabiana und ihr Mann Norbert betreuen die Hundekinder auf ihrem Grundstück, bis sie in IHRE Familien reisen können, die wir gemeinsam für sie suchen.

 

Wir sammeln gemeinsam Sachspenden, damit Fabiana unsere Hundekinder mit allem versorgen kann und Geldspenden, die zu 100% in die medizinische Versorgung, Hilfs- Aktionen vor Ort und Kastrationsprojekte auf den Azoren gehen. 

Wir freuen uns über jede Unterstützung, berichten aktuell über unsere Hunde und Aktionen und gewähren den Menschen, die uns helfend begleiten, somit jederzeit Einblick in unsere Arbeit. 

Ganz besonders freuen wir uns über neue Mitglieder. Schaut Euch auf unseren Seiten auf Facebook um und lasst Euch von unserer Arbeit überzeugen.

 

Arca Fabiana - Tierrettung Azoren e.V.

und Fabiana Fabulus

 

Hinter Gittern - von Uta Hense

Inhaltsverzeichnis

 Herzlich Willkommen -

  1. - Uta Hense: Ferienbekantschaft mit Folgen
  2. - Susanne Kiwitt: Sammy und Lucky
  3. - Arlene Doust: Graf Koks
  4. - Gabi Baum: Die Bäumchengang
  5. - Werner Vogt: Felix - das Findelkind
  6. - Inge Reichmann: Vom Zuchthund zum Arcahund
  7. - Yvonne Broch: Abenteuer Arca
  8. - Gina: Auf den Hund gekommen
  9. - Silvia L Mann: Wie Prinzessin Charly zu mir fand
  10. - Katja Rübsaat: Tal der Eisbären
  11. - Iris Hoffschlag: Unsere Arca Story
  12. - Werner Vogt: Willy - Liebe auf den ersten Blick
  13. - Stefanie Külbel: Wie Loopy zu uns kam
  14. - GaSchu: Ammon - der Blumenfreund
  15. - Stefanie Jacob: Das Glück liegt auf der Strasse
  16. - Nicole Weickert: Willkommen in Alemanha …
  17. - Werner Vogt: Teddy mit der großen Schauze
  18. - Nadine Scharnagl: Candis
  19. - Jasse: Zwickzwack Herzenshund
  20. - Tiffi Horn: Liebe auf den zweiten Blick
  21. - Bimbi: Mein Gustl, die Azoren und ich
  22. - Gitta Rübsaat: Asta, geboren in Ruinen
  23. - Nadine Scharnagl: Sunnys Nasenstory
  24. - Petra E.: Der Azorenfundhund
  25. - Nadine Scharnagl: Pflegehund Hello
  26. - Birgit Bongers: Alfi und sein Sechser im Lotto
  27. - Willy Rencin: A Dog named Boo
  28. - Bianca Stecher-Thiel: Meine vierbeinige Haushaltshilfe
  29. - Sonja Schmitz: Man nennt es wohl Schicksal
  30. - Yvonne Broch: Mein erster Pflegehund Cherie- 
  31. - Übersicht unserer Spendenbücher

Ferienbekanntschaft mit Folgen - Uta Hense

 Es fing alles ganz harmlos mit einem Urlaub auf den Azoren an. Eine Arbeitskollegin empfahl uns ein Ferienhaus, in dem sie ein Jahr zuvor Urlaub gemacht hatte. Nette Vermieter, aus Deutschland ausgewandert, zudem noch aus dem Rheingau - unserer Heimat. Das war wie für uns gemacht. Für die Azoren selbst, brauchte sie keine Reklame mehr zu machen, die kannten wir schon und wollten so gerne wieder dorthin. Wir hatten Glück - oder war das schon Fügung? In dem von uns geplanten Zeitraum war genau noch ein Häuschen frei - Casa Frizzi.

Bei unserer Ankunft mitten in der Nacht - das ist eine andere Geschichte - wurden wir von Norbert herzlich empfangen. Wir verlebten die ersten Tage ganz entspannt mit Wanderungen quer über die Insel. Von den übrigen zweibeinigen Bewohnern und Gästen bekamen wir nicht viel mit.

 

Dafür bekamen wir gleich am ersten Tag Besuch von Füchslein. Unser erster Kontakt mit einem Hund, der über ein - der ist aber niedlich - schon deutlich hinausging. Füchslein war beharrlich. Kam jeden Tag aufs Neue. Ließ sich streicheln und zeigte uns, wie anhänglich Hunde schon nach kürzester Zeit werden können. Ich ertappte mich dabei, dass ich enttäuscht war, wenn ich die Terrassentür aufmachte und Füchslein war nicht da.

Zu Füchslein gesellte sich nach ein paar Tagen ein weißer Kater.

Katzen waren uns wesentlich vertrauter, da wir selbst seit 20 Jahren Katzen beheimaten.

Und dann war da noch Püppi. Norbert nannte sie liebevoll seine Fußhupe. Er wusste schon einige Monate vor seiner Frau, dass dieses Hündchen bleiben würde.

Durch die Gespräche mit Norbert und den Informationsmaterialien, die in der Ferienwohnung großzügig verteilt waren, erfuhren wir von dem ‚Hobby‘ seiner Frau: Hunde retten. Es verging fast eine Woche, bevor wir Conny zum ersten Mal zu Gesicht bekamen. Sie war, wie es schien, immer unterwegs.

 

Zu der wunderschönen Ferienanlage gehörte ein Swimmingpool. Von diesem hat man einen wunderbaren Blick ins Tal, auf das Meer und … auf zwei Hundegehege. Dort wuselten drei süße kleine Hunde rum. Wir trauten uns erst nicht so recht, dort mal hinzugehen. Wir wussten ja nicht, ob das unseren Vermietern recht ist. So vergingen noch ein paar Tage, bis Norbert uns versicherte, dass wir da gerne mal hingehen dürfen.

Die drei Hundchen freuten sich wie Bolle, als wir zu Ihnen an das Gehege kamen. Es war eine Mama mit ihren beiden Mädchen. Von Anfang an bewunderte ich diese Mama. Sie kam an den Zaun und lies sich streicheln. Doch sobald ihre Mädchen auch an den Zaun kamen, um gestreichelt zu werden, stellte sie sich hinten an und ließ den beiden den Vortritt.

 

So kamen wir von diesem Zeitpunkt an regelmäßig an das Gehege, um Streicheleinheiten zu verteilen.

Wir wurden mit der Zeit immer interessierter, wie das alles vonstatten geht. Wo kommen die Hunde her?

Wie werden sie vermittelt und wie kommen sie dann nach Deutschland?

Fragen, die uns Norbert nicht beantworten konnte. Er verwies immer wieder auf seine Frau, die wir bis dato immer noch nicht kennengelernt hatten. Das hatte auch seinen Grund. Sie war, wie wir jetzt wissen, ständig im Namen der Hunde unterwegs. Außerdem musste sie in dieser Woche Abschied von ihrem Hund Baby nehmen, der über die Regenbogenbrücke gegangen war.

 

Am Tag sechs unseres Urlaubs war es dann soweit. Conny war da, als wir unseren täglichen Rundgang an das Gehege machten. Sie war nicht allein. Eine Nachbarin, Gudrun, und zwei Ihrer Feriengäste waren auch da. Wir erfuhren, dass die beiden sich dazu bereit erklärt hatten, Flugpaten zu spielen und die beiden Hundekinder am nächsten Tag nach Deutschland begleiten sollten. Ein Mädchen Farry zu Ihrem neuen Papa. Ein Mädchen Frizzi auf eine Pflegestelle. Die Mama sollte noch dableiben. Warum genau, weiß ich gar nicht.

 

Mein Mann - so kannte ich ihn gar nicht - fragte dann gleich, ob wir auch Flugpate spielen dürften. So stand es also schnell fest, wir sollten die Hundemama mit nach Deutschland begleiten. Auf sie wartete eine Pflegemama.

Am nächsten Morgen, wir schliefen noch, flogen die beiden Mädchen nach Deutschland.

An diesem Tag ging mir plötzlich das Mamalinchen, so nannte Conny die Hundedame, nicht aus dem Sinn. Sie tat mir leid.

So ganz alleine zurückgelassen in ihrem Gehege.

Kurzerhand fragten wir Norbert, ob wir die Maus mal auf eine unserer Wanderung mitnehmen könnten, um sie ein bisschen abzulenken.

Einen Tag später, am Montag, war es soweit. Conny brachte uns Fancy, so hieß die Hundemama. Sie war total aufgeregt und freute sich sichtlich, dass sie mal aus dem Gehege draußen war. Unser Ausflug war für sie ein tolles Erlebnis. Sie jagte jedem Geruch hinterher. Und bei jeder Katze, die sie sah, machte sie einen Aufstand.

An diesem Tag fragten wir uns das erste Mal, wie es wohl wäre, einen Hund zu haben. Schnell verwarfen wir aber wieder den Gedanken, denn wie sollte das gehen? Beide einen Vollzeitjob, einen Garten ja, aber nicht eingezäunt und zwei Katzen.

 

Nach diesem herrlichen Ausflugstag mit Hund, nahmen wir Fancy noch mit in unser Ferienhaus. Ja, ich weiß, dass man in Frizzi keine Tiere mitbringen darf, aber erzählt das mal den vielen Haustieren des Grundstücks, denen das alles völlig egal ist. Fancy machte es sich gleich auf unserer Decke auf dem Sofa gemütlich. Für sie war der Ausflug scheinbar noch nicht zu Ende. Sie fühlte sich sichtlich wohl.

Es tat uns schon ein bisschen Leid, aber wir brachten sie an diesem Abend zurück in ihr Gehege. Sie hatte einen schönen Tag und morgen würden wir wieder alleine losziehen.

Schließlich wollten wir die Maus ja nur ein bisschen ablenken.

In dieser Nacht war an Schlaf nicht viel zu denken. Fancy heulte die ganze Nacht. Das hatte sie die Nacht vorher ohne ihre Jungen nicht gemacht.

Ich hatte ein super schlechtes Gewissen und beschloss, für den Rest unseres Urlaubs nicht mehr in die Nähe des Geheges zu gehen. Scheinbar hatten wir Erwartungen bei dem Mamalinchen geweckt, die wir aber aus besagten Gründen nicht erfüllen konnten.

 

Wir waren an diesem Dienstagmorgen gerade fertig für unseren nächsten Ausflug, als Norbert in der Tür stand. Conny ließ fragen, ob wir Fancy heute wieder mitnehmen wollten. Wir waren uns einig: 'Nein, denn wir wollten dem Mädchen nicht noch mehr Hoffnung machen.' Da hatten wir allerdings die Rechnung ohne Conny gemacht. Sie zerstreute unsere Bedenken und gab uns die Maus erneut mit.

 

Diesen Tag werden wir beide nie vergessen. Es war unser letzter Tag auf der Insel. Alle unsere Gedanken und Gespräche kreisten nur um das eine Thema: Was wäre, wenn wir Fancy adoptieren würden. Es waren sehr emotionale Gespräche und kontroverse Diskussionen. Vernunft gegen Gefühl. Bedenken gegen Lösungsansätze. Wir kamen zu keinem Ergebnis.

Und immer, wenn wir dachten, eine Lösung gefunden zu haben, scheiterten wir an der Frage, was ist mit unseren Katzen? Wie verändert sich unser Leben aufgrund einer solchen Entscheidung? Uns war klar, es würde sich einiges verändern.

Die Arbeitszeiten müssten anders organisiert werden und vor allem meine Mama, die im Haus lebt, müsste mit der Entscheidung einverstanden sein.

Es müsste schnell ein Zaun um das Grundstück gesetzt werden.

Urlaube müssten zukünftig anders geplant werden und ob wir noch bei allen Freunden mit Hund willkommen sein würden, war auch eine offene Frage. Ja, überhaupt - wir hatten gar keine Menschen mit Hund in unserem näheren Freundeskreis.

 

Mit diesem Durcheinander im Kopf, aber mit der Stimme der Vernunft im Hintergrund gingen wir in unseren letzten Abend auf den Azoren. Norbert und Conny hatten uns auf ein Gläschen Wein eingeladen. Es wurde ein langer Abend. Conny zerschlug alle unsere Bedenken. Fancy wäre der richtige ‚Einsteigerhund‘ für Unerfahrene, wie uns. Und die Katzen würden das schon lernen …

 

Und dann machte sie uns ein Angebot. Wir sollten Fancy auf Probe mit zu uns nehmen. Sollten wir aber feststellen, dass es nicht funktioniert, dürften wir selbstverständlich Kontakt mit der eigentlichen Pflegemama aufnehmen. Ich hätte heulen können, so glücklich war ich über dieses Angebot.

So kam es also, dass wir Fancy am nächsten Morgen nicht nur als Flugpaten, sondern auch als neue Mapas auf Probe mitnehmen durften.

 

Zu Hause angekommen, stand uns die erste Begegnung mit Hund und Katz bevor. Auch hier hatte uns Conny einen wertvollen Tipp mitgegeben: Die Katzen müssen im Haus sein, wenn der Hund das erste Mal die Wohnung betritt. Frei nach dem Motto: Die gehören auch hierher. Es verlief völlig anders, als wir erwartet hatten.

Unser scheuer Kater war neugierig und lies sich vom ersten Tag an nicht vertreiben.

Unsere freche Katze hingegen, ging erst mal stiften. Aber es gab immerhin kein Gebelle und Gebeiße. Vielleicht lag es auch an dem kleinen Stummelschwänzchen, dass Fancy nicht als Feind identifiziert wurde.

 

Die restlichen Urlaubstage waren geprägt von zahlreichen Aktivitäten. Zaun stellen - mit tatkräftiger Unterstützung durch meinen lieben Bruder. Einkäufe für den Hund, denn wir hatten ja nichts, außer der Leine und der Hundebox, die uns freundlicherweise gegen eine Spendenzusage überlassen wurde.

Am Ende unserer Aktivitäten und unseres Urlaubes stand es für uns fest - Fancy bleibt erst mal.

 

Die nächste Herausforderung war, wieder arbeiten zu gehen. Wie würde Fancy das verkraften? Was würde sie in der Zeit alles zu Hause anstellen. Da wir unsere Arbeitszeiten ohnehin aufgrund anderer privater Rahmenbedingungen anpassen mussten, war die Maus aber nie sehr lange alleine.

Auch diese Hürde, war im Nachhinein betrachtet, kein Problem. Fancy verhielt sich vorbildlich. Klar gab es am Anfang ein paar Pfützen und aufgebissene Kissen, aber das gehört schon lange der Vergangenheit an.

Fancy blieb bei uns. Sie lebt nun seit fünfzehn Monaten mit uns zusammen. Wir haben fleißig die Hundeschule besucht und auch schon den ersten gemeinsamen Urlaub verbracht. Es hat aber ein Jahr gedauert, bis wir das Gefühl hatten, jetzt ist sie bei uns wirklich angekommen. Es hat sich gelohnt.

 

Hätte mir jemand vor einem guten Jahr gesagt, dass ich mal auf den Hund komme, dann hätte ich ihm den Vogel gezeigt. Ich - nie!!!!!!!!!!!

 

Fancy hat unser Leben und unsere Lebenseinstellung verändert. Ich jage nicht mehr jeder Staubflocke nach. Tierhaare gehören zu unserem Alltag. Das tägliche Gassigehen tut mir, glaube ich, mehr gut als Fancy. An manchen regnerischen Tagen bin ich die treibende Kraft, die die Dame dazu überreden muss, vor die Tür zu gehen.

Hund und Katzen liegen abends einträchtig um uns versammelt auf dem Sofa. Morgens schaut Fancy als erstes nach, wo die Katzen bleiben, wenn sie nicht schon vor der Terrassentür stehen.

 

Bei ein paar Freunden sind wir mit Hund nicht mehr willkommen - schade, aber uns gibt es eben jetzt nur noch im Dreierpack.

 

Fancy ist meine Work-Live-Ballance, die ich so dringend gebraucht habe. Im Nachhinein betrachtet hat, glaube ich, Fancy uns ausgesucht, da sie wusste, was uns fehlt. Und das ist wirklich so. Erst seit wir Fancy haben, wissen wir, was uns vorher immer gefehlt hat.

Obwohl wir die idealen Voraussetzungen schon jahrelang hatten - großer Garten, Haus direkt am Waldrand, flexible Arbeitszeiten und ein Herz für Tiere - brauchten wir eine kleine Hundedame, um das alles zu begreifen.

Ich danke Fabi für das Vertrauen, dass sie in uns hatte. Sie wusste genau, dass wir füreinander gemacht sind. Mit sehr viel Einfühlungsvermögen hat sie unsere Bedenken zerstreut und uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Außerdem danke ich meiner Mama, die bei uns im Haus lebt. Auch sie konnte sich Fancys Charme nicht entziehen. Wenn alle Stricke reißen, hilft sie aus.

 

Allen Tierliebhabern, denen bisher der Mut fehlte, möchte ich sagen, es geht, wenn man nur will. Es findet sich für fast jedes vermeintliche Problem eine Lösung.

Seit einiger Zeit denke ich vorsichtig über einen Spielkameraden für unsere Fancy nach. Aber wie soll man genau den richtigen Kameraden finden? Was ist, wenn es nicht harmoniert?

Ich habe mich jetzt dazu entschlossen, auf das Schicksal zu warten. Denn das hat uns ja schon einmal zu dem richtigen Hund geführt.

Sammy und Lucky von Susanne Kiwitt

Mein Name ist Susanne, ich bin 51 Jahre alt, verheiratet und habe eine Tochter. Ich wollte schon immer einen Hund, aber wegen der Arbeit blieb dafür keine Zeit. Dann wurde meine Mutter so schwer krank, dass wir sie zu uns nehmen mussten und ich hörte dann auch auf, zu arbeiten.

 

Nach zwei Jahren fiel mir die Decke auf den Kopf und ich wusste, du musst etwas ändern. Da war mir klar: jetzt ist meine Zeit für einen Hund gekommen. Gesagt getan, aber woher sollte er kommen? Wir fuhren in Tierheime, schauten in den Zeitungen nach und besuchtem mehrere Züchter. Aber schnell war mir klar, sowas will ich nicht unterstützen.

 

Zur selben Zeit meldete ich mich bei Facebook an und suchte dort nach einer alten Freundin. Ich fand sie und schaute mir ihre Seite an. Wie gesagt, keine Ahnung wie Facebook funktioniert.

 

Dort fand ich auch einen Bericht über einen Tierschutzverein in der Nachbarstadt und klickte ihn an. Auf dem zweiten Bild war ein Hund aus der Tötung abgebildet und ein Bericht einer gewissen Bimbi Holm. Sie würde im Januar auf die Azoren fliegen und Bertl, wie sie den Hund nannte, nach Deutschland zu sich auf Pflegestelle nehmen. Danach würde sie auf diesem Wege eine Familie für den Schatz suchen.

 

Ich hatte, wie gesagt, keine Ahnung von Fb und dachte, sie lebe in meiner Nachbarstadt und schrieb sie gleich an. Am nächsten Tag ging das Telefon und Bimbi Holm war dran. Schnell war mir klar, die gute Frau kam nicht aus dem Saarland, sondern lebte in München. Somit hatte sich die Sache für mich erledigt, weil ich den Hund ja vorher sehen wollte. Wir unterhielten uns noch eine Weile und verabschiedeten uns.

 

Dann kam der 21. Januar, ich wusste ja, sie fliegt nun, um Bertl zu holen. Ein paar Tage später schrieb ich sie an, nur um mal zu fragen, ob alles gut gegangen ist und ob sie ihn behält. Sie schrieb auch zurück und meinte, sie wisse es noch nicht, würde aber gerne mit mir in Kontakt bleiben. Danach kamen jeden Tag Bilder und Videos und mit jedem Tag verliebte ich mich mehr in Bertl.

Nach einer Woche fragte sie mich, ob ich ihn denn nehmen würde, sie hätte bei mir ein gutes Gefühl. Und - auch wenn ich das zuvor nie gedacht hätte, sagte ich 'ja', ohne den Hund vorher gesehen zu haben. Ich also in München ein Zimmer gebucht, mein Mann nahm sich frei und wir gingen alles kaufen, was ein Hund so braucht. Dann zwei Tage vor dem abgemachten Termin, es war ein Donnerstag, ging morgens das Telefon und Bimbi war dran.

 

Sie sagte: „Susanne es tut mir so leid, aber ich kann Bertl nicht mehr hergeben.“ Sie verstehe es selber nicht, aber sie hätte sich in ihn verliebt. Nach all den Jahren, in denen sie diese Pflegestelle für Hunde mache, sei ihr das noch nie passiert.

Ich war natürlich geschockt und sehr traurig. Sie bat mich, ihr Zeit bis zum Mittag zu geben, sie würde noch einmal darüber nachdenken und sich melden.

 

Ich saß daraufhin zu Hause wie auf glühenden Kohlen und hoffte, sie würde ihre Meinung noch ändern. Aber diese Hoffnung nahm sie mir ein paar Stunden später. Nach einem langen Gespräch mit vielen Tränen meinerseits und ebenso vielen Entschuldigungen ihrerseits, verblieben wir so, das sie mich in die Gruppe Arca Fabiana einlädt. Gesagt getan.

 

Am selben Tag schrieb mich Fabi auch an und versprach mir, dass sie für mich einen anderen Hund finden würde. Natürlich fand ich das wirklich nett und ich konnte Bimbi auch nicht böse sein, aber ich war so traurig, dass ich mir im Moment nicht vorstellen konnte, einen anderen Hund zu nehmen. Ich räumte die ganzen Hundesachen weg und versuchte Bertl zu vergessen, was mir aber nicht gelang.

 

Genau eine Woche später, es war wieder ein Donnerstag, ging das Telefon und Bimbi Holm war dran. Mir wurde ganz heiß und ich glaubte, nicht richtig zu hören, als sie sagte: „Susanne halte mich jetzt bitte nicht für verrückt, aber ich kann Bertl nicht behalten.“

 

Mir stockte das Herz, als sie mir erzählte, dass ihr Hund eifersüchtig sei und nichts mehr fressen würde. Sie wollte es allerdings noch einmal testen: Bertl einer Freundin mitgeben und ihren Hund Fussel beobachten, wenn Bertl nicht im Hause sei.

Sie fragte auch, ob ich denn überhaupt noch In-teresse an ihm hätte, was ich natürlich sofort bejahte. Bimbi würde sich mittags wieder melden. Und wieder begann das Warten und Hoffen, ich war nur noch ein Nervenbündel, als dann um zwei Uhr das Telefon klingelte. Ihre Fussel hatte gefressen, als Bertl nicht im Haus war und somit war alles klar, sie war eifersüchtig. Ich war so happy, obwohl es mir für Bimbi natürlich leidtat. Wir verabredeten uns für Samstag am Stuttgarter Flughafen und ich war so glücklich. Ich konnte es kaum erwarten und dann war es endlich soweit.

Als wir uns sahen, fielen wir uns erst mal in die Arme und ich musste die Tränen zurückhalten. Dann öffnete sie die Autotür und da war er, mein Bertl. Das ganze Hin und Her liegt jetzt zweieinhalb Jahre zurück.

Aus Bertl wurde Sammy und aus mir ein glücklicher Mensch. Mein Mann und ich könnten uns ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen, er ist so ein toller Hund. Und mittlerweile hat er auch einen Bruder, unseren Lucky.

Fabi hat ihn aus der Tötung geholt und wir wollten Pflegestelle für ihn machen. Aber wir wurden tatsächlich Pflegestellenversager und Lucky sollte und durfte dann auch bei uns bleiben.

Danke nochmal an die Arca Fabiana, an Bimbi Holm und Fabi, die auf den Azoren täglich kämpft, um Hunde wie Sammy und Lucky vor dem sicheren Tod zu bewahren.

Graf Koks von Arlene Doust

Am 19. Juli 2013: ein Straßenkaffee in Zürich, meine Freundin und ich schlürfen gemütlich einen Drink in der Sonne. Das Handy piepst … eine Mail: ‘Graf Koks ist immer noch am Leben und in der Tötung. Besteht noch Interesse an ihm?’, schrieb mir die Dagmar von der Arca …

 

Was soll ich jetzt tun? Damit habe ich nicht mehr gerechnet … es ist schon so lange her, seit ich nach ihm gefragt habe … genau zwei Monate ist es her, seit ich das erste Mal sein Foto gesehen habe … wie er da steht hinter Gittern … seine Vorderpfoten halten das Gitter fest … seine Augen sehen nicht in die Kamera … ich weiß nicht, wen er anguckt, aber er freut sich, diese Person zu sehen.

Ich spüre diese Wärme um mein Herz … irgendwas fesselt mich an diesen Kerl mit dem melancholischen Blick und ich denke mir nur: 'Den wird schon jemand adoptiert haben, so hübsch wie er ist … aber trotzdem sagt irgendwas in mir: FRAG NACH IHM …

 

Also schrieb ich diese Mail, mit der Frage, ob er noch lebt. Meine Hoffnung: man sah ihn nicht mehr in der Tötung … und meine zweite Hoffnung: den hat jemand adoptiert.

Diese weißen Pfötchen … ich bekam sie nicht mehr aus dem Kopf.

Und nun … der arme Kerl … seit Monaten sitzt er hinter diesen Gittern, wer weiß wie lange schon. Das aktuelle Foto, dass mir geschickt wurde zeigt, wie abgemagert er ist … wie er der prallen Sonne ausgesetzt ist … durstig sieht er aus.

 

Ich weiß nichts über ihn … weiß nicht wie alt er ist … ob er verträglich ist … ich habe ja zwei Katzen … was, wenn er sich nicht mit ihnen verträgt … was, wenn er irgendwelche Macken hat … mein Mann weiß nichts von meinen Gedanken, weiß nicht, dass dieses Tier längst irgendwie zu mir gehört … wie soll ich ihm das nur beibringen?

Und erst die Hausverwaltung … die wollen keine Hunde … und unser Häuschen ist doch so toll.

Aber wie könnte ich damit leben, dass er eingeschläfert werden könnte … noch schlimmer: verhungert oder gar von einem der anderen Hunde totgebissen wird … der Gedanke ist unerträglich und quälend!

 

Am 22. Juli 2013 … eine Fabiana schreibt mir: ‘Arlene, jetzt brauch ich Deine Entscheidung, Soll ich ihn rausholen? ‘

Ich kann nicht anders: ‘JA! ER IST MEIN BABY’, konnte ich nur antworten. Mein kleiner Graf von Koks … jetzt steht es fest! Zur gleichen Zeit kommt die Meldung im Radio … in England ist ein Prinz geboren, Prinz George … auch ich habe an diesem Tagen einen Prinzen bekommen.

Meinen Kämpfer-Prinzen …Meinen George Herkules Graf von Koks …

 

Ein Monat verging, bis mein Kleiner mir in Frankfurt übergeben wurde … ich schaute ihn an und wusste: Das Schicksal hat ganze Arbeit geleistet. Heute, drei Jahre später: keine einzige meiner Sorgen ist eingetroffen. Ich habe meinen Seelenhund gefunden … eine Liebe, die ich nicht beschreiben kann! Keine Sekunde habe ich diese Entscheidung bereut, diese Entscheidung: FÜR IHN … FÜR UNS!